Ich lege auch in der Praxis nicht allzu grossen Wert auf das Verweisen, klar, auf einer Fährte mit sehr wenig Pirschzeichen ist es schön, wenn der Hund eventuell vorhandenen Schweiss etc. verweist, nach m.Erfahrung tut er das dann auch. Ich möchte aber nicht, daß der Hund jeden Tropfen verweist! Mir sagte mal der seit vielen Jahren erfolgreichste Schweisshundführer (ich scheue mich davor, jetzt "weltweit" zu sagen):" Ich muss nicht jeden Tropfen Schweiss auf der Fährte finden - ich will das Stück am Ende der Fährte!!"
Da stimme ich Dir zu. Alles zu verweisen ist, wie gestanzte Blätter auf der Prüfung sammeln.
Aber Bora, ohne Rassestreitereien zu betreiben, glaubst Du wirklich, daß es da gerade bei der Schweissarbeit keine rassespezifischen Unterschiede gibt? Dann muss ich Dr energisch widersprechen, jede Bracke oder mit ihr eng verwandte Rasse bringt durch ihre ausschl. Arbeitsweise mit tiefer Nase einfach von der Veranlagung her mehr mit als ein Vorstehhund! Ich habe auch noch nie einen Vorstehhund so ruhig und trotzdem so zielstrebig arbeiten gesehen wie es bei o.g. Rassen üblich ist!
Selbst wenn ich jetzt auf unseren Vorprüfungen junge Hunde mit unerfahrenen Führern beobachte, dann sehe ich dort fast ausschl. ruhige, sehr konzentriert arbeitende Hunde - in keiner Weise zu vergleichen mit Bildern, die ich auf "Schweissprüfungen" so erlebe!
Ich veranstalte sewit ein paar Jahren einen Lehrgang zur Vorbereitung auf die Schweissarbeit mit Schwerpunkt Fährtenschuharbeit - da ist es immer wieder auffallend, wie leicht sich da Dackel und Bracken tun, während die Allrounder da immer grosse Mühe haben! Es ist oft für deren Besitzer etwas frustrierend, wenn es für den Dackel oder die Bracke auch bei weniger talentiertem Führer wesentlich einfacher ist, mit schönen Fortschritten diesen 2,5 Tage-Lehrgang zu absolvieren.
Auch da stimme ich Dir zu und bilde mir nicht ein, daß - bis auf wenige Ausnahmen (Sandra Hornung) - Vorstehhunde hierfür prädestiniert sind. Die Krux an der Sache ist nur die, daß ich in einem Teil Bayerns wohne, wo es zu 98% Rehe und zu 2% Sauen gibt. Für diese Nachsuchen ist der DD erste Wahl, da er sicher niederzieht. Was ich mit "Rassestreitigkeiten" ausschließen wollte, ist die Verallgemeinerung BGS = ruhig auf der Fährte, denn so ist es nicht. Ruhiger ja, aber nicht alle und was dann?
Aber Bora, vielleicht solltest Du mal ein wirklich erfahrenes Spitzen-Nachsuchenteam bei der Arbeit begleiten! Das würde ich tatsächlich gerne sehen, denn bis jetzt war nichts wirklich "spitze". Und nicht über den Tellerrand in andere Lager zu sehen halte ich für arrogant und dumm. Man kann ja immer etwas lernen, und sei`s für einen Hühnerhund :wink: .
Wieviele Fährten machst Du mit einem Hund im Training pro Woche? Hier gehen ja die Diskussionen weit auseinander. Als ich den letzten Hund auf der Verbandsschweißprüfung geführt habe und dann sagte, daß ich so fünf Fährten pro Woche gemacht habe, fielen die alten Herren fast vom Stuhl. Nicht enden wollende Belehrungen kamen. Doch ich konnte bei keinem Hund, auch nicht bei dem, den ich jetzt einarbeite, auch nur das kleinste Anzeichen von Desinteresse sehen. Ganz im Gegenteil, die sind heiß darauf. Persönlich kann ich mir jedoch gut vorstellen, daß einem Hund -entschuldige- das Kotzen kommt, wenn er nach der Tabel-Methode mit der alten Rehdecke eingearbeitet wird.