Sau tot.
Ich bin ja noch nicht so wirklich lange in diesem Revier dabei und lerne deswegen immer mal wieder noch einen neuen Sitz kennen. So war es auch bei der diesjährigen Revierarbeitsrunde. Ich lerne die Leiter namens "Optimiste" kennen. Mitten in den Feldern, nach vorne ein kleiner Grünstreifen zwischen zwei Rapsfeldern, rechts noch ein Streifen zwischen Weizen und Raps.
Blickrichtung nach Westen auf den Streifen zwischen den Rapsfeldern.
Links vom Sitz 400 Meter ist der Waldrand, dann eine Weide, geteerter Feldweg, dann ein Weizenschlag, dann kommt irgendwann mein Sitz. Leichter Nordwind. Das wird noch eine Rolle spielen.
Mein Plan war es spätestens um viertel nach 9 zu sitzen, es war fast halb 10. In der Dämmerung hab ich das Auto auch einen Querweg zu weit unten abgestellt. (aber wahrscheinlich gar nicht schlecht, nur daß ich die 300 Meter zurückgehen mußte) Es war dann halb 10. Ich steige auf die Leiter, richte mich ein, Nachtkuck installieren, alles einstellen. Elendes Gefummel. Aber egal.
Es ist der erste milde Abend, immer noch knapp 20 Grad. Dafür ist wirklich wenig los, ganz weit hinter mir gibt´s Ärger zwischen zwei Böcken, ansonsten tut sich irgendwie nix. Naja. Egal, ist noch früh. Es wird dann doch dunkel, ich komme zur Ruhe, werde langsam eins mit der Umgebung. So macht Jagd spaß. Das Händi bleit in der Tasche, einfach mal diese himmlische Ruhe genießen.
Hin und wieder mal mit dem WB-Handkuck ein Rundumblick, also so ungefähr 270 Grad.
Zwei Tage vorher hat ein Mitjäger 500 Meter weiter am Waldrand aus einer 5er-Rotte einen kleinen Keiler geschossen. Aus genau dieser Richtung sehe ich gegen ziemlich genau zwei Minuten nach 10 vier Wärmeechos zügig in meine Richtung ziehen. Mit dem Handkuck folge ich ihnen, es sind 4 Stück, gleiche Größe, keine Streifenhörnchen zu sehen.
Die Sauen kommen aus dem Wald, ziehen über den geteerten Weg auf die Wiese. Waffe ist schonn nach links auf den Wiesenweg ausgerichtet, ich schalte den Nachtkuck an der Waffe an und folge ihnen gleichzeitig mit dem Handgerät.
Die sind echt zügig unterwegs, weit weg können sie nicht mehr sein, ich höre sie schon schnaufen und rascheln.
Handgerät weg, durch die Waffe auf den Weg. 5-6 Meter vor mir steht spitz eine Sau, die zu mir hochschaut. Sehr steiler Winkel von oben, der Leuchtpunkt ruht zwischen den Augen. Einstechen ist nicht mehr, neuer Abzug. Jetzt oder nie, weil sie stehen jetzt genau in meinem Wind. Plopp. Mehr ist nicht zu hören. Der erste Schuß mit Schalldämpfer.
Ich höre die Sauen im Weizen hinter mir verschwinden, gleichzeitig höre ich das Schlegeln. Ist schon geil ohne Gehörschutz. Repetieren, Hand-WB greifen. Ich sehe drei Sauen durch den Weizen in Richtung Wald verschwinden, sehe aber "meine" Sau nicht. Auch keinen Schweiß. Also zumindest nicht in die Fluchtrichtung der verbliebenen drei. Ein leichter Schwenk nach rechts. Die liegt sie meine Sau. Keine 5 Meter vor meinem Sitz.
Waffe sichern, Vorsatz ausschalten, mit dem Hand-WB die Sau im Auge behalten. Da rührt sich gar nix mehr.
Normalerweise ist das der Moment, wo der Erlegersauerkrautsaft aus dem Rucksack kommt, aber in der Nacht auf den ersten Mai hab ich den mal lieber daheim gelassen.
Nach einer Viertelstunde bin ich runter, Sau fotografieren und in die Gruppe stellen und dann ans Auto. Dort angekommen Waffe verpacken, die drei obersten Schichten wärmender Felle ablegen, Auto an den richtigen Weg stellen, Bergeschlitten und Stirnlampe klar machen, in Autan baden und los zur Sau. Strecke messen auf Google sagt 250 Meter. Kein Spaß mit einer 50 Kilo-Sau in der Bergewanne. Aber hat geklappt. Schwerer hätte sie nicht sein dürfen, dann wär´s allein echt schwierig geworden. Und finde mal am 30. April bei gutem Wetter einen der Mitjäger mit einem Niva, die um 11 Uhr noch halbwegs fahrtüchtig sind. Hab ich direkt verworfen diesen Gedanken. Nicht angezogen, nichts inne. Erstaunlich.
Auf dem Heimweg die Probe ins Labor geschickt, geht echt schnell, anscheinden werden diese Umschläge tatsächlich priorisiert, heute kam das Ergebnis, alles ok, morgen wird sie verarbeitet. Vorher muß ich aber noch irgendwie damit bei der Kärcher-Station vorbei. Sie hat ein ziemliches Schlammbad genommen. Den Dreck will ich daheim nicht haben.