Den letzten Weg mit einem geliebten Menschen gehen

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23 Jan 2021
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Wünsche Dir viel Kraft und Stärke.

Lass kleine Rituale aufleben, die Du als Kind oder Jugendlicher mit ihr hattest. Meine Mutter brachte gelegentlich Essen von McDonalds mit, wenn sie in der Innenstadt war. Als sie im Hospiz ihre letzte Reise antrat, brachte ich ihr das gleiche dorthin mit. Ein Bissen BicMac, 2 Pommes. Viel ging nicht mehr. Aber wir konnten den Moment teilen.
 
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@GMV
Ich habe das mit meiner Mutter 1998 gemeinsam durchgestanden. Bei ihr wurde damals Krebs diagnostiziert, höchstens noch ein viertel Jahr, so hieß es...
War für uns alle ein Hammer - das kam ohne Vorwarnung.
Wir haben dann gemeinsam ein (recht gutes) Jahr verlebt. Ich hatte eh immer eine besondere Verbindung zu meiner Mutter, meine Eltern haben zu dem Zeitpunkt auch mit in unserem Haus gelebt. Weitermachen hieß die Devise, wir haben alles zusammen gemacht, Arztbesuche, geheult, gelacht... Meine noch kleinen Kinder waren stets um sie herum. Wir haben einfach zusammen "gelebt" und oftmals sagte sie, das sie eigentlich garnicht glauben kann, das sie so krank ist. Zeit, wie hier auch schon von einigen gesagt wurde, gemeinsame Zeit, die ist wichtig.
Und: Man darf "das Thema" auch ruhig mal ansprechen und über seine eigenen Nöte reden.
Ich wünsche dir alles Gute.
 
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Horrido @GMV,

zuerst einmal wünsche ich Dir und deiner Familie viel Kraft und deiner Mutter einen (relativ) guten Übergang über die Regenbogenbrücke.

Bei meinem Vater habe ich damals (2015) alles verdrängt. Irgendwie habe ich es nicht "geregelt" bekommen, das der sonst so starke Mann, kurz davor ist, uns zu verlassen...

Eine Woche vor seinem Tot ist er noch, mit Mutter als Beifahrer und RedNose auf der Rückbank, die knapp 100 KM ,in die Klinik gefahren. Das hat er sich nicht nehmen lassen. Es hat ihn auch nicht interesssiert, das ich an der Klinik Schweißgebadet (nicht nur im Wortsinn) war!

Drei Tage vor seinem Tot haben wir, im ganz kleinen Kreis, noch seinen 81ten gefeiert. Dann wurde er immer schwächer.

An seinem Totestag bin ich morgens, wie immer, auf die Arbeit gefahren. Meine liebe Kollegin, mit der ich damals schon viel über "Gott und die Welt" geredet hatte, hat erkannt, das etwas mit mir sein muss. Als ich erzählte, was die letzten beiden Tage zuhause war, hat sie mich, fast mit Schlägen, gedrängt, nach Hause zu fahren. Dafür werde ich ihr auf Ewigkeiten Dankbar sein! Auch weil ich das bis dahin noch nie erlebt hatte...

Ich habe dann noch knapp 2 Stunden bei Vater gesessen und wir haben uns, unter Anderem, über die Jagd (ich hatte den Schein noch nicht) unterhalten.

Wie ich, mal schnell, auf nen Kaffee und ne Kippe, in meine Wohnung bin, auch um in der Klinik Bescheid zu geben, das er wohl am kommenden Montag nicht zum Termin erscheinen wird, ist er verstorben. Meine Mutter war, kurz nachdem ich hoch bin, zu ihm auf die Couch und sie haben "Händchen gehalten". So habe ich die Beiden dann vorgefunden. Nur, das der Bauch von Vatter, sich nicht mehr bewegt hat...

Nun, 9 Jahre später, wird es bei meiner Mutter (fast 89 Jahre) auch nicht mehr sooooo lange dauern. Auch sie wird immer schwächer. Sie hat seit einigen Jahren Pflegegrad 4, ist so gut wie Taub, hat "Altersdemenz", ist Inkontinent, hat offene Füße (kein Zucker) und kann daher auch kaum noch laufen.

