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https://www.az-online.de/uelzen/bienenbuettel/eine-richtige-hetzjagd-9462342.html
[h=2]„Das war eine richtige Hetzjagd“[/h]
Vier tote Schafe, acht verletzte
Helmut Domeyer (links) und sein Sohn Sven blicken auf ihre Schafherde, die derzeit auf einem Acker in der Nähe von Wulfstorf grast. Zwei Wölfe haben die Herde in der Nacht zu Sonntag angegriffen. Zwei Schafe wurden gerissen, zwei weitere wegen schwerer Verletzungen eingeschläfert.
© Beye
Wulfstorf. Nachdenklich blicken Helmut und Sven Domeyer auf ihre Schafherde. In den Augen der Wanderschäfer aus Teyendorf sind Trauer, Wut und Verzweiflung zu erkennen.
In der Nacht zu Sonntag haben Wölfe die 636 Tiere zählende Herde, die derzeit auf einem Acker nahe Wulfstorf grast, angegriffen. Das Resultat: vier tote Schafe – zwei von Wölfen gerissen, zwei wegen schwerer Verletzungen eingeschläfert – und acht zum Teil schwer verletzte Tiere. „Fünf weitere vermissen wir noch“, sagt Sven Domeyer.
Als sein Vater am Sonntagmorgen zur Weide kam, sei nur noch ein Schaf dort gewesen. „Das war eine richtige Hetzjagd“, sagt Sven Domeyer. Die Schafe hätten die Zäune platt getrampelt und seien größtenteils ins nahegelegene Waldgebiet geflohen. „Ein Tier haben wir sogar zwei Kilometer von hier entfernt gefunden, auf der anderen Seite der Hauptstraße. „Was da alles hätte passieren können, wenn die ganze Herde über die Straße gegangen wäre“, schimpft der 25-Jährige. Sechs Stunden habe es gedauert, bis die Schafe wieder im Pferch waren.
Den finanziellen Schaden schätzt er auf „mindestens fünf- bis zehntausend Euro“. Da seien zum einen die gerissenen Tiere und die Kosten für die Tierärzte, die nun regelmäßig die verletzten Schafe versorgen müssten, erklärt Sven Domeyer. Zum anderen seien rund 200 Muttertiere tragend, durch den Stress würden sicherlich einige verlammen – sprich: Totgeburten zur Welt bringen. „Ein Lamm ist bereits viel zu früh geboren.“
Über diese Folgekosten mache sich in der Politik niemand Gedanken, ärgert sich Sven Domeyer: „Und wir können nichts gegen den Wolf machen, uns sind die Hände gefesselt.“ Er fordert allgemein mehr Klarheit in Sachen Wolf. Und er fordert, dass Schäfer oder Jäger Maßnahmen ergreifen dürfen, um das Raubtier zu vergrämen. „Es wäre gut, wenn Jäger zum Beispiel mit Gummi-Geschossen auf die Brust des Wolfes schießen dürften“, meint der junge Wanderschäfer.
Er und sein Vater seien jetzt zwar zum ersten Mal von einem Wolfsangriff betroffen, aber: „Man liest oder hört ja fast täglich von solchen Vorfällen.“ Schon seit dem vergangenen Jahr habe er immer damit gerechnet, dass etwas passieren könnte. Schließlich sei ihm bewusst, dass eine eingepferchte Schafherde „wie ein großes Büfett für einen Wolf ist“, sagt Sven Domeyer. Dennoch sei nun, da er und sein Vater selbst betroffen sind, „eine Welt zusammengebrochen. Man fragt sich immer: Warum?“ Und vor allem frage man sich, was man noch zum Schutz hätte tun können.
Der Zaun um die Weide hat eine Höhe von 90 Zentimetern. Das gilt in Niedersachsen als wolfssicher. „Der Zaun war vorbildlich gespannt“, sagt Wolfsberater Klaus Bullerjahn auf AZ-Nachfrage. Dennoch seien die Wölfe einfach hinüber gesprungen. Mit solchen Angriffen werde man leben müssen, weil man nie einen 100-prozentigen Schutz erreichen werde.
