Schaftveredelung

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Horrido,

ich habe mir kürzliche eine Neuwaffe Steyr Mannlicher zugelegt, die aber leider, und so ist das ja nun einmal heute, vollkommen Standard(leicht glasiert/da gelackt) im Holz ist. Nun habe ich schon in der Vergangenheit alte Flinten wieder aufgearbeitet, indem ich sie abgeschliffen, teilweise mit Lasuren bearbeitet(damit sie meinen Farbton bekamen), danach wieder die oberste Schicht mit Verdünnung entfernt(sonst fühlen sie sich so lackiert an) und dann mehrere Tage lang mit Öl gearbeitet habe. Selbiges hätte ich jetzt auch vor, aber hier sollte man sicherlich sehr sehr vorsichtig beim Anschleifen sein(1000er Nass?). Hat jemand darin Erfahrung und kann mir weiterhelfen? Tipps und Tricks?
Endprodukt soll in jedem Fall ein Ölschaft sein.

mit waidmännischen Grüßen,
Marcel


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A

anonym

Guest
Erst die Fischhaut abkleben, dann mit 800er trocken beginnen und mit 1200er und Öl finishen.
Funktioniert !

WH
Tiro
 
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Hallo Marcel !

In einem anderen Jagdforum hatte ich einmal folgende Anleitung gefunden, mit der ich erfolgreich den angeblichen "Luxus" Holzschaft meiner R93 nach dem harten winterlichen Einsatz wieder aufpoliert habe:

" Die Kunst Holz zu ölen

Anleitung für die Oberflächenbehandlung von
Gewehrschäften, Kurzwaffen- und Messergriffen.

Ölen ist die beste Methode der Oberflächenbehandlung für nahezu alle Holzarten, besonders für einheimische und
tropische Harthölzer.
Öl bringt den Charakter des Holzes und seine Struktur am schönsten zur Geltung und schafft ein unvergleichliches Griffgefühl, was von keinem Lack erreicht werden kann, der zudem das Holz "zuklebt".
Der Weg ist sehr mühsam und dauert etliche Wochen. Wer sich aber darauf einläßt,bekommt eine Holzoberfläche, nach der man süchtig werden kann.

1. Schritt - Abbeizen

Evtl. vorhandene Lacke müssen restlos (!) herunter. Hierzu sind handelsübliche Abbeizer richtig (Gebrauchsanweisung
beachten!). Wo Abbeizer nicht verwendet werden sollen oder können, wird geschliffen.

2. Schritt - Schleifen
Das Schleifpapier wird in relativ kleinen Stücken (5x5-10x10 cm) verwendet. Zeige- und Ringfinger drücken es sanft auf das Holz und bewegen es ausschließlich in Maserrichtung; hin und her.
Bei planen Flächen verwendet man ein Klötzchen. Der Schliff beginnt mit grobem Korn und setzt sich fort bis hin zur
feinsten erhältlichen Körnung. Der Wechsel zum nächst feineren Korn erfolgt, wenn die Spuren des gröberen Kornes fortgeschliffen worden sind. Gut sichtbar werden Scharten und Schleifspuren, wenn das Holz zwischendurch angefeuchtet wird. Wer hier konsequent arbeitet, wird schnell merken, welch ein Geschäft er betreibt. Der letzte Schliff erfolgt mit Stahlwolle der Stärke 0. Danach sollte sich das Holz schon wie ein
Teenie-Po anfühlen. Aber das reicht noch lange nicht.

3. Schritt - Wässern

Das Holz wird nicht in Wasser gelegt, wie man vermuten könnte. Es wird aber reichlich mit einem Gemisch aus 50% Wasser und 50% Haushaltsessig angefeuchtet und dann zum Trocknen beiseite gelegt.
Wenn das Holz wieder trocken ist, erlebt man garantiert einen Frust: Die Oberfläche ist rauh und faserig geworden. Genau das war auch beabsichtigt und nun darf man raten, was zu tun ist: Richtig, schleifen, und zwar mit Stahlwolle 0! Das Wässern bewirkte, das Fasern, die sich beim Schleifen "gedrückt"
haben, nun aufgerichtet sind, um "erlegt" werden zu können.
Wässern und schleifen muß solange wiederholt werden, bis das Holz glatt und fein bleibt. Bloß nicht ungeduldig werden! Dies ist kein Job für ein Wochenende, sondern dauert seine Zeit.

