Den letzten Weg mit einem geliebten Menschen gehen

GMV

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Den letzten Weg mit einem geliebten Menschen gehen.

Liebes Forum. Ein Sprichwort sagt, „ernste Dinge bespricht man am besten mit engen Freunden oder absolut Fremden.“ Da meine engsten Freunde kaum die Erfahrung haben, die ich bald machen muss, möchte Ich daher Euch etwas fragen.

Ich möchte bitten, diese Zeilen nicht als Ruf nach Mitleid zu missverstehen. Ich erhoffe mir viel mehr Erfahrungen und Ratschläge, damit ich so wenig wie möglich bereue, wenn es denn so weit ist. Ich habe heute erfahren, dass meiner geliebten Mutter nur noch wenig Zeit bleibt.

Was kann man am besten in den letzten Tagen/Wochen / Monaten tun, bevor es zu spät ist? Gibt es etwas, was Euch im Nachhinein gereut hat, getan, nicht getan oder vergessen zu haben? Jeder Hinweis oder Beitrag wird dankend zur Kenntnis genommen.

Ich werde dementsprechend in nächster Zeit hier wenig schreiben. Leider liegt damit auch das nächste angedachte Tutorial erstmal auf Eis. Aber das ist mir ehrlichgesagt natürlich momentan völlig unwichtig.

Bitte schreibt hier rein, oder wenn Euch das zu persönlich ist, schreibt mir gerne eine PM.

Ich hoffe, es ist ok, das hier zu posten.


Vielen Dank,
G
 
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Was mich auch nach Jahren noch umtreibt sind die ungesagten Dinge, und besonders die ungefragten.

Was ich noch für wichtig halte: wenn jemand gehen möchte, weil es ihm unerträglich geworden sein sollte, sollte man seinen Willen respektieren.

Alles Gute auf dem Weg.
 
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Nichts ist wichtiger als gemeinsame Zeit.

Egal was du tust, wenn ihr es zusammen tut, wird es am Ende gut sein.

Ich kann dir keine Punkte einer "todo-liste" nennen... und das ist auch nicht wichtig.

Sprich mit ihr, was sie gerne tun würde. Zeig ihr deine Zuneigung und Liebe.
Wenn es Kinder/Enkel gibt, lass sie zur Oma...

Redet offen über alles. Nichts verheimlichen oder beschönigen, wenn alle wissen wie es wirklich ist.


Ich wünsche euch allen viel Mut und Kraft. Und letztendlich die Liebe zueinander, das alles durchzustehen und auszuhalten.


Gruß Flo
 
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Einfach immer da sein für sie.

Sich auf den Weg einlassen und ihn wahrhaftig begleiten.

Ich habe meine Mutter so ihre letzten Monate gepflegt (hatte mir unbezahlten Urlaub genommen dafür) und war am Ende vollkommen erschöpft, aber mit mir auch vollkommen im Reinen.

Ich wünsche dir von Herzen die nötige Kraft und Konzentration.
 
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Ich wünsche Kraft und Zuversicht für den Weg, der vor euch liegt.

Alles wichtige wurde schon gesagt:

Meiner Meinung nach gibt es drei Phasen, in denen man für eine gesunde Trauerarbeit in Vorleistung gehen kann:

1. Die Vergangenheit:
Zeit verbringen, sich erinnnern, miteinander lachen, ins Reine kommen (das muss jetzt nicht heißen, dass was im Argen liegt, man sollte aber alles gesagt haben, was gesagt werden muss)

2. Die Gegenwart:
Zeit verbringen, unternehmen, was noch geht.
Aber auch: Wenn sie planen will (Beerdigung, etc.), mach mit und sei eine Hilfe... das ist manchen Leuten wichtig, die kurz vor dem letzten Gang stehen...

3. Das Sterben und der letzte Gang:
Wenn du dazu was wissen magst, sag bitte bescheid. Ich sprech da recht offen drüber, das verpackt aber nicht jeder...

Ganz wichtig: Egal, wie hart oder schlimm es wird: Wir wanken und wir weichen nicht!
 
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Die gemeinsame Zeit ist das wichtigste, meine Mutter hat die letzten 5 Jahre bei uns im Haushalt gelebt und ist auch zuhause dann gestorben (mit 95).
Meine Mutter war leider völlig dement, da bleiben oft nur Gefühle und Emotionen, Zärtlichkeiten/Berührungen/in den Arm nehmen. Wenn sie gut drauf war, konnte sie noch ziemlich präzise aus Kinder- und Jugendtagen berichten, u.a. die Bombadierung von Dresden während ihrem Arbeitsdienst dort...

Wir haben oft in alten Fotos gestöbert (die ich heimlich hinten beschriftet habe, weil sonst ihre Kenntnisse verloren gewesen wären).

Meiner Frau hat sie das Tagebuch von deren Oma in Sütterlin vorgelesen, meine Mutter hat zwar nicht verstanden, was sie gelesen hat, war aber erfüllt, weil sie gespürt hat, das ist was sinnvolles beizutragen. Ich war in dieser Zeit Hausmann, meine Mutter hat sich gerne an der Wäsche beteiligt, hat mit zusammengelegt, manchmal auch noch etwas repariert (sie war Jahrzehnte als Schneidermeister selbständig).

