Das Buchensterben und die Forsttheorie;

Registriert
22 Nov 2015
Beiträge
3.143
Aber "Thüringen Forst" schreibt sehr deutlich, daß die Buche offenbar nicht der Weisheit letzter Schluss ist! Das Hauptproblem ist tatsächlich nicht die Hitze, sondern die extreme Trockenheit 2018, welche sich 2019 bei uns in eine "von der Hand in den Mund" Niederschlag gewandelt hat - halbwegs regelmäßig Regen, aber nie genug um den Boden in tieferen Schichten zu füllen.

Und so wie ich das sehe, hat die Buche zwar ein tiefreichendes Wurzelwerk (positiv), verbraucht aber auch sehr viel Wasser (negativ) - und spätestens bei zwei "Trockenjahren" wird das zum Problem. Bei uns wird aber die Buche noch immer sehr stark staatlich gefördert verjüngt.

Ich persönlich habe mich davon ein wenig abgekoppelt und bereits 2015 meine Baumartenwahl stark in "Richtung Süden" ausgeweitet - Eichen / Robinien / Esskastanien. Überlegung war, was in Ungarn gut ist, kann bei steigender Temperatur (falls es tatsächlich so kommt) in Niederbayern nicht schlecht sein. Und selbst wenn das Klima bleibt wie es ist, sind diese Baumarten bei uns klimatisch in ihren Rahmen. Ob die mal vernünftig zu vermarkten sind, wird die Zeit zeigen müssen.

Brotbäume werden Tanne und Douglasie (und vielleicht die Lärche) werden, wobei ich jede Fichte wachsen lasse die naturverjüngt kommt. Und wer sich mal das Wurzelbild einer Fichte anschaut - die natürlich kommt - sieht große Unterschiede zu dem was gepflanzt ist. Das gibt zumindest ein wenig Hoffnung das einige vielleicht doch alt werden können. Alle gerade genannten Baumarten verjüngen sich bei mir mittlerweile natürlich - leider nicht an jedem Standort.
 
Registriert
2 Jul 2019
Beiträge
2.270
Eigentlich am schlimmsten finde ich gar nicht mal den Beitrag in outfox.
Erschreckend ist, wie Menschen, denen man einigermaßen stabile Sachkenntnis unterstellen müsste, darauf reagieren und, es tut mir wirklich leid, hier sind die user mohawk und waldameise zu nennen.

Wenn irgendein Käseblatt den Untergang der forstlichen Welt vorhersagt, muß man daraus
- weder den unmittelbar bevorstehenden Untergang aller Schalenwildbestände in allen Landesforsten noch
- die völlige Abkehr von jedem forstlichen Sachverstand und die Hinwendung zu blinden Aktionismus ableiten.

Die beiden user sind beispielhaft für das, was aktuell in unserem Land passiert:
Wenn in China ein Sack Reis umfällt, gibt es garantiert irgendwo einen Schreihals (womit ich die beiden nicht als Schreihälse bezeichnen möchte), der das als Indiz für die unmittelbar bevorstehende Verschiebung der Erdachse und daraus folgend den Untergang des Abendlandes hält und da wir alle viel zu viel Langeweile haben und deshalb unsere Angstneurosen pflegen können wie Mütter früher ihre Babies, schreit das Kollektiv sofort Zeter und Mordio.
 
Zuletzt bearbeitet:
Registriert
2 Okt 2013
Beiträge
1.728
Brotbäume werden Tanne und Douglasie (und vielleicht die Lärche) werden, wobei ich jede Fichte wachsen lasse die naturverjüngt kommt. Und wer sich mal das Wurzelbild einer Fichte anschaut - die natürlich kommt - sieht große Unterschiede zu dem was gepflanzt ist. Das gibt zumindest ein wenig Hoffnung das einige vielleicht doch alt werden können. Alle gerade genannten Baumarten verjüngen sich bei mir mittlerweile natürlich - leider nicht an jedem Standort.[/QUOTE]


Morgen

Dann lass die Tanne nicht zu alt werden. Die starken Tannen haben bei uns massive Probleme und werden wohl doch in vielen Gebieten verschwinden. Der einzigste Nadelbaum der bis jetzt mit der Trockenheit bei uns noch keine Probleme hat ist die Douglasie.
 
Registriert
22 Nov 2015
Beiträge
3.143
Das Tannensterben hatten wir hier Ende 80er / Anfang 90er. Ich habe damals als Lehrling mit meinem Vater viele alte Tannen bei uns im Wald geschlagen.

