Wie oft habt ihr schon erlebt, daß ein Stück getroffen wurde, obwohl der Anschuß das Gegenteil nahelegte?
Nachdem mir das Thema gestern gleich zweimal unter kam - einmal im RL, einmal hier im Forum - , und in der letzten Woche allein viermal, hab ich das Bedürfnis, mein Bauchgefühl endlich mal statistisch etwas besser abzusichern. Daher die Umfrage. Um keinen falschen Eindruck von fundierter Datengrundlage aufkommen zu lassen, sind die Fragen bewußt nicht numerisch gestaltet, sondern nur grobe Tendenzen. Wer dank eigener Aufzeichnungen genauere Zahlen hat, darf die gerne im Faden beisteuern. Meine buchhalterischen Synapsen sind leider völlig unterentwickelt, ich hab nach dem dritten Fall aufgehört zu zählen.
Das Unterforum Jagdpraxis wurde bewußt gewählt, weil ich denke, daß die Ursache des Problems weder in der Hundearbeit noch in der Waffentechnik zu suchen ist, sondern viel früher, nämlich bei Annahmen, die dem Jungjäger schon in der Ausbildung vermittelt werden. Das Unterforum Ausbildung wäre auch ein Kandidat gewesen, aber da finden sich evtl nicht genug erfahrene Jäger für ein aussagekräftiges Umfrageergebnis.
Worum geht es?
Ich habe es in meiner bescheidenen Nachsuchenkarriere inzwischen sehr oft erlebt, daß selbst bei schwachem Wild, unabhängig vom Geschoßtyp, am Anschuß nix lag, daß ein fetter Kugelriß vermeintliche Sicherheit gab, gefehlt zu haben, und dann doch das Stück nach wenigen Metern bis etlichen 100 Metern lag, oder sich die Gewißheit ergab, daß es doch getroffen wurde. Bei starken Stücken noch häufiger. Die Mehrzahl dieser Fälle hatte ich in meiner Praxis zwar beim Ansitz, bei Bewegungsjagden ist es allerdings oft so, daß der Jagdleiter als solcher dazu tendiert, die Einschätzung des Schützen zu übernehmen. Als Nachsuchengespann hat man darauf wenig Einfluß. Die Qualität einer DJ-Organisation läßt sich imho daher durchaus auch an der Konsequenz der Anschuß-Kontrolle ablesen. Leider kommt auch hier einer der unten beschriebenen Effekte zum Tragen.
Ich bin mir bewußt, daß sowohl die Umfrage als auch meine eigene Erfahrung sich nur auf die Fälle beziehen kann, die trotzdem erfolgreich nachgesucht wurden. Die Dunkelziffer dürfte also höher liegen, und mein Verdacht ist, daß sie erheblich höher liegt, und ein nicht unwesentlicher Teil der "Hat-Nixe" in unseren Wäldern und Sümpfen verludert.
Ich denke, dieses Problem ist ein Fehler mit System. Man lernt in der Ausbildung, daß der Jäger deshalb nicht mit Vollmantelgeschossen schießt, weil durch Deformation bzw. Zerlegung des Geschosses erstens eine möglichst gute Tötungswirkung erzielt werden soll, und zweitens ein möglichst aussagekräftiger Anschuß entstehen soll.
Mit dieser Vorstellung wird der Jungjäger ins Revier geschickt, und grade wer mit Fuchs und schwachem Kitz anfängt, bei Sauen brav von klein nach groß, wird diese Vorstellung auch recht schnell bestätigt sehen. Dadurch entsteht eine Erwartungshaltung, die nach Art einer selffullfilling prophecy einen Teufelskreis zur Folge hat. Der Schütze findet nichts und mangels Suche mit einem firmen Gespann ergibt sich auch kein korrigierender AHA-Effekt. Verstärkt wird die Entwicklung dieser unseligen Vorstellung durch den Umstand, daß der noch unerfahrene Schütze zu der Annahme tendieren wird, daß er gefehlt hätte.
Ein weiteres Informationsdefizit ähnlicher Natur kommt erschwerend hinzu: die Einschätzung der Qualität der Arbeit des gerufenen Gespanns erfolgt mit dem Schützen in der Regel durch jemanden, der a priori schlechter qualifiziert ist, sie zu beurteilen, als das Gespann selber.
Dies ist eine klassische Spielwiese des bekannten Effekts, daß die Zahl der Erfahrungsjahre nichts mit der Qualität der Erfahrung zu tun haben muß. Ohne damit irgendjemanden verurteilen zu wollen, die meisten können es dank des oben beschriebenen Teufelskreises einfach nicht besser wissen. Dies ist daher auch keine moralische Anklage der Jägerschaft als solcher, man handelt schließlich nach bestem Wissen und Gewissen.
Nur vllt eine Anregung, ob man nicht im Rahmen der Ausbildung die Arbeit nach dem Schuß etwas ausführlicher thematisieren sollte.
