Bayerischer Verwaltungsgerichtshof urteilt zu "Wald vor Wild"

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Das Problem ist doch viel größer und hausgemacht. Das kann man aber nicht nur dem Forst anlasten.
Wir haben durch unsere Form der Landnutzung aus Steppenbewohnern Waldbewohner gemacht (Rotwild) und beschweren uns dann über Schälschäden.
Wir drücken durch intensive freizeitliche und landwirtschaftliche Nutzung das Rehwild von den Wiesen, auf denen es bei vier Mahden in der Saison auch nicht mehr wirklich viel findet, in den Wald und beschweren uns über Verbiss.
Wir haben Erntemaschinen entwickelt, die kaum noch ein Getreidekorn verlieren, bauen zwecks einfacherer Großflächenbewirtschaftung aus Rentabilitätsgründen die Landschaft so um, dass Hecken und Hage, die übrigens als Witterungs- und Erosionsschutz irgendwann auch mal von jemandem angelegt worden sind, rückläufig sind und beschweren uns über das zunehmende Verschwinden von Niederwild und Singvögeln.
Wir verwandeln die eigenen Gärten der einfacheren Pflege wegen in eine "grüne Wüste", wenn nicht sogar in Kiesflächen und beschweren uns, dass es weniger Insekten gibt - was wiederum weniger Singvögel bedeutet.
Wir bauen Mais und etliches andere als Monokulturen auf riesigen Flächen an und jammern, dass das Schwarzwild zur Plage wird.

Kurz gesagt, der Mensch vereinnahmt die gesamt Landschaft, erwartet, dass ihm alles zur Verfügung steht, was er möchte und beschwert sich, wenn die Natur nicht vollumfänglich mitspielt.

Der bayerische Grundsatz "Wald vor Wild" bezog sich in seiner Grundintention übrigens nicht auf den Wald als Wirtschaftsraum, sondern auf den Wald als Schutzfunktion vor Lawinenabgängen und Erosionsschäden - nur mal so am Rande...
Aber man sieht an dem Beispiel schön, wie es funktioniert. Es braucht nur eine Formulierung, die etwas allgemeiner gehalten ist und irgendwann kommt einer, dem der dem gesunden Menschenverstand entprungene Grundgedanke nicht mehr erschließlich ist und besteht auf einer wörtlichen Umsetzung...
 
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Moin!

Genau SO ist der Gruppen- oder Pool-Abschuss aber in der Sache vollkommen kontraproduktiv, fördert die Konzentration auf der einen Seite und die "Ausrottungs-Bestrebungen" auf der anderen.

Nein, SO ist das die einzige Möglichkeit, "Züchter" dranzukriegen, ohne ggf. eine "Polizeijagd" bei denen durchführen zu müssen.

Mit dem Begriff "gemeinschaftliche Bewirtschaftung" hat das leider absolut nix zu tun!

Wenn einer sich rauszieht: ja. Aber da in einem Rotwildgebiet normalerweise mehrere Reviere liegen, können die sich sinnvoll absprechen.

Das mit dem Gruppenabschußplan ist das unsinnigste überhaupt.
Bei uns im Revier steht das Rotwild üblicherweise bis Anfang August. Danach steht es bis November überwiegend zwei Reviere weiter beim Staat. Wenn es dann im Dezember und Januar wieder im Revier ist, ist der Abschußplan schon erfüllt.
Wir haben nur noch das Vergnügen des Wildschadens

Nur weil das bei euch nicht in eurem Sinne klappt ist das Werkzeug nicht generell untauglich. Man kann die Regeln ja auch so ausgestalten, dass bei solchen Bedingungen die Reviere, wo das Rotwild erst gegen Ende der Jagdzeit auftauchen, eine Reserve zugeteilt bekommen oder bei Wildschäden einfach nachbeantragen können. Insgesamt ist ein Gruppenabschuss jedenfalls geeignet, den Jagddruck insgesamt zu senken und damit auch die durchschnittlichen Schäden über alle Reviere.

