So Freunde,
wer die letzten zwei Seiten mitgelesen hat, der weiß von meinen Fehlern, meiner Situation und meinen Frust.
Jetzt sitze ich wieder auf Arbeit und kann mit Freude berichten, dass am letzten Wochenende die lang ersehnte Wendung kam.
Am Samstagmorgen habe ich angesessen, sehr früh raus und lange gesessen. Nichts. Frustriert bin ich dann Heim gefahren und habe mich aufgewärmt, dem Pächter per Jagd-Whatsapp-Gruppe mitgeteilt, dass ich erneut leer ausgegangen bin.
Kurz darauf rief er mich überraschend an und gab mir ein paar Tipps, ich solle mich auf die Wildäcker konzentrieren, die werden aktuell überrannt. Er säße zu Abend an, ob ich mich nicht auf einen von ihm empfohlenen Sitz setzen mag (der wo bei mir morgens immer die Rehe drunter lagen).
Auf dem Weg zum Sitz an der Reviergrenze kam dann noch der Pächter des Nachbarreviers und hat sich mir vorgestellt, sehr nett und überraschend für mich als JJ. Positive Erfahrung.
Als ich dann beim Sitz war konnte ich mit meiner preisgünstigen WBK drei Flecken im Wald hinter der Schwarzdornhecke, die Wiese von Wald trennt, erkennen. Also rauf auf den Sitz und abwarten. Es war gut zu sehen, dass das Wild im Einstand ruht und sich nicht bewegt. Die Chancen standen gut, dass die Stücke auf den Wildacker zu mir ziehen würden.
Zurückgelehnt und mal 100 Meter nach links geschaut und noch einen Sprung Rehwild, ebenfalls aus 3 Stücken beim Auswechseln auf den Wildacker ertappt. Diese zogen für ein kurzes Stück auch direkt zu mir, wechselten dann aber geschickt auf einen Wall und zogen parallel zum Wildacker auf der Kuppe immer näher, kein Kugelfang. Wie es kommen musste, zogen sie so lange auf der Kuppe, bis die Stücke hinter meiner Kanzel aus dem Sichtbereich verschwunden sind.
Inzwischen war es schon 15 Minuten nach Sonnenuntergang. Viel Zeit und Licht war nicht mehr da. Als ich erneut auf die Wiese schaute, erkannte ich einen dunklen Fleck, das Rehwild aus dem Einstand hat ausgewechselt und zog ebenso direkt auf mich zu. Plötzlich fiel hinter mir ein Ast und das Rehwild sprang sofort wieder an die Waldgrenze, die inzwischen von dichtem Nebel eingenommen wurde und sich sichtlich ausbreitet. Äußerst frustriert fing ich an mit dem Ansitz abzuschließen, als plötzlich aus dem Nichts (wie Rehwild das immer so gut kann) drei dunkle Flecken im Wildacker auf ca. 60 Meter standen. Kurz darauf schreckte das Rehwild am Waldrand, das sich gerade zurückgezogen hat. Jetzt verstand ich, dass beide Sprünge versuchten den Wildacker für sich zu haben. Das schien mir merkwürdig und für Rehwild kein bekanntes Verhalten, kennt ihr sowas?
Nun ging wirklich alles Schlag auf Schlag, es waren möglicherweise nur noch 2-3 Minuten Büchsenlicht und der Nebel kam auf 60-70 Meter runter. Da bemerkte ich ein Stück, dass so nah und breit zog, dass ich es noch ansprechen konnte. Weiblich. Also alles fertig gemacht, geschossen, sauber abgekommen und beobachtet. Ich konnte mit bloßem Auge nichts mehr erkennen, hörte aber wie das Stück im Laub schlegelte.
Wild geborgen, weiblich, ein guter Abend. Allerdings fehlten auf meinem Abschussplan noch 3 Stücke nach diesem Abschuss.
Den nächsten morgen habe ich ausgesessen, habe mich aber vom Pächter verleiten lassen "Abends" um 14:30 nochmal woanders anzusitzen. Gesagt, getan, zuhause abgemeldet.
Sobald ich auf den Sitz kam, erkannte ich ein Stück auf über 160m das seinen Lauf schonte und sichtlich Schwierigkeiten hatte sich zu bewegen. Leider... erneut ohne Kugelfang, zu weit wäre es mir nicht gewesen. Das Stück war aber auch nicht abgekommen, entweder frische Verletzung oder es kam trotz dessen gut zurecht.
Den gesamten Ansitz tat sich nichts, der Nebel wurde bei den fallenden Temperaturen zu Eis und schlug sich auf der Wiese nieder. Immer hatte ich einen Blick auf das laufkranke Stück. Es wurde dunkel und mein Pächter hatte schon abgebaumt, war auf dem Weg zum Auto das in Sichtweite stand, da wechselten recht zügig zwei Stücke aus, ein Bock und eine Ricke. Sie kreuzten die ecke der Wiese an der ich saß und waren auch kurz davor wieder abzutauchen als die Ricke in Richtung Pächter (300-400m) sicherte und sich nochmal breit stellt. Da fiel der erste Schuss, perfekt hinterm Blatt Herz Lunge Lunge, direktes taumeln und die Ricke lag an Ort und Stelle. Der Bock stand wie angewurzelt, ich zögerte erst, ließ dann aber doch fliegen. Er Sprang einige Meter, wendete und wurde langsam. Ich gab einen Laut von mir und er hat sich trotz perfektem Treffer nochmal stoppen lassen. Instinktiv habe ich einen zweiten, diesmal minimal schräg von hinten angetragenen Schuss fliegen lassen - erneut perfekt in der Kammer. Er Sprang 10m ab bis zum Feldweg, auf dem taumelte er schon und verschwand mit einem letzten Schritt im Wald an dem meine Kanzel grenzte.
Mein Pächter hat die Schüsse natürlich gehört, kam sofort mit etwas Abstand und nach Bestätigung per Telefon angefahren. Die alte Hündin durfte noch eine kleine Todsuche machen, bekam später die Leber.
Nun hab ich drei Stücke die am Do/Fr die Gefriertruhe füllen werden. Über zwei Lauscher durfte sich die inzwischen 17-Jährige Familienhündin aus meiner Kindheit schon freuen und ich bin erleichtert.