Wir haben Spaziergänge gemacht, sie war oft tagsüber mit mir im Revier, sie war an allem interessiert, auch wenn sie es Momente später wieder vergessen hatte.

Wir hatten ein festen Tagesrhythmus durch den Pflegedienst, haben in der Regel gemeinsam gegessen.

Als strenge Katholikin war sie sehr gerne am Sonntag beim Gottesdienst (mich hat das Geschwätz von diesen Typen hoch regelmäßig auf die Palme gebracht), aber meine Mutter war emotional dadurch "aufgeräumt", sie wußte zwar nicht mehr um was es konkret gegangen war, aber gefühlsmäßig hat sie das gestärkt.


Nachtrag:
Meine Dackels waren allesamt keine "Kuschelmonster", aber wenn sich meine Mutter aufs Sofa gesetzt/gelegt hat, waren sie sofort zur Stelle.
Als meine Mutter zu uns kam hatte ich drei Dackels, zwei gingen altersbedingt in diesen 5 Jahren - da war die Demenz ein Segen, sie hat sich am verblieben genauso gefreut wie zuvor mit allen drei. Der Kontakt von meiner Mutter zu den Hunden war ihr auch wichtig und lieb.
 
Zuletzt bearbeitet:
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Gibt es etwas, was Euch im Nachhinein gereut hat, getan, nicht getan oder vergessen zu haben? Jeder Hinweis oder Beitrag wird dankend zur Kenntnis genommen.
nutze jeden möglichen Moment der euch noch zur Verfügung steht - ich wünsche dir viel Kraft auf deinen Weg
 

DKN

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25 Aug 2021
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Hi,

Ich beschränke mich mal auf medizinischen Rat ohne die Situation genau zu kennen. Kontaktiere den SAPV, in der Regel stellt der Hausarzt eine Überweisung aus wenn die Patienten zuhause gepflegt werden. Damit hast du eine optimale Betreuung von Personen, denen solche Situationen wichtig sind, die hochmotiviert und bestmöglich ausgestattet sind. Das macht vieles sehr viel leichter.

Alles Gute!

VG
 
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Das tut mir sehr leid, lieber @GMV .
Nutzt die verbleibende Zeit zusammen und sprecht auch über Dinge, die sonst erst danach auf den Tisch kommen. Was wünscht sich Deine Mutter? Gibt es Vorstellungen für den letzten Weg? Ist alles “irdische” (nachlassbezogen) soweit geregelt (ja, es fühlt sich nicht gut an, das Thema aufzuführen)?
Euch steht eine schwere Zeit ins Haus - aber auch dafür gibt es professionelle Unterstützung. Lass Hilfe zu und nimm sie an. In den Palliativ-Teams gibt es auch psychologische Trauerbegleitung / Sterbebegleitung.

Alles Gute für Dich, Deine Mutter, Deine Familie
 
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Hallo GMV,

das tut mir leid für Euch. Ich kann es gut nachvollziehen, da ich seit über einem Jahr in einer ähnlichen Situation bin. Krebs bei meiner Freundin.

Es ist schon viel gutes gesagt worden. Zwei Sachen, die mir einfallen dazu.

Ich gehe mit der Situation sehr offen um. Freude, Kollegen etc. wissen Bescheid. So etwas bestimmt Dein Leben, Du veränderst Dich eventuell, verhältst Dich anders. Wenn Dein Umfeld Bescheid weiß warum, geht vieles einfacher.

Achte auf Dich selbst! Nimm Dir auch Zeit für Dich, mach Pausen. Es hilft keinem, wenn Du Dich selber verheizt.

Ich wünsche Euch viel Kraft und genießt jeden Augenblick zusammen!

Gruß
Waltherchen
 
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Zum Thema Pallitativ Team kann ich nur beitragen, dass es manchmal auch sinnvoll ist Verantwortung abzugeben. Die gesammte Situation ist sehr emotional belastend und man sollte sich auch klar sein, dass man manche Entscheidungen abgeben sollte und auch Ihren Entscheidungen, die auf häufig langjährige Erfahrung beruft, vertrauen. Und da fällt nicht nur medizinische sondern auch pflegerische Empfehlungen.
 
