Mein Drilling wird nächstes Jahr 100 Jahre alt. Der Drilling meines Pächters stammt von seinem Großvater und ist fast gleichalt. Mein Suhler Franklin hat Blitzschlosse und natürlich Stecher. Die Abzüge hab ich noch nie problematisch empfunden. Eher im Gegenteil, ich finde sie angenehm. Mag sein das mir die verhältnismäßig geringe Anzahl an Vergleichen die ich habe da ein Problem verheimlicht. Zeit zum Stechen war bisher immer und Schrot oder FLG empfinde ich auch als für mich in Ordnung. Warum der Stecher heutzutage abgelehnt wird ist mir auch ein Rätsel, abgesehen vom Nagant haben alle meine Waffen einen deutschen oder Rückstecher. Allerdings ist auch keine meiner Waffen jünger als 50 Jahre. Ich seh überhaupt nicht ein warum ich für eine neue Waffe Geld ausgeben soll, wo es doch so viele wunderbare Jagdwaffen älteren Baujahres kaum gebraucht zu kaufen gibt. Vielleicht bin ich da sentimental, naiv oder unmodern, ich kann jedoch keinerlei Vorteil an einer vergleichbaren modernen Waffe erkennen, außer den Einnahmen für den Hersteller. Aber mal ehrlich, ich kauf doch keinen modernen Repetierer für 3000 Euro in .3006 wenn ich eine gut erhaltene 7x64 für 300 Euro bekomme. Wenn mir das einer erklären könnte...
Du darfst erwerben, was immer Du möchtest und jagen gehen, womit immer Du möchtest, so lange Du anderen zugestehst, ihre Entscheidungen zu treffen dich nicht mühst, sie - mit deinem extrem überschaubaren jagdlichen Erfahrungshorizont - aufgrund dessen zu diffamieren.
Bei rationaler Betrachtung können sich die Nachteile von Blitzschlossen und die Verwendung von Stecherabzügen durchaus erschließen und man kann dann auch begreifen und akzeptieren, dass der Stecher die notwendige 'Krücke' war um die Defizite hoher Abzugsgewichte zu kompensieren. Ich habe auch eine Waffe mit Rückstecher und komme damit klar, den Vergleich mit einem guten Direktabzug kann sie aber eben nicht bestehen.
Die SEM in Verbindung mit einem 'kleinen' Glas schafft eben z.B. limitierende Rahmenbedingungen, die für den Einzelnen ohne Bedeutung sein mögen oder auch ganz bewusst akzeptiert werden. Wer das Glas wechseln möchte, muss halt wissen, dass sich da vorab mal eine Baustelle auftut, mit der man umgehen muss. Ich hatte einen S&S 3000 (7x65R, .22 WM, 12/70) und habe ihn verkauft, weil mir (!) die Summe der Restriktionen/ Defizite zu groß erschien.
Wenn Du nicht sehen kannst, warum Du für eine moderne/ zeitgemäße Waffe Geld ausgeben solltest, dann mag das für dich absolut in Ordnung sein. Die jeweiligen Innovationen/ Optionen mögen nicht für jeden von Relevanz sein.
Hinsichtlich der Dämpfung der Waffen war ich auch ursprünglich der Auffassung, ich brauchte das nicht und hätte ja einen aktiven Gehörschutz. Nachdem ich dann die eine oder andere Waffe mit Dämpfer geschossen hatte, musste ich mir das Eingeständnis eines Irrtums stückchenweise erarbeiten. Abgesehen vom Komfort für den Schützen, sind es mir allein die Ohren meiner Hunde wert, mit schallgedämpften Waffen zu schießen.
Meine Kippläufe haben keinen Dämpfer, ich gebe mich aber auch nicht der Illusion hin, so ein Kipplauf hätte gegenüber einem schallgedämpften Repetierer nicht einige zählbare Nachteile. Ich renne mit dem Kipplauf los, weil ich das möchte und bewusst so entscheide und werde der Welt nicht erklären, dass ein solcher waffentechnischer Anachronismus das bessere Jagdgewehr wäre.
grosso