Eigenzitat auf dem Griechenland-Thread ...
Es ist ja nun nicht so, dass es keinen gäbe, der die Zeichen der Zeit (und damit die drängenden Probleme) erkennen würde. Das Wissen wird auch durchaus öffentlich publiziert:
Im folgenden Artikel von Peter Graf Kielmansegg kann man lesen, was sowieso die meisten "Normalbürger" wissen oder fühlen:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 95056.html
Leider ist Wissen allein noch keine Handlungsmaxime, d.h. es wird sich nichts ändern, nur weil einige wissen, das ein eingeschlagener Weg in den Abgrund führt.
Ich zitiere mal aus obigem Artikel:
"Man kann darüber streiten, was Artikel 125 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union, das sogenannte Bail-out-Verbot, genau ausschließt und was er gerade noch zulässt. Nicht streiten kann man darüber, dass die Währungsunion nie zustande gekommen wäre, wenn vor der Ratifizierung bekannt gewesen wäre, auf welche Haftungsverpflichtungen man sich einmal würde einlassen müssen. Das aber heißt: Das Vertrauen, das die ratifizierenden Parlamente in den Artikel 125 gesetzt haben und setzen durften, hat getrogen. Was die Regierungen aus der Währungsunion gemacht haben, ist nicht das, was die Parlamente als Währungsunion ratifiziert haben. Gewiss, die Parlamente waren an der nachträglichen Vertragsänderung beteiligt, mit der der dauerhafte Stabilitätsmechanismus in die Verträge eingearbeitet wurde, aber sie standen dabei unter einem von den Verhältnissen und den Regierungen gleichermaßen erzeugten extremem Problem- und Zeitdruck, der ihnen die Entscheidungsfreiheit weitgehend nahm und nehmen sollte.
Was diese, wie man meinte, der Not geschuldete Relativierung des Rechts für die Europäische Union bedeutet, haben die Akteure vermutlich nicht zu Ende gedacht, obgleich sie ja oft genug die erstaunliche Floskel gebraucht haben, sie wollten den Euro „um jeden Preis“, also auch um den Preis des Rechts, retten. Dass die Europäische Union eine Rechtsgemeinschaft ist, ist nicht nur ein schmückendes Beiwort. Der Begriff benennt ihre Essenz: Die Europäische Union ist ihrem Wesen nach ein Gebilde des Rechts. Ihre Funktionsfähigkeit, ihre Wirkungsmöglichkeiten hängen ganz und gar daran, dass das Recht von den Mitgliedstaaten wie von den Bürgern respektiert wird. Wenn die Union durch die, die für sie handeln, das Recht für sich faktisch ad hoc außer Kraft setzt, mag sie das in noch so guter Absicht tun. Die Maxime, der sie dabei folgt, die Maxime, dass das europäische Projekt wichtiger sei als das Recht, in dem es sich verwirklicht, bleibt ein Sprengsatz. Ohne selbst Rechtsgehorsam zu üben, kann die Union auch keinen Rechtsgehorsam einfordern."
Wichtig aber auch diese Aussage, die sich ja mit unsere aller Erleben deckt:
"Dem Integrationsprozess fehlt weitgehend die Fähigkeit zur Selbstkorrektur. Man kann das mit einem in den historischen Sozialwissenschaften sehr populär gewordenen Terminus auch szientistischer formulieren: Der Integrationsprozess verläuft in hohem Maße pfadabhängig. In der Sache läuft das auf das Gleiche hinaus und besagt: Die einmal eingeschlagene Richtung wird beibehalten, einmal getroffene Entscheidungen determinieren Folgeentscheidungen, „weiter so“ ist das Leitmotto des Integrationsprozesses. Die über Jahrzehnte gegen alle Vernunft betriebene Landwirtschaftspolitik der Europäischen Gemeinschaft ist ein klassisches Beispiel. Selbst die offensichtlichsten Schwächen der Strukturförderung scheinen unkorrigierbar zu sein. Und auch die hektischen Anstrengungen der Politik, der Schuldenkrise beizukommen, bleiben, durch keine Erfahrung beeindruckbar, auf der gleichen Spur."
