Sind Jäger die wahren und einzigen Naturschützer?

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Servus Hürsch,

ich glaube da haben wir uns Missverstanden.

1. Ich meine nicht künstliche Wiederansiedlung, das gibt nur Quatsch, siehe Luchs und Nationalpark Harz wo aus Kostengründen handzahme Gatter (Zoo) Luchse ausgesetzt werden.

Ich meine die Zuwanderung in geeignete Habitate. Wenn sich Tiere egal welcher Art ein Habitat aussuchen passt es meist, so geschehen in Brandenburg/Mecklenburg Vorpommern.

2. Meinte ich die bekantgewordenen Ablehnung natürlicher Zuwanderungen mit der Begründung: Hier jage ich !

3.Ich meinte damit, daß die Österreichischen Jäger bspw. eine Versicherung für die Bären eingerichtet haben um der Diskussion um den Schaden derselben die Spitze zu nehmen und gleichzeitig gegenüber der Bevölkerung eine sympathische Aktion zu starten.

4. Der DJV predigt immer noch den Quatsch, daß der Jäger das fehlende Großraubwild ersetzen MUSS, obwohl 99,9 % unserer Kulturlandschaft für solches Raubwild gar nicht geeignet sind. Taucht dann solches Wild tatsächlich mal auf kann ich kaum behaupten es ist lästige Konkurrenz und muss weg.

5. So manche Aktion die der WWF Österreich als eigene Aktion verkauft stammt gar nicht von ihm. So hat der WWF behauptet, die erfolgreiche Wiederansiedlung des Steinwildes in Tirol sei seine Leistung. Als der Tiroler Jägerverband das Steinwild wieder ansiedelte gab es in Österreich noch gar keinen WWF.

Über Greifvogelschutz in Deutschland reden viele Verbände, die einzigen die es wirklich machen sind die Falkner. Und genau denen soll es verboten werden. Hier schmückt man sich im wahrsten Sinne des Wortes mit anderen Federn.

Pfüad di
 
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Servus Hürsch,

Blauäugigkeit ist der falsche Ausdruck !!!

Ich bin nicht für eine aktive Auswilderung der genannten Arten, schon gar nicht zur Beruhigung irgendwelcher schlechter Gewissen !!!

Aber wenn sich durch glückliche Umstände das eine oder andere Wolfsrudel von Osten her in unsere ostdeutschen Breiten - in nahezu menschenleere Regionen Vorpommerns, Niederschlesiens, der Lausitz oder Brandenburgs - schleicht oder der Luchs sich selbständig neue Lebensräume sucht, so bin ich der letzte, der dies unterbinden möchte.

WH
Christian



[Dieser Beitrag wurde von Christian H am 23. Juli 2001 editiert.]
 
A

anonym

Guest
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Bratljaga:
Servus Hürsch,

ich glaube da haben wir uns Missverstanden.

Pfüad di
<HR></BLOCKQUOTE>

Servus Bratljaga und Christian,

wie man sieht, kann man ja selbst in unserer kleinen Diskussion schnell aneinander vorbeireden.

Daher nocheinmal zur Klarstellung:

