Moin. Ja, ich kenne einige Toetungsstationen in Spanien persoenlich und bin da auch regelmaessig, bis auf dieses Jahr.
Ich selber habe 5 Hunde, davon 3 Galgos von denen ich 2 selber aus Toetungsstationen mitgenommen habe, einen Azawakh aus Mali, den ich auch selber mitgenommen habe und einen Sloughi aus Tunesien, den ich von einem Beduinen als Welpe geschenkt bekommen habe. Tunesien und Mali lasse ich jetzt mal aussen vor, nur soviel, ich bin regelmaessiger Wuestenfahrer und wir unterstuetzen einheimische Hilfsprojekte.
Perreras in Spanien sind tatsaechlich nichts anderes als Toetungsstationen wo aufgesammelte Hunde von Hundefaengern abgegeben werden und Besitzer von Hunden ihre Hunde abgeben koennen, wenn sie keinen Bock mehr darauf haben. Der Hund sitzt dann 12 Tage in der Perrera. Meldet niemand Ansprueche wird er eingeschlaefert. Dafuer gibt es eine Gebuehr der Gemeinde.
Will ich einen Hund aus der Perrera, bezahle ich rund 120 Euro Ausloes, der Hund wird kastriert, nochmals zwischen 100 und 150 Euro. Er wird gechipt, geimpft, bekommt den EU-Pass, nochmals rund 50 Euro. Das Selbe bezahlen Tierschutzorganisationen die Tiere ausloesen und vermitteln wollen.
wird der Hund, wie in meinem Fall, nach D mitgenommen, bekommt er sogenannte Traces Registration. D.h. die spanischen Behoerden verstaendigen das Vet-Amt in D am zukuenftigen Wohnort des Besitzers. In der Regel fraegt das Vetamt auch dann nach. Zumindest bei meinen Faellen.
Jetzt zu den Galgos. Der Galgo Espanol ist ein spanischer Windhund der wie Nutzvieh gehalten wird. Selten als Haushund. Mit Galgos wird in laendlichen Gegenden, bei Hasenjagden, viel Geld verdient. Deshalb versucht jeder Bauer den Superhund zu zuechten. Wobei das keine selektive Zucht ist. 1-2 Tiere entsprechen den (vermeintlichen) Anforderungen, der Rest ist Muell und wird entweder in irgendwelchen Verschlaegen verhungert gelassen, lebend in Brunnen geworfen. In Muellsaecken gefesselt erstickt. Mit gebrochenen Beinen ausgesetzt. Im besten Fall erschossen oder in der Perrera abgegeben. Die offizielle Zahl der so entsorgten Galgos liegt bei rund 50000 im Jahr. Hochgerechnete Zahlen von allen Zuechtern, liegen bei rund 200.000 im Jahr. Die Spitzengalgos bei Hasenjagden erzielen Kaufpreise bis 25000 Euro.
Die Gewinnpraemien bei Jagden liegen in den Tausenden.
Nun gibt es einige spanische und deutsche, amerikanische, englische und niederlaendische Tierschutzorganisationen, die Galgos aus Perreras freikaufen - zu den oben genannten Konditionen - und vermitteln. Auch innerorts Spanien. Desweiteren werden Totfunde untersucht und sofern gechipt, die Besitzer angezeigt. Es wurden auch schon Haftstrafen von mehreren Monaten verhaengt, jedoch ist das nur ein Tropfen auf dem heissen Stein. Weil da hat es dazu geführt dass die Galgueros einfach den Chip rausschneiden, bevor der Hund „entsorgt“ wird. Oder er wird einfach verbrannt. Wir haben schon dutzende verbrannte Galgos auf wilden Muellkippen gefunden.
Ein besonders perfides Spiel ist das Klavierspielen. Dazu werden Galgos am Hals aufgehaengt, so das die Pfoten der Hinterlaeufe gerade noch den Boden beruehren. Dann werden Wetten abgeschlossen, welcher Hund am laengsten durchhaelt. Die Kadaver werden haengen gelassen.
Den Vorwurf, dass wir alles reiche Menschen sind und uns dumm und dämlich an den Tieren verdienen, hören wir natürlich öfters. Jedoch werden die Hunde maximal mit einer Summe in Höhe von 350 € vermittelt. Das liegt in der Regel nicht mal die Kosten die wir an die Perrera bezahlen. Die Perrera verdient natürlich an den Hunden, sie verdient aber auch daran, wenn sie die Hunde tötet. Das ist schließlich ihr Job und Geschäftsmodell.
Ich schließe nicht aus, dass es auch in dieser Sparte genug Menschen gibt, die einen auf Tierschützer machen und Geld mit der Vermittlung von Hunden verdienen. Diese kann man aber eigentlich recht schnell aussortieren, wenn man nach den oben genannten Traces fragt. Von denen wird keiner einen Hund anmelden.
