Wege als Lebensraum

A

anonym

Guest
Moin moin,

das Revier in dem ich jage, bietet jagdlich eigentlich genug. Da sehe ich keinen Grund, irgendwelche Hegemaßnahmen zu betreiben, um etwa mehr Rehe zu bekommen oder die die da sind besser bejagen zu können. Trotzdem würde ich gerne Biotophegemaßnahmen betreiben. So sind in meinem Revier einige Wegflächen ungepflegt. Und siehe da, genau die paar Kilometer Weg ohne besondere Gestaltung - ist wirklich nur der Weg und links und recht je ein ein Schritt breiter Graben in ungepflegtem Zustand, keine Büsche, keine Bäume - sind das Rückgrat des Lebensraums der letzten Rebhühner.

Da schaue ich in die Karte und stelle fest, wenn alle Wege so schön ungepflegt wären, wären die diversen Feldholzinseln, Waldstücke und Stillegungsflächen ziemlich gut vernetzt. Leider machen die Bauern da aber bestens gepflegte Rasenwege draus. Nun meine Frage in zwei Teilen.

Erstens: Wie und mit welchen Pflanzen kann man solche Wege so gestalten, dass die Bauern ihre zwei bis dreimal im Jahr drüberfahren können und trotzdem Lebensraum für die Tiere geboten wird?

Zweitens: Hat jemand mal so eine Maßnahme durchgekriegt? Wer ist da mit ins Boot gestiegen, wo liegen typischerweise die Gemeinsamkeiten, wo die Reibungspunkte?

Danke für alle Anregungen!

JuJä
 
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Bauern & Wege!

Kleiner Tip: seeehr vorsichtig sein! Du bist offensichtlich kein Landwirt, sonst hättest du die Frage gar nicht gestellt.

Klassisches Mienenfeld
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30 Dez 2004
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20.554
yop, klassischer punkt wo man aneckt. trotz vorherigen fragens musstn wir die begrünung eines forstweges wieder "deaktivieren" weil der bauer meinte mit dem traktor "rutscht" man auf dem grünzeug nur. das kann er nicht brauchen
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naja, ER ist grundbesitzer, danach muss man sich richten
 
A

anonym

Guest
Ich erinnere mich:
"Es isch a Sind ond a Schand, wia der Wald aussieht. Do muas mor amol butza."

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Beiträge
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Hallo Jujä,

dieses Minenfeld ist wirklich gegeben. Die Veränderung eines auch nur sporadisch genutzten Feldwegs, selbst bei Angrenzung eines Parallelwegs oder einer 3 seitigen Wegumrandung der Ackerflächen, macht die Lage nicht besser. Mit den klassischen Landwirten ist es schwierig zu diskutieren, -egal wie positiv die Argumente auch sein mögen - entweder muss Geld fließen, oder aber sie fühlen sich benachteiligt und lehnen kategorisch solche Maßnahmen ab.

Selbst erlebt in mehreren Fällen.

Deine Idee kann aber zu Erfolg führen, wenn du die Gemeinde/ Stadt hinter Dir hast; da solche Maßnahmen auch auf deren Ökokonto gutgeschrieben werden.
Vorschlag, wie du doch daraus etwas machen könntest und die Landwirte wirklich außen vor lässt:

1)Die Gräben im Stadteigentum teilweise auf einer Seite und nur an der Oberkante bepflanzen mit dem Vorschlag der Pflege durch die Jägerschaft, dadurch kann auch die jährliche Mahd des Grabens fortgesetzt werden. Mindestabstand zum nächsten Acker beachten.

2)Das Aufsuchen bereits verwachsener Wege, die dadurch überhaupt nicht mehr genutzt werden können. Dann Abstimmung mit dem Verpächter (Gemeinde/Stadt) und Anpachtung zu einem symbolischen Pachtpreis. Pflegemaßnahmen selbst durchführen und kontinuierliche Bepflanzung des Areals, welches noch nicht durch Sukzession geschlossen ist.