Wir sind nicht allein mit unseren Gedanken, leider hilft es uns aber nicht wirklich weiter
Ich habe den argen Verdacht, dass nur ein gewaltsamer Umsturz die Fahrt aufhält
Es ist ja nun nicht so, dass es keinen gäbe, der die Zeichen der Zeit (und damit die drängenden Probleme) erkennen würde. Das Wissen wird auch durchaus öffentlich publiziert:
Im folgenden Artikel von Peter Graf Kielmansegg kann man lesen, was sowieso die meisten "Normalbürger" wissen oder fühlen:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 95056.html
Leider ist Wissen allein noch keine Handlungsmaxime, d.h. es wird sich nichts ändern, nur weil einige wissen, das ein eingeschlagener Weg in den Abgrund führt.
Ich zitiere mal aus obigem Artikel:
"Man kann darüber streiten, was Artikel 125 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union, das sogenannte Bail-out-Verbot, genau ausschließt und was er gerade noch zulässt. Nicht streiten kann man darüber, dass die Währungsunion nie zustande gekommen wäre, wenn vor der Ratifizierung bekannt gewesen wäre, auf welche Haftungsverpflichtungen man sich einmal würde einlassen müssen. Das aber heißt: Das Vertrauen, das die ratifizierenden Parlamente in den Artikel 125 gesetzt haben und setzen durften, hat getrogen. Was die Regierungen aus der Währungsunion gemacht haben, ist nicht das, was die Parlamente als Währungsunion ratifiziert haben. Gewiss, die Parlamente waren an der nachträglichen Vertragsänderung beteiligt, mit der der dauerhafte Stabilitätsmechanismus in die Verträge eingearbeitet wurde, aber sie standen dabei unter einem von den Verhältnissen und den Regierungen gleichermaßen erzeugten extremem Problem- und Zeitdruck, der ihnen die Entscheidungsfreiheit weitgehend nahm und nehmen sollte.
Was diese, wie man meinte, der Not geschuldete Relativierung des Rechts für die Europäische Union bedeutet, haben die Akteure vermutlich nicht zu Ende gedacht, obgleich sie ja oft genug die erstaunliche Floskel gebraucht haben, sie wollten den Euro „um jeden Preis“, also auch um den Preis des Rechts, retten. Dass die Europäische Union eine Rechtsgemeinschaft ist, ist nicht nur ein schmückendes Beiwort. Der Begriff benennt ihre Essenz: Die Europäische Union ist ihrem Wesen nach ein Gebilde des Rechts. Ihre Funktionsfähigkeit, ihre Wirkungsmöglichkeiten hängen ganz und gar daran, dass das Recht von den Mitgliedstaaten wie von den Bürgern respektiert wird. Wenn die Union durch die, die für sie handeln, das Recht für sich faktisch ad hoc außer Kraft setzt, mag sie das in noch so guter Absicht tun. Die Maxime, der sie dabei folgt, die Maxime, dass das europäische Projekt wichtiger sei als das Recht, in dem es sich verwirklicht, bleibt ein Sprengsatz. Ohne selbst Rechtsgehorsam zu üben, kann die Union auch keinen Rechtsgehorsam einfordern."
Wichtig aber auch diese Aussage, die sich ja mit unsere aller Erleben deckt:
"Dem Integrationsprozess fehlt weitgehend die Fähigkeit zur Selbstkorrektur. Man kann das mit einem in den historischen Sozialwissenschaften sehr populär gewordenen Terminus auch szientistischer formulieren: Der Integrationsprozess verläuft in hohem Maße pfadabhängig. In der Sache läuft das auf das Gleiche hinaus und besagt: Die einmal eingeschlagene Richtung wird beibehalten, einmal getroffene Entscheidungen determinieren Folgeentscheidungen, „weiter so“ ist das Leitmotto des Integrationsprozesses. Die über Jahrzehnte gegen alle Vernunft betriebene Landwirtschaftspolitik der Europäischen Gemeinschaft ist ein klassisches Beispiel. Selbst die offensichtlichsten Schwächen der Strukturförderung scheinen unkorrigierbar zu sein. Und auch die hektischen Anstrengungen der Politik, der Schuldenkrise beizukommen, bleiben, durch keine Erfahrung beeindruckbar, auf der gleichen Spur."
Wir sind nicht allein mit unseren Gedanken, leider hilft es uns aber nicht wirklich weiter
Ich habe den argen Verdacht, dass nur ein gewaltsamer Umsturz die Fahrt aufhält