Weidmannsheil allen erfolgreichen Schützen!
Und ob ihr es glaubt oder nicht, auch ich habe heuer etwas zu diesem Thread beizutragen:
Seit ich 2004 die Jungjägerprüfung abgelegt hatte, bin ich eigentlich kaum mehr mit ungefiederten Waffen in Kontakt gekommen. Das Forumstreffen in Wr. Neustadt zu Ostern änderte das. Einige sehr nette Foristis halfen mir das Vertrauen in meine Schussfähigkeiten wieder zu erlangen. Als dann wenige Tage danach das Telefon läutete und die Stimme am anderen Ende meinte: "I hob an Bock fia di" schlug mein Herz bis zum Hals. Seine weiteren Worte hörte ich kaum, da meine Gedanken rasten. Im Prinzip bin ich blutige Anfängerin. Schlimmer noch als jeder frischgebackene Jungjäger, denn der hat wenigstens die Theorie sofort abrufbar im Gedächtnis. Mein schüchternes Ich suchte schon nach einer Ausrede als sich das Selbstvertrauen meldete: "Du hast gerade erst gut geschossen, du kennst die Waffe, du hast Vertrauen in deinen Pirschführer, er hat einen guten Hund - was willst du noch mehr? Jetzt oder nie!"
Also sagte ich zu.
Anfang Mai war es dann soweit: der Bock war gesichtet, der Termin fixiert. Als es Zeit war loszufahren, saß ich nur vor der Uhr uns beobachtete die Zeiger. Irgendwie zog es mich so gar nicht zum Auto. Es war doch ganz anders als eine Beizjagd. Dort gibt es nur ganz oder gar nicht: entweder Dyami hat den Hasen oder er entkommt und lässt nur ein wenig Wolle zurück. Aber hier? Was wenn ich nicht richtig treffe? Mein Freund war es dann der mir den richtigen Schubs gab damit ich mich auf den Weg machte.
Der Nachmittag verlief noch ganz lässig: ein wenig Essen, ein wenig Plaudern, den Jagdleiter kennen lernen, ...
Dann aber war es soweit: es ging ins Revier. Der Weg zum Ansitz war kurz, die Gespräche sehr nett. Das alles so perfekt vorbereitet war beruhigte mich. Doch erst mal kam kein Wild. Nicht mal ein Hase. Also warteten wir und plauderten weiter.
Ich war schon leicht enttäuscht, weil ich wollte wenigsten Anblick haben, als ein Geräusch hinter uns zu vernehmen war: ein Bock schreckte. "Der hat uns voll im Wind" bekam ich erklärt. "Mist", dachte ich, "dann wird es heute nichts mehr". Doch ich sollte zum ersten Mal erleben wie naiv Rehwild ist. Nachdem der Bock ca. 5 Minuten geschreckt hatte wurde es wieder still im Wald. Und kurz darauf erblickte ich einen dunklen Fleck wo vorher keiner war: tatsächlich der Bock. Gemächlich zog er hinter einem kleinen Wäldchen hinunter, schreckte noch ein paar mal um dann ruhig auf die Wiese auszutreten. Wohlwissend, dass er zu alt war, legte ich dennoch an um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es ist, auf ein lebendes Tier zu zielen. Als ich gedanklich ein paar Mal den Abzug betätigt hatte, legte ich das Gewehr beiseite. Aber nicht für lange denn eine Geiß sprang plötzlich ohne zu zögern auf die Wiese. Die musste natürlich auch für ein paar Zielübungen herhalten.
Nach dem Motto, kleiner Finger - ganze Hand, wollte ich nun mehr als nur "Schauen". Aber mein Knöpfler hatte andere Pläne. So beobachteten wir wie Bock und Geiß rechts der Bühne abtraten. Im zweiten Akt ließ sich nur mehr der Bock blicken, gefolgt von einem anderen. Ca 20 Meter neben dem Ansitz zogen sie vorbei ohne uns oder den Hund davor zu bemerken. Als Zugabe strich noch eine Katze den Weg entlang. Dann war es Zeit abzubaumen.
