"Wald vor Wild konsequent umsetzen!" - Artikel in der Passauer Neuen Presse

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In einer neuen Ausgabe jagdlicher Printmedien (4/2020) gibt es eine interessante Stellungnahme des Berufsjägers Peter Markett zu "Querdenkern", drei Berufsjäger-Jungspunden aus B-W.

Einig sind sich aber alle Fachleute, dass Schwarzwildreduktion NUR mit effizienten Bewegungsjagden möglich ist. Strittig ist, ob mit oder ohne Bachenfreigabe. In Leserbriefen wird von einigen Berufsjägern, einen Professor für Wildbiologie, dass Reduktion über höheren Frischlingsabschuss funktionioert, NICHT über mehr Bachenabschüsse und schon gar nicht über Leitbachenabschüsse, da genau die der beste Garant für das Überleben eines gesunden und weniger Wildschäden verursachenden Schwarzwildbestands sind, dessen zahlenmäßige Anpassung, aber auch dessen zahlreiche Beutemöglichkeiten eine Daueraufgabe bleiben wird.




Ich habe zwar die von dir angekündigte "neue Ausgabe jagdlicher Printmedien (4/2020)" nicht gelesen aber zum Thema Peter Markett, den hast du doch schon einmal vergeblich als deinen "Kronzeugen" angebracht, kann ich durchaus etwas informatives beitragen!
Ich habe den Herrn Markett persönlich bereits dreimal live bei Vortragsveranstaltungen erlebt; der Highlight war, zumindest war es in meiner Erinnerung so und deshalb habe ich meine Aufzeichnungen über diesen verlorenen Abend auch in die Tonne gekloppt, ein Vortrag mit dem Thema Wildackeranlage zur Minimierung der Schwarzwildschäden in der Landwirtschaft, genau deine Vorstellungen!
Daher bin ich eher etwas skeptsich, ob Herr Markett sich wirklich gut eignet für "eine interessante Stellungnahme" zur Untermauerung deiner alt bekannten Thesen.

Deine steile Aussage "Einig sind sich aber alle Fachleute, dass Schwarzwildreduktion NUR mit effizienten Bewegungsjagden möglich ist." braucht mal wieder etwas Präzisierung.
Ich hoffe du wolltest ausdrücken, das Bewegungsjagden ein wichtiges unter verschiedenen Instrumenten zur Schwarzwildreduktion ist; dies stellt ja auch niemand ernsthaft in Frage.
Effiziente Bewegungsjagden allerdings als alleiniges und ausschließliches Instrument zur Schwarzwildreduktion anzupreisen, da hätte ich mit deiner Ausssage (und viele Fachleute auch)dann doch so einige Zweifel und Bedenken!


Zurück zu Herrn Markett;
Hier mal mal auszugsweise (sie könnten auch eins zu eins aus deiner Feder stammen:giggle:) einige sehr interessante Statements von Herrn Wildmeister Markett in seiner Funktion als Vorsitzender des Landesverbandes der Berufsjäger NRW in der Stellungnahme des Landesverbandes der Berufsjäger NRW e.V. zum zweiten Gesetz zur Änderung des Landesjagdgesetzes und zur Änderung anderer Vorschriften:

Die Aussagen kann man alle hier nachlesen:
https://docplayer.org/67497649-Landesverband-der-berufsjaeger-nordrhein-westfalen-e-v.html


"Position des LDB:
...
(2) 3. Generell befürworten wir dieses. Nach unserem Selbstverständnis gehört zur Sicherung und Verbesserung der Lebensgrundlagen aber auch, dass dem Wild in entsprechend monotonen und geographisch schwierigen Lebensräumen, wie z.b. Nadelholzstandorte und Mittelgebirgslagen Unterstützung in Form von Wildäckern und Fütterungen angeboten werden muss. Auch dem Schwarzwild muss aus Tierschutzgründen bei extremen Witterungsverhältnissen diese Überlebenshilfe selbstverständlich angeboten werden können.
Die geplanten Einschränkungen bei der Fang- und Baujagd nehmen dem Jäger die Möglichkeit, bestandsgefährdeten Arten wie z. B. das Rebhuhn oder Kiebitz und Co zu schützen und in ihrem Bestand zu fördern."
...