Alle (jüngeren) Bäume die damals stehen geblieben sind, machen heute die Naturverjüngung. Und die ist teilweise extrem - ich musste mich jetzt vor kurzem freischneiden, um zu einer Fichte mit Käferbefall zu kommen. In dieser Ecke des Waldes stört mich Verbiss an der Tanne eigentlich gar nicht....
 
Registriert
25 Mai 2010
Beiträge
192
Dann lass die Tanne nicht zu alt werden. Die starken Tannen haben bei uns massive Probleme und werden wohl doch in vielen Gebieten verschwinden. Der einzigste Nadelbaum der bis jetzt mit der Trockenheit bei uns noch keine Probleme hat ist die Douglasie.
Da muss ich leider widersprechen. Bei den Neukulturen ist es extrem mit der Trockenheitsempfindlichkeit der Dgl bei uns. 50% Ausfall nach Pflanzung ist leider trotz Ballenpflanze ein realistischer Mittelwert. Bei den Kollegen, die Gießen lassen ist es kaum besser.
An Altdouglasie hatten wir 2014 bei hoher Kupferstecherdichte auch Befall.

An Tanne stelle ich vermehrt Tannenrüsselkäfer z.B. fest. Ob der aber zum Zug kommt, weil die Tannen trockenheitsgeschwächt sind, oder das Waldinnenklima ihn begünstigt, nachdem ringsum die Fichten nach Sturm und Käfer verschwunden sind, kann ich nicht sagen.
 
Registriert
25 Mai 2010
Beiträge
192
Aber "Thüringen Forst" schreibt sehr deutlich, daß die Buche offenbar nicht der Weisheit letzter Schluss ist! Das Hauptproblem ist tatsächlich nicht die Hitze, sondern die extreme Trockenheit 2018, welche sich 2019 bei uns in eine "von der Hand in den Mund" Niederschlag gewandelt hat - halbwegs regelmäßig Regen, aber nie genug um den Boden in tieferen Schichten zu füllen.

Und so wie ich das sehe, hat die Buche zwar ein tiefreichendes Wurzelwerk (positiv), verbraucht aber auch sehr viel Wasser (negativ) - und spätestens bei zwei "Trockenjahren" wird das zum Problem. Bei uns wird aber die Buche noch immer sehr stark staatlich gefördert verjüngt.

Ich persönlich habe mich davon ein wenig abgekoppelt und bereits 2015 meine Baumartenwahl stark in "Richtung Süden" ausgeweitet - Eichen / Robinien / Esskastanien. Überlegung war, was in Ungarn gut ist, kann bei steigender Temperatur (falls es tatsächlich so kommt) in Niederbayern nicht schlecht sein. Und selbst wenn das Klima bleibt wie es ist, sind diese Baumarten bei uns klimatisch in ihren Rahmen. Ob die mal vernünftig zu vermarkten sind, wird die Zeit zeigen müssen.

Brotbäume werden Tanne und Douglasie (und vielleicht die Lärche) werden, wobei ich jede Fichte wachsen lasse die naturverjüngt kommt. Und wer sich mal das Wurzelbild einer Fichte anschaut - die natürlich kommt - sieht große Unterschiede zu dem was gepflanzt ist. Das gibt zumindest ein wenig Hoffnung das einige vielleicht doch alt werden können. Alle gerade genannten Baumarten verjüngen sich bei mir mittlerweile natürlich - leider nicht an jedem Standort.
Seh ich ähnlich, keine Baumart ist der eine Heilsbringer und die Buche kann, pnV hin oder her, nicht flächig in Reinbeständen als sinnvolles Waldbaukonzept verkauft werden.
Aber ich denke, sie muss das idR aus Naturverjüngung stammende Grundgerüst sein, das sich unter Schirm frühzeitig einstellt (im Idealfall gemeinsam mit der Tanne) und das dann angereichert wird mit Lä, Dgl, EssK, VoKi, BHas, ElsB, FUl, SAh, .... und wie sie alle heißen.
Und das erfordert auf alle Fälle angepasste Wildbestände und einen angepassten Personalschlüssel. Da ist uns bei der momentanen Mannstärke im öffentlichen Wald der engagierte Privatwaldbesitzer weit voraus.
 
Registriert
2 Jul 2019
Beiträge
2.270
Während ich mir den Faden noch mal durch den Kopp gehen lasse, drängen sich mir ein paar Fragen auf:
- In Folge von FFH sind die meisten Buchenwaldgesellschaften unter Schutz gestellt worden.
Wenn die Buche abgängig ist, ist das Schutzziel hinfällig. Und dann?

