ein Schreiben der anderen Seite an den Minister:
Herrn Dr. Till Backhaus
Umwelt- Landwirtschafts- und Verbraucherschutzminister
des Landes Mecklenburg-Vorpommern
Wildtiermanagement in den Nationalparken:
Ansitzdrückjagden im Müritz-Nationalpark, Artikel „Wenn Ökos hassen“ in der Zeitschrift
„Unsere Jagd“
07.02.2013
Sehr geehrter Herr Minister Dr. Backhaus,
die Naturschutzverbände haben gemeinsam mit Ihrem Haus und dem Landesjagdverband
mehrere Jahre in der Arbeitsgruppe Wildtiermanagement an einem Tisch gesessen und
einvernehmlich ein Ergebnispapier erarbeitet, auf dessen Grundlage Sie eine zeitgemäße
Verordnung für die Jagdausübung in den Nationalparken und eine Wildmanagementanweisung für
die Nationalparkämter erlassen haben. Durch diese Verordnung hat sich Mecklenburg-
Vorpommern deutschlandweit an die Spitze eines nationalparkgerechten Wildtiermanagements
gesetzt. Sie hat sich in allen Nationalparken des Landes bewährt und auf andere Bundesländer
ausgestrahlt.
In der Jagd VO heißt es in §1(2) unter anderem:
Die Jagdausübung dient der Wildbestandsregulierung. Entsprechend den Vorschriften dieser
Verordnung ist die Jagdausübung auf Eingriffe in Wildbestände begrenzt, die
1. durch Verbiss das Ankommen und den Aufwuchs natürlicher Verjüngung in den Wäldern
der Nationalparke beeinträchtigen.
2. Beeinträchtigungen außerhalb der Nationalparke und auf landwirtschaftlichen Nutzflächen
verursachen können oder
3. die Ziele des Küstenvogelschutzes im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft
gefährden,
soweit eine Bestandsregulierung durch jagdliche Maßnahmen realisierbar ist und Eingriffe
innerhalb der Nationalparke erfordert.
Im Rahmen der oben genannten rechtlichen Vorgaben ist die Jagd „so effektiv und störungsarm
wie möglich durchzuführen“ (Jagd VO §1 (3)), „Der Gesellschaftsjagd ist zur Minderung jagdlicher
Störungen Vorrang vor der Einzeljagd einzuräumen“ (§6 (3)).
Diese Vorgaben sind Grundlage für das Nationalparkamt und seinen Dezernenten Falk Jagszent
gewesen, die Ansitzdrückjagden im Herbst und Winter 2012 effizienter zu gestalten und dem
gegenüber die Einzeljagd weiter einzuschränken. So wurden z.B. im Müritz-Teil des Nationalparks,
in den Revieren Kratzeburg, Babke und Langhagen vom 22.11.- 24.11.2012 drei sehr große
Drückjagden mit jeweils bis zu 160 Schützen durchgeführt, die seit dem Frühjahr intensiv
vorbereitet wurden. Die Jagden waren mit einer Gesamtstrecke von 380 Stück Wild ein
durchschlagender Erfolg und zeigen unter anderem an, dass in Teilen des Nationalparks, in denen
bisher eine ausschließliche Einzeljagd betrieben wurde, immer noch oder wieder ein extrem hoher
Schalenwildbestand existiert.
M-V
Die mindestens in Teilen also immer noch dramatische Höhe der Wildbestände insbesondere beim
Damwild werden es für die nächsten Jahre unabdingbar machen, mit effektiven Methoden
gegenzusteuern, damit auch Baumarten wie die Eiche und die Eberesche eine Chance haben, an
der natürlichen Waldentwicklung teilzunehmen. Nur großflächige Jagden mit starkem
Hundeeinsatz bieten diese Chance.
Wir bitten Sie eindringlich, sich weiterhin hierzu zu bekennen und dem Nationalparkamt den
Rücken zu stärken!
Im Dezember erging ein Schreiben des Vorsitzenden des Kreisjagdverbandes Müritz, Herrn Volker
Koch, an ihr Ministerium, in dem er Falk Jagszent vorwirft, zu unweidmännischem Verhalten
regelrecht aufgerufen zu haben. Wild wäre nicht geborgen oder nachgesucht worden, es hätte
über die Maßen zerschossenes Wildbret der Kategorie B gegeben usw. Herr Koch hat (trotz
Einladung) selbst nicht an den Ansitzdrückjagden teilgenommen.
Seine Vorwürfe wurden im Rahmen der AG Wildmanagement Sitzung am 24.01.2013 im
Einvernehmen mit dem Vertreter des Landesjagdverbandes vollständig ausgeräumt.
