Servus zusammen
Eigentlich hatte ich auch schon einen Text für die Gruppe der erfolglosen Saujäger geschrieben. Ich habe seit dem 01.06. einen Begehungsschein in einem traumhaften Revier keine 15 Minuten von zu hause entfernt. Sehr entspannte Pächter und großzügige Freigaben aber auch die Aufgabe als Jagdaufsicht und Verantwortlicher fürs Fallwild. Beide Pächter haben den dreifachen Anfahrtsweg wie ich.
Ich saß insgesamt schon etwa 15 Mal auf Sauen draußen. Entweder traten sie keine 15m vom Hochsitz entfernt aus, so dass sicheres Ansprechen aufgrund des Winkels unmöglich war oder blieben immer als ein großer Klumpen zusammen stehen. Oder sie waren gut über 200m entfernt oder es gab keinen Kugelfang.
Aber dann kam der Ansitz am Donnerstag! Ich hatte schon des Abend zuvor Sauen in Anblick. Direkt an der Waldkante vom Einstand. Vor mir ein abgeerntetes Gerstenfeld. Als ich mich der Kanzel näher die Überraschung: der Weizen hinter dem Gerstenfeld wurde tagsüber gemäht. Die Kante von Gerste zu Weizen ist etwa 160m von der Kanzel entfernt. Rechts davon ist wieder Wald. Der Weizen war immer das Ziel der dort vorkommenden Sauen. Also rauf auf die Kanzel, alles bereit legen und warten. Schnell kamen die üblichen Rehe, Jungfüchse, Hasen und Dachse auf die Bühne. Ich liebe es die Jungfüchse zu beobachten. Da wir durch eine starke Räude vor einigen Jahren nicht viele Füchse haben lassen wir sie in Ruhe. Der Hasenbestand ist dennoch sehr ordentlich. Dann Knacken und Rauschen rechts von mir im Wald. 2 Bachen mit Frischlingen rennen 80m entfernt vollgas übers Feld. Eine Bache bleibt stehen und der Rest fährt wie bei einem Auffahrunfall hinten auf. Wieder nur ein großer dunkler Klumpen. Keine Chance zu schießen! Dann geht es vollgas weiter auf das Weizenfeld. Die Sauen sehen verunsichert aus, ihre Deckung und Äsung ist weg. Sie ziehen 3 oder 4 Mal das ganze Feld auf und ab. Da die Strohbahnen noch liegen wieder keine Chance für einen Schuss auf einen der Frischlinge. Und gute 180m sind mir ehrlich gesagt auch etwas zu weit. Irgendwann ziehen sie wieder in den Wald. Naja, wende ich mich wieder den Füchsen zu. Doch da knackt es schon wieder. Diesmal eine Überläuferrotte vollgas übers Gerstenfeld. Auch sie ziehen gedeckt durch das Stroh auf dem Weizenfeld umher. Innerlich denke ich ob die mich alle verar.... wollen. Schon wieder reichlich Anblick und keine Chance. Irgendwann ziehen die ÜL links an der Kante des Gerstenfeldes entlang. Toll! Genau die Horizontlinie und dahinter 500m entfernt der Ort. Also die Waffe nicht mal angefasst. Hätte ich mich auf die andere Kanzel gesetzt hätte ich sie perfekt beschießen können.... Nach 15 Minuten ziehen sie in den Wald hinter mir. Genau wie den Tag davor. Anpirschen lasse ich als Jungjäger erstmal und versuche zunächst meine Stücke mit guter Auflage zu erlegen. Diese Einstellung kommt auch bei den beiden Pächtern gut an die mir auch immer sagten, dass es richtig gewesen sei bei den diversen Ansitzen lieber nicht zu schießen als einen schlechten oder unsicheren Schuss abzugeben. Oder gar ein führendes Stück zu erlegen. Von daher war ich der Einzige der sich selber ein bisschen Druck machte ;-)
Gegen Mitternacht war kurzzeitig nichts mehr los. Keine Rehe, keine Füchse... nichts! Doch dann kamen die Jungfüchse zurück und zankten sich auf dem Gerstenfeld. Dieses Schauspiel links von mir schaute ich mir an und irgendwas in meinem Kopf sagte: Schau nach rechts!! Kurz rüber geschaut. Augen melden 2 schwarze Klumpen auf dem Feld noch im Schatten des Waldes. Mein Gehirn verarbeitet diese Information recht langsam. Sauen schießt es mir durch den Kopf. 2 Stücke der (geschätzt) 50kg Klasse ziehen auf den Gerstenacker. Nun sind sie im Licht des Mondes, ich sehe keine Milchleiste. Sie ziehen weiter zum Weizenfeld, brechen dort etwas unsicher rum und beschließen dann wieder in meine Richtung zurückzuziehen. Inzwischen habe ich sie über 10 Minuten beobachten können. Keine Frischlinge nachgekommen, also müssen es ÜL sein. Ich spreche sie nochmal an und entscheide die etwas kleinere Sau zu erlegen. 