Wie es fast zu einem Fehlabschuß kam, oder wie Rind/Pferd Erlegungen trotz NS passieren können.

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Wieder was gelernt....

Momentan bin ich selbst noch fassungslos in Bezug auf das was mir gestern Nacht fast passiert wäre.
Ein Freund bat mich dringend eine Sau zu erlegen, da er bis zum Wochenende eine Bestellung
für ein Restaurant ausliefern soll. Das Wetter war dafür quasi perfekt, leichter Wind und anständig Regen
würde garantiert die Sauen auf die Wiese locken.
Ich saß auf einer geschlossenen Kanzel an einer Waldwiese an. Dank Ansitzsack war es mollig warm und
gemütlich und so kommt es, dass mir zwischen 21h und 22h irgendie eine Stunde fehlt. Kurz nach 22h
schwenke ich mit meiner alten XeyeE6 Pro WBK über die Wiese und entdecke zwei Sauen welche ich auf die Schnelle
als Überläufer anspreche. Eine liegt! quer, die zweite steht direkt daran spitz zu mir. Ich nehme die Waffe (mit
Iray CH50 ausgestattet und gehe in den Anschlag. Die liegende Sau liegt einfach und macht nix, die andere
äugt zu mir und kaut vor sich hin und beide machen keine Anstalten, dass sich das ändert. Da sich das Ganze
in einem ungünstigen Winkel von mir abspielt und der Anschlag extrem unbequem ist, lege ich die Waffe nochmal
beiseite und beobachte mit dem Handgerät weiter. Unglaublich, warum pennt eine Sau im strömenden Regen
auf der Wiese und was zur Hölle kaut die stehende Sau die ganze Zeit?
Inzwischen sind gute 10 Minuten vergangenund es kommen Gedanken auf wie einen Kopfschuss auf die stehnde Sau anzutragen,
oder aber die liegende Sau zu beschießen. Beides möchte ich eigentlich nicht, also beobachte ich weiter. Vom Wetter her
ist inzwischen außer den Sauen nichts mehr zu erkennen, es ist alles einfach nur noch grau. Da kommt mir die
Idee die Farbpalette der WBK zu ändern und etwas nachzufokusieren.
Das ist dann der Moment in dem mir quasi schlecht wird.

Die beiden Sauen entpuppen sich zunächst als Kuh, welche mit dem Rücken zu mir liegt, den Kopf
auf dem Rücken abgelegt hat und wiederkäut! Der Kopf der "schlafenden" Sau ist das Hinterteil mit Beckenknochen.
Nachdem ich entgültig bis aufs Letzte scharf gestellt und alle Farbschemata durch habe sowie mir die Lage der
Kuh klar ist, wird aus der Kuh ein Hirsch!
Diesen beobachte ich noch weitere 20 Minuten, bis er sich erhebtund langsam davon läuft.
Das Geweih war nur zu erkennen, wenn er das Haupt geneigt hat und es vorm
hell strahlenden Körper sich abgezeichnet hat. Schemenhaft waren nur die Zapfen zu erahnen.

Mit etwas mehr Schussgeilheit hätte ich entweder einen Hirsch Loch in der Stirn oder wäre jetzt noch mit
einem Nachsucheführer unterwegs um einen Hirsch zu erlösen welcher mit einem Schuß in den Hintern
unterwegs ist. Jedenfalls bin ich heilfroh den Finger gerade gelassen zu haben.

Nach dem Hirsch muss ich die Tage nochmal schauen ob er passt, der war nämlich richtig stark.
Super, ehrlich, danke dafür!

Man muss wirklich oft mit dem Wärmebild arbeiten, damit man Grenzfälle erlebt.

Ich habe schon Misthaufen angepirscht, Ameisenhügel sauber angesprochen und mich oft genug gewundert, dass der Stein kein Fuchs war. Auch waren liegende Rehe manchmal Hasen. Und Hasen entpuppten sich als Rehe. Von verschätzen Entfernung mal ganz abgesehen.

Zum Glück habe ich noch nie auf eins dieser „Ziele“ geschossen, geschweige denn irgendein Problem verursacht. Man muss sich einfach viel Zeit lassen um 100-prozentig sicher zu sein und im Zweifelsfall einfach nicht schießen.
 
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Man muss üben. Die meisten WBKs haben eine Grundvergrößerung und starten nicht bei 0. Da wird ein Hase anfangs oder nach längerer Pause schnell mal ein Hauptschwein...
Ich bin den ersten Sommer mit dem Ding 4 Wochen jede Nacht mit der WBK und nem Rotlicht-Handstrahler raus und hab vom Weg aus die Wiesen gescannt. Nach zwei Wochen war ich mir dann halbwegs, nach drei ziemlich sicher...
 
