Büchsenmachersterben

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Die Hintergründe kann dir jeder erklären der vom Vertrieb und vom Einzelhandel Ahnung hat. Der Markt in D schrumpft und beschleunigt über E-Gun und Konsorten sausen die Preise in den Keller. Der Büchsenmacher, der gerade wenn er in einer Großstadt sitzt und hohen Nebenkosten zu kämpfen hat. Kann nicht mehr den nötigen Deckungsbeitrag erziehlen. Und während beim Neuwaffenkauf (wenn eine gekauft wird) zwar viel ausgegeben wird, aber hohe Rabatte gewährt werden müssen, dürfen Reparaturen nichts mehr kosten.

Als wird wohl LEIDER nicht der letzte sein der aufgeben muss.
 
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Solange einer nicht ein Nischenprodukt hat, bei dem er nicht die üblichen Nachlässe geben muss, ist das Ende abzusehen.
Auch der Zug, (sehr) günstig Nachlässe und "Schrankwaffen" einzukaufen und mit halbwegs gutem Gewinn zu verscheuern,
ist mangels Masse ziemlich abgefahren.
Internet-freaks können nur günstig kaufen, wer privat über Egon VER-kaufen will erlebt herbe Enttäuschungen.
Viele Büma hören wegen Alter auf oder haben/finden keine Nachfolger.
Viele habe sich auch (versehentlich oder absichtlich) erschossen.

Bei vielen Bümas, die andere Bereiche wie Nähmaschinen, Fahrräder, Trachtenmode oder Eisenwaren mit führten, sind auch diese Branchen weggebrochen.
Ein gewisser Anteil ist auch der Herstellerpolitik geschuldet, die von Waffe über Optik/Montage bis über Muni und Ausstattung alles abdeckt.
Wenn der Markt noch mehr gesättigt ist - viel fehlt nicht mehr - dann ist das Factoriy-Outlet die logische Folge.
Wenn der Hersteller die Hälfte der Händlermarge einsackt, bleibt ihm immer noch was.

Von den vielen Büma, die ich persönlich kenne, treffe ich auf der IWA in vier Tagen keine 10. An was das bloß liegen mag? Mich wundert das nicht
Den Rest machen die Hobby-Büma mit Montieren, Abzugs-Tuning, Einschießen usw.
 
G

Gelöschtes Mitglied 6729

Guest
Moin,

genaueres kann ich auch nicht sagen, ist natürlich schade, denn Herr Kreidel und sein Team waren immer äußerst kompetent und haben handwerklich sehr gute Arbeit geleistet!

Eins kann man aber offen sagen, für Geld musste Herr Kreidel nicht wirklich arbeiten, er ist Büchsenmacher aus Spaß an der Freude!
 
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Ich denke auch, dass der Markt einfach übersättigt ist. Außerdem sind Waffen generell wartungsärmer geworden und auch das Montieren von Optiken ist keine Geheimwissenschaft mehr. Weiterhin sind manche Büxxer auch wirkliche Halsabschneider, jedenfalls bin ich als JJ mal ziemlich beim Büxxer um die Ecke abgezockt worden - um nicht zu sagen schlichtweg verarscht.
 
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Er wird halt die Nase voll haben. Von Gesetzesänderungen, Rabattschlachten und einer immer weniger werdenden Kundschaft. Dumm nur für seinen Gesellen, hoffe bzw. wünsche demjenigen viel Glück, einen neuen Job zu finden.
Stiegele Jagd in M. macht Ende des Jahres auch dicht. Dann wird der uralte Name "Stiegele" auch verschwinden. Die "neuen" Regelungen zum Kommisionsverkauf machen Jagdwaffenauktionen in M. nur noch schwer durchführbar.
In drei, vier Jahren siehts dann bei meinem Vater auch so aus. Ich mache das sicherlich nicht weiter. Und wenn, dann müsste ich schon in der Lotterie gewonnen haben.
ei vielen Bümas, die andere Bereiche wie Nähmaschinen, Fahrräder, Trachtenmode oder Eisenwaren mit führten, sind auch diese Branchen weggebrochen.

Und hierzu. Habe letztens bei einem BüMa und sogar "Generalimporteur" für einen bestimmten Waffenhersteller in den neuen Ländern übers world wide web ein paar Dinge gekauft. Die Rechnung hatte den Briefkopf eines Radio- und Fernsehgeschäftes. Das sagt mir persönlich sehr viel, wo diese Branche angekommen ist. Es überleben eigentlich nurnoch die, die entweder genügend Rücklagen haben, andere, zusätzliche "Einkünfte" oder eben "Nieschen" füllen können.

