Du hast es so gewollt ! :biggrin::biggrin:
Hier nur 2 Bilder die ich auf Wunsch eines Foristi hier einstelle....
Anhang anzeigen 52976
Anhang anzeigen 52977
Den Rest macht er selbst...
Na dann will ich mal, wenn die Bilder und die Ankündigung der Story schon drin sind. Erst wollte ich´s ja für die Printausgabe anbieten, da wäre "Sika" ja mal was und der C. hat schöne Fotos gemacht. Ich schreibe Euch also mal eine etwas längere Geschichte, es geht ja auch um den ersten Sika und nicht um die Erlegungsgeschichte des Lebensknopfbockes:
Träumend stehe ich vor dem Waffenschrank. Die Gedanken schweifen zurück nach Ungarn. Ist es tatsächlich erst zwei Wochen her, dass ich dort war? Die Hirsche schrien wie toll, Wetter, Essen und Unterkunft wie gewohnt klasse. Und jetzt nach Tschechien, nach Böhmen. Was wird mich erwarten, bekomme ich überhaupt Sika in Anblick? Welche Waffe nehme ich mit? Ach ja, deswegen stehe ich ja vor dem Waffenschrank. Der Verschluss der 6,5x68 ist beim Repa, die sollte es eigentlich sein. Die treue, alte 9,3x64 blinzelt mir zu und hat doch gerade wieder in Ungarn ganze Arbeit geleistet. Zweimal sprach sie ihr Machtwort, doch das ist eine andere Geschichte. Ich entscheide mich für die Mauser 66S in 8x68, das 10,5g Schrägflächengeschoss von MEN wird es richten. Leider wird es nicht mehr gefertigt, das Geschoss. Die 66 ja auch nicht. In Ungarn fristete sie den ganzen Urlaub als Reservewaffe im Schrank, jetzt soll sie mal etwas leisten. Fix ist auch das übrige Zauberzeug für alle Eventualitäten zusammengesucht, im Auto verstaut und ab geht es Richtung Süden. In Halle der erste unfreiwillige Halt, Vollsperrung wegen tödlichem LKW-Unfall, Umleitung völlig überlastet. Knapp 2 Stunden Zeitverlust meint das Navi, als ich wieder rolle.
In Bayern will ich mich mit einem Foristi treffen, der das Ganze organisiert hat. Er lotst mich ins westböhmische Revier, wo wir am frühen Nachmittag ankommen. Die Pension liegt wildromantisch und ich richte mich ein. Sehr einfach, aber sauber. Schon bald darauf steht der Jagdführer bereit, um mich zum ersten Ansitz in den Kaiserwald abzuholen. Leider ist das große Revier wegen des guten Wetters von "Schwammerlsuchern" stark frequentiert. Als es dämmert, beginnt der erste Hirsch faul zu melden. Hier schreien sie noch, die Rothirsche. In Südungarn endete die Brunft dieses Jahr im Wesentlichen schon vor dem 20. September. Die Sikas sollen sich hier in Böhmen vom Rotwild inspirieren lassen und die besseren Sikahirsche ziehen teilweise in den Brunftrudeln des Rotwildes mit, so sagte man mir. Ein starker Fuchs zeigt sich früh und in noch späterer Dämmerung stehen plötzlich zwei Damspießer vor mir. Auffällig das kurze, spitze Haupt und die etwas gedrungene Gestalt. Kenne ich von Damspießern sonst nicht und muss mich auch nicht umgewöhnen. Sikaspießer sind´s, sagt der W., noch in der Sommerdecke. Spießer werden in diesem Revier nicht geschossen, gut so. Das war sie also, meine erste Begegnung mit Sikawild. Der Jagdführer flötet noch ein paar sehnsüchtige Brunftpfiffe des Sikas über die Waldwiese, aber es kommt keine Antwort. Wenigstens weiß ich nun, wie sich soetwas anhört, die eigentliche Brunft der Sikas hat noch nicht begonnen. Zurück zur Pension und endlich Gelegenheit, das böhmische Bier zu probieren, die lange Anreise hat doch durstig gemacht und zu essen gibt es auch etwas. So ganz ohne Speisekarte, man fragt halt nur was es heute gibt und bestellt. Oder eben auch nicht.
Ein weiterer Foristi ist mit seiner besseren Hälfte angereist. Er möchte seinen ersten Rothirsch schießen. In netten Gesprächen vergeht der Abend schnell und wir müssen ja früh wieder raus.