4. Schritt - Ölung

Kein sogenanntes Schaftöl kaufen! Es ist teuer und nicht besser als naturbelassenes Leinöl (welches der Hauptbestandteil von
Schaftölen ist). Leinöl, aus den Samen des Lein kalt gepreßt, ist goldgelb, klar und von mildem, charakteristischem Geruch. Es hat die Eigenschaft, wie fast alle vegetabilen Öle, zu "trocknen". In dünnen Schichten oxidiert es unter Lichteinwirkung mit dem Luftsauerstoff zu einer biegsamen aber harten Schicht, wobei es etwas nachdunkelt. Der Vorgang darf nicht mit "verharzen" verwechselt werden. Mineralöle trocknen nicht (deshalb soll
auch kein Waffenöl an Holzoberflächen).
Leinöl bekommt man guten Farbenhandlungen oder im Reformhaus (mancher nimmt es für Salat und andere Zubereitungen). Es muß reines Leinöl sein! Firnis oder Standöl
(wird aus Leinöl zubereitet) ist ungeeignet.
Das einwandfrei geschliffene Holz wird "gesalbt". Das gelingt am besten, wenn das Öl mit Fingern und Handballen einmassiert wird. Dabei nicht mit Öl sparen! Nimmt das Holz kein Öl mehr auf, legt man es feucht beiseite und reibt es mit einem
Lappen oder saugfähigem Papier nach etwa zwei Stunden trocken.
Nun braucht das Holz mindestens drei Tage Ruhe, damit das Öl in den Poren des Holzes trocknen (oxidieren) kann. Nach Ablauf der Trockenzeit muß noch einmal vorsichtig mit
Stahlwolle geschliffen und ein weiteres Mal, wie beschrieben, geölt werden. Nach weiteren wenigen Tagen ist die Arbeit fertig, aber
noch hat die Oberfläche nicht ihre volle Schönheit erreicht.
Alle paar Wochen und immer nach Benutzung des Gegenstandes wird die Oberfläche dünn mit Leinöl eingerieben und nach einigen Stunden abgewischt. Das Holz wird im Laufe der Zeit immer besser. Wie gesagt: man kann
süchtig danach werden.

Warnung!

Leinölfeuchte Lappen und Papiere können sehr gefährlich werden! Das Öl ist hier dünn auf großen Flächen vorhanden und kann sehr rasch und unter Wärmeentwicklung oxidieren. Die Erwärmung kann so stark werden, das es zur
Selbstentzündung kommt. Es sind deswegen schon Betriebe abgebrannt! Also ölfeuchte Lappen feuersicher im Freien entsorgen oder besser gleich im Kamin/Ofen verbrennen. "


Waidmannsheil

Falko
 
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@Falko

Muss/Soll man denn für diese Prozedur den Schaft entfernen oder ist dies nicht nötig? Stelle mir, insbesondere das Beizen, die Prozedur ansonsten relativ kompliziert vor, oder?

Gruß

Pipp
 
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@Falko

Vielen Dank, da hast Du mir aber wirklich geholfen. Aber ein paar Fragen wären da noch: Leinöl ist ja eher gelblich durchsichtig, wenn ich jetzt aber gerne einen rötlich schimmernden Schaft haben wollen würde, kann man diesem etwas zusetzen, damit er in der Farbe ein wenig abweicht oder meinst Du, dass sich der Schaft soweit nachdunkelt, dass er von sich aus eine schönere Farbe bekommt, zur Zeit siehts ja echt nach Standard 08/15 aus.
Und wie siehts am Ende mit polieren aus? Bei meinen bisherigen Flintenversuchen war ja ein Glanz nicht erwünscht,aber hier könnte ein selbiger recht gut aussehen, was?
Alles in Allem jedenfalls eine Aufgabe, die man erst nach der in Kürze aufgehenden Bockjagd angehen sollte, aber das macht ja nichts,

Waidmannsdank,
über das Ergebnis voerher-nachher kläre ich Dich dann noch auf,
mit waidmännischen Grüßen,
Marcel

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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Mac2000:


Leinöl ist ja eher gelblich durchsichtig, wenn ich jetzt aber gerne einen rötlich schimmernden Schaft haben wollen würde, kann man diesem etwas zusetzen,


<HR></BLOCKQUOTE>

Du solltest den Schaft vor dem Einölen (also nach dem letzten Schleifen in der gewünschten Farbe beizen (normale Clou-Beize aus dem Baumarkt). Die Färbung wird damit gleichmäßiger und dringt auch tiefer ein als mit gefärbtem Öl.

Für die ersten Ölungen empfiehlt es sich, ein Gemisch aus Leinöl und 30% Terpentin (echtes Terpentinöl, nicht den Terpentin-Ersatz (=Petroleum), gibt es in der Apotheke) zu verwenden.
Das Öl zieht damit tiefer in das Holz ein und gibt eine bessere Konservierung.

Viel Spaß beim Schleifen und Ölen!

Gruß

Sauvestre
 
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Hallo,
ich hab das jetzt alles hinter mir bei einem alten Krico - Stutzen, den ich gekürzt habe. Nun gibt da am Vorderschaftende einen netten Nussbaumabschluss mit Tropfnase.
Ich hab die ganze Technik abgebaut bis auf die Schaftkappe.
Wie woanders schon beschrieben hab ich den ganzen Lack mit Clou Beize abgebeizt. Dann kam die ganze Schleiferei bis zu 1000er. 800er und 1000er jeweils trocken und nass. Nach dem Nassschleifen trocknen mit Foen, damit die kleinen Fasern sich aufrichten.
Gibt eine schöne glatte Oberfläche.

