pudlich schrieb:
Wie üblich: gleichermaßen eloquent wie primitiv.
Es gibt auch bei der Jagd eine Ästhetik - nur kann man sie Prolls schwer vermitteln. s.o.
Eigentlich, Martin, bist du ein unglaublich armer Kerl....
Hi,
es wird Zeit für nen Lehrstuhl an allen Förster-Fachhochschulen.
Einstiegskurs mit 2 Semestern Ikebana unter Bevorzugung weidgerechter Zweiglein in sperriger Union mit "Unkräutern" und im Malkurs der künstlerischen Erfassung von forstlichen Parasiten in Acryl-Technik.
Durchgängig bis nach dem Doktorhut: tägliche Meditation in der Trophäenandachtskammer, ganz allein vor "Hannibal-dem-Schönsten" oder aber "Dschingis-dem-Schadhirsch".
Hernach täglich Gruppen-Defilieren -unter Schweigegebot- durch die Wildkammer mit traumaverarbeitendem (supervidierend: Fachpsychologin mit Kunst-Grundstudium) Nachgespräch über die ästhetischen Aspekte des Erlebten.
Dann 2 SemesterGewehrverschnitzen unter Projekten in Schlafkanzeln mit Entarsienarbeiten an den Auflaghölzern (jährliche Preisvergabe an die Arbeitsgruppen), Fotokurs zum Abbilden jagdlicher Einrichtungen unter speziell kritischer Würdigung anthroposophischer Architekturprinzipien und Besuch beim Hersteller von "Artbock"-Hochglanzlack-Trophäenüberhöhungen mit kreativem Wochenende in seiner Werkstatt (Herstellung von Punk-Hirschen mit Piercings und Ketten und mit der Säge zum Irokesenschnitt verunstalteten Geweihen).
Vielleicht käme in solchem Kurs auch das weibliche Element (und die beinhart unterdrückte weiche - bis homophile- Seite manchen strammen Mannsbild-Machos) endlich mal in Eurer Ausbildung zum Tragen. Und das Kippen der Romantik über Heine bis hin zur Moderne und gar dem Punk zur Thematisierung und dann in Eure Silberförster-Schädel.
Zum Schluss aber würde ein peer-goup-Seminar unter Anwesenheit feengleicher NABU-Aktivistinnen mit dem Arbeitsthema:" Das Schöne und / oder das Hässliche Töten - WARUM ?" vielleicht ein für allemal die alte Blut-und-Boden-Ästhetik aus Euren Köpfen austreiben.
Herr Professor: selten so gelacht über Deine geistigen Verkrümmungen.
Unser englische Böcke selektierende Graf mag Jagen zur Kunstform erheben über seinen Thomas Hardy-Landschaften und zum - mitunter schrecklich unwaidmännisch hingekorksten - Tod irgendwelcher Knochenwunder literarische Ergüsse abliefern: "Ästhetik" als Selbstzweck und narzisstischen Luxus. Dieses schwebende Sein in Pastell-Parks...
Mit bodenständiger Jagd und Handwerk hat dies wenig gemein - eher mit der Leugnung eigenen Rectums und Gestanks.
Das Sakrileg der Tötung von Mitgeschöpfen mittels Überhöhung zur "Kunst" ist eine narzisstisch motivierte Ausrede. Die Behauptung eines "gerechten Verdiktes" für jedes pardonnierte / erlegte schlicht EINZIGARTIGE Individuum ist eine Lüge. Und die "Ästhetik" des größten-besten royal stags ist nichts als Geltungssucht ( ich / der BOSS hab den Größten) in einer funktionierenden Puff-Hackordnung, die auch immer bedeutet: wer anschafft, der zahlt.
Darum geht es bei Eurer "Ästhetik"nämlich insgeheim. Nur der König kriegt das Viech mit den beiden Kronen, kriegt das Recht der ersten Nacht mit der zur Prostituierten degradierten Dorfschönen....und die bösen Gleichmacher, die sich diesen feudalen Prinzipien verweigern, sind arme, amoralische und schlicht dumme Mordbuben.
Nein, Du hast keinerlei Grund zur Überheblichkeit.
Denn die Sphären,wo Du rumhängst, da verweilte ich nur Sekunden. Weil einem schon am mickrigsten erlegten Kitz auffallen sollte, dass man hier etwas ungeheuerliches angestellt hat, was keinesfalls mit "notwendigem Handwerk" oder gar "Ästhetik" begründet werden kann - sondern nur mit sehr basalen und legitimen menschlichen Bedürfnissen. Auf der Ebene des überhaupt nicht wirklich moralischen: "ich lebe, also töte ich - ich jage, also lebe ich - ich sterbe, also werde auch ich nicht mehr jagen". Womit nicht behauptet wurde, dass die handwerkliche Ausführung der Jagd ohne Ethik unbedingt "schön" wäre- aber der Trieb hinaus hat weder was mit Moral noch mit Ästhetik zu tun.
Ab in ne Ausstellung von Francis Bacon mit Dir, damit Dir die "Ästhetik" geschlachteter Leiber - Spiegelneuronentraining heißt sowas heute- vergehe!
Chrüazi,
Martin