Martin
 
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das Montieren von Optiken ist keine Geheimwissenschaft mehr
Nein, bei bestimmten Waffen und Montage kann das fast jeder. Hmmm..... Wie beispielsweise die vier Jungjäger, die uns vor zwei Wochen alle vier Büchsenstände zerstört hatten, weil die Waffe seltsamerweise nach dem Montieren nicht gleich im 10er war. :16:

Weiterhin sind manche Büxxer auch wirkliche Halsabschneider,

Also eines sollte jedem klar sein. Bümas, genauso wie Frankoniaverkäufer, sind nicht auf diesem Erdball zum Wohle des Jägers oder Schützen. Halsabschneider und Banditen findet man aber eben nicht nur explizit unter dieser Berufsgruppe. Sondern auch in allen anderen Handwerksberufen. Ich erinnere mich da an bestimmte Elektro- und GWS-Intallateure nur mit grausen. Auch wenn ich mir die gesamte autoverkaufende Zunft ansehe, weiß ich auch nicht wirklich, wem ich da trauen sollte. Somit......


Martin
 
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Hast schon Recht. Aber wenn man einem sagt, man hätte Glas und Montage komplett abgenommen, neu montiert und verklebt und das Absehen hinterher immer noch genauso schief ist wie vorher und die Ringe definitv nicht verklebt sind und man dafür auch noch Geld bezahlen soll, dann ist das schon grenzwertig. Oder wenn man einem JJ einen Gehörschutz für den doppelten Preis wie einem anderen Stammkunden verkauft sicher auch.
Ist sicher nicht bei allen so, aber es kommt häufig genug vor, dass die paar Kunden, die sich noch in dem Laden wagen, genadenlos abgezogen werden.
 
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Ich war 1977 mit meiner Lehre fertig.
1979 habe ich die Werkstatt im Familienbetrieb übernommen.
1986 haben wir den Betrieb verkauft und ich habe beschlossen zu studieren.
Mit Sicherheit eine der 3 besten Ideen meines Lebens!

Es macht nämlich überhaupt keinen Spaß, die Beratung zu machen und ein paar Wochen später die bei F oder K gekauften Zielfernrohre auf die ebenso dort Waffen zu bauen.

Der Spruch:
"Von jeher ist es guter Brauch, wo repariert wird, kauft man auch", geht der Geiz-ist-geix-Generation am Allerwertesten vorbei.
 
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Ist sicher nicht bei allen so, aber es kommt häufig genug vor, dass die paar Kunden, die sich noch in dem Laden wagen, genadenlos abgezogen werden.
Nun ja, dann denke ich, wird man irgendwann ohne Kundschaft da stehen.
Ich erlebe es auch rel. häufig, dass man Kunden einen Artikel X zu einem "Rabattpreis" verkauft. Dieser Preis sich aber dann als der übliche LRP herausstellt.
Ich war 1977 mit meiner Lehre fertig.
1979 habe ich die Werkstatt im Familienbetrieb übernommen.
1986 haben wir den Betrieb verkauft und ich habe beschlossen zu studieren.
Mit Sicherheit eine der 3 besten Ideen meines Lebens!

Es macht nämlich überhaupt keinen Spaß, die Beratung zu machen und ein paar Wochen später die bei F oder K gekauften Zielfernrohre auf die ebenso dort Waffen zu bauen.

Der Spruch:
"Von jeher ist es guter Brauch, wo repariert wird, kauft man auch", geht der Geiz-ist-geix-Generation am Allerwertesten vorbei.

Und das kann ich nur so unterstreichen. Als es bei mir daran war, einen geeigneten Lehrberuf zu suchen und zu finden, hatte mein Vater die Weitsicht, mir zu raten, etwas vernünftiges zu erlernen.
Heute kann ich auf der einen Seite meinen Vater nur danken. Ich verdiene immerhin als Geselle mehr unterm Strich, als er selbst. Auf der anderen Seite, der "handwerklichen" wurmt es mich aber manchmal schon. Was zur Folge hat, das ich momentan alles Wissenswerte meines Vaters aufsauge in mich und auch alles an Literatur anschaffe, was ich in die Finger bekommen kann.
Der BR hatte da so eine Serie, "Der letzte seines Standes". Hierzu wird man auch bald, den wirklichen Büchsenmacher zählen dürfen. So versuche ich ein wenig Wissen zu erhalten und zu bewahren. Mal sehen, ob ich zumindest dieses Interesse irgendwann an meine Kinder weiter geben kann.