In der Zeitschrift „Unsere Jagd“ vom 30.01.2013, wird unter dem Titel „Wenn Ökos hassen“ eine
Drückjagd im Revier Waldsee beschrieben. Der Hegeringleiter Herr Dr. Wetzel war für die Jagd am
13.12.2012 mit zwei weiteren Jägern eingeladen. Darunter war der als „Kronzeuge“ im Artikel
zitierte Herr Eingang. Seine Aufregung über die Freigaben und die Verwendung bleifreier Munition
ist nicht nachzuvollziehen. Die Freigabe entspricht exakt den Vorgaben der oben genannten
aktuellen Jagdverordnung und der Wildmanagementanweisung für die Nationalparkämter. Damit
hat Herr Eingang sich offensichtlich im Vorfeld nicht beschäftigt.
Nach unseren Rückfragen bei dem zuständigen Revierleiter, Herrn Peter Barofke, hat ihm nach
der Jagd Herr Eingang tatsächlich mitgeteilt, dass er krankes Wild erlegt habe. Diese Information
hat Herr Barofke aufgenommen, entsprechende Recherchen veranlasst und das Notwendige
abgearbeitet.
Interessant ist auch das (unbelegte) Zitat zum Streckelegen „Mit dieser Brauchtumsduselei haben
wir es hier nicht“. Speziell bei dieser Drückjagd wurden viele Stücke direkt verkauft, mit denen zum
Abschluss der Jagd Strecke gelegt und verblasen wurde. Dabei wurde jeweils ein Schützenbruch
übergeben und das Ergebnis der Jagd mitgeteilt. Leider waren Herr Dr. Wetzel und Herr Eingang
zu dieser Zeit bereits abgereist!
Auch lässt sich anhand der Aufzeichnungen über die Verteilung der erlegten Stücke der
Kategorien A und B eindeutig darlegen, dass Tierschutz und Weidgerechtigkeit einen
unveränderten Stellenwert haben. (Aufzeichnungen Drückjagd 13.12.2012 P. Barofke, R. Pauli(1) )
Für die Drückjagden wird von jedem eingeladenen Jäger ein Schießnachweis gefordert.
Selbstverständlich werden Nachsuchen ordnungsgemäß durchgeführt. Welches Interesse sollten
Falk Jagszent und seine Revierleiter haben, gutes Handwerk bzw. gutes Weidwerk aufzugeben?
In diesem Zusammenhang weisen die Revierleiter darauf hin, dass es für die genannte Drückjagd
am 13. Dezember in Waldsee so gut wie keine organisatorischen Änderungen zu den Jahren
davor gab. Diese Jagd hätte mit Falk Jagszents Vorgänger Jürgen Krüger genauso stattgefunden.
Zweifelsohne lässt sich das Wildmanagement weiterentwickeln. Ein Kritikpunkt betrifft neben
kleinen organisatorischen Schwächen auf den Jagden die noch immer nicht verpflichtend
eingeführte bleifreie Munition. In diesem Punkt begrüßen wir ausdrücklich, dass Sie selbst
unterdessen bleifrei jagen und mit ihrer bundesweiten Initiative zur Einführung dieser Munition
hervorgetreten sind.
Eine derart personenbezogene, auf Gerüchten und dem Hörensagen basierende
Fundamentalkritik wie in dem Zeitschriftenartikel droht, die vielversprechenden Ansätze für ein in
weiten Teilen der Gesellschaft akzeptiertes Wildtiermanagement in den Nationalparken zu
zerstören. Die Nationalparke sind nicht Spielfeld der Kreisjagdverbände!
Ihre Mitarbeiter in den Nationalparkämtern engagieren sich teilweise bis an ihre Grenzen für die
Nationalparkziele. Sie müssen vor solchen unqualifizierten, niederträchtigen Angriffen geschützt
werden, mit denen in der Hauptsache ihnen persönlich geschadet werden soll. Dabei bitten wir Sie
nochmals eindringlich um Unterstützung.
Wir würden uns darüber hinaus freuen, wenn Sie in der kommenden Saison an der einen oder
anderen Drückjagd in den Nationalparken persönlich teilnehmen könnten, um sich aus erster Hand
ein Urteil zu bilden.
Weiterhin schlagen wir vor, unter Ihrer Moderation in einem Spitzengespräch mit den Jagd- und
Naturschutzverbänden die aktuelle Situation zu diskutieren.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Stefan Schwill
Vorsitzender NABU Mecklenburg-Vorpommern
gez. Corinna Cwielag
Landesgeschäftsführerin BUND Mecklenburg-Vorpommern
gez. Dr. Karl-Günter Guiard
Vorsitzender Ökologischer Jagdverein Mecklenburg-Vorpommern
gez. Albrecht von Kessel
Vorsitzender Förderverein Müritz-Nationalpark e.V.
gez. Jan Baginski
Vorsitzender Förderverein Boddenlandschaft e.V.