"Position des LDB:
...
(2) 4. Dort wo Wild vorkommt, können zwangsläufig Beeinträchtigungen der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft auftreten. Aufgabe der Jagd und des Wildtiermanagements ist die möglichst weitgehende Verminderung dieser Beeinträchtigung. Die Einschränkung des Fütterungszeitraumes auf Ende 31. März provoziert geradezu Wildschäden im Wald, da die natürliche Vegetation noch nicht weit genug entwickelt ist. Auch hier steht das Verbot der Anlage von Wildäckern im Wald diesem Ziel entgegen. Das Ziel, dass sich Wälder ausschließlich natürlich verjüngen sollen, muss regional sehr differenziert betrachtet werden. So sind sich Forstexperten einig, dass z. B. die Eiche im Münsterland ohne Zäunung sich nicht verjüngen lässt, selbst bei geringer Wilddichte. Insgesamt müssen zur angestrebten Wilddichte mehrere Parameter berücksichtigt werden, eine davon ist die Waldvegetation.
Vorschlag:
Textvorschlag: „Beeinträchtigungen einer ordnungsgemäßen land-, forst- und fischereiwirtschaftlichen Nutzung durch Wildtiere möglichst zu vermeiden“.
Das Ende des Fütterungszeitraumes muss sich an der Phänologie der Buschwind-
röschenblüte, Mitte Erstfrühling, orientieren. Die Anlage von Wildäckern im Wald muss
als wichtige Nahrungsergänzung erhalten bleiben. Um Missbrauch und Monotonie auf
diesen Flächen zu verhindern, können Reinsaaten von Feldfrüchten bzw. bestimmte Saaten wie z.B. Mais ausgeschlossen werden."
...

Position des LDB:
...
"Die Jagdzeiten auf jagdbare Tiere werden in Politik und Gesellschaft kontrovers diskutiert.
Tierschutz, Muttertierschutz sowie die vordergründige Wahrung der Belange des Wildes
selbst sollten die wesentlichen Eckpunkte im Anforderungsprofil an die geplante Verordnung darstellen. Je fachgerechter jagdliche Strategien geplant, durch situativ angepasste Jagdarten und qualifizierte Jäger umgesetzt werden, umso effektiver für den Jäger und störungsärmer
für Wildbestände gestaltet sich die Jagdausübung. Für den Störfaktor “Jagddruck“ ist
nicht entscheidend, dass gejagt wird, sondern vielmehr wie, wo und wann gejagt wird.
Bei der Festlegung der Jagdzeiten der Arten müssen artspezifische Belange im Vordergrund stehen. Sofern dies gewährleistet ist, können Synchronisationen zur Vereinfachung und Vereinheitlichung von Daten sinnvoll sein. Wer in den vorgegebenen Zeiträumen seine gesetzlichen Abschussvorgaben für Schalenwild nicht erfüllt, kann oder will es nicht.
Eine Jagdausübung zu einem zu frühen Zeitpunkt (vor dem 1. Mai) führt zu einer höheren Stressbelastung und dadurch zu vermehrten Waldwildschäden genauso wie eine Jagdausübung im Januar. Erklärtes Ziel muss es sein, dass die Jagdzeit auf wiederkäuende Wildarten am 31. Dezember endet. Zu dieser Thematik gibt keine abweichende Meinung auch nur eines renommierten Wildbiologen. Die Nachtjagd auf wiederkäuende Schalenwildarten hat grundsätzlich zu unterbleiben. Die Ziele der Wald- und Landschaftsentwicklung sowie bestimmte Ziele des Naturschutzes an angepasste Bestandszahlen bei wiederkäuendem Schalenwild lassen sich auch ohnedie Jagd im Januar erreichen. Die geplante Verlängerung der Jagdzeit für den Rehbock ist nicht begründet, nicht nachvollziehbar und nicht notwendig. Die bisherige Jagdzeit sollte beibehalten werden. Damit bleibt der Tierschutz insbesondere der Muttertierschutz und die waidgerechte Jagd gewährleistet. Ansonsten besteht die Gefahr, dass auf Gesellschaftsjagden ein exaktes Ansprechen (Jungtier vor Muttertier) und die für die Wildbrethygiene- Vorschriften notwendige Lebendbeschau fahrlässig unterbleibt. Die Folge wird sein, dass nur noch nach Wildart und nicht mehr qualifiziert angesprochen und erlegt wird, so dass auch die Ricken vor den Kitzen geschossen werden. Die Kitzewerden zwar im Frühwinter nicht mehr gesäugt, bedürfen aber der Führung durch das Muttertier bis in das Frühjahr hinein.
Verwaiste Kitze tauchen dann ansonsten geschwächt als Kümmerer im Frühjahr auf.
Diese Tatsache ist mit dem gesetzlichen Auftrag des Jägers, für einen artenreichen und
gesunden Wildbestandes zu sorgen, nicht zu vereinbaren."
...