1. Bei den österreichischen d.h. den Bären in den niederösterreichisch-steirischen Kalkalpen gab es nur einen natürlichen Zuwanderer, nämlich den legendären Nurmi, ehemals wahscheinlich jugoslawischer Staatsbürger, der anfang der 70er Jahre den uralten Bärenwechsel aus Slowenien kommend über Kärnten ins Ötscherland annahm. Dort hauste der Nurmi unauffällig und unbehelligt die ersten 2 Jahrzehnte, ward praktisch nie gesehen und nur selten gefährtet und kein Jäger hatte was gegen ihn. Erst anfang der 90er jahre kam der WWF auf den Gedanken, dem einsamen Nurmi doch eine Lebensgefährtin zuzuführen, um das einsame leben des Eremiten Nurmi etwas aufzulockern und nebenbei, damit er Nachkommen zeuge, um den Bärenbestand im Ötscherland zu sichern. Gesagt, getan ( so einfach war das natürlich nicht ), der WWF setzte eine fesche junge Bärin aus, hatte aber die Rechnung ohne Nurmi gemacht, der sich als überzeugter Eremit an sein Keuschheitsgelübde hielt und die Jungfräulichkeit der Bärin nicht antastete. Darauf war guter Rat teuer und nach einiger Zeit entschloss sich der WWF dem einsamen dasein der Bärin ein Ende zu setzen und ihr eine Lebensgefährten zuzuführen, auf da es nun endlich zu kleinen Bären komme. Und da man nun kein Risiko mehr eingehen wollte ( dass Bären auch in der Partnerwahl wählerisch sind, hatte man begriffen ) setzte man gleich ein 3. Paar noch dazu aus. Man hatte natürlich alles unter Kontrolle, da die ausgesetzten Bären natürlich online mit Sendehalsband mit ihrem hauptberuflichen WWF-Betreuer verbunden sind.
Da gab es dann Titelseiten in der Kronenzeitung als die besenderte Bärin Mira von einer Lawine mitgerissen wurde und zwei Waisen-Bären zurücklies oder die 'Geschichte vom bösen Bären, dessen Manem ich vergessen habe, der sich der Einfachheit halber nur mehr von Lämmern und Bienenhonig ernährte, trotz des wütenden Protestes der Schafbauern und Imker. Ein anderer Bär näherte sich auf 50 m einem Jäger, was diesem Bären das leben und dem in "Notwehr" handelnden Jäger den Jagdschein kostete. Gegen Ende der 90er Jahre verschwand Nurmi, ob er nun mit fast 30 Jahren hochbetagt an Altersschwäche einging oder aus Gram über die vielen Bären in seiner Eremitage, ist unbekannt. Vielleicht ist er auch noch einmal ausgewandert und hat sein Leben in der Heimat seiner Ahnen beschlossen.

Jedenfalls werden die funkvernetzten Bären immer mehr und da Abschüsse natürlich nicht in Frage kommen, wäre ein xport nach DE überlegenswert, warum sollte es ihnen im Taunus oder im schönen Westerwald nicht gefallen. Also neue Batterien ins Sendehalsband und neuen Bärenkolonien steht nichts mehr im Wege. Denn wer sagt, dass man einen Fehler nicht 2x machen darf.

Aber im Ernst, das Problem ist natürlich wie oben aufgezeigt nicht eine sporadische Zuwanderung, sondern die Eigendynamik, die wir Menschen in eine solche Zuwanderung bringen können. Kein Jäger wird etwas gegen sporadische Zufallszuwanderer haben, aber wenn dann bestimmte leute beginnen wild herum zu fuhrwerken, ist das Kind rasch mit dem Bade ausgeschüttet.

Gruss

H.
 
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Tja das Problem ist immer das Gleiche, wenn der Mensch aus politischen oder ideologischen Gründen in diesem Bereich eingreift (ob als Naturschutzverband der sich profilieren möchte oder niedersächsische Landesregierung die etwas durchsetzen will um es durchzusetzen). Die Wölfe werden eines Tages kommen, der Goldschakal auch. Bären im Taunus? nicht groß genug und zu gut erschlossen. Luchse im Oberharz? Die sind alle schon im Umland oder in den Ostharz abgewandert. Das lässt sich zwar nur fährten, weil das Land nicht genug Geld hatte die Tiere zu besendern.

Pfüad di
 
A

anonym

Guest
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Bratljaga:
Die Jäger in Deutschland sollten sich für die Wölfe so einsetzen wie die Kollegen in Österreich für die Bären.

Das hab ich aber irgendwo irgendwann schon mal ausgeführt. Wer als Jäger tatsächlich gegen die Wiederkehr des Großraubwildes ist hat nichts kapiert und sollte die Pappe abgeben.