20m vorm Wald habe ich zwischen den Ästen der Eiche freies Schussfeld und Kugelfang. Nun folgt die doppelte Premiere: Erster Schuss auf eine Sau und das ohne Gehörschutz. Denn meine Frau hatte mir einen Schalldämpfer geschenkt. Ich schickte die .308 auf die Reise und war überrascht wie leise der Schuss war. Die beiden Sauen rennen in den Wald, es rauscht, es knackt. Es knackt sehr laut. Dann ist Ruhe. Ich schreibe dem einen Pächter ob er auch noch sitzt. Es ist 0:41. Er kommt zu mir und ich berichte: Sau beschossen, Kugelschlag sehr gut zu hören gewesen. Aber Sauen sind in den Wald. Wir schauen nach der Stelle, wo sie in den Wald sind. Ich habe von einem Elektriker ein altes Flir Wärmebildgerät geliehen bekommen. Aber es zeigt im lichten Stangenwald keine Wärmequelle an. Wir gehen etwas weiter. Es riecht stark nach Sau. Aber wir sehen auch mit 2 starken Lampen nichts. Ich meinte zu ihm: Ich baume auf und lotse dich genau zum Anschuss. Vorher schaue ich nochmal mit der WBK in den Wald. Nichts.... Als ich den Arm sinken lasse wird der Bildschirm grell weiss! 2m vor mir liegt die Sau! Und sie war nicht zu sehen mit den Lampen!! Ich bin einfach nur froh, dass sie liegt und keine Nachsuche ansteht. Sie hat keine 20 Meter mehr geschafft. Nur dass wir keinen Schweiß gesehen haben ist nicht optimal. Das S&B TM 180gr hat super gewirkt aber ich hätte doch lieber eine schöne Spur mit etwas Wildbretverlust statt keinerlei Schweiß. Noch froher bin ich aber als Martin zum Stück geht, zwischen die Keulen schaut und sagt: ÜL Bache, nicht führend. JA!!!! Meine erste Sau! Nun fange ich doch noch an zu zittern
Glückwünsche, die Brüche und eine kurze Zeit der Besinnung am Stück später machen wir ein paar Fotos und versorgen die Bache. Martin nimmt sie mit und hängt sie bei sich in die Kühlung.
Sie wiegt aufgebrochen 36kg und hat nur 24 Bq. Meine Frau freut sich jetzt schon auf die Rippchen! Und ich mich auf die Leber heute Abend!
Als ich diese Zeilen schreibe wird mir mein Glück mal wieder bewusst. Trotz schlechter Jagdschule durch viel Eigeninitiative in München den Schein im ersten Anlauf geschafft. Ich musste das erste Mal in meinem Leben wirklich lernen! Dann nach nicht mal 3 Monaten Suche ein tolles Revier mit super netten Pächtern gefunden, eine Frau die mich (fast) immer jagen gehen lässt. Sie kommt auch mal mit ins Revier, aber nur wenn ich kein Gewehr mit habe. Sie mag nicht dabei sein wenn ich etwas erlege. Aber sie liebt Wildfleisch und freut sich über die nun bald wieder gefüllten Kühlfächer
Sie hat sogar was zum ZF (Kahles Helia) dazugegeben und mir den SD geschenkt. Ich konnte direkt nach dem Schein im März meine Traumwaffe (Steel Action) sehr sehr günstig neu ergattern und bin mit der Combo extrem zufrieden. Und ab Mittwoch ist erst mal Dachsjagd angesagt. Die Kanten der Maisfelder schauen übel aus bei uns. Ich habe keinen Ansitz wo ich nicht mindestens 5 Dachse sehe, egal wo ich im Revier hocke. Ich bin sehr gespannt was die nächsten Monate noch alles bringen. Und ich muss jetzt auch mal einen Bock erlegen ;-) Ich bekomme immer wieder Tipps von den Pächtern wo einer geht, aber meine Hauptaufgabe ist die Sauenjagd. Daher wollte ich als erstes Stück dort auch eine Sau erlegen. Auch die Plätze eines sehr starken und eines abnormen Bockes haben sie mir mitgeteilt. Es ist jeder Bock frei, der mir passend kommt. Keine Einschränkung von wegen nicht zu stark etc! Ich bin einfach ein sehr glücklicher Jungjäger mit seiner ersten Sau
Waidmannsheil
Jan