Das ist so nicht ganz richtig. Beuth ist nur ein Unternehmen, was nur solche Normenwerke kommerziell ausbeutet, und die haben sich da dran gehängt und einfach mal DIN EN geschrieben, weil der Gesetzgeber sich im Waffengesetz darauf bezogen hat und weil es für die Käufer den Anschein hat, dass sie für viel Geld eine DEUTSCHE Norm erstehen. Es gibt keinerlei Umsetzung der EN 1143-1 in eine Deutsche Industrie Norm DIN. Was auch kaum einer weiss: die EN wurde Anfang der 1990er Jahre von einer Kommission der Versicherungswirtschaften der jeweiligen EU zugehörigen Länder erarbeitet, ohne Beteiligung der Tresorbauer und diente zunächst dazu, einen europaweit einheitlichen Standard für die Produktion von Tresoren einzuführen, nach den jeweils in Typprüfungen nachgewiesenen Einbruchwiderständen wurden dann Klassen errichtet, nach denen der Inhalt dann privat oder gewerblich versichert wurde.
Der Grundgedanke war, dass ein solcher Schrank dann in Griechenland, Finnland, Deutschland, Italien oder Portugal bei allen dort jeweils ansässigen Versicherern gleiche Anerkennung findet und die Europanorm EN die nationalen Normen übergeordnet ersetzt, was auch nahezu flächendeckend geklappt hat, einige wenige Länder haben es tatsächlich so gemacht, dass die noch eine nationale Norm aufgesetzt haben, die aber in der Regel nichts anderes war wie die erarbeitete Europanorm in Landessprache.
Die deutschen Beteiligten waren damals der VdS (Verband der Sachversicherer, also der Dachverband aller in Deutschland tätigen Versicherungsunternehmen, welcher ein hauseigenes Prüflabor in Köln unterhält, und die damalige Forschungs- und Prüfgemeinschaft Geldschränke eV, die heutige ECB.S in Frankfurt, welche kein eigenes Prüflabor unterhält und in Nord- und Südeuropa prüfen lässt. Die Prüfkriterien sind immer die gleichen, aber natürlich kann der Prüfer bei VdS ein Bär mit Popeye-Armen sein, der Prüfer bei IMP ein eher schmalbrüstiger Spargeltarzan - das ist so nicht explizit vorgeschrieben ;-D
Getestet wurde damals wie heute nach einem festgelegten Prüfstandard. Jedes einbrecherübliche Werkzeug, vom Jahrmarktschraubendreher über Kuhfuß und Bohrmaschine bis hin zum Schweißgerät oder Trennjäger erhielt eine Kennzahl, welche berücksichtigte, welche Kräfte auf den Wertschrank Einfluss nehmen. Auch Zubehör bekam eigene Kennzahlen zugewiesen, weil eine normale Trennscheibe anderen Vorschub leistet wie eine segmentierte Diamantscheibe. Eine Flex macht Krach, ein Schweißbrenner macht Helligkeit, also Dinge, die beispielsweise bei nächtlichen Einbrüchen Polizei oder Wachdienst leichter auf den Plan rufen können wie ein Gebrokel mit einem langen Schraubendreher, daher die Unterschiede, denn es ging stets darum, die Werte solange zu schützen, bis die Intervention vor Ort eintrifft. Daraus folgt: hat der Knacki genug Zeit und bleibt unentdeckt, dann bekommt er den Tresor auch auf, man könnte auch sagen, er hat sich dann den Inhalt verdient. Den Versicherern ging es also darum, möglichst viel Zeit zwischen Beginn des Aufbruchs und Eintreffen der Interventionskräfte zu bringen, wodurch für Sie eine höhere Chance bestand, weniger Leistungen für entwendete Wertgegenstände erbringen zu müssen.
Natürlich hatten die Versicherer ja Kenntnis von der Vorgehensweise der Einbrecher, sie haben solche Fälle mit Gutachtern genauestens untersucht und wussten, dass es auch zwei Varianten gab, den Teilaufbruch, wo man also die Hand ins Innere stecken konnte und dann was herausangeln, oder eben den Vollaufbruch, wo die Tür dann aufging und ALLES entnommen werden konnte. Es gibt also zwei klassische Risiken, die abgebildet werden, was auch stets bei solchen Schränken in RU (resistant units) angegeben wird.