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Man muss üben. Die meisten WBKs haben eine Grundvergrößerung und starten nicht bei 0. Da wird ein Hase anfangs oder nach längerer Pause schnell mal ein Hauptschwein...
Ich bin den ersten Sommer mit dem Ding 4 Wochen jede Nacht mit der WBK und nem Rotlicht-Handstrahler raus und hab vom Weg aus die Wiesen gescannt. Nach zwei Wochen war ich mir dann halbwegs, nach drei ziemlich sicher...
… das halte ich für sportlich sehr kurz. Mein Hauptthema ist meistens, dass ich Entfernung nachts falsch einschätze. Die Vergrößerungen der Wärmebildkamera und die anschließende Kontrolle mit dem ZF und Vorsatz bringen schon manchmal 30-40 m Unterschied. Kann sich ja jeder mal selber überlegen. Die 100 m Regel beim ZF kennt jeder, was passiert mit einer zweifachen Vergrößerung beim Wärmebildvorsatz?
 
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Hab ich. FH25R seit knapp drei Jahren.

Im Wald habe ich es allerdings selten mit Rindern zu tun.
 
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also ich kann nicht vergrößern/zoomen am meinen IR- Geräten.
Benutze aber meist eh die technik nur als Handgerät zum aufspüren von Wild und Versuche dann optisch mit natürlichem Licht plus via ZF zu arbeiten.

häufig bildet das Infrarot neben Warmblütern, Komposthaufen, Hummeln und so weiter auch schwach bis mittel stark (je nach Wetter) strahlend Baumstämme/Stubben/ Wege/Strukturen in der Nähe vom Ziel-Subjekt ab, so dass sich in etwa die Größe und damit Entfernung abschätzen lassen.

schwierig wird's ohne Bezugspunkte drumrum.

hatte z.b. zu Beginn der Nutzung der Technik mal eine Wiese, wo immer Monatelang 2 Ponys eines Anwohners standen.
wenn Rehe da waren, konnte man die Größe Reh/Pony gut unterscheiden. oder Hasen...

eines nachts im Spätherbst, ich per pedes Zugange nach 🐗, scannte die Wiese von 100 oder mehr Metern...und sah 4 Ponys....dachte, na, er hat wohl noch 2 gekauft.
bin weiter woanders hin🙈

nun, die 2 Ponys waren kurz davor im Winterstall eingerückt und die 4 grossen Wildschweine blieben ungestört. bei Licht später am Tag konnte ich die Bescherung sehen🤷
 
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Ich finde es mutig und richtig auch solche Momente der Jagd anzusprechen und nicht einfach tot zu schweigen.

Der moderne Mensch hat wenig Zeit und Gelegenheiten sind in vielen Revieren rar, wenn man überhaupt eine regelmäßige Jagdgelegenheit hat. Da ist 97% oft gut genug.

Fehlabschüsse sind eine Tragödie doch das wichtigste ist das kein Mensch gefährdet wurde. Wenn wieder ein Alpaka auf der Strecke liegt anstelle einer Geiß kommen alle Jäger und Jagdgegner an einen Tisch, regen sich auf und sagen so ein Monster, das Hätte jetzt auch ein verlaufenes blindes Waisenkind seien können.

Es wird immer wieder gefragt, wie kann man nur so etwas falsch ansprechen, und jeder Jäger badet selber in vollkommener Unschuld. Deswegen finde ich deinen Bericht so wertvoll, deine Schilderung ist absolut nachvollziehbar und die Situation hätte viele von uns täuschen können.

Von 100 erfahrenen Jägern weiß ich nicht ob 100 den Finger lang gelassen hätten. Ich glaube eine zweistellige Anzahl hätte abgedrückt, mitten auf das Haupt.
 
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Ich hab mal auf Schnee nachts einen Fuchs vor gehabt. Sah aber aus wie eine Weidepumpen für Rinder. Ich wurde nicht schlau draus. Habe auf eine Bewegung gewartet. Nichts... minutenlang. Musste ja 'ne Pumpe sein. Aber dann lief er doch weg. Das war lange vor WBK und Nachtsicht Zeiten.
 
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Sicherer ja, aber ein Wärmebildgerät vor dem Zielfernrohr ist wesentlich effektiver.
Ich habe mir vor ca 3 Jahren ein Röhrengerät aus dem höheren mittleren Preissegment gekauft. Dedal 546.
Die mittlerweile verfügbaren Wärmebildvorsatzgeräte mit 35er Linse stellen das Röhrengerät in den Schatten.