Diskussionen mit Landwirten sind meines Erachtens nur sinnvoll, wenn man ihnen wirklich handfeste Vorteile in Form von Geldmitteln oder aber direkte Nutzenstiftung in Form von kostenlosem Saatgut bietet.

Die Blaupausensprüche von wegen "dann habt ihr in der nächsten Periode kein Revier mehr", sind völlig überbewertet. Solche kleinfächigen Maßnahmen mag bei ein paar Herren auf Unverständnis stoßen - manche Lösungen im Naturschutz erfordern jedoch eine harte Gangart.
Wenn ich bei allem den Kopf einziehe, kann ich mir ein NABU Mitgliedsausweis erwerben und mich bequem in den Sessel legen.
Wir werden auch nicht gefragt, wenn jeden Tag Biotope en gros zerstört werden.

Was du vllt noch beachten solltest, solche Dinge Hand in Hand mit dem Verpächter auch abstimmen. Da sind meine Info Wege kürzer
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WH

pako
 
Registriert
16 Dez 2000
Beiträge
11.020
Kinders; nu mal langsam !

Nicht immer sind die Ortsansässigen Landwirte für alles Übel dieser Welt diesseits des Urals verantwortlich...

Die Wirtschaftswege sind die Infrastruktur der Landwirtschaftlichen Bodennutzung; in Vergangenheit aber für die Erfordernisse der Neuzeit zu schwach ausgelegt.
( Sparen am falschen Ende) Viele wurden mit einer Belastungsgrenze von 3 to Achslast gebaut, mit einer Breite von 3 m; erfordert werden aber 9 to Belastung und min 4,5 m, um durch Spur versetztes fahren die Wegeseitenränder zu schonen. Werden diese Wegeseitenräume nun Bepflanzt; hat das auch nicht unerhebliche Folgekosten : Die Entwässerung des Wegeunterbaues stimmt nicht mehr; durch Verwurzelungen unterhalb der Wege nehmen diese Schaden, die beidseitige Beschattung macht ihr übriges, Begegnungsverkehr führen zu Problemen.
Die Pflege- und Unterhaltungskosten von Wegeseitenraumbepflanzung ist nicht unerheblich; da kommen schnell 10€ / km Wegestrecke auf die Gemeinde zu; wer trägt diese Kosten ?

Aus Jagdlicher und Naturschutzrechtlicher Sicht sind Wegeseitenränder eher Kontraproduktiv :

Die geraden Linien sind für jeden Ansitzjäger der geflügelten Klasse zum Nachteil der Bodenbrüter und Kleinsäuger suboptimal; Entscheident ist nicht der Anteil der Hecken und Kleingehölze sondern die Größe der Saumstreifen !

Das nächste Problem bei Wegeseitenraumbepflanzung aus Naturschutzgründen ist die Beunruhigung : nicht durch den Landwirtschaftlichen Verkehr; sondern durch Paziergänger und desen Vierbeinigen Anhang der Hundesteuerklasse : was nutzt dir ein Kleinbiotob wen das mehrfach von jedem Fifi abgestaubt wird...

Nichts ! Schadet nur.

Viel Efizienter ist es, an anderer Stelle kleinstrukuiert eine Netzartige Verknüpfung von Biotopverbunden zu haben : an vielen Stellen gibt es Ackerspitzen wo ein keil ausläuft; Anhänge zu Vorgewende; Bodenverdichtungen die eine Nutzung erschweren; Seitenräume an Feldgehölzen die Beschatten..

Die sind viel Effektiver zu Nutzen; liegen im Bereich der Ruhezonen.

Nur ist der Organesatorische Aufwand für viele Landwirte einfach zu groß, wegen dieser
Kleinpazellen eine zusätzliche; getrente Bewirtschaftung von der Hauptfrucht durchzuführen; alleine die Rüstzeiten um die Maschienen einzurichten ist nicht unerheblich.

Bei uns übernehmen das wir Jäger ( da sind Ortsansässige Landwirte als Jäger mit bei), die führen diese Arbeiten aus; Organesieren das, und schon läufts.


Andreas
 

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