Welches Jagdmesser kaufen?

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Vielleicht sollte ich es deutlicher schreiben, das F1 ist kein Jagdmesser, das Müller soll eines sein.
Da sie sich aber letztlich beide in mancher Hinsicht ziemlich ähnlich sind kann man zwar mit beiden aufbrechen, aber wenn ich ein robustes Werkzeug fürs "bushcraften" suche wäre das F1 mir näher.
Im Umkehrschluss heißt das, das Müller ist weder Fisch noch Fleisch. Leider.
Diese Argumentation kann ich tatsächlich nachvollziehen, und sie ist stringent. "Weder Fisch noch Fleisch" rührt aus dem Fischen in zwei unterschiedlichen Teichen: Jagd und (seit jüngerer Zeit) Bushcraft. Könnte mir vorstellen, dass in letzterem Teich die größeren Fische schwimmen, jedenfalls die Goldfische...
 
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Könnte ich auch verstehen, nur er stellt doch schon ein neues Messerchen für diese Klientel her, nennt sich Outdoor, also warum alle mit dem Schliff versehen?
Das könnte natürlich am EK Preis liegen, wenn der Hersteller alle gleich macht, außer an der Spitze, kann man billiger einkaufen.
 
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Mein Jagdmesser ist ein Classic drop point hunter von bark river in elmax stahl. Bisher äußerdt zufrieden, liegt am besten in der hand von allen messer die ich je in der hand hatte. sehr robust und schneidet alles was ich will. wird aber auch nicht geschont. für die mora fraktion zu teuer.
 
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Könnte ich auch verstehen, nur er stellt doch schon ein neues Messerchen für diese Klientel her, nennt sich Outdoor, ...
Zumal die 11 cm-Klinge des Outdoor bei starkem Rot- und Schwarzwild deutlich effizienter ist als die 9 cm-Klinge des MSP. Konsequenterweise sollte er das MSP mit dem 4 cm-Radius einstellen (zumal sich Ringeln immer mehr verbreitet) und stattdessen dem 9 cm-MSP mit 6 cm-Radius eines mit der 11 cm Klingenlänge zur Seite stellen. Mit dem "alten" Flachschliff bis zum Klingenrücken selbstverständlich. So wäre das Hunting-Segment doch optimal aufgestellt.
... also warum alle mit dem Schliff versehen?
Das könnte natürlich am EK Preis liegen, wenn der Hersteller alle gleich macht, außer an der Spitze, kann man billiger einkaufen.
Zum einen wohl das. Zum anderen bedingt der S90V einen recht hohen Verschleiß an Schleifmitteln. Der neue Schliff reduziert den Materialabtrag an den Flanken deutlich, schont die Bänder und bringt wohl Kostenersparnis.

Dass das Messer durch den neuen Schliff auch schwerer nachzuschärfen bzw. scharf zu halten ist (weil mehr Material abzutragen ist), bemerken die meisten Endnutzer eh nicht. Die kaufen ja gerade deshalb, weil sie nicht schärfen können und diese Messer dank des verwendeten Stahls als extrem schnitthaltig gelten. So sind beide Seiten glücklich. ;-)

Letztendlich zeugt es aber von völligem Unverständnis für die jagdpraktischen Vorteile des S90V. Wer den Stahl verstehen und wissen will, wie man dessen Potential überhaupt erschließt, sollte sich von Phil Wilson (der gab Crucible bei der Entwicklung Feedback aus der Praxis und optimierte dabei seine Klingenformen) ins rechte Bild setzen lassen und anschließend zig Stücke Wild mit einem Spyderco Phil Wilson South Fork aufbrechen (in Kürze, bevor es wieder heißt hier würde sowieso nur herumgekrittelt und theoretisiert: sehr dünn ausgeschliffen, maximal 15 Grad Schneidfase, mit Norton SiC Medium oder DMT Coarse oder höchstens DMT Fine, danach nur kurz mit 3 mü den Grat abgezogen). Das widerspricht auf den ersten Blick allen vermeintlich bewährten Regeln. Aber danach ist nichts mehr wie es war...
 
