"Weil aber das Verstehen von Hunden mit zunehmender Entfremdung des Menschen von sich selbst und der Natur schwindet, weil schon viel zu viele gerne auf ausgetretenen Wegen laufen anstatt selbst zu denken, deshalb entsteht der Wunsch nach Hunden mit quasi Din-Norm. Dazu ein Standardwerk der Abrichtung und schon wähnt man sich am Ziel seiner HF Träume. Auch gegensätzliche Anforderungen je nach Gusto oder gar Laune des HFs sollen erfüllt werden. Hundeerziehung nach Schema F und Patentrezept. Diese Haltung entspringt der heute üblichen Gesinnung, Verantwortung zu vermeiden, Schuld auf Dritte abzuschieben und sich in einem „Rundum sorglos Paket“ beschaulich einzurichten.
Diese Haltung wird jedoch dem Hund nicht gerecht und evoziert erst Probleme. In der breiten Masse praktiziert, führt sie zur Entmündigung des Einzelnen. Ausbildung und Erziehung müssen dann nach den vorgegebenen Schemata erfolgen. Nicht mehr nur das Ziel zählt, etwa der belastbare und brauchbare Hund, sondern auch der Weg dorthin, das Testat und die Rasse(-reinheit) müssen festgeschrieben und zertifiziert werden. Gegenbeweise sind nicht nur nicht erwünscht, sondern werden als Sakrileg betrachtet. Innovation aber schlimmer noch Individualität, sowohl für den Hund als auch für den HF, sind dann schnell ebenfalls passé. Instinktsicherheit des Menschen, Lernen aus Beobachtung, echtes Zusammenleben mit dem Hund wird ersetzt, jeder kann alles. Eine schöne neue Welt ist endlich erreicht. Das ursprüngliche Ziel aber entfernt sich immer weiter aus dem Blick, Formalismus und Statuten werden zunehmend zum Ersatz. Bemühungen um die individuelle Passung Halter-Hund wird zur maximal untergeordneten Bedeutung. Handeln und Denken wird verordnet oder gleichgeschaltet."
Als hätte jemand das zweite Gesicht.