Waldbau - Austausch ohne Forstbashing und ohne Wilddebatten!

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Ich kann mich meinen Vorrednern in weiten Teilen anschließen.

Die gesetzliche Seite ist durch das FoVG geregelt.
Es ist jedoch auch unabhägig von der gesetzlichen Situation ratsam sich mit der Herkunft des Vermehrungsguts auseinander zu setzen, da viele Merkmale wie z.B. Blattaustrieb, Geradschaftigkeit oder Wachstum in hohem Maße erblich bedingt sind.
Eiche ist also nicht gleich Eiche, genausowenig wie Douglasie gleich Douglasie ist und Weizen gleich Weizen.
Gerade in der Landwirtschaft wird das Potential von Pflanzenzucht und die Bedeutung der Sortenwahl deutlich, aber auch in der Forstwirtschaft spielt die genetische Ausstattung der Pflanzen eine große Rolle.
Beispiel Douglasie: die beiden Varietäten grüne (var. menziesii) und blaue (var. glauca) Douglasie unterscheiden sich maßgeblich was ihre Wuchsleistung und ihre Anfälligkeit gegenüber der rostigen Douglasienschütte anbelangt, sodass hier eigentlich nahezu ausschließlich die grüne Douglasie angebaut wird.
Bei deinen Eichen ist es nun so, dass das Emsland ein stark atlantisch geprägtes Klima hat während Ostsachsen stark kontinental geprägt ist. Daraus ergeben sich Unterschiede in der Niederschlagsverteilung und dem Temperaturverlauf übers Jahr sowie den Extremtemperaturen und der Ausprägung der Jahreszeiten.
Es KANN also gut sein, dass Eichen die vermutlich genetisch an das klimatisch begünstige Emsland angepasst sind unter den weniger günstigen Bedingungen im Osten von Sachsen schwer tun und Schäden erleiden z.B. durch Trockenheit, Hitze oder Spätfrost. Es kann vermutet werden, dass Vermehrungsgut aus der Region oder aus Regionen in denen die Bedingungen dem zukünftig zu erwarteten Klima nahe kommen deutlich besser abschneiden.

Grundsätzlich musss aber auch gesagt werden, dass die häufig vozufindende Kategorie ausgewähltes forstliches Vermehrungsgut noch nicht der Weisheit letzter Schluss ist, da hier die Auswahl der Erntebestände rein nach optischen Gesichtspunkten erfolgt und offen bleibt ob der sichtbare Phänotyp auch auf den Genotyp zurückzuführen ist.

In deinem konkreten Fall stellt sich natürlich auch die Frage nach der Alternative.
Klar ist, dass geprüftes Vermehrungsgut aus geeigneter Herkunft mit entsprechenden Eigenschaften das Optimum darstellt, dass allerdings auch mit großem Aufwand, nicht zuletzt monetärer Art verbunden ist.
Wenn das allerdings nicht in Frage kommt, wofür es durchaus nachvollziehbare Gründe gibt, stellt sich die Frage ob eine emsländer Eiche vielleicht immer noch besser als Fichte, Traubenkirsche oder gar Calamagrostis epigejos ist?


Mit freundlichen Grüßen und Waidmannsheil
 
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16 Mrz 2008
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Vielen Dank für die vielen Ausführungen und Überlegungen.

Vorneweg, ich werde mir jetzt Eicheln vor Ort besorgen. Ich will keinen Ärger.

Aber trotzdem bin ich nicht hundertprozentig überzeugt. Die Stieleiche kommt von Spanien bis Russland vor - da ist der Sprung vom Emsland nach Ostsachsen ja nicht sehr groß.

Beim Rotwild hat man auch immer argumentiert mit "stärker, kapitaler, besser", aber wenn man dann Hirsche aus Ungarn oder Ostpreußen nach Westdeutschland verpflanzt hat, haben sie ihren Vorsprung schnell verloren. Umgekehrt wurden aus schwachem schottischen Rotwild in Neuseeland hochkapitales. Zufütterung hat wesentlich mehr bewirkt als "genetische Auswahl".

Will sagen, das Erbgut wird ziemlich gleich sein, egal woher die Eicheln stammen, es ist die Umwelt, die später einen entscheidenden Einfluss haben wird. Zumal viele unserer Kriterien wie gerader Wuchs, keine Drehstämmigkeit, etc. ja eigentlich nichts über die Zukunftsfähigkeit von Bäumen in 50 oder 100 Jahren aussagt. Das interessiert nur die Sägewerksbesitzer. (Beim Rothirsch rückt man ja mancherorts auch wieder vom Abschusskriterium "Krone" ab, weil es den Genpool nur verengt.)
 
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Vielen Dank für die vielen Ausführungen und Überlegungen.

Vorneweg, ich werde mir jetzt Eicheln vor Ort besorgen. Ich will keinen Ärger.
Ich wäre da vorsichtig. Einfach so irgendwo in der Gegend Eicheln einsammeln und in den eigenen Wald streuen ist ein Verstoß gegen dasa Forstvermehrungsgutgesetz.

Wenn man Saatgut erwerben will, muss dieses aus einem anerkannten Bestand kommen und Du brauchst einen Begleitschein.

Der Hintergrund ist folgender: In den zurückliegenden Jahrzehnten haben einzelne Baumschulen mitunter ein grausliges Saatgut verwendet und die daraus entstandenen Bestände sind ähnlich rauslig. (Bei der Kirsche spricht man teilweise von der Herkunft Schwartau...) Deswegen mussen die "Elternbäume" eben einen gewissen Qualitätsstandart erfüllen, damit diese erntet werden dürfen.
Warum aber die "Herkünfte"???
man geht davon aus, dass durch die Jahrhundere lange natürliche Selektion eine genetische Anpassung an das vorherrschende Klima und die Böden erfolgt ist und die Bestände entsprechende Erbinformaionen auch an den Nachwuchs weiter gibt. In wieweit andere Herkünfte mit unserem künftigen Klima zurecht kommen, versucht an gerade erst zu erforschen. Tendenziell sucht man die neuen Herkünfte für unsere Gegend aber eher im Süden bzw. auf dem Balkan.
 
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30 Apr 2024
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Ich würde dir auch dringend davon abraten, aufgrund der vorher schon erwähnten Gründe. Zudem kannst du Tiere nicht mit Pflanzen vergleichen. Tiere können dahin wandern wo es ihnen gefällt, Pflanzen nicht die haben nur eine Antwort ihre Genetik. Deshalb haben Pflanzen oftmals so riesige genome die zudem eine deutliche höhere Vielfalt besitzen.
 

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