Herr Markett vertritt die klassischen Positionen von Berufsjäger, das ist ja auch völlig logisch und nicht zu verurteilen. Dafür wird er ja schliesslich bezahlt!
Er eignet sich jedoch kaum als wildbiologische Leitfigur, gerade wenn es um das Thema Reduktion von Schwarzwild geht!
 
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Was soll denn das für eine Qualitätszeitschrift gewesen sein? Alle mir bekannten Wildbiologen, die mit Schwarzwild arbeiten, reagieren irgendwie beim Namen "Markett" ziemlich ähnlich wie Steve Martin in "Tote tragen keine Karos" auf "cleaning woman". ;) Und ich mag garnicht raten, wer der "Wildbiologie-Professor" gewesen sein könnte. :rolleyes:

Ich habe übrigens aktuell heute ein paar Folien zu dem Thema für Kollegen rausgesucht. Reduktion funktioniert nur, wenn man insgesamt genug schiesst und in vielen Fällen nur dann, wenn man bei dem "insgesamt" genug ÜL- und Altbachen erlegt. Kann man sich leicht selber ausrechnen.
 
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Naja, in meinem Landkreis ist es erträglich

Ich geh mal davon aus, dass das 8 von 10 Jagdpächtern auch über diesen Landkreis hier behaupten würden, Aber wohl nicht mehr wie 2 von 10 Förstern.

Um es klar zu sagen: Beim Staat siehts überwiegend gut aus, bei einigen Privatjagden gehts so (aber da wär auch noch Luft nach oben) und in vielen Revieren sind wir weit davon entfernt, dass sich die standortgemäßen Baumarten im wesentlichen natürlich verjüngen könnten (Wie es der Gesetzgeber fordert!)
 

z/7

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Naja, bei 20 Rehen müsste man wohl eher von 10 weiblichen mit ca. 160% Reproduktionsrate ausgehen und zur kompensatorischen Abschusshöhe auch ein paar Prozent natürliche Verluste berücksichtigen. Vielleicht könnte man dann auch mit einem jährlichen Abschuss von 20 -25 dort einen stabilen Bestand halten, aber definitiv nicht mit 10!
Ob man diese 10 dort erlegt oder die Jagd komplett einstellt, hätte auf den Wald vermutlich die selben Auswirkungen. Alle nachwachsenden Rehe, die dort keinen eigenen Einstand halten können, müssen abwandern.
Man könnte auch mit noch wesentlich weniger Rehen einen stabilen und noch wesentlich "gesünderen" Bestand halten (wenn auch vllt nicht schwereren ;)). Die 150 ha sind ja nur ein winziger Ausschnitt von Population und Lebensraum.

Es steht nirgendwo geschrieben, daß eine Wildart immer am Maximum der Biotopkapazität entlangschrammen muß. Wenn das Wild nicht bewirtschaftet wird im Sinne maximaler Fleischgewinnung ohnehin nicht.

Natürlich ist dieser Zustand eh net, weil Populationen immer Schwankungen unterliegen.

Warum also ist das so eine heilige Kuh?

Das Schonen reproduktiver Bestandsglieder ist auf maximale Vermehrung ausgelegt, was bei einer kleinen, expandierenden Population von Bedeutung sein mag. Eine große, stabile Population kann Einbrüche hingegen gut verkraften, benötigt sie vllt sogar, um einer adaptiven Selektion stattzugeben. Die Wildart braucht es also nicht, das exakte Ausfüllen der Kapazität. Sie kann sehr gut auch unter der Schwelle der Biotopkapazität leben, ohne der Ausrottung nahe zu sein, solange Dichte und Populationsgröße noch eine erfolgreiche Reproduktion zulassen.

Der entscheidende Punkt für den Jäger (und in diesem Sinne auch andere Naturliebhaber btw.) ist die Wahrscheinlichkeit, "Beute" zu machen. Im Zeit-Raum-Gefüge steigt diese Wahrscheinlichkeit mit der Anzahl der Individuen zu einem bestimmten Zeitpunkt auf der Fläche. Je weniger da sind, desto mühsamer wird es, desto mehr Fähigkeit ist gefragt, der Zeitaufwand steigt. Frust für den einen, Herausforderung für den anderen.