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Meine Großeltern sind Anfang Juli innerhalb von vier Tagen im Alter von von 94 und 95 Jahren verstorben. Bis Anfang April waren beide noch im eigenen Haus und lebten relativ eigenständig.
Danach permanenter Wechsel zwischen Pflegeheim und Krankenhaus. Zu der immensen emotionalen Belastung kam dann noch der Kampf mit Verwaltung und Gesundheitssystem, der unglaublich zeitaufwendig und belastend war. Dadurch kamen manche Dinge zu kurz.
Als mein Opa ging, hatte ich ihm die Hand gehalten, und einen Tag später wurde mir bewusst, was meine Großeltern alles für mich getan hatten und was wir für eine glückliche Kindheit auch wegen Ihnen hatten. Und ich hatte es nicht auf die Reihe bekommen Ihnen das rechtzeitig zu sagen und mich für so vieles zu bedanken. Das hat mich völlig fertig gemacht. Habe ihnen dann einen langen Brief mit in die Urnenwand gegeben. Was ich sagen will, Dinge noch rechtzeitig sagen, damit man es nicht bereuen muss, sie nicht gesagt zu haben.
Und ich hatte so gerne. Noch mal mit meinem Opa seine Bergmannssuppe gekocht oder sein Rezept für seine Pilzpfanne bekommen. Oder mit der Oma ihren Grumbeerkuche gebacken. Solche Dinge hat auch nicht aufschieben, die eine besondere Bedeutung haben.
Das klingt wahrscheinlich jetzt alles ein bisschen wirr, aber ich bin grad wieder down und hoffe, dass Du verstehst, was ich sagen will.
 
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Hallo G.

Sowohl mein Vater als auch meine Mutter haben wir in ihren letzten Stunden begleiten müssen und auch dürfen. Meine Mutter war zum Schluß sehr stark Dement und sie hat uns nicht mehr erkannt.
Mit meinem Vater hatte ich ein sehr gespanntes Verhältnis; sein Charaket war nun gelinde gesagt, genauso wie meiner nicht sehr einfach. Gleiche Meinung war bei uns nicht Selbstverständlich. Als Pflegefall der uns die Hauspflege mit Sicherheit nicht einfach gemacht hat , muste er die letzten Tage seines Lebens in ein Pflegeheim, geplant nur Vorübergehend umd unsere Mutter einen dringend Benötigten Kur- und Rehaaufernthalt überhaupt zu ermöglichen. Ich habe ihm in Pflegeheim regelmäsig besucht; die Besuche waren nicht immer Stressfrei... bei seinem letzten Besuch ( Emotionaler Empfindungern waren ihm Fremd) fragte er mich plötzlich ob ich ihm wegern der Differenzen die wir hatten und er es mir nicht immer leicht gemacht hat; verzeihen könne.

Ich habe ihn gesagt das ich das nicht könnte weil ich es nicht bräuchte. Wir währen 2 sehr unterschiedliche Characktere, die jeden von uns einzigartig und damit auch Wertvoll mache; das es dort Differenzen geben könnte währe in der Natur der Dinge und letzendlich eine Logische Schlussfolgerung. Er hätte sein; von vielen geachtete und Respekierte Persöhnlichkeit; ich hätte die meinige. Kein Grund sich etwas aus der Vergangenheit zukünftig Vorzuhalten und nichts wofür wir den anderen um Entschuldigung bitten müssen.

2 Tage später ist er in Folge eines Herzanfalles in meinem Beisein verstorben. Ich durfte ihn in Vertretung der Familie: meiner Mutter und meinen Geschwistern die Hand halten.

Heut vermisse ich in den Gesprächen eines : wir wußten das einer bald geht; und trotzdem wurde es verdrängt. Offenbahrt hat es sich mir als die Pflegeleitung mich fraget welchers Bestattungunternehmen... da wurde mir eingentlich klar das trotz aller Vorkehrungen die wir unter uns Geschwistzer mit unseren Eltern Abgesprochen haben ( Patientenverfügung; Vermögensvorsorge; Bestimmung von Auffenthaltsrecht; dafür Vertretungsvollmachten...)
wir uns um das Eigentliche nicht Bemüht hatten.

Das deine Mutter nur noch wenig Zeit mit euch verbringen kann; und ihr mit ihr; ist euch allen
bewußt. Es ist schmerzlich, die Erinnerungen und das tägliche Gedenken an dem zusammen erlebten an der Vergangenheit geknüpft.

Bevor ihr wußtet das die Mutter gehen muß; waren immer aller Planungen; Überlegungen; Wünsche und auch Versagungen durch das Morgen und dem weiteren geschehenden gebunden...

Und nun die Erkenntnis das es ein weiteres ( wohl) nicht mehr lange geben wird. Und das Schmerzt und Blockiert noch mehr.

Mein Rat : Nimmte das Leben für Morgen gemeinsam wieder auf. Setzt euch direkt und Bewußt damit auseinander. Und wen ihr die Mutter nach ihren Wünschen fragt wie die Trauerfeier aussehen sollte; wer noch geladen werden soll; welche Koräle gesungen; welcher Kuchen gereicht werden sollten; wie der Grabschmukt.. welche weiteren wünsche " zum Bestellen ihres Hauses" sie gerne zu Lebzeiten noch getroffen hätte...

Das alles macht es dann da Bewußt zusammen Erlebt als Gemeinsames das Unausweichliche Ertragbar... mann hat zum Anáusweichlichen alles selber getan. Oder es zumindest Gemeinsam Versucht.

Es gibt dem Gehenden auch das Gefühl zusammen alles getan nzu haben um keine offenen Fragen stehen zu lassen.
 

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