Brachwiese für das Wild interessanter machen

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Hallo zusammen,

ich habe in meinem Revier eine Brachwiese in der Größe von ungefähr 5 ha. Diese liegt direkt an einem großen Wald und wurde früher von einem Landwirt zum Heu machen genutzt. Heute stehen auf der Wiese ein paar Wochen lang Pferde und ansonsten liegt sie brach. Gepflegt wird die Wiese leider auch nicht mehr. Binsen, Brenneseln etc. werden jedes Jahr mehr. Leider ist die Wiese so für das Wild nicht mehr so interessant. Nur selten sieht man Rehwild. Selbst die Sauen brechen kaum in der Wiese, was ich natürlich nicht schlimm finde.

Ein alter Jäger hat mir letztens erzählt, dass diese Wiese früher, als sie noch aktiv bewirtschaftet und gepflegt wurde, jagdlich sehr interessant war. Oft konnte man sogar tagsüber Rot- und Damwild in der Wiese beobachten. Im Frühjahr wurden wohl Mineralien ausgebracht. Leider kenne ich mich mit Wiesen zu wenig aus.

Kann ich diese Wiese mit vertretbaren Aufwand wieder etwas interessanter für das Wild machen? Was für Mineralien benötigt eine Wiese? Natürlich nicht ohne das vorher mit dem Besitzer abzuklären...
 
G

Gelöschtes Mitglied 20170

Guest
Evtl direkt zum Wildacker umbauen?
WH
 
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Mein Klassiker ist kalken. Fördert einige Klee und Leguminosenarten und das Geweih freut es.
Für Sauen und Schalenwild: Die Brennnesseln zeugen von Stickstoffreichen Nestern. Das muss aber nicht flächig so sein. Besonders Pferde schaffen über Pferdetoiletten Nährstoffnester und andernorts magere Ecken. Du kannst von der Fläche Bodenproben ziehen und untersuchen lassen. Deine Landwirtschaftskammer anrufen. Dann weist du, was dem Boden für Gutes Grünland fehlt. Es wird ggf. auf eine Nachsaat hinauslaufen. Landwirte kratzen dafür den Boden auf und säen bspw. weidelgras drauf.
 
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Danke für die Antworten. Wildacker geht leider nicht. Die Fläche ist als Grünland eingetragen und die Pferde müssen ja auch weiterhin drauf. Die Idee mit den Bodenproben ist gut. Vom Boden her ist es Sand so ca. 25 Bodenpunkten. Einige Stellen sind ordentlich nass, deswegen wird die Wiese glaube ich auch nicht mehr richtig bewirtschaftet.

Was mich wundert, dass selbst die Sauen die Wiese meiden. Beim Nachbarn die Wiese ein Stück weiter war ganz gut gebrochen, meine Brachwiese nur an einigen Stellen ein bisschen. Wie gesagt, dass muss sich nicht unbedingt ändern, obwohl ich nicht glaube dass jemand Wildschaden anmelden würde...
 
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Genaues können dir Bodenproben von verschiedenen Stellen der Wiese zeigen. Bei deiner Landwirtschaftskammer kannst du dann einen Grünlandexperten anrufen, und den kannst du fragen, welche Nährstoffe du in welcher Menge nachdüngen müsstest , um eine ertragreiche Fettwiese zu schaffen.

Große Teile des Grünlandes in vielen Regionen Deutschlands sind meist leicht versauert, wenn sie sowieso schon nicht auf kalkreichem , also basischem Grundgestein liegen. Die Versauerung tritt als natürlicher Prozess über die Jahre ein, weil bspw. durch Humusbildung auch Huminsäuren entstehen.

Kalk im Boden macht ihn neutral bis basisch, das lieben viele gute Nährgräser und Kleearten. Zudem werden andere Nährstoffe im Boden für Pflanzen besser aufschliessbar. Das spiegelt sich dann auch im Nährgehalt der Pflanzen und letztendlich auch im Wildkörper wieder. Auch das Bodenleben mit Regenwürmern ist in neutralen bis basischen Böden reichhaltiger. Wälder auf Kalkboden sind bspw. Auch artenreicher an Pflanzen als auf sauren Böden.
Wenn dein Nachbar die Wiese regelmäßig mit Nährstoffen versorgt und aufkalkt, erklärt das mitunter die Vorliebe des Schalenwildes für die Pflanzen dort und des Schwarzwildes am reicheren Bodenleben aus Gewürms.