Viel zu früh reißt mich der Wecker aus meinen Träumen. Ein wenig unwilliges Herumkauen auf der Zahnbürste, eine Flasche Wasser, Frühstück gibt es nach der Frühpirsch. Der Kaffee wird durch eine Zigarette und stramme Haltung ersetzt und dann geht es auch schon los. Heute mit dem C. Noch im Dunkeln schleichen wir zu einer Drückjagdleiter an einem Kahlschlag und richten uns ein. Als es langsam sichtig wird, haben wir ein Stück Rotwild vor, welches mit besser werdendem Licht aber doch zum Reh mutiert. Zwei Hirsche schreien in einiger Entfernung, von Sikas ist nichts zu hören oder zu sehen. Bis er dann plötzlich über den Kahlschlag zieht, der Sikahirsch, weit oben. Nichts Dolles, meint der C., aber genaues Ansprechen ist noch nicht möglich. Der Sika wirkt im ersten Licht pechschwarz, so ganz anders als die Spießer vom Vorabend. Er hält sich aber nicht lange auf und wechselt ein. Noch eine ganze Weile geben wir dran, aber er taucht nicht wieder auf. Das Frühstück fällt übersichtlich aus, aber es reicht. Ebenso übersichtlich der Abendansitz. Auf dem ersten Sitz passt der Wind doch nicht, als wir oben sind. Dazu wechseln noch Schwammerlsucher an, sodass wir uns für einen anderen Platz entscheiden. Dort sehen wir in einiger Entfernung Rehe und Sikakahlwild.
Beim Frühansitz mit J. braut die Nebelhexe. An einer Kuhweide schälen sich dann zwar ausreichend Rindviecher aus dem Nebel, der im Hintergrund schreiende Rothirsch bleibt jedoch unsichtbar. Plötzlich Bewegung, ein Sikaschmaltier wechselt in raumgewinnenden Prellsprüngen wie ein Gummiball über die Wiese, doch kein Hirsch folgt. Dafür gibt der Nebel dann einen gewaltigen, einmaligen Blick auf den Kaiserwald frei, welcher alleine den Ansitz lohnt, obwohl es zu regnen beginnt. Dazu die Melodie von mindestens drei Hirschen, welche mit Zunahme des Tageslichtes aber ruhiger werden und schließlich ganz verstummen.
Der Abendansitz, wieder mit J. und wildromantisch an der Autobahn, bringt den Anblick eines kapitalen Eichelhähers, mindestens vom 7.-8. Kopf.
Langsam könnte man eigentlich mal Ernst machen denke ich, als ich wieder mit dem C. zur Frühpirsch fahre. Das dachte C. sich wohl auch, wir gehen auf den Lieblingssitz des Revierverwalters. Als es sichtig wird, sehen wir am Bestandesrand eine Rotte Sauen vertraut brechen, sonst zeigt sich zunächst kein Wild. Vom Aussiedlerhof streunt eine schwarze Katze herüber. Wir denken schon an´s Abbaumen, als C. mich mit den Worten "Sika, Sika, der passt" anstößt. Ich sehe gar nichts, bis mir dann am Bestandesrand der spitz von vorne sichernde Hirsch auffällt. Pechschwarz ist er und tut mir sogar noch den Gefallen, auf die Wiese zu wechseln, wo er auf ca. 80 Meter verhofft. Aus dem kleinen rechten Fenster zu schießen ist im Rechtsanschlag bei dieser Bauweise der Kanzel schlecht möglich und auf den Linksanschlag lege ich mit der 8x68 keinen Wert. Ich muss mich drehen, was der Sikahirsch natürlich eräugt. Wie eine Salzsäule steht er halbspitz von vorn. Ich ziele auf den Trägeransatz und lasse fliegen, der Hirsch sackt im Knall zusammen. Ganz so schusshart wie beschrieben sind sie also doch nicht, die Sikas. Das war nun fix gegangen, das Aufschreiben dauert länger. Nicht einmal für Jagdfieber war Zeit, jedenfalls nicht bei mir. Ich glaube, dass der C. aufgeregter war als ich. Nachdem klar ist, dass das Leben aus dem Hirsch ist, stelle ich die Mauser in die Ecke und mir eine Beruhigungszigarette ins Gesicht. Noch eine ganze Weile bleiben wir sitzen und gehen dann zum Hirsch hinüber. Ein 2-3-jähriger geringer Sechser ist´s, für den Ersten gerade recht! Wir machen ein paar Fotos und ich versorge den Hirsch. Klein sieht er aus, der Wildkörper. Und doch zeigt die Waage über 40kg, ohne Haupt und Läufe, kaum zu glauben. Ich will das schmackhafte Wildbret kaufen, wenn ich kein Kalb oder Schmaltier mehr bekomme. Das Frühstück schmeckt heute irgendwie besser und mit einem guten böhmischen Bier setze ich mich anschließend an der Pension zu meinem Hirsch, der im bunten Herbstlaub liegt.
Am Abend sehen wir nur eine Sau im allerletzten Licht und der nächste Morgen bringt nochmal Anblick von Rotwild, Fuchs und sogar einem Sikahirsch. Auch nichts Dickes und daher bezahlbar. Der wechselt aber weit außer Schussentfernung über eine Wiese und verschwindet auf Nimmerwiedersehen im Bestand. Nimmerwiedersehen? Eigentlich sollte ja ein Sika reichen, aber wenn er im nächsten Jahr noch lebt…. So ein paar Tage Urlaub in dem traumhaften Revier mit netten Leuten ist ja nicht schlecht, denke ich und lasse mich beim Abschlussfrühstück und der Abrechnung für´s nächste Jahr wieder vormerken!