Martin
 
G

Gelöschtes Mitglied 3798

Guest
Das ist sicher bedauerlich für die Einzelschicksale, die so dahinterstecken.
Andererseits, kann man nicht Marktwirtschaft fordern und beleidigt sein wenn sie denn vor der Haustür stattfindet.
Ich gestehe ein, das das Bümahandwerk besonders abhängig und betroffen ist von der Gesetzeslage.
Sicher !!!

Andererseits muss ich - als jemand der nicht wöchentlich nem Büma ne neue Waffe abkauft,
schon anmerken, daß es schon auffällig bei unserem großen "Localdealer" ist, das man beim Kauf einer Neuwaffe umgarnt wird, beim vorbringen eines Problems mit "irgendwas aber abgefrühstückt wird.
Aber nicht nur das, wenn jemand glaubt mir einen EAW Montage Sockel mit ausgefotzten Schrauben auf nen 98er zu pappen,
der dannn natürlich irgendwann runterfällt.......entschuldigung - aber da darf ich mir doch schon verarscht vorkommen, oder ?
Zumal die ganze Chose durchaus nicht kostenlos war, ja nicht mal wirklich billig...... :16: :16:

Da muss ich sagen - soll er doch plete gehen, mein Mitleid hält sich in engen Grenzen, zumal sich die Anzahl derer die in der Region sicher sind den Laden nicht mehr zu betreten anscheinend wächst..... :25: :25:

Ich bin so ein typischer, ganz stinkelingpiefiger Kunde.....nicht viel Kohle zum ausgeben, die Wünsche sind bescheiden, kauft wenns nötig ist und ist noch wirklich dankbar für ECHTEN Service.

Womöglich sterbe ich als Kundentyp genauso aus wie die Bümas aber hey, ich will nicht viel:

Einen Preis bei dem ich im Internet bei nem seriösen Händler nicht gleich 50 % günstiger kaufen kann.
Das Gefühl - NUR DAS GEFÜHL - haben wollen NICHT über den Tisch gezogen worden zu sein.

Tja, und nun tut mir unser "localdealer" kaum leid - und ich hab nen Händler der 100km weiter ist der nen guten Job macht,
der handwerklich und preislich meinen bescheidenen Ansprüchen entspricht - und somit einen Teil meines kargen Einkommens als Einnahme verbuchen darf.... :26: :26:

Das sterben der Bümas ist von, erstens der Gesetzeslage, zweitens selbstgefälligen Platzhirschen, drittens dem Internet und letzlich persönlicher Kundenbetreuuung verursacht.
Es werden einige wenige überleben - die mit nem großen Kundenstamm, für den sie auch mal ein oder zwei Prozent Gewinn haben sausen lassen,
oder die echten Spezialisten - die dann aber auch für erstere arbeiten werden.....


Waihei und Gruß

Kastljaga
 
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Zerreiche schrieb:
I
"Von jeher ist es guter Brauch, wo repariert wird, kauft man auch", geht der Geiz-ist-geix-Generation am Allerwertesten vorbei.

Du hast natürlich Recht, aber auf der anderen Seite ist es so, dass viele Menschen eben nicht mehr das Geld in der Tasche haben wie vor 20 Jahren.
Die Ausdünnung der Mittelklasse ist in vielen westlichen Staaten ein Problem. Der reale Kaufkraftverlust der unteren und mittleren Gesellschaftsschichten spiegelt sich in der Geiz-ist-geil-Mentalität. Man muß z.B. nur einen Blick in den Bereich "Automotive" werfen, da herrschen mittlerweile Zustände, bei den mir nur noch Begriffe wie z.B. Nötigung, Wegelagerei oder Halsabschneiderei einfallen. Die Sitten aus diesen und verwandten Branchen greifen halt auch auf andere Bereiche des Lebens über. Richtig kreativ sind wir da halt alle nicht. Wir schauen uns Verhaltensweisen ab und kopieren sie, ob die nun gut sind oder nicht. Der kurzfristige Gewinn und Nutzen steht im Vordergrund. Wir werden aber erst später sehen wohin das führt. :15:
 
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@kastljaga,
ich kann dich gut verstehen. Was ich in der letzten Zeit alles so sah, erschauerte mich manchmal. Ja, man glaubt es zwar nicht, aber auch eine EAW Montage muss man montieren können. :11: Und selbst ne billige Festmontage ist nicht jedermans Sache.