Im Rahmen der Trophäenzucht wurde es üblich, auf soviel wie möglich hinzuarbeiten, ohne an so etwas wie natürliche Biotopkapazität auch nur einen Gedanken zu verschwenden. Der Artenschutz zeigt ein identisches Verhalten.

Wenn wir jetzt den Faktor Mensch als Parameter der Biotopkapazität in die Populationsdynamik einbeziehen, ist hier die ansteigende Phase der sigmoiden Wachstumskurve zu beobachten. Die einhergehende Übernutzung des Lebensraums sehen wir in den durch die Überpopulation verursachten Schäden an von derselben Menschheit geschätzten und fürs Überleben benötigten Gütern. Äcker, Forstpflanzen, Fischzucht, Schafe. Die unmittelbar betroffenen reagieren und streben danach, die Population zu verringern, die vom Menschen gewährte Kapazität des Lebensraums sinkt, die Sigmoide fällt.

Soll fallen. Jagen unterhalb der Kapazität ist mühsam. Wölfe nachweisen ebenfalls. Wir haben hier einen Konflikt zwischen denen, die einfach jagen wollen, die die Vorstellung wilder Natur in Form von Wölfen und Bibern lieben, und denen, die keine Schäden wollen zum eigenen Nutzen und damit der Erhaltung der Lebensgrundlagen des Menschen. Punkt.

Fortbestand und Gedeihen welcher Tierart auch immer ist dadurch erstmal in keiner Weise tangiert. Es geht ausschließlich um die heilige Kuh, eine Population nur ja nicht unter die Biotopkapazität sinken zu lassen. Lieber nimmt man Schäden an der eigenen Lebensgrundlage durch Überpopulationen in Kauf.
 
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Einig sind sich aber alle Fachleute, dass Schwarzwildreduktion NUR mit effizienten Bewegungsjagden möglich ist. Strittig ist, ob mit oder ohne Bachenfreigabe. In Leserbriefen wird von einigen Berufsjägern, einen Professor für Wildbiologie, dass Reduktion über höheren Frischlingsabschuss funktionioert, NICHT über mehr Bachenabschüsse und schon gar nicht über Leitbachenabschüsse, da genau die der beste Garant für das Überleben eines gesunden und weniger Wildschäden verursachenden Schwarzwildbestands sind, dessen zahlenmäßige Anpassung, aber auch dessen zahlreiche Beutemöglichkeiten eine Daueraufgabe bleiben wird.
Ist die Leitbachenhypothese inzwischen eigentlich schon einmal wissenschaftlich belegt worden?

Mein Stand ist, dass es sich um eine deutsche (deutschsprachige), tradierte Theorie ohne Nachweis handelt.
 
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....Effiziente Bewegungsjagden allerdings als alleiniges und ausschließliches Instrument zur Schwarzwildreduktion anzupreisen, da hätte ich mit deiner Ausssage (und viele Fachleute auch)dann doch so einige Zweifel und Bedenken!.....

Das ist nicht und war nie meine Aussage", auch wenn es mir immer wieder unterstellt wird.

Es ist nur DAS überragend wichtige Instrument zur Schwarzwild-Bejagung im WALD. Neben der Einzeljagd im Rahmen der Jagdintervalle auf Wiederkäuer. Allerdings keine Nachtjagd IM WALD und keine Kirrungen.
Und ZUSÄTZLICH wichtig finde ich die Jagd an Schadflächen im Feld, gern auch mit der besten Nacht-Sicht-und-Ziel-Technik, die der Markt hergibt. Das hätte m. E. den höchsten Grad an sicherem Ansprechen, genauer Schusasplatzierung und Sicherheit über keine Lebewesen im Hintergrund des Kugelfangs.

......Herr Markett vertritt die klassischen Positionen von Berufsjäger, das ist ja auch völlig logisch und nicht zu verurteilen. Dafür wird er ja schliesslich bezahlt!
Er eignet sich jedoch kaum als wildbiologische Leitfigur, gerade wenn es um das Thema Reduktion von Schwarzwild geht!

Da gebe ich Dir weitgehend recht, aber es verhält sich m. E. wie mit den beiden Positionen der "Querdenker", der drei jungen Berufsjäger aus B-W und den Positionen ihrer Kritiker um Markett und Pfannenstiel. Beide Lager haben einige gute Argumente und einige schlechte, die es zu filtern und von ideologischem Mumpitz zu bereinigen gilt. Das ist nicht einfach, weil es kaum wirklich objektive Jagdexperten mit wildbiologischem Wissen UND fundierter Jagdpraxis gibt, die weitestgehend frei von opportunistischen Ansätzen sind. Wir haben es mehr mit Theoretikern und Lobbyisten zu tun, die z. T. recht geschickt ihre Wünsche hinter scheinbaren Sachargumenten verschleiern.