- noch nie
- selten
- alle naslang
Nachdem mir das Thema gestern gleich zweimal unter kam - einmal im RL, einmal hier im Forum - , und in der letzten Woche allein viermal, hab ich das Bedürfnis, mein Bauchgefühl endlich mal statistisch etwas besser abzusichern. Daher die Umfrage. Um keinen falschen Eindruck von fundierter Datengrundlage aufkommen zu lassen, sind die Fragen bewußt nicht numerisch gestaltet, sondern nur grobe Tendenzen. Wer dank eigener Aufzeichnungen genauere Zahlen hat, darf die gerne im Faden beisteuern. Meine buchhalterischen Synapsen sind leider völlig unterentwickelt, ich hab nach dem dritten Fall aufgehört zu zählen.
Das Unterforum Jagdpraxis wurde bewußt gewählt, weil ich denke, daß die Ursache des Problems weder in der Hundearbeit noch in der Waffentechnik zu suchen ist, sondern viel früher, nämlich bei Annahmen, die dem Jungjäger schon in der Ausbildung vermittelt werden. Das Unterforum Ausbildung wäre auch ein Kandidat gewesen, aber da finden sich evtl nicht genug erfahrene Jäger für ein aussagekräftiges Umfrageergebnis.
Worum geht es?
Ich habe es in meiner bescheidenen Nachsuchenkarriere inzwischen sehr oft erlebt, daß selbst bei schwachem Wild, unabhängig vom Geschoßtyp, am Anschuß nix lag, daß ein fetter Kugelriß vermeintliche Sicherheit gab, gefehlt zu haben, und dann doch das Stück nach wenigen Metern bis etlichen 100 Metern lag, oder sich die Gewißheit ergab, daß es doch getroffen wurde. Bei starken Stücken noch häufiger. Die Mehrzahl dieser Fälle hatte ich in meiner Praxis zwar beim Ansitz, bei Bewegungsjagden ist es allerdings oft so, daß der Jagdleiter als solcher dazu tendiert, die Einschätzung des Schützen zu übernehmen. Als Nachsuchengespann hat man darauf wenig Einfluß. Die Qualität einer DJ-Organisation läßt sich imho daher durchaus auch an der Konsequenz der Anschuß-Kontrolle ablesen. Leider kommt auch hier einer der unten beschriebenen Effekte zum Tragen.
Ich bin mir bewußt, daß sowohl die Umfrage als auch meine eigene Erfahrung sich nur auf die Fälle beziehen kann, die trotzdem erfolgreich nachgesucht wurden. Die Dunkelziffer dürfte also höher liegen, und mein Verdacht ist, daß sie erheblich höher liegt, und ein nicht unwesentlicher Teil der "Hat-Nixe" in unseren Wäldern und Sümpfen verludert.
Ich denke, dieses Problem ist ein Fehler mit System. Man lernt in der Ausbildung, daß der Jäger deshalb nicht mit Vollmantelgeschossen schießt, weil durch Deformation bzw. Zerlegung des Geschosses erstens eine möglichst gute Tötungswirkung erzielt werden soll, und zweitens ein möglichst aussagekräftiger Anschuß entstehen soll.
Mit dieser Vorstellung wird der Jungjäger ins Revier geschickt, und grade wer mit Fuchs und schwachem Kitz anfängt, bei Sauen brav von klein nach groß, wird diese Vorstellung auch recht schnell bestätigt sehen. Dadurch entsteht eine Erwartungshaltung, die nach Art einer selffullfilling prophecy einen Teufelskreis zur Folge hat. Der Schütze findet nichts und mangels Suche mit einem firmen Gespann ergibt sich auch kein korrigierender AHA-Effekt. Verstärkt wird die Entwicklung dieser unseligen Vorstellung durch den Umstand, daß der noch unerfahrene Schütze zu der Annahme tendieren wird, daß er gefehlt hätte.
Ein weiteres Informationsdefizit ähnlicher Natur kommt erschwerend hinzu: die Einschätzung der Qualität der Arbeit des gerufenen Gespanns erfolgt mit dem Schützen in der Regel durch jemanden, der a priori schlechter qualifiziert ist, sie zu beurteilen, als das Gespann selber.
Dies ist eine klassische Spielwiese des bekannten Effekts, daß die Zahl der Erfahrungsjahre nichts mit der Qualität der Erfahrung zu tun haben muß. Ohne damit irgendjemanden verurteilen zu wollen, die meisten können es dank des oben beschriebenen Teufelskreises einfach nicht besser wissen. Dies ist daher auch keine moralische Anklage der Jägerschaft als solcher, man handelt schließlich nach bestem Wissen und Gewissen.
Nur vllt eine Anregung, ob man nicht im Rahmen der Ausbildung die Arbeit nach dem Schuß etwas ausführlicher thematisieren sollte.