kleinerjäger schrieb:
Moin moin zusammen.
Ich werde Ende September/Anfang Oktober mit meinem Studium fertig.
Nach dieser Zeit möchte ich für eine begrenzte Zeit (5-6 Monate) ins englischsprachige Ausland.
Da ich seit rund sechs Jahren "eine Schiene" fahre, möchte ich noch einmal was komplett anderes machen, bevor ich in Deutschland (oder wo auch immer) im meinem Fachgebiet beruflich einsteige...
Mir ist die Idee gekommen, in Afrika auf einer Farm bei der Fleischbeschaffung mitzuwirken
Hat jemand von euch so etwas schon einmal gemacht?
Ist das realistisch (wenn nicht, warum)?
Reicht die Zeit, oder ist ein halbes Jahr zu kurz?
Habt ihr vllt. ein paar Adressen, an die ich mich wenden kann?
Wäre für Infos/Tips sehr dankbar!!
Gruß...!
Vorab:
Ich habe 3 Kinder, die ihr Studium gerade abgeschlossen haben oder dies in Kürze tun werden. Ähnliche Dinge diskutieren wir im Kreis der Familie und ich gebe dazu meine Erfahrung als Entscheider in Personalangelegenheiten (vom Großkonzern über den Mittelstand bis zu meinem eigenen Ingenieurbüro) dann weiter und werde das hier auch machen.
Ich rate Dir von diesem Vorhaben ab, es sei denn, diese Reise steht im DIREKTEN Bezug zu Deinem späteren Berufsfeld, z. B. weil Du als z. B. Dolmetscher unbedingt Deine Sprachkenntnisse noch weiter vertiefen willst, in einem ausländischen Betrieb Deiner Branche Berufserfahrung bekommen und Sprache lernen willst......
Grundsatz: "Früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will !"
Wichtig für Deine Berufslaufbahn ist, zu wissen, wie die andere Seite "tickt", d. h. wie Lebenslauf, Zeugnis, Bewerbungsschreiben usw.... in der Sichtweise der Bewerbungsempfänger ankommen.
Kaum ein Personalchef oder Fachvorgesetzter bei potentiellen Arbeitgebern ist "amused", wenn er liest, dass sein zukünftiger Mitarbeiter nach dem Studium chillt, ein Sabbatjahr macht oder sonst irgend etwas anstellt, das die Verwirklichung privat-persönlicher Befindlichkeiten des Bewerbers betrifft.
Die Entscheider sind nämlich so humorlos, dass sie denken, wer 6 Jahre studiert hat, der hatte genug Urlaub, der soll endlich mal "schaffen".
Was soll der Arbeitgeber denn davon halten, wenn er liest, dass der mögliche neue Mitarbeiter nach 6 Jahren Beschäftigung mit einem Thema so die Schnauze von seinem Berufsfeld voll hat, dass er erst mal 6 Monate was anderes macht.
Er denkt: "Der Mitarbeiter soll doch später über 30-40 Jahre in dem Feld arbeiten, verliere ich den alle 6 Jahre ein halbes Jahr?" "Muss ich mir so einen Mitarbeiter denn dann antun?" "Oder stelle ich lieber den anderen BEwerber ein?"
Der NORMALFALL ist, dass der Kandidat in den letzten Monaten vor dem Diplom eine Stelle sucht, damit er möglichst reibungslos vom Profiteur des Staates (Student) zum Beitrags- und Steuerzahler (Arbeitnehmer) wird. Mit dem "Chillen" verlängert man ohne Not seine Zeit der Nichtbeschäftigung, damit lädt man ich in der überwiegenden Anzahl der Branchen eine uberflüssige Hypothek in seinen Lebenslauf hinein.
Lücken im Lebenslauf sind immer sch.....e, entweder schafft man beim Bewerbungsverfahren erst gar nicht die Hürde der schriftlichen Vorauswahl, oder man hat laufend peinliche Fragen und Erklärungsnotstand im Vorstellungsgespräch..
Google mal nach Heiko Mell, der schreibt über Karriere seit 25 Jahren eine sehr gute Kolummne in den VDI-Nachrichten, die da beschriebenen Mechanismen gelten übrigens auch für andere Berufszweige.
Jetzt denke auch mal an die Zeitschiene, nach dem Studium 6 Monate Hobby-Urlaub-Reisen..., dann kommt man zurück und fängt an, sich um eine Arbeitsstelle zu bewerben, was auch in den seltensten Fällen in 3 Wochen gelingt, meistens dauert das 3-6 Monate. Per Saldo verlierst Du also ein volles Jahr, bist Du arbeitest. Selbst, wenn Du und die, die Dein Leben finanzieren, sich das leisten können, ist es für Dich und die weitere Berufslaufbahn, siehe oben, fatal.
Bei der Dauer der üblichen Bewerbungsverfahren kommt man also nicht unbedingt sofort in den Job, für einen Kurzurlaub zwischen Zusage des Arbeitgebers und Antritt der Stelle reicht das allemal.
Ich bin nunmal in derartigen Dingen eine Spaßbremse, dafür kenne ich das Thema aber zu gut, als dass ich Dein Vorhaben schönreden kann.
Man lernt auch nur aus Kritik und nicht durch Lob.
Aber abschließend meinen herzlichen Glückwunsch zum Studienabschluss, mach das beste daraus, ich wünsche Dir viel Erfolg.
WH
TicTac