Wir (meine Schwester und ich) versuchen ihr die restlichen Tage, die sie noch hat, so angenehm wie irgendwie möglich zu machen.

Hauptsächlich "kümmert" sich meine Schwester um Mutter. Wir wohnen ja alle im selben Haus, was noch immer Mutter gehört.
Meine Schwester ist die letzten 20 Jahre immer nach "Malle" geflogen. In der Zeit habe ich mir immer Urlaub genommen und war ganz für Mutter bzw Vater da.

Am kommenden Montag geht meine Schwester wieder in ihren, verdienten, Urlaub. Auch ich habe ab dann Urlaub. Alle Freunde, Bekannte und Kollegen wissen, das mich dann niemand anrufen braucht. Einfach weil ich dann ganz für Mutter da sein werde.

Ich werde versuchen, sie mal wieder aus dem Haus zu bekommen. Sie traut sich nicht mehr richtig die 5 Stufen vorm Haus runter. Und dann einige Schritte ums Haus herum...

Auch wollte sie neulich Hefeklöße machen. Aber das hat sie schnell wieder verworfen, weil sie sich nicht mehr ans Rezept erinnern kann. Daher ist eines der Dinge auf meiner Liste, Hefeklöße zu machen. Auch werde ich mal fragen, was sie gerne für einen Kuchen essen möchte und, wenn es irgendwie möglich ist, mit ihr zusammen backen. Dafür hätte meine Schwester keine Geduld...
Oder auch evtl. mal Einkaufen fahren. Wenn sie (Mutter) sich das zutraut...

Hier im Tröt hat jemand geschrieben, das seine Mutter noch, hin und wieder, Sachen geflickt hat. Auch da haben wir unsere Erfahrungen :)

Mutter hat immer, nach dem Waschen, die Strümpfe auf Löcher kontrolliert, geflickt und zusammen gelegt. Naja, waschen geht schon seit 7 Jahren nicht mehr. Aber sie schaut immer noch nach, ob da Löcher sind und legt sie immer noch zusammen. Auch wenn wir es anschließend nochmal machen. Weil sie es auch nicht mehr erkennt, ob da Löcher sind oder die Farben nicht zueinander passen.

Es ist für Mutter und uns wichtig, das sie noch einige Sachen machen kann. "Ich will doch nicht ganz einrosten" ist ihr Lieblingsspruch. Dann lassen wir sie auch machen. Auch wenn wir es nachher nochmal machen müssen. Der gute Wille zählt...

Auch freut sie sich immer, wenn sie aus dem Küchenfenster "ihren" Apfelbaum sehen kann. Und die vielen Äpfel, die daran hängen. Oder die Erdbeeren, die ich in diesem Jahr gepflanzt habe. Es sind zwar nur 2 - 3 Erdbeeren (für mich, meine Schwester und Mutter) am Abend, aber sie freut sich über die "Beute" (ihr Spruch).

Versuche, wie schon geschrieben, noch viel gemeinsame Zeit mit deiner Mutter zu verbringen. Und sich an die "guten Tage" zu erinnern. Auf beiden Seiten... Es wir Euch allen gut tun...
Das mache ich, seit einiger Zeit auch...

Ich, für meinen Teil, habe (hoffendlich) meine Aufgaben erledigt. Das Testament ist gemacht, alle Zugänge zu irgendwelchen "Internet - Sachen" sind hinterlegt, genauso wie zu allen Versicherungen usw.. Auch haben meine Schwester (ist 7 Jahre älter) und meine liebe Kollegin (ist 19 Jahre jünger / sie ist längst eine gute Freundin) haben je eine "Vorsorgevollmacht" und "Patientenverfügung", sowie komplette Bankvollmachen ("über den Tot hinaus") für mich. Auch habe ich mit beiden geklärt, wie zu verfahren ist, wenn ich nicht mehr selber entscheiden kann und auch wie ich mir meine "Trauerfeier" / Beerdigung vorstelle. Für den Fall, das ich irgendwann nix mehr habe (weil "Heim"), werde ich demnächst einen einen Bestatter aufsuchen und einen entsprechenden Vertrag (mit Treuhandkonto) abschließen. Meine "Erben" sollen keine Schulden von mir erben...