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Moin,

nun ja, abkochen solle man's nicht - auf der anderenSeite täusche man sich nicht, die im Leder enthaltenen Gerbsäuren und Chemikalien sind in der Lage, so manches Bakterium zu zerstören.
Soll jetzt nicht heissen, dass klinische Reinheit gegeben ist, Gott bewahre.

Lederscheibengriffe für die Jagd:

Ewig nass, nie sauber, Dreck in den Zwischenräumen, kann zum olfaktorischen Erlebnis werden, gern auch mal Pilzzuchtsubstrat, ...

Danke, aber danke nein.
 
Y

Yumitori

Guest
Moin,

die Griffe m e i n er Messer, soweit sie aus Leder(scheiben) hergestellt sind, sind geölt oder gewachst, nicht lackiert.
Problemlose Reinigung mit lauwarmem Wasser, sogar mit "saddle-soap" möglich und schon ist alles klar.
Richtig ist, dass einige meiner Kampfmesser(bajonettartig) mit lackierten Ledergriffen ausgestattet sind, die erhebliche Zwischenräume aufweisen.
Das gezeigte Fällkniven übrigens ist laut Herstellerangaben n i c h t lackiert.
Aber nochmal: Klinische Sauberkeit an einem Messergriff für die Jagd ist ein saudummer Wunschtraum so mancher EU- Träumer in Brüssel oder sonstwo am Schreibtisch.
Man hat das Messer einen ganzen Tag am Gürtel oder in der Scheide an der Hosennaht. Da kommt es mit dermaßen unterschiedlichen Bakterien, teilweise sicher auch Viren, in Berührung, dass man es am Wild gar nicht "rein" einsetzen kann.
Dass man das Messer nach Gebrauch am Wild erst mal reinigt, bevor man es wieder benutzt, ist doch klar - erst recht nach der Versorgung eines Stückes Schwarzwild (Aujeskzy-Krankheit u.a.m.).
Ich will bei Gott keinen neuen Faden aufmachen, aber wenn ich zusehe, wie anlässlich einer (staatl.) DJ das Wild mit einem Messerset versorgt wird, bei dem die Messer zwischen den einzelnen Stücken nicht einmal abgespült werden... .
Ich will gar nicht päpstlicher sein als der Papst, aber Diskussionen um eine solche Form von Reinheit sind in meinen Augen etwas für die TV-Reklame.

(Sagt einer, der vor vielen Jahren bei der Untersuchung eines verendet gefunden Rehs sich in die Finger schnitt, weil er die damaligen Untersuchungshandschuhe benutzte und so eine Tollwutschutzimpfung fällig war, weil das Reh infiziert war.)

Habe die Ehre und
Waidmannsheil
 
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Den Nagel auf den Kopf getroffen. Das ist ein stinknormaler, nicht ganz bis zum Rücken hochgezogener Flachschliff mit Fase. Damit sollen insbesondere urbane Bushcrafter angesprochen werden, denn die reagieren beim Stichwort Scandi mangels praktischer Erfahrung wie ein Pawlowscher Hund. Und für den Absatz in der Jägerschaft gilt wohl das Motto: Neue Besen kehren gut.

Mag den neuen Schliff ebenfalls nicht, halte ihn für einen Marketinggag, aber Deine Begründung ausgerechnet in Abgrenzung zum F1 ist reichlich inkonsequent:
Durch den neuen Schliff wird das Müller MSP doch deutlich „robuster“, mehr „stabiles Werkzeug“, bewegt sich in Richtung „Deines“ F1. Und hat mit dem neuen Schliff dennoch weniger Keilwirkung als ein F1, und zwar nicht nur weil die Klinge über einen Millimeter dünner ist, sondern insbesondere weil hinter der Schneidkante dank Flachschliff immer noch viel weniger Material steht als bei dem unseligen Fällkniven-Anschliff (steil ballig mit Fase).
Der neue Schliff müsste Dich, der Du ja mit dem F1 klobigen Schneidgeometrien das Wort redest, konsequent regelrecht in Entzückung versetzen. Mir jedenfalls sind konsequent beide zu pummelig.

Zumindest der Griff bräuchte tatsächlich ganz dringend ein Update.