Um 4 Uhr war Tagwache. Nach einem kurzen Frühstück ging es hinaus. "Wir müssen leise sein, denn sie könnten schon unten stehen" Aber nein, nichts da. Der Wald lag still vor uns. Ein, zwei Vögel zwitscherten. Denen folgten ein paar weitere und noch welche. Bis wir dann in einem schier lauten Vogelkonzert saßen. Auf meine Frage nach dem Auflagebrett für das Gewehr meinte mein Pirschführer, dass es besser wäre erst alles herzurichten, wenn es heller ist. So beobachteten wir wie es minütlich heller wurde. So wie ich am Vortag dem Einbruch der Dunkelheit missmutig gegenüberstand, so war es heute das Tageslicht, das ich nicht sehen wollte, weil ich mit jedem Lux mehr meine Chancen auf eine Schussmöglichkeit schwinden sah.
Doch dann überschlugen sich die Ereignisse: Links außerhalb meines Sichtfeldes erschien die Geiß und zog schnell über die Wiese. Mein Pirschführer meinte: "Dahinter ist noch ein Stück. Des is dei Bock" Er fiepte die beiden an, damit sie bloß nicht wieder so schnell verschwinden wie sie aufgetaucht waren. Zügig richteten wir das Auflagebrett her, während ich im Augenwinkel die zwei Stücke vorbeiziehen sah.
Anlegen, Entsichern. Er stand nicht gut. Dann passte es, ich brauchte aber etwas zu lange um ihn richtig zu haben und Einzustechen. Also musste ich wieder warten während er sich umdrehte und zu Äsen begann. Ich zielte ruhig und dachte nur: "Wenn er jetzt das Haupt hebt gehört er mir". Und als ob er meine Gedanken gehört hätte hob er das Haupt und ich ließ fliegen.
Er startete eine kurze Flucht über einen Zaun einmal um die Achse, wieder über einen Zaun und dann verhoffte er und stand ruhig und breit da. "Noch ein Schuss! Ich muss nochmal schießen!" waren meine Gedanke und ich repetierte. Doch gerade als der Verschluss wieder einrastete brach er zusammen. "Weidmannsheil" vernahm ich und ein leises "Weidmannsdank" kam über meine Lippen. Danach folgte ein "Hamma a Erdbeben?" Da erst bemerkte ich, dass meine Knie und meine Hände zitterten wie wild. Ich legte das Gewehr beiseite. Jetzt wo die Anspannung vorbei war konnte ich es nicht mehr ruhig halten.
Nach ein paar Minuten gingen wir zu meinem Bock. Der Hund verwies ihn einwandfrei. Ich war überrascht wie warm er war. Irgendwie war mir das bei den gebeizten Hasen nie so aufgefallen. Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke lag es vermutlich daran, dass an diesem frühen Morgen meine Hände vermutlich weitaus kälter waren. Einerseits vor Aufregung und andererseits gingen wir langsam zu dem Stück und ich rannte nicht erst 50 Meter quer über einen Acker, um meinem Vogel zu Hilfe zu kommen.
Ich war enttäuscht über den Sitz des Schusses, denn er war zwar noch in der Kammer aber zu weit hinten. Mein Trost war, dass seine Flucht dennoch nach ca. 15-20 Meter zu Ende war. Wir verbrachten den Knöpfler zu einem Bach und brachen ihn auf. Zurück beim Haus war mein Engel von einem Pirschführer auch gleich so nett mit die Trophäe auszukochen, da ich zu Hause diese Möglichkeiten nicht gehabt hätte.
Alles in Allem war es ein tolles Erlebnis und ich bedanke mich nochmal vielmals für diese Gelegenheit! Ich freue mich endlich diesen Schritt gewagt zu haben und hoffe auch in Zukunft nicht nur mit gefiederte Hilfe auf die Jagd zu gehen.