Zahl vor Wahl beim Rotwild?

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Es jagen immer mehr Jäger auf Rotwild, die keine Zeit, keine jagdlichen Fähigkeiten und keine Erfahrung damit haben. Vielerorts wird diesen Jägern zusätzlich eingeredet, es gäbe ein "Rotwildproblem". Mit beruhigtem Gewissen wird dann auf nahezu alles gefeuert, was irgendwie "passt". Was nicht verboten ist, wird erlegt. Kaum noch ein Hirsch überlebt die Jugendklasse. Selektives Jagen wird als Humbug abgetan und behauptet, man könne die Veranlagung eines Spießers ohnehin nicht erkennen. Usw.

Hirsche sind aber keine Rehböcke. Wer sein Rotwild kennt, auch mal den Finger gerade lässt und sich die Zeit lässt, die Entwicklung von Hirschen über Jahre zu beobachten, der weiß, dass selektive Bejagung bereits bei den Spießern sinnvoll und notwendig ist. Wenn einer es kann, muss darunter auch die Erfüllung des Abschussplans nicht leiden.

Da noch niemand als Kenner und Könner geboren wurde, hat man Anfängern in besseren Zeiten mal Regeln vorgegeben, an denen sie sich orientieren konnten. "Spießer nicht über lauscherhoch", "keine Kronenhirsche in der Jugend- und Mittelklasse", usw. Wenn einer mal einige Jahre so gejagt hatte, wusste er warum.

Mit der Abschaffung von Güteklassen, dem wahllosen Altersklassenabschuss, dem Beginn der Jagdzeiten auf Spießer ab Mai und dem (gegendweisen) "Märchen" von Überbeständen geht der letzte Rest an Jagdkultur und -verstand bei der Rotwildbejagung den Bach hinunter. Und die Zahl der selbstbewussten Ahnungslosen, die irrig von trophäengeilen Hirschzüchtern spricht ohne zu verstehen, steigt stetig. Vermutlich auch in den Redaktionen von Jagdzeitschriften.

Beim derzeitigen jagdlichen Zeitgeist wird sich daran wohl aber so schnell nichts ändern. ;-)

Special Agent
 
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ein PP...............:biggrin::thumbup::thumbup::thumbup:

Hirschheil in den Westen

R-M
 
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@special Agent und @ Ruede-Mann
Daumen hoch !!!
Hubertus sei Dank, dass es noch Jaeger gibt, die von Rotwildbejagung was verstehen!
 
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Moin!

Du stellst aber die Länger der Spieße als Maß dar.
Was tust Du denn, wenn ein Schwacher mit langen Spießen daher kommt?

Lässt Du den auch ziehen ?

Eben. Natürliche Variabilität und begrenzte Heritabilität sowie die großen Einflüsse von Kovariablen wie Ernährung und Ruhe sollte man auch nicht vergessen. Allen, die meinen man müsse Wild 10x sehen und "vergleichen" seien die zahlreichen Studien zum Thema "Beunruhigung" ans Herz gelegt und die, die meinen man könne eine 1 --> 1 Relation bei der Geweihentwicklung unterstellen sei diesorgfältige und kritische Lektüre dieser beiden Studien empfohlen:

Mysterud, A. & R. Bischof (2010):Can compensatory culling offset undesirable evolutionary consequences of trophy hunting?J Anim Ecol. Jan 2010; 79(1): 148–160.

doi:
10.1111/j.1365-2656.2009.01621.x

und

Kruuk, EB, J Slate, JM Pemberton, S Brotherstone, F Guiness, T Clutton-Brock (2002): Antler sizes in red deer: heritability and selection but no evolution. Evolution 56(8 ): 1683-95.

Viele Grüße

Joe
 
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@special Agent und @ Ruede-Mann Daumen hoch !!!
Hubertus sei Dank, dass es noch Jaeger gibt, die von Rotwildbejagung was verstehen!

nur die kannst Du bald mit dem Brennglas suchen.
Heute keine hirschgerechte Jäger mehr..............:no:
Rotwild-Manager.................

Wenn das letzte Stück Rotw. erlegt, erst dann tritt wieder ein Wandel ein.
Und je mehr Stücke jährlich zur Strecke kommen desto mehr steigen die Bestände.
Die Natur regelt das v. selbst. Hohe Entnahme = hohe Reproduktionsrate..............
= schwaches Wild, hoher Verbiss-Kahlfraß.

Das haben neuste Forschungen auf der Insel Run ergeben.

WmH R-M
 
G

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Guest
servus

..


Und je mehr Stücke jährlich zur Strecke kommen desto mehr steigen die Bestände.
Die Natur regelt das v. selbst. Hohe Entnahme = hohe Reproduktionsrate..............
...

WmH R-M
wie soll sich denn bitte etwas hoch reproduzieren, wenn die Zuwachsträger dezimiert werden und man das Rotwild dann auf bewusst niedrigem Stand hält :what:


(ich weiss ja, dass das sauer aufstößt, aber Deine Gleichung kann doch nicht aufgehen...)

Genau so sollte es ja eigentlich auch mit dem Schwarzwild laufen... nur scheut man sich mancherorts, die Zuwachsträger zu erlegen.

Alleine mit dem Nachwuchs abschöpfen bekommt man das ewig nicht hin...

(Ohne jetzt das für und wider anzusprechen!)
 