Auf den ersten Blick sind exponierte Riemenösen unbequem, auf den zweiten Blick „modern“, quasi Begleiterscheinungen des CAD- und CNC-Zeitalters.
Wenn man sich daran gewöhnt hat und das Design ansonsten hohe Griffsicherheit bietet, macht so ein Griffende weder beim Aufbrechen (bei so steilem Ansetzen auf dem Schloss handelt man sich sowieso andere Probleme als Druckstellen im Handballen ein) noch beim Zerwirken (Eispickelgriff bei einigen Schnitten, Daumen seitlich führen) auch nur ansatzweise Probleme.
Wer „perky butts“ ablehnt, wird sich jedenfalls auch nicht mit so reizenden „modern chicks“ wie diesen beiden hier vergnügen können:
25963790jc.jpg

Ich kann das F1 nur empfehlen. Habe schon einiges an Reh- u. Schwarzwild damit aufgebrochen. Beim Schloss braucht man auch keine Angst um sein Messer haben und kann mit der anderen Hand kräftig auf den dicken Messerrücken drücken. Aller zwei, drei Stücke ziehe ich es kurz mit dem Belgischen Brocken ab und schon ist es wieder scharf. Außerdem kann man es auch super für alle anderen Arbeiten im Revier nutzen und für die Brotzeit taugt es auch. Preis ist auch ok.
 
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Ich will gar nicht päpstlicher sein als der Papst, aber Diskussionen um eine solche Form von Reinheit sind in meinen Augen etwas für die TV-Reklame.

Ich kann mit nem verschimmelten, nur kurz abgewischten Ledergriff sauber aufbrechen, wenn ich vorsichtig genug bin. Das ist aber nicht der Punkt. Mir geht es nicht um irgendwelche EU-Hygienevorschriften, sondern darum, dass mir diese Griffe einfach zu leicht versiffen und zu unpraktisch sind.

Da du sie aber mit einer gewissen Nachhaltigkeit verteidigst, müssen sie wohl irgendwelche Vorteile ggü. anderen Griffen haben, die mir bislang entgangen sind. Das kann durchaus sein, denn ich hab das erste und einzige jagdlich geführte Ledergriffmesser vor vielen Jahren nach nicht mal 3 Monaten in irgendwelche dunklen Schrankecken verbannt.

Die Frage also: Was bieten diese Griffe, was mir bisher entgangen ist und ich bei anderen Griffmaterialien nicht finde?
 
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Sie boten mal eine Griffigkeit die man heute von diversen weichen Kunststoffen kennt, hat sich also erledigt.
 
Y

Yumitori

Guest
Mahlzeit zusammen,

ich verteidige sie keinesfalls dergestalt, als ob es nichts gäbe, was gleichwertig wäre.
@ cast schreibt richtig, dass es Kunststoffe gibt... .
Wobei ich finde, dass die meisten - nicht alle - Kunststoffe, die "Kraton-ähnliche" Textur aufweisen, einfach potthäßlich sind.
Leicht überschliffenes (Sambar) Hirschhorn ist auch schön anzuschaun un d gut anzufassen, die relativ groben Poren kann man durchaus kritisieren.
Viele Hölzer machen optisch viel her, sind aber oft zu glatt.
Gefühlt (sehr subjektiv!) macht Amboina einen guten Kompromiss.
Gerber hat mal eine Jagdmesser-Serie gehabt mit Griffen aus einem recht weichen Kunststoff mit samtartiger Oberfläche (Santoprene ??), nicht so schön wie Holz, aber annehmbar u nd griffig, ausserdem mit einer (alten) Zahnbürste und lauwarmem Wasser bestens zu reinigen.
Nochmal: Mit einer guten "leather and saddle - soap" kriegt man nicht nur Sättel und Schuhe, nein, auch jeden(!) Ledergriff bestens wieder hin.
Ich räume gerne ein, dass solches keine Freude für Menschen ist, die aus sicherlich subjektiv gutem Grund nicht viel Zeit in die Pflege der Ausrüstung stecken wollen.
Mir persönlich macht das meistens Freude, also... .

Ichhatte allerdings auch noch n i e einen verschimmelten Ledergriff - das wäre mir auch widerlich gewesen, wer weiß, viell. würde ich dann auch nicht verstehen, dass jemand einen Ledergriff vorziehen wollte.
Es gilt wie überall: Suum cuique

Habe die Ehre und
Waidmannsheil
 

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