Dann hab ich mir das Schaftset von CCL (Kettner) besorgt und bin entsprechend der Anleitung vorgeganben. Dafür braucht man sicher 3 Wochen, aber jeden Tag nur wenige Minuten.
Sieht jetzt schön aus und riecht auch so.
Die Maserung kommt schön raus. Die abschliessende Politur ist mir nicht an jeder Stelle optimal geklückt aber es war ja auch das erste mal.

Lohnt sich jedenfalls.

Viel Spass und Gruss

Riho
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Mac2000:
@Falko

Vielen Dank, da hast Du mir aber wirklich geholfen. Aber ein paar Fragen wären da noch: Leinöl ist ja eher gelblich durchsichtig, wenn ich jetzt aber gerne einen rötlich schimmernden Schaft haben wollen würde, kann man diesem etwas zusetzen, damit er in der Farbe ein wenig abweicht

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<HR></BLOCKQUOTE>

Ja. Ein mittlerweile 75-jähriger BÜMA hat mir erzählt, wie es läuft: Man kocht eine ALKANA-Wurzel in dem Leinöl. Das soll allerdings bestialisch stinken, weshalb man es wohl besser draußen macht. Werde ich demnächst auch mal austesten.
Ansonsten benutze ich immer 000-Stahlwolle für den Endschliff.
WH, Bo
 
A

anonym

Guest
Habe zwar noch einen Rest Alkanawurzel-öl aus Wien, aber wo bekomme ich Alkana-Wurzeln.
Hebt die Maserung besonders hervor, macht aus "Kistenholz" beinahe "Wurzelholz".P.
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4 Dez 2001
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Hallo zusammen !

Entschuldigt bitte, daß ich die Fragen von Pipp und Marcel nicht selbst beantwortet habe. Ich war einfach im Streß und hatte keine Zeit.
Zur Alkana Wurzel - das ist mir bisher vollkommen unbekannt gewesen ! Ich bin wirklich gespannt was sich dahinter verbirgt ! Unter www.drechslerbedarf-schulte.de bin ich fündig geworden.

Zitat : " Ein in Nord Afrika wachsendes Kraut, dessen Extrakt, das Alkanin, als roter Farbstoff verwendet wird. Es ist in heißem Wasser, aber auch in Speiseöl( am besten Sonnenblumenöl) sehr gut löslich. Alkana - Wurzel gibt es geschnitten und gemahlen. Man verwendet es, um Hölzer wie Nußbaum, Kirsche oder Pflaume stärker anzufeuern. Auch zum Stoff färben nutzbar "

Für 100g will der gute Mann allerdings &#8364; 5,60,- haben. Nicht eben günstig, aber ich werde es trotzdem mal ausprobieren.

Waidmannsheil


Falko
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Nachtrag : Ich hätte es als Pharma-Studi eigentlich besser wissen müssen ! Zum einen heißt es Alkannawurzel und der Farbstoff ist das Alkannin ( grünlich-schwarze Masse, leichtlöslich in Ether, Benzol, Fetten, fetten und ätherischen Ölen mit tiefroter Farbe; in Ammoniaklösung löslich mit blauer Farbe ! ). Die Stammpflanze (Alkanna tuberculata) kommt in Kleinasien und Südeuropa vor. In Afrika mag es sie wohl auch geben. Alkanna - Produkte wurden im Dezember letzten Jahres in die Negativ - Liste der Arzneimittel aufgenommen. Ich werde aber trotzdem heute mal in einer Apotheke vorbeischauen um danach zu Fragen.


[ 28. April 2003: Beitrag editiert von: Orchis ]
 
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Oh, wie wundervoll!!! Der ganze Liter Leinöl kostet &#8364; 5,98, also 10% von Schaftol im 500ml-Kanister. Leinöl wird übrigens als Pferdefutterzusatz verwendet, man kriegt es also im Reitsportfachgeschäft.
Gute N8,Bo
 
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Hallo Mac 2000,ich habe deinen thread interssiert mitverfolgt und will mich mal mit einer Frage dazwischendrängeln,wèil's grad reinpasst.
Ich will unsere Hegerings-Matchbüchse aufmöbeln.Weil der Schaft am Pistolengriff extrem klobig ist,soll hier etwas abgetragen werden.
Frage: Wie bekommt man die Punzierung wieder hin?
Wie sieht so eine Punze aus? (Zwecks Nachbau)
Wie geht man damit um?

Ich bin zum äußersten entschlossen und auch bereit einen alten LG-Schaft als Versuchskaninchen zu opfern.

HoRüdHo, Klüngeljäger
 
A

anonym

Guest
@ Mac 2000:
Danke für den Tip, Meppen ist ganz in der Nähe. Hatte "Drechsler" statt "drechsel" eingegeben. P.
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