Jedenfalls scheint mittlerweile bei Fachleuten Einigkeit zu herrschen, dass es ohne effiziente Bewegungsjagden keine SW-Reduktion geben wird. Deshalb schulen die drei Berufsjäger das auch in B-W.

Einen groben Fehler sehe ich persönlich in dem Ansatz vieler "moderner Radikal-Reduzierer" in der mangelhaften Würdigung erfahrener weiblicher Führungstiere in Sozialverbänden!

Der Ansatz, die "Intelligenz" aus einem Familienverband wegschießen zu wollen, damit die unerfahreneren Jungtiere leichter zu bejagen wären, ist für jeden klar denkenden Menschen widerlich, kontraproduktiv und hat sich in der Praxis auch als nicht zielfführend erwiesen. Gerade jetzt haben wir eine Wetterphase, in der einem erfahrenen, mitfühlenden Jäger klar ist, wie wichtig es für die kleinen 2020-Frischlinge ist, einen gut gebauten Kessel gegen die anhaltenden Nachtfröste um -10°C zu haben. Den schaffen eher keine Frischlingsbachen, sondern erfahrene Altbachen. In der Folge verlieren Frischlingsbachen u. U. ihren ganzen Wurf und werden unzeitig wieder rauschig. "Tolles" Ergebnis.
Ist das nun ein Grund für "Zufriedenheit", angebliche SW-Reduktion durch bewusst gefördertes Erfrieren der Frischlinge unerfahrener Jungbachen gefördert zu haben? Oder wäre es nicht ratsamer, Reduktion besser über mehr Abschüsse VON UNTEN, also höherer Gesamtstrecke und insbesondere höherer Frischlingsabschüsse als bisher durch effizientere Jagdmethoden, zu erreichen?!
 
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Ist die Leitbachenhypothese inzwischen eigentlich schon einmal wissenschaftlich belegt worden?....

Der Wert liegt nicht in der weitgehend widerlegten "Rauschunterdrückung", sondern in der Qualität ihrer guten Führung (weniger Wildschäden, bessere Standorttreue im Wald, klügere Vermeidung scharf bejagter Felder, Erschließung ungefährlicherer natürlicher Nahrungsquellen, gutem Kesselbau, u.v.m.).

Man sollte "Schwarzwildmanagement-Jagd" m. E. nicht mit "Brechstangenbejagung" verwechseln, denn dafür fehlt m. E. das Verständnis größerer Teile der Jägerschaft und auch der Wildbiologen.
 
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Ich geh mal davon aus, dass das 8 von 10 Jagdpächtern auch über diesen Landkreis hier behaupten würden, Aber wohl nicht mehr wie 2 von 10 Förstern.

Um es klar zu sagen: Beim Staat siehts überwiegend gut aus, bei einigen Privatjagden gehts so (aber da wär auch noch Luft nach oben) und in vielen Revieren sind wir weit davon entfernt, dass sich die standortgemäßen Baumarten im wesentlichen natürlich verjüngen könnten (Wie es der Gesetzgeber fordert!)

Wir haben hier wenige zusammhängende Staatsforstflächen, deshalb hält sich der Disput um eine "richtige" Rehwildbejagung in Grenzen. Der Forst jagt dennoch auf dem Flickenteppich seiner Flächen, so wie es hier zur genüge beschrieben wird, mit dem Argument angepasster Wildbestände. Ob das den gewünschten Effekt auf diesen geringen Flächen, und ob dieser überhaupt notwendig ist, sei mal dahingestellt. Dass Rehwild die heilige Kuh ist, wie vor 40 Jahren noch, kann ich nicht behaupten. Ich denke da waren die Bestände viel zu hoch und das wurde korrigiert. Heute erzielt man Wildbretgewichte um die 20 kg beim Rehwild, was früher undenkbar war. Leider wurden die Trophäen dadurch nicht besser. :devilish: :evil::p

Problematisch werden die Schwarzwildbestände. Bei dem Energieeintrag durch Maisanbau, nach wie vor "Tendenz steigend", ist eine effektive Reduktion sehr schwierig. Durch revierübergreifende Bewegungsjagden konnten die Bestände vieler Orts dezimiert werden. Dort wo diese Jagden, aus welchen Gründen auch immer, unterlassen wurden, sieht es dagegen schlimmer aus. Aber da sind auch die JGen gefragt, den JABs entsprechend Druck zu machen.
 
