Zugegeben: Weder erlebt noch miterlebt, und auch dankbar dafür! Aber auch nicht Freund-eines-Freundes- Geschichten, sondern die Berichten meines, für mich über jeden Zweifel erhabenen, Trauzeugens :
1. Der Mitpächter legte Gewehr geladen und ungesichert in den Kofferraum. Der Hund steigt zu. Auf der weiteren Fahrt tritt der Hund in den Abzugsbügel, der Schuss bricht. Mit Pächter wird tödlich getroffen. (Ein Schmankerl am Rande: Er hatte sich testamentarisch ein Signal der Jagdhornbläser zur Beerdigung gewünscht: "Sau tot!". Seinem Wunsch wurde entsprochen.) Die Waffenhandhabung war aber auch vorher schon fragwürdig: Der Mitpächter hatte auch schon einmal das geladene Gewehr an den PKW gelehnt. Dann, als er sich auf die Ladekante setzte, um die dreckigen Stiefel auszuziehen, rutschte das Gewehr und fiel um: Bumm. Die Kugel schlug in einen Baum.
2. Drei Schützen bei der DJ gehen zu ihren Ständen nebeneinander einen Weg lang. Der Mittlere strauchelt, stürzt. Nur hatte er vorher die Flinte geladen. Diese war zwar gebrochen, bis sie sich durch den Sturz schloss. Dazu dann noch das Nachfassen des Stürzenden: Die Schrotgarbe traf den links neben ihn Gehenden in den Fuß.
3. Beim Durchschwenken durch die Schützenreihe wurde geschossen: Der Nebenjäger (Vater meines Trauzeugens) kriegt ein paar Schrote ab: Da, wo die dicke Jacke schön flauschig war, da passierte nicht. Aber über den Gelenken spannte die Jacke und ein paar Schrote drangen durch, sie blieben sofort unter der Haut stecken. Im Gesicht schlugen ein paar Schrote ein, drei stecken noch heute im Kieferbereich. Der Getroffene schilderte, dass er Blut schmecken würde und brach dann mit einem Schock zusammen. Außer der drei Schrote im Kiefer wieder voll auf genesen.
Dann, aus dem familiären Umfeld, aus der Krankenhausambulanz berichtet:
4. Messerverletzung beim Zerwirken von SW: Messerstich in die Hand, trotz chirurgischer Wundreinigung und Gabe von Antibiotika kommt es zu einer Entzündung, die einen handchirurgische Eingriff erforderlich machte.
5. Blutvergiftung nach Verletzung an Knochensplitter beim Zerwirken von SW.
6. Trümmerbruch des Beines beim Sturz vom Hochsitz. Mit Unterkühlung einhergegangen, da kein Handy dabei, aber auch niemand informiert war, was wer wo vorhatte.
Aus der Presse hier im Kreis:
7. Hasenpest, übertragen beim Zerwirken.
Vom ermittelnden Beamten im Jagdkurs berichtet:
8. Taubenjagd: Jungjäger soll Hebeschüsse machen. Dazu fährt er mit der geladenen Flinte auf dem Beifahrersitz zu den betreffenden Bäumen, steigt aus. Er sieht die Tauben, bückt sich durch die Fahrertür, greif den Lauf der Flinte und zieht. Der Handbremshebel fasst den Abzug: Jagd vorbei, für immer. Das Foto der blutbefleckten Pudelmütze war einprägsam. (Erspart mir hier einen Hinweis auf den weidgerechten Gebrauch Schweiß, nicht Blut.)
Neben den "normalen" Risiken des täglichen Lebens (von Herzinfarkt bis Umknicken, auch in Hinblick auf die Altersstruktur der Jägerschaft) kommen im Jagdalltag noch Risiken von handwerklicher Arbeit oder der Forstarbeit hinzu. Nur sind die wenigsten Jäger so firm im Umgang mit den für sie weniger gewohnten Handwerksgeräten, wie es halt ein Vollbeschäftigter des jeweiligen Berufszweiges wäre.
Und dann kommt das sehr spezielle Gefährdungspotential von Schusswaffen, die zumeist auch nicht sehr häufig benutzt werden und bei denen deshalb auch keine routinierte Handhabung aufgebaut wird, noch hinzu.
Wer hier aber mit Sicherheit, besser als wir, mit verlässliche Zahlen aufwarten kann, ist die Berufsgenossenschaft. Vielleicht solltest Du, werter Threadstarter, hier einmal anfragen. Bei uns im Jagdkurs war ein Herr der BG, der hatte sehr einprägsame, bebilderte, anonymisierte Unfallberichte mit dabei.
Und wie in diesem Bereich immer: Es gibt nichts,was es nicht gibt. Und: Dummheit schafft alles.
Ich wünsche uns allen eine unfallfreie Jagd!