RedNose
(der hofft, das er bis "zum Schluß" in seinem "Geburtshaus" bleiben kann...)
 
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@GMV
Ich wünsche Dir Stärke auf diesem Weg.

Ich finde eine Mutter ist durch nichts zu ersetzen. Sie einen unter Schmerzen geboren.
Als meine Mutter im Hospiz gestorben ist war ich an ihrer Seite und das über viele Stunden.
Ich habe gesehen und gehört wie ihr Leben an ihr vorbei zog.
Es war die bisher schlimmsten Stunden in meinem Leben.

Raten kann ich dir nichts, nur Stärke und Emphatie wünschen.
 

Wheelgunner_45ACP

Moderator
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Wünsche dir alle Kraft du du brauchts, für den Weg, der vor dir liegt. An manchen Stelle wirst du verzweifeln, aber dann gibt es auch wieder erfreuliches. Hab das über 8 Jahre lang mit meinem Vater erlebt. Nimm dir so viel Zeit wie geht, das kann dir hinterher keiner nehmen. Mein Vater ging am Tag mach den 53zigten Hochzeitstag meiner Eltern. Er ging mit sich im reinen und hat sich den ganzen Tag über von meiner Mutter verabschiedet.

Ich hab gestern erfahren, dass der 26jährige Sohn meines Kollegen (61Jahre) verstorben ist. Im Februar war er nach 3 Jahren Kampf als Leukämiefrei diagnostiziert. Mitte April war der Scheiß wieder da. Und am WE wollte sein Körper einfach nicht mehr. Am 01.08 noch ein Fernstudium angetreten, Stammzellenübertragung vor 2 Wochen problemlos überstanden. Ich sitze immer noch da und schüttle den Kopf . . .
 
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Als es mit meiner geliebten Mutter zu Ende ging, war ich so oft bei Ihr, wie es ging. Dann sagte sie mir, Du hast Dein eigenes Leben, Du must nicht ständig kommen.
So war sie. Völlig selbstlos.
Ich war dann trotzdem da, wir haben viel über "alte Zeiten" gesprochen und über manches, was bis dato verdrängt worden war. Die Kriegsgeneration war halt etwas verschlossener, kein Wunder. Ich habe Ihr immer wieder an Hand von Beispielen aufgezeigt, was für eine wundervolle Mutter sie war! Das hatte sie selbst garnicht so empfunden...
Nutze die Zeit die euch noch bleibt. Es ist unwiederbringlich.
 
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Mein Schwiegervater ist an einer Lungenkrankheit gestorben, den haben wir eng mit der Familie begleitet. Er hat viel vorab geklärt, das war toll. Wo es hart auf hart kam hat er sich noch für Gerätemedizin umentschieden,und auch da konnten ihn wir begleiten. Zeit, das ist was man geben kann. Schön ist, wenn die betreffende Person nicht alleine sein muss.

Bei meiner Oma war es auch so. Nachdem die 2. Künstliche Hüfte nichtmehr eingesetzt werden konnte,lag sie. mehrere Jshre mit einer eiternden Wunde im Heim. Täglich hatte sie von der Familie Besuch. Und auch die ihr angedeihte Pflege wurde überwacht. Traurig, daß das auch nötig war. Als es zu Ende ging, machten wir einen Schichtdienst in de Familie, dass immer jemand bei ihr war. Ich hatte das Vorrecht ihre Hand zu halten, als Sie verschied. Sie war immer für uns da,etwas konnten wir am Ende zurückgeben.

Offene Gespräche, klare Formulierungen von Vorstellungen,klären von Altlasten, Aussprache, klären der Beerdigung und des Testaments, gemeinsame Zeit...

Wünsche Dir viel Kraft.
 
