Der Jagdpächter, der Herrscher über die Jagdknechte oder soll ich besser Pöbel schreiben.
Irgendwie bin ich jagdlich anders geprägt worden. Da gab es mehr Jagen auf Augenhöhe und es wurde Wert auf Gemeinschaft gelegt.
@Bollenfeld
ich denke, Du verstehst es falsch oder Du möchtest es falsch verstehen. Grundsätzlich gilt für mich in dem Zusammenhang, 'operative' Jagd und Aktionen auf Augenhöhe.
Der Begeher hat aber kein Mitbestimmungsrecht in Sachen Konzeption bzw. Strategie (wie immer Du es nennen möchtest). Das vertragliche Verhältnis besteht regelmäßig zwischen Verpächter und Pächter und daraus leiten sich mehrheitlich eben auch die Bejagungskonzepte bzw. -strategien ab.
Wer da mittun will, muss schlicht selber pachten und darf dann diesbzgl. auch in die Bütt.
Wer die Begeher als Jagdknechte oder Pöbel wahrnimmt, hat ein ausgeprägtes Problem und sollte darüber nachdenken, welche Defizite im Restleben er da kompensiert. Wer diese Debatte aber so führt, sollte vielleicht auch nochmal schauen, mit welchem Komplex er durch die Welt läuft.
Was hat mein Lehrprinz immer gesagt, man muß die Jungen ihre eigenen Fehler und guten Erfahrungen machen lassen. Wenn immer alles nur so gemacht wird, wie immer, dann schläft ein Revier ein. Genau das passiert auch in vielen Revieren!
Keine Ahnung, ob Reviere einschlafen, mag sein, ist aber nicht mein/ unser konkretes Problem. Letzteres ist tatsächlich meine absolut geringste Sorge und es wäre mir auch egal, ob andere meinen, dass da etwas einschläft, wenn es mir so Freude macht. Ansonsten werden Beteiligte Fehler machen, das gilt aber für die Beständer, wie auch für die Begeher. Grundsätzlich würde ich es aber gerne vermeiden, Beteiligte in bekannte 'offene Messer' laufen zu lassen.
Man erkennt es immer wieder, nicht jedem ist es gegeben, als guter Ausbilder gute Leute heran zu ziehen. - Muss auch nicht, aber man sollte seine Grenzen erkennen und dann ist es auch gut, wenn man andere Leute ins Revier nimmt.
Ich stehe ja auf dem Standpunkt, ein (ggf.) zuviel mitdenkender und bisweilen forscher Lehrling nähert sich von der richtigen Seite. Beschleunigen ist deutlich schwieriger als bremsen und lenken muss man ohnehin. Das geht übrigens bei höherem Tempo in der Regel leichter, man muss nur mehr aufpassen.
Kinder (und Jungjäger), die nix dürfen, werden Erwachsene, die nix können.
Meine Bereitschaft, betreutes Jagen zu initiieren, kennt enge Grenzen. Entsprechend ist es fast unvermeidlich, dass z.B. beteiligte Jungjäger auch Fehler machen. Dürfen sie machen, nur grundsätzlich machen müssen sie etwas. Ich sehe eher das Problem, dass sie häufig nichts machen, weil sie keine Zeit, keine Lust/ Motivation, keine entsprechenden Prioritäten haben.
Das ist sehr lobenswert, dass du dich dem fügst, auch richtig so, denn der Pächter bestimmt die Musik. Aber denkst du du würdest auf Dauer glücklich werden in einem Revier, wo die Meinungen des Pächters und dir bei vielen Themen weit auseinander gehen, und du dich nie so entfalten könntest wie du das vielleicht möchtest?
Jeder wird seine Stärken in anderen jagdlichen Bereichen haben, aber man muss dann eben auch die Möglichkeit haben, diese "ausspielen" zu können.
Nein, als Begeher MUSS man nicht die Möglichkeit haben, sie auszuspielen. Wenn man feststellt, dass man so gemeinsam nicht glücklich wird, ist es doch völlig legitim, sich wieder zu trennen.
In meiner Zeit als Begeher habe ich in einem Revier auch festgestellt, dass die Interessen nicht zusammenpassen und habe mich entsprechend ohne jeden Ärger zum Ende des Jagdjahres verabschiedet. Meine Erwartungshaltung kann doch als Begeher nicht sein, dass der Pächter mir - ggf. entgegen seiner Interessen/ Konzepte - zwingend Freiraum für meine Selbstverwirklichung einräumt.
Nein, weil ich weiß, was ich will und zwischen mir und dem lieben Gott steht niemand, auch kein Pächter!
Es ist ein Deal. Ein klarer Deal! Du gibst mir bspw. zum Beispiel 10 Rehe a 5 EUR je kg in der Decke u. fünf Frischling a 20 + Trichinen zum Abschuss frei und ich gebe Dir dafür Freizeit und mindere Deinen Ärger mit dem Bauern, dem die Wiese oder Naturverjüngung gehört.
Ob ich für Dich in der Zeit der Revierarbeit Enten füttere, Holz für Leitern schneide oder marode Sprossen wechsle, musst ja Du entscheiden. Ebenso wo ich mich ansitzen muss, damit es Sinn macht und die Störungen möglichst gering bleiben. Das alles weißt nur Du und nicht ich.
Bist ein Depp, fahr ich danach wieder, bist cool und anti-woke bis mitte-rechts saufen wir miteinander oder ich helfe dir noch wursten, sauber machen und verkaufen.
Ob Du daneben alle Fassanen des Hegerings retten willst oder ein Entenparadies züchten, ist mir doch völlig schnuppe. Hauptsache ich habe meine Reh und meine Frischling und Du solltest tolerieren, dass ich zuerst aufs Rehlein oder den Frischling anhalte und dann auf den Fuchsn, wenn er schwerhörig war....
Bin ja mit Dir nicht verheiratet. Wir haben einen Deal und ein Deal muss beiden etwas bringen, was der Fall ist, wenn sich beide daran halten.
Ganz so pragmatisch sehe ich es vielleicht nicht aber im Kern hast Du absolut recht, es ist ein Deal. Da gilt es von beiden Seiten zu schauen, wie die Erwartungshaltung ist und die dann ganz sachlich und rational abzugleichen. Soweit weitestgehend deckungsgleich, gilt für mich jagen und agieren auf Augenhöhe.
Wer mir gnädigerweise meinen Ärger mit dem Bauern mindern möchte oder mir freundlicherweise 'meine' Rehe schießt (und den Abschussplan erfüllt), springt da für mich regelmäßig zu kurz. Soweit es ausreichend Beständer gibt, die bereit sind, das Spiel so zu spielen, ist das aber sicher ein legitimer Ansatz.
grosso