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In vielen Bereichen bin ich mit Stöbi was die Sauen angeht deckungsgleich in den Ansichten. Meine Meinung wurde aus der Praxis gebildet, nicht aus Wunschdenken oder Theorien. Wir haben hier im Landkreis das Dilemma seit Jahren. Es wurde aus welchen Gründen auch immer nur von oben nach unten geschossen. Gebracht hat es einen Bestandsanstieg. Wer Bache sagt, muss auch Frischling sagen. Und zwar in mehrfacher Ausfertigung. Das wäre vielleicht über Drückjagden zu schaffen, aber die werden hier fast nicht gemacht. Vom Staat abgesehen vielleicht 4-5 Reviere von 93. Alle meine Bestrebungen dies zu ändern waren Rohrkrepierer. Auf den Erntejagden geht es mit von Groß nach Klein in der Regel los.
Große, zusammengeschlossene Frischlingsverbände haben eine enorme Lernfähigkeit bei jedem Abschuss über die Einzeljagd. Die können inzwischen mit jeder erfahrenen Bache mithalten.

Wer eine Wildart bejagen wil, muss lernen sie zu verstehen. Die Natur gibt einfach Gas. Bei dem Lebensraum könnte aus ihrer Sicht der 20-fache Sauenbestand leben.
Nun haben wir aber nicht die hohen Schwarzwildbestände. Große Drückjagden wie von Stöbi beschrieben bezüglich des regelmäßigen Vorkommens von Sauen gibt es nicht. Es ist auch ein Unterschied ob ich Sauen im winterkahlem Laubwald oder in geschlossener Nadelholznaturverjüngung bejage. Daher Vorsicht mit Verallgemeinerungen. Aber man könnte gezielt in kleinen Einständen mal eine Drückjagd machen, nicht nur mit dem Auto zur Kirrung fahren und die Kameras auslesen.

Eine Steigerung der Strecke hat die ganze Nachtsichttechnik gebracht. Wir haben jetzt über 300 Genehmigungen im Landkreis. Anfängliche Skeptiker sind zu Beführwortern geworden. Der Abschuss säugender Stücke ist zurück gegangen. Deshalb haben wir inzwischen mehr Bachen, die älter als Überläufer sind. Wir haben doch eine Vielzahl von erfolgreichen Saujägern hier, die jetzt noch erfolgreicher geworden sind. Da schnellt die Strecke dann in der Summe schnell nach oben. Aber nicht durch die Blindschleichen, die bisher nur eine Sau pro Jahr ans Band bekommen haben. Denen nützt die Technik auch nichts.

Dort wo mit Technik die Frischlinge sowohl an der Kirrung als auch im Feld sehr effektiv bejagt werden, kommen wir immer öfters an einen Punkt wo nur ein Frischling pro Bache übrig geblieben ist. Dann ist es höchste Zeit, vor dem letzten Frischling auch die Bache zu erlegen. Dann greift die Reduktion.

Bei uns frischen die Frischlingsbachen doch meist später, sprich im Mai oder Juni. Die Gefahr des Erfrierens ist nicht so hoch. Der Dauerregen im Februar und März hat vermutlich den diesjährigen Frischlingen genauso weh getan wie starker Frost.
 
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17 Jul 2008
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Da gebe ich Dir weitgehend recht, aber es verhält sich m. E. wie mit den beiden Positionen der "Querdenker", der drei jungen Berufsjäger aus B-W und den Positionen ihrer Kritiker um Markett und Pfannenstiel. Beide Lager haben einige gute Argumente und einige schlechte, die es zu filtern und von ideologischem Mumpitz zu bereinigen gilt. Das ist nicht einfach, weil es kaum wirklich objektive Jagdexperten mit wildbiologischem Wissen UND fundierter Jagdpraxis gibt, die weitestgehend frei von opportunistischen Ansätzen sind. Wir haben es mehr mit Theoretikern und Lobbyisten zu tun, die z. T. recht geschickt ihre Wünsche hinter scheinbaren Sachargumenten verschleiern.
...

