Hallo Marcel !
In einem anderen Jagdforum hatte ich einmal folgende Anleitung gefunden, mit der ich erfolgreich den angeblichen "Luxus" Holzschaft meiner R93 nach dem harten winterlichen Einsatz wieder aufpoliert habe:
" Die Kunst Holz zu ölen
Anleitung für die Oberflächenbehandlung von
Gewehrschäften, Kurzwaffen- und Messergriffen.
Ölen ist die beste Methode der Oberflächenbehandlung für nahezu alle Holzarten, besonders für einheimische und
tropische Harthölzer.
Öl bringt den Charakter des Holzes und seine Struktur am schönsten zur Geltung und schafft ein unvergleichliches Griffgefühl, was von keinem Lack erreicht werden kann, der zudem das Holz "zuklebt".
Der Weg ist sehr mühsam und dauert etliche Wochen. Wer sich aber darauf einläßt,bekommt eine Holzoberfläche, nach der man süchtig werden kann.
1. Schritt - Abbeizen
Evtl. vorhandene Lacke müssen restlos (!) herunter. Hierzu sind handelsübliche Abbeizer richtig (Gebrauchsanweisung
beachten!). Wo Abbeizer nicht verwendet werden sollen oder können, wird geschliffen.
2. Schritt - Schleifen
Das Schleifpapier wird in relativ kleinen Stücken (5x5-10x10 cm) verwendet. Zeige- und Ringfinger drücken es sanft auf das Holz und bewegen es ausschließlich in Maserrichtung; hin und her.
Bei planen Flächen verwendet man ein Klötzchen. Der Schliff beginnt mit grobem Korn und setzt sich fort bis hin zur
feinsten erhältlichen Körnung. Der Wechsel zum nächst feineren Korn erfolgt, wenn die Spuren des gröberen Kornes fortgeschliffen worden sind. Gut sichtbar werden Scharten und Schleifspuren, wenn das Holz zwischendurch angefeuchtet wird. Wer hier konsequent arbeitet, wird schnell merken, welch ein Geschäft er betreibt. Der letzte Schliff erfolgt mit Stahlwolle der Stärke 0. Danach sollte sich das Holz schon wie ein
Teenie-Po anfühlen. Aber das reicht noch lange nicht.
3. Schritt - Wässern
Das Holz wird nicht in Wasser gelegt, wie man vermuten könnte. Es wird aber reichlich mit einem Gemisch aus 50% Wasser und 50% Haushaltsessig angefeuchtet und dann zum Trocknen beiseite gelegt.
Wenn das Holz wieder trocken ist, erlebt man garantiert einen Frust: Die Oberfläche ist rauh und faserig geworden. Genau das war auch beabsichtigt und nun darf man raten, was zu tun ist: Richtig, schleifen, und zwar mit Stahlwolle 0! Das Wässern bewirkte, das Fasern, die sich beim Schleifen "gedrückt"
haben, nun aufgerichtet sind, um "erlegt" werden zu können.
Wässern und schleifen muß solange wiederholt werden, bis das Holz glatt und fein bleibt. Bloß nicht ungeduldig werden! Dies ist kein Job für ein Wochenende, sondern dauert seine Zeit.
4. Schritt - Ölung
Kein sogenanntes Schaftöl kaufen! Es ist teuer und nicht besser als naturbelassenes Leinöl (welches der Hauptbestandteil von
Schaftölen ist). Leinöl, aus den Samen des Lein kalt gepreßt, ist goldgelb, klar und von mildem, charakteristischem Geruch. Es hat die Eigenschaft, wie fast alle vegetabilen Öle, zu "trocknen". In dünnen Schichten oxidiert es unter Lichteinwirkung mit dem Luftsauerstoff zu einer biegsamen aber harten Schicht, wobei es etwas nachdunkelt. Der Vorgang darf nicht mit "verharzen" verwechselt werden. Mineralöle trocknen nicht (deshalb soll
auch kein Waffenöl an Holzoberflächen).
Leinöl bekommt man guten Farbenhandlungen oder im Reformhaus (mancher nimmt es für Salat und andere Zubereitungen). Es muß reines Leinöl sein! Firnis oder Standöl
(wird aus Leinöl zubereitet) ist ungeeignet.
Das einwandfrei geschliffene Holz wird "gesalbt". Das gelingt am besten, wenn das Öl mit Fingern und Handballen einmassiert wird. Dabei nicht mit Öl sparen! Nimmt das Holz kein Öl mehr auf, legt man es feucht beiseite und reibt es mit einem
Lappen oder saugfähigem Papier nach etwa zwei Stunden trocken.
Nun braucht das Holz mindestens drei Tage Ruhe, damit das Öl in den Poren des Holzes trocknen (oxidieren) kann. Nach Ablauf der Trockenzeit muß noch einmal vorsichtig mit
Stahlwolle geschliffen und ein weiteres Mal, wie beschrieben, geölt werden. Nach weiteren wenigen Tagen ist die Arbeit fertig, aber
noch hat die Oberfläche nicht ihre volle Schönheit erreicht.
Alle paar Wochen und immer nach Benutzung des Gegenstandes wird die Oberfläche dünn mit Leinöl eingerieben und nach einigen Stunden abgewischt. Das Holz wird im Laufe der Zeit immer besser. Wie gesagt: man kann
süchtig danach werden.
Warnung!
Leinölfeuchte Lappen und Papiere können sehr gefährlich werden! Das Öl ist hier dünn auf großen Flächen vorhanden und kann sehr rasch und unter Wärmeentwicklung oxidieren. Die Erwärmung kann so stark werden, das es zur
Selbstentzündung kommt. Es sind deswegen schon Betriebe abgebrannt! Also ölfeuchte Lappen feuersicher im Freien entsorgen oder besser gleich im Kamin/Ofen verbrennen. "
Waidmannsheil
Falko