P.E.
<HR></BLOCKQUOTE>

Servus Bratl, Christian & Co,

seht ihr die Geschichte mit den Grossprädatoren nicht etwas blauäugig?

Die Wiedereinsetzung von Bär und Wolf ist wildbiologisch, soziologisch und politisch eine mehr als komplexe Sache und kein Vergleich mit der Wiedereinbürgerung des Luchses.

Auch bei unseren Bären waren nicht die Jäger die treibende Kraft, sondern ausschliesslich der WWF und die Jäger und Behörden haben sich letztendlich diesem Druck gebeugt, wohl wissend, das sie die Sache ausbaden müssen, sollte sie schief gehen. Es macht eben einen Unterschied, ob nur der scheue kontemplative Eremit Nurmi ( der erste Bär der Anfang der 70er Jahre eingewandert ist )auf 50.000 ha seine Fährten zieht oder ob dies mittlerweile fast 30 seiner Artgenossen auch machen.

So ein Projekt muss umfassend geplant, umgesetzt und finanziert werden. Wer dies als Jäger auf die leichte Schulter nimmt, sollte ebenso seine Pappe abgeben, da dann der Schaden mit Sicherheit grösser als der Nutzen ist, wenn unprofessionell vorgegangen wird.

Am Beispiel des Bären: Ist der Bär jagdbar, aber natürlich ganzjährig geschont sind die Jäger automatisch miteingebunden und verantwortlich, womit auch die Frage des Wildschadens zu klären ist. Gibt man den Bären unter das Naturschutzrecht hat der Naturschützer im Bärenrevier das Sagen und der Kollege Wildbiologe vom WWF bestimmt im Revier, was zu geschehen hat und da haben die Bären immer Priorität vor allen anderen Wildarten. Bei passendem Biotop vermehren sich die geschonten Bären natürlich und irgendwann wird es einmal eng. Sollte sich die Behörde zu einem Abschussgebot durchringen ( was erst bei Personenschäden bzw massiven Sachschäden passsieren würde ) bekommen die Jäger den Abschussauftrag und damit die negative Presse - Jäger als Bärenmörder. Ebenso bei einem Abschuss in einer echten Notwehrsituation, genauso wie bei von Nichtjägern oder auch Jägern gewilderten Bären. D.h. wir Jäger sind von Haus aus in einer klassischen looser-looser Situation aus der kein Entrinnen gibt, sind die Grossprädatoren einmal da.

Ausserdem halte ich den Ruf der deutschen Jäger nach Grossprädatoren schon deshalb für gelinde gesagt als naiv, wenn es noch keine seriösen Studien gibt, welche Regionen sich in DE wirklich als langfristige Habitate eignen würden. Sollte sich herausstellen, dass sich kein Fleck in DE als nachhaltiges Habitat eignet, so bedeutet das eben game over für Bär und Wolf und man sollte diesem Faktum auch ins Auge sehen. Hier Kompromisse eingehen zu wollen und die Haltung von Bär und Wolf unter zooähnlichen Verhältnissen anzustreben halte ich für den sprichwörtlichen Schuss ins eigene Knie.

Wenn ich mir vorstelle, dass gerade in DE die Lebensräume und natürlichen Wechsel bereits des Schalenwilds von einer Autobahn nach der anderen abgeschnitten und zerstückelt sind und DE so ziemlich das Schlusslicht bei Grünbrücken in Europa ist ( natürlich hat auch kein anderes Land soviele Autobahnen wie DE ) so sehe ich hier andere Prioritäten als die Hurraphilosophie: " Jetzt gemma schnell Bär und Wolf aussetzen, weil wir so gute Menschen sind".

Gruss

H.


PS: Erklärt vorerst einmal euren nichtjagenden Mitbürgern, dass Bär und Wolf nicht von den bösen Jägern, sondern im 18. und 19. Jhd. von der "ängstlichen" Landbevölkerung mittels Fallgruben, Gift, Erschlagen mit Dreschflegel, Hatz etc. ausgerottet wurden.
 

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