Von Florian Beye
[h=2]„Das war eine richtige Hetzjagd“[/h]
Vier tote Schafe, acht verletzte
Helmut Domeyer (links) und sein Sohn Sven blicken auf ihre Schafherde, die derzeit auf einem Acker in der Nähe von Wulfstorf grast. Zwei Wölfe haben die Herde in der Nacht zu Sonntag angegriffen. Zwei Schafe wurden gerissen, zwei weitere wegen schwerer Verletzungen eingeschläfert.
© Beye
Wulfstorf. Nachdenklich blicken Helmut und Sven Domeyer auf ihre Schafherde. In den Augen der Wanderschäfer aus Teyendorf sind Trauer, Wut und Verzweiflung zu erkennen.
In der Nacht zu Sonntag haben Wölfe die 636 Tiere zählende Herde, die derzeit auf einem Acker nahe Wulfstorf grast, angegriffen. Das Resultat: vier tote Schafe – zwei von Wölfen gerissen, zwei wegen schwerer Verletzungen eingeschläfert – und acht zum Teil schwer verletzte Tiere. „Fünf weitere vermissen wir noch“, sagt Sven Domeyer.
Als sein Vater am Sonntagmorgen zur Weide kam, sei nur noch ein Schaf dort gewesen. „Das war eine richtige Hetzjagd“, sagt Sven Domeyer. Die Schafe hätten die Zäune platt getrampelt und seien größtenteils ins nahegelegene Waldgebiet geflohen. „Ein Tier haben wir sogar zwei Kilometer von hier entfernt gefunden, auf der anderen Seite der Hauptstraße. „Was da alles hätte passieren können, wenn die ganze Herde über die Straße gegangen wäre“, schimpft der 25-Jährige. Sechs Stunden habe es gedauert, bis die Schafe wieder im Pferch waren.
Den finanziellen Schaden schätzt er auf „mindestens fünf- bis zehntausend Euro“. Da seien zum einen die gerissenen Tiere und die Kosten für die Tierärzte, die nun regelmäßig die verletzten Schafe versorgen müssten, erklärt Sven Domeyer. Zum anderen seien rund 200 Muttertiere tragend, durch den Stress würden sicherlich einige verlammen – sprich: Totgeburten zur Welt bringen. „Ein Lamm ist bereits viel zu früh geboren.“
Über diese Folgekosten mache sich in der Politik niemand Gedanken, ärgert sich Sven Domeyer: „Und wir können nichts gegen den Wolf machen, uns sind die Hände gefesselt.“ Er fordert allgemein mehr Klarheit in Sachen Wolf. Und er fordert, dass Schäfer oder Jäger Maßnahmen ergreifen dürfen, um das Raubtier zu vergrämen. „Es wäre gut, wenn Jäger zum Beispiel mit Gummi-Geschossen auf die Brust des Wolfes schießen dürften“, meint der junge Wanderschäfer.
Er und sein Vater seien jetzt zwar zum ersten Mal von einem Wolfsangriff betroffen, aber: „Man liest oder hört ja fast täglich von solchen Vorfällen.“ Schon seit dem vergangenen Jahr habe er immer damit gerechnet, dass etwas passieren könnte. Schließlich sei ihm bewusst, dass eine eingepferchte Schafherde „wie ein großes Büfett für einen Wolf ist“, sagt Sven Domeyer. Dennoch sei nun, da er und sein Vater selbst betroffen sind, „eine Welt zusammengebrochen. Man fragt sich immer: Warum?“ Und vor allem frage man sich, was man noch zum Schutz hätte tun können.
Der Zaun um die Weide hat eine Höhe von 90 Zentimetern. Das gilt in Niedersachsen als wolfssicher. „Der Zaun war vorbildlich gespannt“, sagt Wolfsberater Klaus Bullerjahn auf AZ-Nachfrage. Dennoch seien die Wölfe einfach hinüber gesprungen. Mit solchen Angriffen werde man leben müssen, weil man nie einen 100-prozentigen Schutz erreichen werde.
Von Florian Beye