Horrido
@GMV,
zuerst einmal wünsche ich Dir und deiner Familie viel Kraft und deiner Mutter einen (relativ) guten Übergang über die Regenbogenbrücke.
Bei meinem Vater habe ich damals (2015) alles verdrängt. Irgendwie habe ich es nicht "geregelt" bekommen, das der sonst so starke Mann, kurz davor ist, uns zu verlassen...
Eine Woche vor seinem Tot ist er noch, mit Mutter als Beifahrer und RedNose auf der Rückbank, die knapp 100 KM ,in die Klinik gefahren. Das hat er sich nicht nehmen lassen. Es hat ihn auch nicht interesssiert, das ich an der Klinik Schweißgebadet (nicht nur im Wortsinn) war!
Drei Tage vor seinem Tot haben wir, im ganz kleinen Kreis, noch seinen 81ten gefeiert. Dann wurde er immer schwächer.
An seinem Totestag bin ich morgens, wie immer, auf die Arbeit gefahren. Meine liebe Kollegin, mit der ich damals schon viel über "Gott und die Welt" geredet hatte, hat erkannt, das etwas mit mir sein muss. Als ich erzählte, was die letzten beiden Tage zuhause war, hat sie mich, fast mit Schlägen, gedrängt, nach Hause zu fahren. Dafür werde ich ihr auf Ewigkeiten Dankbar sein! Auch weil ich das bis dahin noch nie erlebt hatte...
Ich habe dann noch knapp 2 Stunden bei Vater gesessen und wir haben uns, unter Anderem, über die Jagd (ich hatte den Schein noch nicht) unterhalten.
Wie ich, mal schnell, auf nen Kaffee und ne Kippe, in meine Wohnung bin, auch um in der Klinik Bescheid zu geben, das er wohl am kommenden Montag nicht zum Termin erscheinen wird, ist er verstorben. Meine Mutter war, kurz nachdem ich hoch bin, zu ihm auf die Couch und sie haben "Händchen gehalten". So habe ich die Beiden dann vorgefunden. Nur, das der Bauch von Vatter, sich nicht mehr bewegt hat...
Nun, 9 Jahre später, wird es bei meiner Mutter (fast 89 Jahre) auch nicht mehr sooooo lange dauern. Auch sie wird immer schwächer. Sie hat seit einigen Jahren Pflegegrad 4, ist so gut wie Taub, hat "Altersdemenz", ist Inkontinent, hat offene Füße (kein Zucker) und kann daher auch kaum noch laufen.
Wir (meine Schwester und ich) versuchen ihr die restlichen Tage, die sie noch hat, so angenehm wie irgendwie möglich zu machen.
Hauptsächlich "kümmert" sich meine Schwester um Mutter. Wir wohnen ja alle im selben Haus, was noch immer Mutter gehört.
Meine Schwester ist die letzten 20 Jahre immer nach "Malle" geflogen. In der Zeit habe ich mir immer Urlaub genommen und war ganz für Mutter bzw Vater da.
Am kommenden Montag geht meine Schwester wieder in ihren, verdienten, Urlaub. Auch ich habe ab dann Urlaub. Alle Freunde, Bekannte und Kollegen wissen, das mich dann niemand anrufen braucht. Einfach weil ich dann ganz für Mutter da sein werde.
Ich werde versuchen, sie mal wieder aus dem Haus zu bekommen. Sie traut sich nicht mehr richtig die 5 Stufen vorm Haus runter. Und dann einige Schritte ums Haus herum...
Auch wollte sie neulich Hefeklöße machen. Aber das hat sie schnell wieder verworfen, weil sie sich nicht mehr ans Rezept erinnern kann. Daher ist eines der Dinge auf meiner Liste, Hefeklöße zu machen. Auch werde ich mal fragen, was sie gerne für einen Kuchen essen möchte und, wenn es irgendwie möglich ist, mit ihr zusammen backen. Dafür hätte meine Schwester keine Geduld...
Oder auch evtl. mal Einkaufen fahren. Wenn sie (Mutter) sich das zutraut...
Hier im Tröt hat jemand geschrieben, das seine Mutter noch, hin und wieder, Sachen geflickt hat. Auch da haben wir unsere Erfahrungen
Mutter hat immer, nach dem Waschen, die Strümpfe auf Löcher kontrolliert, geflickt und zusammen gelegt. Naja, waschen geht schon seit 7 Jahren nicht mehr. Aber sie schaut immer noch nach, ob da Löcher sind und legt sie immer noch zusammen. Auch wenn wir es anschließend nochmal machen. Weil sie es auch nicht mehr erkennt, ob da Löcher sind oder die Farben nicht zueinander passen.
Es ist für Mutter und uns wichtig, das sie noch einige Sachen machen kann. "Ich will doch nicht ganz einrosten" ist ihr Lieblingsspruch. Dann lassen wir sie auch machen. Auch wenn wir es nachher nochmal machen müssen. Der gute Wille zählt...
Auch freut sie sich immer, wenn sie aus dem Küchenfenster "ihren" Apfelbaum sehen kann. Und die vielen Äpfel, die daran hängen. Oder die Erdbeeren, die ich in diesem Jahr gepflanzt habe. Es sind zwar nur 2 - 3 Erdbeeren (für mich, meine Schwester und Mutter) am Abend, aber sie freut sich über die "Beute" (ihr Spruch).
Versuche, wie schon geschrieben, noch viel gemeinsame Zeit mit deiner Mutter zu verbringen. Und sich an die "guten Tage" zu erinnern. Auf beiden Seiten... Es wir Euch allen gut tun...
Das mache ich, seit einiger Zeit auch...
Ich, für meinen Teil, habe (hoffendlich) meine Aufgaben erledigt. Das Testament ist gemacht, alle Zugänge zu irgendwelchen "Internet - Sachen" sind hinterlegt, genauso wie zu allen Versicherungen usw.. Auch haben meine Schwester (ist 7 Jahre älter) und meine liebe Kollegin (ist 19 Jahre jünger / sie ist längst eine gute Freundin) haben je eine "Vorsorgevollmacht" und "Patientenverfügung", sowie komplette Bankvollmachen ("über den Tot hinaus") für mich. Auch habe ich mit beiden geklärt, wie zu verfahren ist, wenn ich nicht mehr selber entscheiden kann und auch wie ich mir meine "Trauerfeier" / Beerdigung vorstelle. Für den Fall, das ich irgendwann nix mehr habe (weil "Heim"), werde ich demnächst einen einen Bestatter aufsuchen und einen entsprechenden Vertrag (mit Treuhandkonto) abschließen. Meine "Erben" sollen keine Schulden von mir erben...
RedNose
(der hofft, das er bis "zum Schluß" in seinem "Geburtshaus" bleiben kann...)