Kalken:

Ist schon uralt. Mir liegt folgende Quelle vor :

" Der griechische Universalgelehrte Poseidonius bereiste im Jahr 58 v. Chr. Von Messalia ( Marseille) aus Gallien und schrieb in seinen Reiseberichten, dass der keltische Stamm der Moriner im Nordwesten des heutigen Frankreichs Mergel mit Schiffen aus Britannien importiert und damit einen schwunghaften Handel betreibt. Richtig behandelte Böden , so schreibt er, bleiben bis zu 50 Jahre fruchtbar. "

" Der Römer Marcus Terenhius Varro ( 116-27 v. Chr . ) Schrieb in seinem Buch über den Landbau, dass der Präperator in Gallien Scrofa bei seinem Heerzug zum Rhein durch Gegenden gekommen sei , wo man die Äcker mit weißem Mergel dünge und ihnen dabei eine 30-80 jährige Fruchtbarkeit verleihe"

Quelle: Agrarpraxis Kompakt, S. 10
 
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Also erst mal beim Eigentümer abklären ob die Wiese in einem Mehrfachantrag auftaucht. Ggf. bekommt er für die extensive Pferdeweide einen Zuschuss. Der Schutzstatus des Grünlandes muss erkundet werden, ich kannte mal in Ostdeutschland eine Ponyweide, die war ein sehr guter Orichdeenstandort. Hier von der Ferne aus einen Rat geben ist sehr gewagt, die Fläche könnte auch beim Vertragsnaturschutz erfasst werden. Häufig ist es so, dass Flächen die z.B. für Rehwild nicht interessant sind, trotzdem schutzwürdig mit entsprechendem Status sind. Wir haben ein paar artenreiche Wiesen, die fast an einen Trockenrasen hinkommen. Die Hasen sitzen da nie drauf, lieber auf den angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen mit eiweißreichen Pflanzen.

Wenn der evenutelle Schutzstatus eine mineralische Düngung ermöglicht, dann ist sicher Kalk in den meisten Fällen je nach Bodenprobe nicht schlecht. Möglich wäre aber auch eine Düngung mit Magnesia-Kainit. Natrium ist zwar kein Pflanzennährstoff aber er fördert die Schmackhaftigkeit des Futters.

Rehe sind nun mal eben nur in geringem Umfang Grasfresser. Wenn keine Sauen dort brechen, könnte es sein dass z. B. Drahtwürmer keinen verfestigten Boden mögen. Pferdeweiden mit niedrigem Bewuchs sind ideale Nahrungsflächen für Vögel. Die Larven der Wiesenschnake werden gerne von den Sauen aufgenommen. Möglich dass diesen Insekten vorher von den Vögeln gefressen werden.
 
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Seit wann fressen Rehe kaum Gras ? Was machen bspw. Sprünge der Feldrehe auf den Wintergetreidefeldern im Winter ? ( Fürs Getreide übrigens nicht schlimm, der Wachstumspunkt wird nicht geschädigt. Bevor das Reh jetzt auch noch als " Getreideverbeisser " herhalten muss ;-) Früher ließ man sogar gerne mal Schäfer auf die Getreidesaat, weil der flächige Verbiss die Verzweigung der alten Sorten förderte. )
 
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Es trifft sicher zu dass auch unser Getreide zu den Süßgräsern zählt, aber der Eiweißgehalt der Saat ist ein anderer als auf einer hochgewachsenen Wiese. Da wird Gras noch von Rotwild und anderen Schalenwildarten geäst, aber das Reh sucht nur nach Spezialitäten. Ich hatte Rehe im Gatter, es war nicht mal ansatzweise möglich mit ihnen den Graswuchs zu beeinflussen, ich musste regelmäßig mähen. Die jungen Triebe wurden genommen, aber nur kurze Zeit.
 
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Ja klar, das Reh sucht das feinere , die Triebspitzen. Aber gerade in den letzten Schneetagen habe ich reichlich Stellen auf Grünflächen gefunden, die vom Schnee freigescharrt worden sind , und beäst.

Und auch an gutes Heu geht das Rehwild im Winter. Stellt es doch im Winter seinen Verdauungstrakt mehr auf Rauhfutter um, oder liege ich falsch ?! Das Pansenmilieu ändert sich.
 
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Ich habe schon mal mit dem Eigentümer über die Wiese gesprochen. Es ist ganz normales Grünland, allerdings fehlt wohl eine richtige Nutzungsmöglichkeit, daher verwildert die Wiese und die Lösung mit den Pferden ist nur eine Notlösung. Ihm gehört noch einiges an Ackerland, was gut verpachtet ist, daher fällt die Wiese nicht weiter ins Gewicht.