G

Gelöschtes Mitglied 6729

Guest
wie soll sich denn bitte etwas hoch reproduzieren, wenn die Zuwachsträger dezimiert werden und man das Rotwild dann auf bewusst niedrigem Stand hält :what:
Doch, doch stimmt schon. Hoher Predationsdruck (Jagd) = hohe Reproduktionsrate. Sagt ja nichts über die tatsächliche Zunahme aus.
@Mohawk könnte da jetzt sicher die passenden Belege liefern.
 
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ja sixt, ganz einfach:
Wir haben in unseren Wildbahnen einen überhöhten Bestand an Kahlwild.
Wir arbeiten mit einem GV v. 1,0 : 1.0
Wir gehen davon aus, dass 50 % Hirsch und 50 % Wildkälber v. den AT gesetzt werden.
In der Wildnis werden jedoch ein Großteil der schwächeren Wildkälber Opfer von Großraubwild und auch Krankheiten.
Deswegen ist bei natürl. Verhältnissen immer ein Überhang v. Hirschen vorhanden.
Geh in die Karpaten, ganz ganz wenig Rotwild und keine Großrudel.
Alttier, Schmaltier Kalb und/ oder AT-ST und Spießer.
Aber Spießer mit 50-60 cm Länge d. Spieße und enorm stark im Wildbret.

Auch schießen wir zwar hier in unserer Kulturlandschaft v. der Zahl viel Kahlwild aber immer noch viel zu wenig um eine wirkliche Reduktion zu erreichen. Und beim Kahlwild fehlen Jahr für Jahr die Abschüsse von sogenannten Zuwachsträgern ( also Altieren)

Wir haben Gebiete mit zu viel, wir haben aber auch Hegeringe wo das Rotwild fast völlig zusammen geschossen wurde. Gerade durch die großen Windwurfflächen hat unser RW gute Äsungsgründe und Einstände.

Planloses Zusammendonnern auf großen DJ mit 150 Schützen hilft wenig.
Vorallem lernt RW sehr schnell.
Das Ergebnis haben wir jetzt....................

WmH R-M
 
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Auf dem Einzelansitz sollte man meiner Meinung nach erlegen was passend kommt, vor allem wenn ohne Zeugen. Wirklich gute Spießer und Hochgabler würde ich schon in Ruhe lassen, aber alleine das Angehen zum Hochsitz hinterlässt den menschlichen Geruch am Boden. Kreuzt ein erfahrenes Stück Rotwild die Fährte ist es weg. Deswegen lieber effizient jagen, als hohen Jagddruck und scheues Wild.
Waidmannsheil blaserr93
 
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...Auch schießen wir zwar hier in unserer Kulturlandschaft v. der Zahl viel Kahlwild aber immer noch viel zu wenig um eine wirkliche Reduktion zu erreichen. Und beim Kahlwild fehlen Jahr für Jahr die Abschüsse von sogenannten Zuwachsträgern ( also Altieren) ...
Ist ja auch verdammt schwer, auf ein Alttier zum Schuss zu kommen, wenn Du vorher noch Kalb + Schmaltier erlegen musst.

Allein von der Konzentration tue ich mir ab dem zweiten Stück schon so schwer, dass ich meistens heilfroh bin, wenn das Alttier ins Holz geflüchtet ist. Da kommen mir immer die zuvor beschossenen Stücke in den Sinn, ob sie wohl wirklich liegen, ob ich mich nicht getäuscht habe. Beste Voraussetzungen für einen grottenschlechten Schuss.
 
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... Deswegen lieber effizient jagen, als hohen Jagddruck und scheues Wild. ...
Du beginnst mit höchst effizienter Intervalljagd, siehst nicht einen Spiegel.
Denkst Dir die gefinkeltesten Jagdstrategien aus, no show.
Und schon bist Du auf dem Weg zum schönsten Daueransitz.

Sorry @rouvenK, ich kann die Mär von der effizienten (Intervall-)Jagd nicht mehr hören.
 
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Ist zwar (wie immer beim Rotwild) schwierig, aber ich tippe auch eher auf den 2. Kopf...

Nie und nimmer, die nach hinten gebogenen Spieße sind eindeutig, außerdem keine Rosen. Aber die Hirsche werden immer älter gemacht als sie sind, das Thema hatten wir hier schon.
Ob man so einen Spießer schießen muss - vor einem Jahr wäre er auf der Drückjagd als starkes Kalb - sorry auf den Drückjagden werden immer "Schmaltiere" beschossen! - hängt von vielen Umständen ab:
1. Soll der Bestand reduziert werden? - Dann ja!
2. In CZ sind dort wo ich mitjage grundsätzlich beim Sika- und Rotwild keine Spießer frei - die 2. Kopf-Hirsche bringen mehr in die Jagdkasse.....
3. Gerade in dünn besiedelten Gebieten sind solche Wanderspießer für den Genaustausch sehr wichtig, kommen aber meist nicht an der Gefriertruhe vorbei.
Meine persönliche Meinung: In meinem Pirschbezirk (Rotwildkerngebiet) würde ich ihn nicht erlegen. Wenn sich aber jemand darüber freut wie ein Schnitzel weil er nach 15 Jahren noch nie ein Stück Rotwild erlegt hat, bin ich etwas großzügiger.
Der Sozialstruktur schadet so ein Abschuss nicht, er muss aber auch nicht sein..
 
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Alles Troddl *g*

Es heisst Wald vor Wild, und solange der Abschussplan es fordert wird auch an Rotwild alles umgemäht was kommt..
Fleisch is Fleisch und ein möglicher Schälschaden weniger..

So sehen es doch die Eggspähde aus diversen Gegenden...
Man sollte auch beim Rotwild nur noch 1-Jährig und Mehrjährig machen, dann ist es einfacher alles umzublasen..
 

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