Nachdem Warzenschwein als Glücksfee meine Nummer gezogen hatte, war es letzte Woche soweit. Samstag früh machte ich mich auf den Weg in den 700 Km entfernten Spreewald. Nach 11 Stunden und ebenso vielen Staus kam ich dann an und wude vom Jagdherrn und waidwilli in Empfang genommen. Schnell das Auto leergeräumt, ging es dann sofort zum ersten Ansitz. Kaum auf dem Hochsitz, konnte ich das erste Reh beobachten, das in der Abenddämmerung äste. Das war schon ein bedonderes Gefühl, der erste Ansitz als Jungjäger und bereits nach 10 Minuten Wild im Anblick. Aber die Ricke hatte Glück, ist ja erst ab 01. September frei… Wildschweine konnte ich nach Einbruch der Dunkelheit hören, sie kamen jedoch nicht bis zur Kirrung. Gegen 22 Uhr 30 baumte ich ab und fuhr zurück zur Unterkunft und ließ dort den Tag mit einem wohlverdienten Glas Wein ausklingen. Am nächsten Morgen ging es dann – nach 3 Stunden Schlaf - erneut los. Gegen 6 Uhr sah ich ihn: ein Rehbock trat in 150 Metern Entfernung auf die Wildwiese. Wie war das noch, was hatte waidwilli gesagt, was durfte ich schießen? Lauscherhoch, ansonsten älter als 3 Jahre? Er stand breit und verhoffte, noch ein Blick durchs Glas: 6-Ender, kräftiger Körperbau, aber wie alt? 2 – 3 Jahre? Er kommt näher, steht mal spitz, mal breit. Und je länger ich ihn beobachte, umso älter wird er. Nach 20 (!) Minuten bin ich sicher: der ist mindestens 4 Jahre alt! Also vorsichtig die Waffe angelegt. Und was macht der Bock? Dreht sich langsam um und spaziert äsend Richtung Wald. In den folgenden 10 Minuten stellt er sich nicht ein einziges mal breit, so als wüsste er, was ihm blüht. Nach diesem zweiten Ansitz sagte ich schon: egal was noch kommt, die Fahrt hat sich bereits gelohnt. Den Tag verbrachten wir mit kleineren Arbeiten im Revier, ein Hochsitz wurde repariert und wir fuhren einige Kirrungen an. Sonntag abend ging es dann erneut auf den Ansitz. Auf dem Hochsitz angekommen, den Rucksack noch auf dem Rücken, sah ich dann durchs Fenster ein Stück Rehwild auf die Wiese treten. Sofort das Fenster geöffnet, Rucksack abgelegt und durchs Glas geschaut: ja, da war was auf dem Kopf, entweder dicke Mückenstiche, oder Ansatz von Gehörn. Dann stellte er sich breit und ich konnte ihn sicher ansprechen, ein Jährlingsbock! Diesmal musste ich nicht lange überlegen, der durfte geschossen werden. Die Jacke habe ich garnicht erst ausgezogen, ich machte die Waffe bereit und legte an. Schussentfernung 100 Meter, der Bock stand breit und verhoffte, Waffe gestochen, jetzt passt es, und – klick. Versager! Ganz ruhig bleiben, bis 10 zählen, nichts passiert. Repetiert, der Bock steht immer noch da, und wieder von vorne. Und diesmal rummst es, und obwohl ich mir 100% sicher bin, auf den Punkt abgekommen zu sein, springt der Bock ab in die 20 Meter entfernte Dickung. Handy raus und Waidwilli angewählt. „Waidmannsheil, ich hab den Treffer gehört“ – „Waidmannsdank, wir müssen trotzdem suchen…“. Ich packte meine Sachen und baumte ab, da kam der Waidwilli auch schon angefahren. Gemeinsam suchten wir den Anschuss, und mein Gefühl wurde bestätigt: wir fanden reichlich roten, blasigen Schweiß und ein paar Fetzen, es war ein Schuss ins Leben. Auf allen vieren folgten wir der Schweißspur, und nach 30 Metern fanden wir ihn dann. Er hatte noch den Sprung in die Dickung geschafft und war dort tot zusammengebrochen.
So, das war mein erster Rehbock, und gestern Abend gab es Keule mit Pfefferkirschen und Rotweinsoße, dazu frische Kartoffelknödel und Kohlrabigemüse mit Trüffeln. Meine Frau und die Jungs waren begeistert und fragten, wann ich denn wieder zur Jagd fahre….
Es war wirklich ein tolles Erlebnis, das Revier ist wunderschön und weitläufig, die Hochsitze werden laufend in Schuss gehalten, die Unterkunft ist rustikal, aber gemütlich. Was diesmal fehlte, war das Schwarzwild. Es war zwar reichlich da, wie man an den Fährten sehen konnte, aber wollte sich uns nicht zeigen. Ein Grund mehr, baldmöglichst nochmal wieder zu kommen…
Nochmal 1.000 Dank an waidwilli und meine Glücksfee Warzenschwein!!!
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