Aus dem folgt dann auch, dass es in den Prüflaboratorien hochqualifizierte und ebenso hoch bezahlte Ingenieure und Werkmeister gibt (also keine billigen Blumenverkäufer, Handelsfachpacker oder Altenpfleger, sorry will hier niemanden diskreminieren, geht nur um die Gehaltsklassen), die solche Prüfleistungen durchführen und überwachen. Zudem muss JEDER Schrank da nicht nur eine Prüfung durchlaufen, sondern es wird mit allen Werkzeugkombinationen SOWOHL der Teilzugriff wie auch der Vollzugriff getestet. Wenn die Prüfmuster nur bei EINEM EINZIGEN dieser Tests versagen, sprich der Einbrucherfolg sich zu schnell einstellt, ist die Serie durchgefallen und der Test muss komplett neu wiederholt werden.
So, und jetzt überlege mal jeder für sich, wie viele Prüfmuster ein Hersteller folglich anfertigen und ins Prüflabor karren lassen muss, und auch bei den Herstellern sind hochbezahlte Ingenieure damit beschäftigt, die Ergebnisse auszuwerten und was das alles kostet. Wir reden hier von hohen sechs- bis siebenstelligen Beträgen, je Hersteller und je Serie, die investiert werden müssen, bevor auch nur ein einziger Schrank für einen Kunden PRODUZIERT werden DARF. Ich denke, wir wissen doch alle selber, dass diese Kosten nicht der Hersteller und nicht das Prüflabor und erst Recht nicht die Versicherungen bezahlen, sondern einzig und allein der Kunde, der das Produkt kauft. Dafür hat er dann bei seiner Versicherung den Vorteil, dass er höhere Werte bei den Wertgegenständen versichern kann, je höherklassig der Schrank ist.
Ein solches Produkt ist damit natürlich nicht mit den einfachen Blechschränken vergleichbar, die damals von Handelsketten wie Praktiker (wir wissen ja alle, wohin die 20% auf Alles Mentalität einen solchen Handelsriesen geführt hat, verursacht durch die Deutsche Mentalität, immer alles, immer billig, immer sofor, möglichst umsonst und noch bis nach Hause gebracht, Amazon ist da heute ein würdiger Nachfolger...) und anderen auf den Markt geschleudert wurden. Das waren dann aber auch nur Schränke nach dem Motto: Mindestblechstärke, Mindestschloßklasse, Mindestverriegelung. Das war keine große Kunst, das konnte noch Hänschen Klein in der Schweißerbude um die Ecke fertigen. Der müsste heute, damit er so einen Schrank bauen darf, erst mal ein QM-System nach DIN-EN 9000 etablieren und die vorgenannten Investitionen vorstrecken, was er regelmäßig nicht mehr kann, weshalb auch in Deutschland viele kleine und sogar größere Hersteller vom Markt verschwunden sind, einige fertigen zwar noch Tresore, aber ganz bewusst keine Waffenschränke mehr, obwohl Sie's könnten und dürften, allerdings haben die keinen Spaß daran, nur das Geld zu drehen. Wer es nicht glaubt, schaut doch mal, wieviel ein Grad 1 Wertschutzschrank in Größe eines Waffenschrankes fürs Büro kostet. Der hat nur ein paar Einleger drin und kostet doch so viel mehr, wie die gleiche Größe Tresor als Waffenschrank. Ich diskutierte vor ein paar Monaten über dieses Phänomen mit einem Sachkundigen aus den Niederlanden. Er schüttelte nur den Kopf als er meinte: Ihr Deutschen seid doch verrückt! Ihr kauft in der Regel ein Mal im Leben einen Waffenschrank, und dann ist es Euch scheiß egal wie gut der ist, Hauptsache er ist billig. Ich konnte ihm weder widersprechen noch es ihm anders erklären als mit der deutscheneigenen Mentalität.
Die EN 14450 hätte natürlich ein Nachfolger der alten VDMA-Sicherheitsstufen sein können, aber auch diese Schränke haben nur Mindest-Bauvorschriften und eben keinen durch entsprechende Prüfungen zertifizierten Nachweis eines qualifizierten Einbruchschutzes. Das wiederum hat den Gesetzgeber bewogen, diese durchaus auch im Gespräch befindlichen Modelle nicht zuzulassen, weil man ausnahmsweise gleich mal etwas richtig machen wollte und Schränke vorgeben wollte, die auch wirklich einen in einer Typenprüfung erbrachten Nachweis des Einbruchschutzes nachweisen konnten. Und dann hauen die da den Lapsus DIN EN rein.