Es gibt KEINEN Grund dafür, dass dieser Satz nicht auch für die Bewirtschaftung des Reh- und Rotwildes (samt der anderen wiederkäuenden Schalenwildarten) gelten sollte - wobei sich die Problematik potenziert, je mehr dieser Wildarten sich auf derselben Fläche tummeln...

Dazu passt dann die logische Erkenntnis, das jegliche Pauschalaussagen oder -konzepte letztlich der eigentliche ärgerliche Mumpitz sind! Seltsam, dass gerade der Berufsstand, aus dem heraus das "eisenrne Gesetz des Örtlichen" quasi geboren wurde, diesen in den Diskussionen so regelmäßig ignoriert!
 
G

Gelöschtes Mitglied 17197

Guest
.. Heute erzielt man Wildbretgewichte um die 20 kg beim Rehwild, was früher undenkbar war. Leider wurden die Trophäen dadurch nicht besser. :devilish: :evil::p
..

20 kg beim Rehbock - weils um die Hörner geht.
Warum ?
Das durchschnittliche Stangengewicht ist um die 1 % des WB -Gewichtes (Zeitpunkt gemittelt um den 01.07. muss man dazusagen) . Da schaffte auch im Durchschnitt der Rehfütterer Herzog A von Bayern nicht mehr. Die da drüber lagen waren halt Ausnahmeböcke.

des weiteren verändert sich bei stressfreien Rehböcken der Zeitpunkt ihres besten Wertes nach oben. Ob 20 kg schon ein Hinweis auf stressfrei sind ? Eher nein da wären ein paar kg mehr besser.

Ausserdem (so weit es von seih es Markierung oder anderes bekannt ist) ist die Regel, ein starker Bock setzt meist ein mal zurück und erreicht erst im Folgejahr seine Maximale Gehörnentwicklung.
Für diesen Fakt gibt es keine Erklärung.Meine Vermutung allerdings ist: er hält sich irgendwann in der Brunft zurück. HODENGEWICHT !
Witterung etc. spielt auch eine Rolle

Äh jetzt merk ich, dass Ganze hier wird zu lang.
 
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Wie befürchtet. Der ist nur leider kein Wildbiologie-Prof. und war nie einer, der war Biologe und Zoologe.

Beide Lager haben einige gute Argumente und einige schlechte, die es zu filtern und von ideologischem Mumpitz zu bereinigen gilt.

Und weder Markett noch Pfannenstiel können rechnen.

Einen groben Fehler sehe ich persönlich in dem Ansatz vieler "moderner Radikal-Reduzierer" in der mangelhaften Würdigung erfahrener weiblicher Führungstiere in Sozialverbänden!

Niemand spricht denen ihre Rolle ab. Aber die Wertung dieser Rolle ist übers Jahr nicht absolut. Und nur weil man "die LIetbache" aus einer Rotte mit mehreren Bachen schiesst wird die ja nicht führungslos.

Der Ansatz, die "Intelligenz" aus einem Familienverband wegschießen zu wollen, damit die unerfahreneren Jungtiere leichter zu bejagen wären, ist für jeden klar denkenden Menschen widerlich, kontraproduktiv und hat sich in der Praxis auch als nicht zielfführend erwiesen.

Zur ethischen Bewertung sage ich mal nichts, es ist richtig umgesetzt sehr effizient und zielführend. Man darf halt nicht annehmen, dass man nach der Erlegung einer Bache keine Frilis mehr schiessen müsste.

Gerade jetzt haben wir eine Wetterphase, in der einem erfahrenen, mitfühlenden Jäger klar ist, wie wichtig es für die kleinen 2020-Frischlinge ist, einen gut gebauten Kessel gegen die anhaltenden Nachtfröste um -10°C zu haben. Den schaffen eher keine Frischlingsbachen, sondern erfahrene Altbachen. In der Folge verlieren Frischlingsbachen u. U. ihren ganzen Wurf und werden unzeitig wieder rauschig. "Tolles" Ergebnis.

Das ist aber Natur. Wenn Du verhindern willst, dass FriLi-Bachen frischen, musst Du die ALLE vorher erlegen.

Ist das nun ein Grund für "Zufriedenheit", angebliche SW-Reduktion durch bewusst gefördertes Erfrieren der Frischlinge unerfahrener Jungbachen gefördert zu haben?

Schwachsinn!

Oder wäre es nicht ratsamer, Reduktion besser über mehr Abschüsse VON UNTEN, also höherer Gesamtstrecke und insbesondere höherer Frischlingsabschüsse als bisher durch effizientere Jagdmethoden, zu erreichen?!