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Bei Problemen und Fragen auch immer gerne an einen Pallitativ/Hospitz Verein wenden. Dort ist man gut vernetzt und kann in vielerlei Hinsicht helfen.
 
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Viel Kraft @GMV

Sei einfach da, rede mit ihr, lass sie von "früher" erzählen und vor allem..... HÖR ZU. Das was sie dir erzählt wirst du bald nie wieder hören können, so gerne du es auch möchtest. Falls du doch etwas aus der Familiengeschichte wissen möchtest, scheue dich nicht zu fragen. Ansonsten.... sei einfach für sie da und verbringt die letzte Zeit, wenn möglich, fröhlich miteinander. Ich weiß, es ist viel verlangt, aber versuch es wenigstens.
 
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Wir beerdigen morgen meine Oma, die im Alter von 91 Jahren friedlich eingeschlafen ist und nachdem weder die Stadt noch das Bestattungsunternehmen in der Lage sind, vier Sargträger zu organisieren, wie das hier bei uns üblich wäre, tragen wir sie eben selber. Sie hat uns oft genug getragen, jetzt tragen wir sie auch.

Es ist getan. Wohlauf, wohlan - wie Gott es will, zum letzten Gang in Jesu' Namen! Er mache unsere Herzen still, führ uns zum ewigen Leben. Amen.
 
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Meine Oma haben wir Enkel auch getragen. Obwohl der Bestatter das mit seinen eigenen Trägern machen wollte. Wir haben uns durchgesetzt und das war auch richtig so. War eine schöne Geste zum Abschied.
 
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Viel Kraft wünsche ich dir und deinen lieben.

Mein Papa ist im September 2018 von uns gegangen.
Jeden Tag war ich bei ihm im Krankenhaus, von morgens bis in die Nacht hinein.
Er hatte wieder einen Herzinfarkt und die Nieren wollten auch nicht mehr.

Die ersten zwei Tage konnte er noch antworten.
Dann nur noch Handzeichen und mit dem Kopf nicken.

Wir wollten immer mal gemeinsam in seine Heimat fahren.
Es war uns nicht vergönnt 😢

Aus seiner Heimat habe ich ihm jedes Video gezeigt, welches ich gefunden habe.
Seine Reaktion konnt man spüren und sehen wie die Augen größer wurden.

Ich sage danke,
dass ich jeden Tag in unserer letzten gemeinsamen Woche, bei ihm im Krankenhaus sein konnte.
Mir hat es den schweren Abschied etwas erleichtert.

Jetzt liegt meine Mama (93J) zuhause und wir wissen nicht, wann sie uns genommen wird.

Viel Kraft
Gruß Ralf
 
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Schwierig.
Das mein Vater sterben wird, haben wir alle gewusst. Er auch...
Wichtig war uns, dass er zu Hause ist. Da war ein Ambulantes Hospiz-Team da. Im Nachhinein hat mir das nicht so gefallen was die gemacht haben. Seeeehr kommerziell.
Egal.
Am Tag als mein Vater starb, ich war jeden Tag bei ihm, hab mit ihm geredet, war ich auch da. Am Ende war er sehr deprimiert. Er wollte so gern wieder gesund werden. Hatte so große Sorgen, was für eine Belastung er uns mit seinem Sammlerzeugs hinterlässt. Darüber haben wir viel geredet.
Es gab keine Anzeichen dass er "jetzt" sterben wird. Es ging ihm plötzlich sehr schlecht. War keine schöner Tag. Möchte ich mich eher nicht erinnern..
Im Sommer davor hat es noch andere aus gesehen, Chemo hat angeschlagen, wir waren in den Bergen. Er konnte wieder alles essen. Ein Krankenhauskeim danach hat alles ruiniert. Waren dann im Herbst noch in Italien. Er wollte das alles nochmal sehen.
Weihnachten bei der Familie, Silvester bei Freunden. Nicht mehr lange. War am Ende sehr beschwerlich...
Schwer zu sagen was wichtig ist. Viel gemeinsame Zeit. Viel reden.
MIR fehlt er jeden Tag. Bin grad in den Bergen. Wo er gerne war.
 
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