Viele Grüße

Joe
 
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Das mit dem Gruppenabschußplan ist das unsinnigste überhaupt.
Bei uns im Revier steht das Rotwild üblicherweise bis Anfang August. Danach steht es bis November überwiegend zwei Reviere weiter beim Staat. Wenn es dann im Dezember und Januar wieder im Revier ist, ist der Abschußplan schon erfüllt.
Wir haben nur noch das Vergnügen des Wildschadens
Wenn der Abschussplan erfüllt ist, und das Wild beim Staat ist, und ihr trotzdem Schäden habt, ist dann der Abschussplan nicht zu gering. Oder ist doch nicht alles Wild beim Staat. Ich hab immet geglaubt vom Staat kommt nix zurück😈
 
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@ Auerochse weißt zu Recht darauf hin, dass viele Lebensräume (von Pflanzen wie von Tieren) durch die menschliche Nutzungsoptimierung immer mehr ins Minimum gedrängt werden.
Für Schalenwild gilt das aber gerade nicht. Der Wildlebensraum "Wald" nimmt an Vielgestaltigkeit in den letzten dreivier Jahrzehnten beständig zu. Kein Vergleich mehr zu den dunklen Fichtenstangen- oder Baumhölzern, in denen die Bodenoberfläche aus einer 10 oder 20 cm starken Rohhumusauflage bestand und kein Gräslein wuchs.
Die Klimathematik wird zu einer neuen Herausforderung für den Wald.
Nachhaltige Holznutzung ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig und Holz über tausende von Kilometern zu importieren, das wird wohl niemand als sinnvolle Alternative vorschlagen wollen. Also geht es darum, den Wald als Lebensraum für Pflanzen und Tiere, als Erholungsraum und als Wirtschaftsraum zu erhalten. Dass es da Zielkonflikte gibt, ist klar, es gibt aber auch Lösung. Die Rotwildkonzeption im Südschwarzwald scheint eine zu sein, wenn das auch im Nordschwarzwald gelingt, dann ist ein großer Schritt getan.
Dass man aber 150.000 Wald, mit einem Verkehrswert von rund 900 Mio. €, wenn man an den Nordschwarzwald denkt, an den Vorstellungen von 300 Jagdpächtern ausrichten sollte, wäre völlig daneben.
 
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Was an den Posts von OF schon gut rüberkommt: es geht ums Geld. Und Tierschutz etc. spielt keine Rolle. Interessant und natürlich ärmlich für mich ist dass der unwürdige Umgang mit dem Wild im Wohlstandsland Deutschland von den gleichen Gutmenschen abgenickt wird die dem Hirsebauer in Afrika den tatsächlich lebensnotwendigen Abschuss eines Cropraiding elephant verbieten wollen. Weiter viel Spaß in der Filter Bubble. P.S. Räumt lieber mal das Käferholz am Boden weg anstatt euch über Volkswirtschaft Gedanken zu machen.
 
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@ Casull: woraus schließt Du, dass mir Tierschutz egal sei?
@ Streichelzoo: wie kommst Du darauf? Ohne die Konzeption wäre es allerdings auf die "Endlösung" hinausgelaufen.
@ Basti: ich stimme Frau Lengsfeld zu.
 
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Das kam dann falsch rüber, ich bitte um Entschuldigung. Gleichwohl finde ich die Bejagungspolitik generell in BDW und insbesondere im Schwarzwald nicht angemessen gegenüber dem Rotwild. Um es mal etwas vorsichtig auszudrücken.
 
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Gibt es von Vera Lengsfeld auch Vorschläge, wie sie sich die Energieversorgung bzw. Elektroenergiebereitstellung vorstellt, oder wie die Gesellschaft den Energiebedarf reduzieren kann?
Ich bitte um Links, damit ich das nachlesen kann.
(Elektroenergie- und Wasserstofferzeugung offshore wird nicht ausreichen, wobei das ja auch nicht unproblematisch ist.)

Danke im Voraus und Gruss, DKDK.
 
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OVS, die nörgelnde Stimme aus dem Hintergrund möchte ob deines Klima/ Transport-
verweises anmerken, das D etliche zig Mio. Fm Holz in alle Welt exportiert.
 
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... und importiert. :rolleyes:

Einen Einstieg in die Stoffstrombilanz kannst Du hier finden. ;)
 

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