Er hat mir sogar angeboten die Wiese für kleines Geld zu pachten, aber was soll ich damit machen. Im Mai/Juni ist das Gras und Unkraut so hoch gewachsen, dass ich ehrlicherweise nicht mal böse bin, dass die Pferde irgendwann rein kommen und es runterfressen und platt trampeln. Sonst hätte man irgendwann ja nur noch altes, trockenes Gras dort stehen. Ich könnte natürlich auch "nur" einen ha pachten, aber so richtig fehlt mir die Vorstellung, wie ich das dann sinnvoll nutzen kann, speziell im Hinblick auf Damwild und Rotwild. Ich kann die Wiese ja schlecht brechen und dort einen Wildacker einsäen, dann wäre es ja kein Grünland mehr und Ärger vorprogrammiert.
 
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Am wenigsten Arbeit hast du, wenn du anhand von Bodenproben das Nährstoffdefizit für eine Leistungswiese ( Fettwiese) ausmachst. Dann nachdüngen, und regelmäßig mähen, dann kommt viel junges Grün. Ggf . Von einem Landwirt abschleppen lassen und dann auf aufgekratzten Bodenstellen gutes mehrjähriges Weidelgras drauf säen, und etwas fest walzen. .

Das bezieht sich nur aufs Schalenwildrevier !!

Niederwildrevier mit Hase und Federwild :

Regelmäßiges Mähen/ Mulchen ist dort kontraproduktiv. Mulchen und Kreiselmäher sind besonders auch für Insekten vernichtend, hier eher den Balkenmäher nehmen.

Soll auch kleines Niederwild gefördert werden, würde ich große Teile der Wiese bis Anfang August, besser noch Ende August stehen lassen, Dazwischen kann man dann regelmäßig Streifen reinmähen. Dort kommt Frisches Grün auf, es entstehen Grenzlinien und trockene Bereiche zum Laufen. Aber diese Streifen konsequent ab März kurz halten, damit keine Nester oder Tiere reingesetzt werden ( Biotopfalle) . Beim Mähen der Streifen vor dem Traktor herlaufen, um noch Hasen und ggf. Nester zu finden. ( Sicher ist sicher)
 
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Ich habe da 2 Seelen in meiner Brust...

Der Jaeger in mir möchte was fuers Wild tun, die Wiese muss als solche erhalten werden,da wird die Wiese bewirtschaftet werden müssen.

Aber da sollten wir uns dann auch als Naturschützer profilieren und die Wiese als naturnahe Magerrasenfläche erhalten.Es gibt zuviel Grünland und Weidelgraswüsten, die immer sattgeduengt und 6-7 mal geschnitten werden.. und zuwenig Blumenwiesen.
Ein mM nach guter Mittelweg waere eine traditionelle Bewirtschaftung mit max 2 Schnitten die möglichst ohne Jungwildverlust stattfinden sollten... und nur spärlicher Düngergabe.
 
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Danke. Es ist ein reines Hochwildrevier. Leider nur ein sehr kleines Revier, sonst würde ich solche Überlegungen wahrscheinlich gar nicht anstellen. Ich muss mir das mal durch den Kopf gehen lassen, ob sich der Aufwand dafür "lohnt". Mit dem regelmäßigen Mähen ist der Maschinenaufwand ja auch nicht unerheblich.
 
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Gerade dann, wenn es ein reines Hochwildrevier ist und zudem klein, würde ich das optimale fürs Schwalenwild aus der Wiese rausholen, Also eine schmackhafte Äsungsfläche mit nahrhaften Pflanzen schaffen . Die macht mehr Stücke satt , und liefert eine gesunde Kondition im Wildkörper. :cheers:

Ein Cousin von mir düngt bspw. auch Pferdeheuwiesen mit Schwefel. Das Heu wird auch an Reitgestüte im Rheinland verkauft. Er meint, das Heu würde schmackhafter....Ich kann ihn nochmal fragen. Die Landwirtschaftskammer gibt dir aber auch gerne Auskunft.
Oder ein Mitforist hier kann was dazu sagen !?

Habe hier aber noch einen Interessanten Link zum Schwefel und dessen Funktion in der Pflanze :

http://www.kali-gmbh.com/de/pdf-art...nentbehrlich-fuer-die-pflanzenentwicklung.pdf
 
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@ jaeger1984: Freue dich doch über die Möglichkeit die Wiese zu pachten. Wenn es wirklich kleines Geld ist, dann hast du eine gestalterische Möglichkeit dein Revier aufzuwerten und was sinnvolles und nachhaltiges zu machen. Viele andere Pächter würden sich über so eine Möglichkeit sehr freuen. Klar ist es mit Arbeit verbunden, aber das Ergebnis erfreut später die Augen und das Herz. :)
 

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