Mit dem Wärmebild: Erkennen, ansprechen und schießen.
Mit der Röhre wird man geblendet (Mond, Windräder, etc.), man hat rechtliche Probleme mit dem IR-Aufheller, der kann je nach Wellenlänge vom Wild gesehen werden und muss mit einer Hand bedient oder sogar gehalten werden, im Schatten von Bäumen oder Hecker sieht man schlecht, etc.

Wenn man nachts effektiv sein möchte, führt meiner Meinung kein Weg mehr an Wärmebild vorbei. Setzt natürlich einen verantwortungsvollen Umgang voraus.
Servus, sicher hat alles vor und Nachteile und es ist auch immer subjektiv.
Aber mit IR hab ich z.b.kein Problem weil Bayern. Und die Detailschärfe von einem digitalen Nachtsicht hat kein Wärmebildgerät das ich bisher benutzt habe.
Gestern Morgen hatte ich z.b. folgende Situation. Wildkamera schickt Bilder vom Keiler an der Suhle. Ich also raus und angepirscht. Temperatur 2Grad und Nieselregen. Alles Nass. Ich war ein wenig zu spät und sehe mit der WBK die Sau wegziehen. Da im Wald durch das nasskalte Wetter alles gleich warm/kalt war konnte man den Keiler deutlich sehen aber die Umgebung war sehr Monochrom.

Hätte ich das Gelände nicht gekannt u d ein Wärmebildvorsatz hätte ich vermutlich geschossen.

Der Blick durchs Pard zeigte was ich durch die Ortskenntniss wusste. Die Sau war min. 10 eher mehr Meter in den Buchenrauschern. Mit dem Pard konnte man nur ab un an die Lichter blitzen sehen. Durch das nasskalte Wetter waren diese in der WBK ( xeye e3 Max) im Grunde nicht zu sehen.

Und die Detailerkennung ist mir zum sauberen Ansprechen extrem wichtig.

Natürlich hat auch das WBK Vorsatzgerät seine Vorzüge. Ich bin z.b. im leichten Nebel schon mal 30min keine 50Meter entfernt von einem Keiler auf dem Feld gestanden und konnte ihm mit dem IR "Fernlicht" im Nebel nicht sehen. Mit der WBK einwandfrei . Da hab ich am nächsten Tag auch wärmebildvorsatzgeräte gegooglet😅

Gruß und wmh
 
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WBK ist so ne Sache ......im Pard sieht man jedes Ästchen, jeden Halm und jedes Blatt .......allerdings gibts auch hier in puncto Entfernung keine Sicherheit......meine Weizensau im August (sie war im Weizen und wechselte in die Erbsen) war bei Mond gefühlt 80m , bei der Totsuche in der Trittikale (140cm hoch) meinte der Pächter ...." war aber ganz schön weit für nachts ?!?" .....am nächsten Tag gelasert 185m 😱....gut die GEE der .257Roberts liegt bei 188m weil sie eine sehr gestreckte Flugbahn hat , so wars ein sauberer Kammerschuß/Fleck , doch mit anderem Kaliber wäre die Entfernungsfehleinschätzung nicht so gut ausgegangen....🤷🏼‍♂️.....unter anderen Umständen hätte ich nie so weit geschossen !
Grüße und WMH,Olli
 

SOR

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......."der dritte Schlag sei Dir Gebot: Was Du nicht kennst, das schieß nicht tot"........
Das ist zwar grundsätzlich richtig, verfängt hier aber deshalb nicht, weil der fehlabschiessende Jägersmann ja im Moment der Schussabgabe meint zu kennen was er totschiesst.
Das eben dies irrtümlich ist, stellt er ja erst beim Herantreten fest.

Das macht die Sache ja so vermaledeit.
 
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Ich habe alles auf Wärmebild umgestellt.
Vorher hatte ich Pulsar 2. Gen und Pard 007 .
Kann mich an einen Abend erinnern: Komme des Nächtens vom Ansitz und schau halt noch etwas rum.
Im Pulsar am Rande eine Gebüschstreifens eher die Reflexion von Lichtern oder Sehern eräugt.
Nicht so richtig schlau geworden , erst dachte Waldohreule die hockt, aber irgendwie passte es nicht.
Also mit dem Pard und 12 facher Vergrößerung am ZF geschaut, dachte jetzt 🐱 Katze. mmmhhh
So in Dorfnähe auch nicht gut zu bejagen, also doch noch ein wenig geschaut.
Naja am Ende war es ein Fuchs , der davon schnürte.
 

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