- Wenn die Schutzgebietsverordnungen nur den Anbau heimischer Baumarten zulassen, was zumindest in Niedersachsen der Fall ist, die aber keine Perspektive mehr bieten, was angeblich der Fall ist, dann ist die Umsetzung der NSG -VO`s ein enteignender Eingriff in die wirtschaftliche Freiheit des Waldbesitzers. Und dann?

- Wenn die Schutzgebietsverordnungen weiterhin Flächen mit Buchenwaldgesellschaften schützen, diese Buchenwaldgesellschaften aber abgängig sind und nicht-heimische Baumarten weiterhin nicht eingebracht werden dürfen, dann geht das nur mit dem Argument, dass die Buchen zwar abgängig sind, dies aber ein vorübergehendes Ereignis darstellt und sich diese Waldgesellschaften wieder etablieren.
Das würde in letzter Konssequenz bedeuten, dass für den Naturschutz der Klimawandel im Wald nicht stattfindet.

Irgendwie bin ich jetzt verwirrt....
:confused::confused::confused::confused:
 

z/7

Registriert
10 Jul 2011
Beiträge
20.396
Da muss ich leider widersprechen. Bei den Neukulturen ist es extrem mit der Trockenheitsempfindlichkeit der Dgl bei uns. 50% Ausfall nach Pflanzung ist leider trotz Ballenpflanze ein realistischer Mittelwert. Bei den Kollegen, die Gießen lassen ist es kaum besser.
An Altdouglasie hatten wir 2014 bei hoher Kupferstecherdichte auch Befall.
Daß Dgl bei Pflanzung sehr dürreempfindlich ist, ist doch nix neues. Erschwert die Pflanzung insbesondere im Frühjahr, und bestraft jede Nachlässigkeit beim Handling der Pflanzen.

Der Weg werden langfristig kürzere Umtriebszeiten und niedrigere Grundflächenhaltung sein, egal mit welcher Baumart.

Solche Absurditäten wie, daß der Naturschutz Forstbetriebe der öffentlichen Hand zwingt, 50% unter dem Zuwachs einzuschlagen, werden der Vergangenheit angehören.
 
Zuletzt bearbeitet:

z/7

Registriert
10 Jul 2011
Beiträge
20.396
Wenn die Buche abgängig ist, ist das Schutzziel hinfällig. Und dann?
Nana, jetzt machst aber genau das, was Du grade noch der Ameise und dem Büffel vorwirfst. Ob alle Buchen, die jetzt mit Schleimfluß auf die letztjährige Dürre reagieren, langfristig absterben, bleibt abzuwarten. Wahrscheinlich eher nicht.

Es wird ihr gehen wie den anderen Baumarten, sie wird auf ihr Optimum zurückgedrängt werden, und für die Extreme werden wir uns anderer Baumarten bedienen müssen.
 
Registriert
2 Jul 2019
Beiträge
2.270
........................................................................................................

Da ist uns bei der momentanen Mannstärke im öffentlichen Wald der engagierte Privatwaldbesitzer weit voraus.

Da ist uns bei der momentanen Mannstärke im öffentlichen Wald der engagierte Privatwaldbesitzer in Zusammenarbeit mit seinen hochqualifizierten Forstberatern weit voraus.
(ich hab mal ergänzt was fehlt...)

Das waren wir schon immer, ihr habts nur nicht so gemerkt, wahrscheinlich, weil ihr immer auf der Jagd wart....

:p:p:p

(musste ich mir einfach mal gönnen, sorry)

Hat aber einen ernsthaften Hintergrund:
Ich gehe mal davon aus, dass es wenn überhaupt den Staatswald ganz erheblich härter treffen wird als den Privatwald, ganz einfach, weil bei uns sowohl was die Bereitschaft zum Wechsel der Baumarten angeht wíe auch, was die finanziellen Mittel angeht, eine wesentlich höhere Bandbreite zu finden ist. Die Vielzahl der Schultern wirds stemmen, auch wenns weh tut.
 
Registriert
2 Okt 2013
Beiträge
1.728
Da muss ich leider widersprechen. Bei den Neukulturen ist es extrem mit der Trockenheitsempfindlichkeit der Dgl bei uns. 50% Ausfall nach Pflanzung ist leider trotz Ballenpflanze ein realistischer Mittelwert. Bei den Kollegen, die Gießen lassen ist es kaum besser.
An Altdouglasie hatten wir 2014 bei hoher Kupferstecherdichte auch Befall.