Ich bin so ein typischer, ganz stinkelingpiefiger Kunde.....nicht viel Kohle zum ausgeben, die Wünsche sind bescheiden, kauft wenns nötig ist und ist noch wirklich dankbar für ECHTEN Service.
Und so, bin ich im Grunde auch. Handwerksgeselle, mit nicht allzugroßem Budget für sein "Hobby". Ich kauf auch gern da ein, wo´s richtigen "Service" gibt und kann wirklich unangenehm werden, wenn man mir Schrott andreht.

Aber zu diesem hier:
Einen Preis bei dem ich im Internet bei nem seriösen Händler nicht gleich 50 % günstiger kaufen kann.
Ich kenne so gut wie alle EK Preislisten der namhaften Hersteller. Es kann sein. Nein, ich bin mir sogar sicher, das es für gewisse Händler "andere" EK-Preise gibt. Wenn mir jemand erzählt, er bekäme Rabatte auf eine Neuwaffe bis hin zu 50%, dann frag ich mich da schon. Habe erst letztens jemanden rauswerfen müssen, der mich belabern wollte, eine MX223 zu einem bestimmten Betrag zu verkaufen. Als ich dankend ablehnte, wurde ich als Halsabschneider beschimpft. Der genannte Preis lag gut 20.-€ unter meinem EK. Somit...........



Martin
 
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29 Dez 2006
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Wenn ich die Kommentare so lese, so sprechen mir einige aus der Seele. Wer seine Kunden vera...t, belügt, abzockt usw. wird auf die Dauer nicht überleben können.

Eines ist sicher, ein Bixner, der gut ist und sein Handwerk versteht, mit seinen Kunden umgehen kann, einen guten Service anbietet, ohne jeden einzelnen gleich über den Tisch zu ziehen und auch gewillt ist, mit dem technischen Fortschritt (Internet & Co.) einigermaßen Schritt zu halten, wird heute mehr den je sein Ein- und Auskommen haben!
- Das Problem ist nur, es gibt nur noch wenige davon und wenn, dann muß man 100te von Kilometer fahren! -

Dasselbe läuft doch auch in anderen Branchen ab, z.B. ein Gastwirt, der unfreundlich zu seinen Gästen ist, ein 0815-Fraß den Gästen anbietet, zu einem Wucherpreis, wird heute einen leeren Parkplatz haben :!:
 
Registriert
6 Nov 2007
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Fast gesättigt sagt Sir Henry,Total gesättigt sage ich und das nicht nur mit Waffen,sondern mit allem.Hier liegt m.E.der Schlüssel zur derzeitigen Wirtschaftskrise.Jetzt hat der Bekleidungseinzelhandel neben dem Sommer-und Winterschlussverkauf,den Herbstschlussverkauf geschaffen.Wird nichts nützen,denn die Schränke sind voll.Was den Zivilwaffenhandel angeht begann der Niedergang mit der Registrierungspflicht der Waffen 1968??.Es hat doch keinen Sinn Büchsenmacher zu beschimpfen,sie seien Halsabschneider,wenn ich bei Auftragserteilung nicht den Preis aushandelt habe.Dazu gehört,dass man Erkundigungen einzieht,was so etwas kosten darf und ob der Büma ein guter ist.Dazu gehört natürlich auch das notwendige Urteilsvermögen.Das Unkundige über den Tisch gezogen werden ist doch in allen Branchen üblich.Nicht nur die Büchsenmacherei ist ein aussterbender Beruf,sondern auch die Uhrmacher,Kamerareparateure gehen diesen Weg.Dann wurde richtig erwähnt,dass Jungjäger an Waffen herummurksen,wie viele anfragen im Forum erkennen lassen.Auch viele Waffenhändler fröhnen dieser Praxis.Was braucht es denn um eine Handelslizenz zu erwerben?Die Kenntnis des "Blauen Buches"E-gun ist der schriftliche Beweis für diese Unbildung,nicht zu sagen:Dummstreistige Blödheit! Wir sollten auch nicht vergessen,das die lange Zeit des Friedens,die hoffentlich noch lange anhält,auch ihren Preis hat. Lurcher
 

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