Wir gehen übrigens auch in Schulen und Kindergärten mit den Hunden (in Spanien) und machen so auf die Situation aufmerksam. Natürlich gibt es auch in Spanien Tierschutzgesetze, nur werden diese nicht überwacht oder verfolgt. Gehandelt wird lediglich wenn etwas zur Anzeige gebracht wird, dann allerdings auch mit guter Konsequenz.
Im übrigen betrifft das jetzt nicht nur die Galgos und Podencos. Wir haben auch schon Nutztiere Pferde und Schafe an gepflockt und verhungert gefunden, weil die Besitzer einfach nicht mehr in der Lage waren die Tiere zu ernähren. Leider gibt es keine große Empathie gegenüber Tieren in Spanien. Und uns ist bewusst, dass wir gegen Windmühlen kämpfen. Das sieht man ja auch hier im Thread. Aber aufhören ist einfach keine Option. Bis unsere Öffentlichkeitsarbeit aber bei den jungen Generationen ankommt, werden sicher noch ein paar Jahrzehnte ins Land gehen. Corona hat natürlich auch keine Entspannung gebracht, da viele jagten schlicht und ergreifend als Großveranstaltungen nicht stattfinden dürfen, werden auch die Hunde nicht mehr benötigt und entsprechend ausgesetzt wie oben beschrieben. Zumindest hoffen wir, dass vielen die Kohle fehlt jetzt nach zu züchten und die Meute zu ernähren.
Um mal von den hochgerechneten 200.000 entsorgten Galgos jaehrlich auszugehen, davon werden im Tierschutz im einstelligen Prozent Bereich Hunde gerettet.
Um vielleicht noch mal meine drei Galgos zu schildern. Meine älteste ist jetzt 15 Jahre, wurde mit sieben Jahren in der Perrera abgegeben Weil sie der Besitzer nicht mehr ernähren konnte. Sie hatte noch ein relativ gnädiges Schicksal. Meine zweite Huendin mit 13 Jahren, habe ich als 5 Jbekommen über einen Tierschutzverein. Sie war mit mehreren weiteren Galgos außerhalb in einem Verschlag angekettet, halb verhungert und verbissen dass sie nur einmal in der Woche mit Brot gefüttert wurden.
Mein dritter Galgo, mittlerweile achteinhalb Jahre alt haben wir mit gebrochenen Vorderläufen auf einem Feld gefunden. Sie hatte noch ihren Chip so dass wir den Besitzer ausfindig machen konnten der dann auch noch bereitwillig zugegeben hat, dass er ihr die Beine gebrochen hat. Dieser wurde angezeigt, verklagt und durfte sieben Monate im Gefängnis verbringen. Weiter wurde eben ein lebenslanges Haltungsverbot von Hunden auferlegt. Ob das allerdings überwacht wird steht in den Sternen. Ich spreche hier von sehr ländlichen Regionen mit wenig Bildungsstand und oft einfachen Verhaeltnissen. Macken hatte meine Hunde alle. Jedoch mittlerweile ist davon nichts mehr zu sehen. Da kenne ich mehr Jagdhunde mit Macken.
Das Bild ist von mir, ich nehme meine Hunde nämlich auch auf meine Wüstentrips mit.
Tierschutz sollte somit nicht mit den Kofferraumverkäufern aus Ost Europa verwechselt werden.
Ein Rassehund liegt irgendwo zwischen 1500-2000 € bei der Rasse (In Deutschland).
Die meisten Hunde kommen auch erst mal auf so genannte Pflegestellen wo sich die Hunde akklimatisieren und eingewoehnen koennen. Eventuelle Interessenten können sich die Hunde dort anschauen und es bekommt bei weitem nicht jeder einen Hund von uns.
Nur als Beispiel, bei meinem letzten Pflegehund (in Corona Zeiten) hatte ich rund 15 Interessenten, von denen wir 14 abgesagt haben. Es wird also nicht auf Teufel komm raus vermittelt. Des weiteren ist es so, sollte aus welchen Gründen auch immer, der Hund einmal wieder abgegeben werden, so nimmt der Verein den Hund wieder auf und gibt ihn wieder zur Vermittlung frei. Die Hunde die bisher bei mir auf Pflege waren, sind bis auf einen alle noch in ihren Familien, einer war ein Rückläufer durch Scheidung. insgesamt waren in den letzten zehn Jahren 36 Hunde bei mir auf Pflege. Nur mal um die Dimension zu zeigen. Natürlich haben wir noch weitere Pflegestellen.
Ich hoffe mal, dass ich damit mit einigen Vorurteilen aufräumen konnte. Reich bin ich nicht dadurch geworden, im Gegenteil, um den Verein zu entlasten trage ich einige Kosten selber für die Pflegehunde. Somit ist das definitiv ein minus Geschäft.