Du kommst nur von unten nicht hin. Das haben Dir schon mehrere Leute vorgerechnet.


In vielen Bereichen bin ich mit Stöbi was die Sauen angeht deckungsgleich in den Ansichten. Meine Meinung wurde aus der Praxis gebildet, nicht aus Wunschdenken oder Theorien. Wir haben hier im Landkreis das Dilemma seit Jahren. Es wurde aus welchen Gründen auch immer nur von oben nach unten geschossen. Gebracht hat es einen Bestandsanstieg.

Weil ihr insgesamt zu wenige Sauen geschossen habt. Hättet ihr bei gleicher Abschusshöhe die "Alten" nicht erlegt, dann wäre die Situation bei Euch schneller gekippt. Exponentielles Wachstum - kommt das bekannt vor?

Wer Bache sagt, muss auch Frischling sagen.

Natürlich. Läuft da irgendwo ein Idiot rum und sagt "entweder - oder"?

Große, zusammengeschlossene Frischlingsverbände haben eine enorme Lernfähigkeit bei jedem Abschuss über die Einzeljagd. Die können inzwischen mit jeder erfahrenen Bache mithalten.

Das hebt @Stoeberjaeger s Argument mit der Lernfähigkeit aus.

Dort wo mit Technik die Frischlinge sowohl an der Kirrung als auch im Feld sehr effektiv bejagt werden, kommen wir immer öfters an einen Punkt wo nur ein Frischling pro Bache übrig geblieben ist. Dann ist es höchste Zeit, vor dem letzten Frischling auch die Bache zu erlegen. Dann greift die Reduktion.

Spätestens dann.

[/quote]
Bei uns frischen die Frischlingsbachen doch meist später, sprich im Mai oder Juni. Die Gefahr des Erfrierens ist nicht so hoch. Der Dauerregen im Februar und März hat vermutlich den diesjährigen Frischlingen genauso weh getan wie starker Frost.[/QUOTE]

Auch das kontert Stöbis Argumentation.
 
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20 kg beim Rehbock - weils um die Hörner geht.
Warum ?
Das durchschnittliche Stangengewicht ist um die 1 % des WB -Gewichtes (Zeitpunkt gemittelt um den 01.07. muss man dazusagen) . Da schaffte auch im Durchschnitt der Rehfütterer Herzog A von Bayern nicht mehr. Die da drüber lagen waren halt Ausnahmeböcke.

des weiteren verändert sich bei stressfreien Rehböcken der Zeitpunkt ihres besten Wertes nach oben. Ob 20 kg schon ein Hinweis auf stressfrei sind ? Eher nein da wären ein paar kg mehr besser.

Ausserdem (so weit es von seih es Markierung oder anderes bekannt ist) ist die Regel, ein starker Bock setzt meist ein mal zurück und erreicht erst im Folgejahr seine Maximale Gehörnentwicklung.
Für diesen Fakt gibt es keine Erklärung.Meine Vermutung allerdings ist: er hält sich irgendwann in der Brunft zurück. HODENGEWICHT !
Witterung etc. spielt auch eine Rolle

Äh jetzt merk ich, dass Ganze hier wird zu lang.

Herzog Albrecht von Bayern zeigt die Ergebnisse jahrelanger Fütterungsversuche an Rehen. Dabei ging es nicht um die Züchtung kapitaler Böcke für jagdliche Zwecke. Er wollte den Nachweis erbringen, dass die Ursache für die Unterentwicklung der Rehe unzureichende Lebensbedingungen sind. Er untersuchte hierzu neben der physischen Entwicklung der Rehe auch die Verbissschäden im Wald und suchte die Zusammenhänge.
Herzog Albrecht gelang es zu belegen, dass der Verbiss, besonders an Fichtenkulturen, nicht dem Bedürfnis des Rehes entspringt, Rohfasern aufzunehmen. Vielmehr sind danach starke Verbissschäden in einem Revier ein deutliches Zeichen an Mangelernährung.
Ein weiteres Forschungsergebnis brachte Herzog Albrecht im Verhalten der Rehe vor. Im Territorial- und Sozialverhalten spielen danach nicht in erster Linie die Größe des Lebensraums und die Wilddichte eine Rolle, sondern vor allem die Änderung des Nahrungsangebotes. Anhand von Wildbret- und Geweihgewicht lassen sich diese Zusammenhänge darstellen.

Immer korrekt bleiben ;-)
 

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