An Tanne stelle ich vermehrt Tannenrüsselkäfer z.B. fest. Ob der aber zum Zug kommt, weil die Tannen trockenheitsgeschwächt sind, oder das Waldinnenklima ihn begünstigt, nachdem ringsum die Fichten nach Sturm und Käfer verschwunden sind, kann ich nicht sagen.


Wir hatten keine Probleme, weder bei Pflanzungen noch in Altbeständen.

Liegt oft am Pflanzgut oder an der Art der Pflanzung.
 

z/7

Registriert
10 Jul 2011
Beiträge
20.396
ganz einfach, weil bei uns sowohl was die Bereitschaft zum Wechsel der Baumarten angeht wíe auch, was die finanziellen Mittel angeht, eine wesentlich höhere Bandbreite zu finden ist. Die
Wenn, dann vor allem, weil sich der Privatwald weniger reinreden lassen muß. Das mit den finanziellen Mitteln kann ich auch nicht unwidersprochen stehen lassen. Als Sachverständiger kannst Du noch nicht lang im Geschäft sein, es gab auch schon magerere Jahre, und die werden wiederkommen.
 
Registriert
2 Jul 2019
Beiträge
2.270
Nana, jetzt machst aber genau das, was Du grade noch der Ameise und dem Büffel vorwirfst. Ob alle Buchen, die jetzt mit Schleimfluß auf die letztjährige Dürre reagieren, langfristig absterben, bleibt abzuwarten. Wahrscheinlich eher nicht.

Es wird ihr gehen wie den anderen Baumarten, sie wird auf ihr Optimum zurückgedrängt werden, und für die Extreme werden wir uns anderer Baumarten bedienen müssen.

Neeeee, so ist es ja nicht!

Bei uns steht in jeder NSG - Vo drin, daß wir in den Buchenwaldgesellschaften nur die Baumarten bringen dürfen, die zu dieser Waldgesellschaft gehören, bei uns ist das Rotbuche und Eiche, Nadelholz per se nicht und standörtlich/klimatisch bedingt auch alle anderen Laubhölzer nicht.

Das bedeutet für die in Norddeutschland betroffenen Waldbesitzer, dass ihnen die entsprechende VO nicht die Möglichkeit lässt, irgendwie zu reagieren, sie müssen nicht nur den Giftbecher leeren, sie müssen sich anschließend auch noch kräftig nachschenken.....
 
Registriert
27 Apr 2009
Beiträge
13.152
"Das Buchensterben und die Forst-Theorie

Es gibt keine "Forst-Theorie", nur das intensive Ringen aller Förster vor Ort, die aktuelle Katastrophe zu bewältigen und den Waldneuaufbau der Kalamitätsflächen so zukunftsfähig (reich an Optionen) wie möglich zu gestalten. Bei Bewirtschaftungszeiträumen von > 100 Jahren vom Keimling bis zur Reife ist niemand Prophet genug, heute für die "einzig richtige Strategie" zu garantieren.

Richtig traurig an den Artikel ist die Formulierung des Autors, dass es sich hier nicht um "Schadenfreude" handeln soll!
Allein die Idee, das betonen zu müssen, lässt einen nur den Kopf schütteln, angesichts der in dieser Form noch nie dagewesenen Beeinträchtigung unseres lebenswichtigen Walds.
 
Registriert
2 Jul 2019
Beiträge
2.270
Wenn, dann vor allem, weil sich der Privatwald weniger reinreden lassen muß. Das mit den finanziellen Mitteln kann ich auch nicht unwidersprochen stehen lassen. Als Sachverständiger kannst Du noch nicht lang im Geschäft sein, es gab auch schon magerere Jahre, und die werden wiederkommen.

Ich bitte dich!
Es macht doch einen Unterschied, ob eine Anstalt, die keine Verluste machen darf, einige 10.000 ha zusätzlich in Kultur nehmen muss oder ob die Kulturkosten auf gleicher Anzahl von Hektaren auf einige 1000 Waldbesitzer, die nicht vom Wald leben müssen, verteilt wird.....
In meinem früheren Dienstbezirk (ich stehe übrigens kurz vor der Pensionierung) lag die mittlere Besitzgröße der Forstbetriebe bei rd. 4,8 ha, womit ich einen Spitzenplatz innerhalb des Forstamtes hatte.
Bei der Größe tut ein halber Hektar vorzeitiger außerplanmäßiger Kultur zwar weh, aber er wird gemacht. Vor allem, wenn 80 % der Nettokosten aus der Förderung kommen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
119
Zurzeit aktive Gäste
339
Besucher gesamt
458
Oben