Hallo zusammen,
jetzt kommen die versprochenen Bilder zum Keiler und die Story. Meine Freunde hatten die Trophäen netterweise schon fertig gemacht; deshalb gibt es keine Bilder vom Unterkiefer. Das Gebiss war voll ausgebildet, der Keiler also 2 Jahre + X. Anschliff der Gewehre ca. 3,5 cm; Länge ca. 15 cm; Umfang der Haderer ca. 8 cm. Ich hab spasseshalber die online-CIC-Bewertung gemacht, danach käme er ohne Zuschläge/Abzüge auf knapp 101 Punkte.
Erlegt hab ich ihn am 20.12. auf einer DJ bei Freunden, nördlich von Schwabenhausen, in einem sehr kleinen Waldrevier, das schwierig zu bejagen ist. Wiebke und Lothar haben ganze Arbeit geleistet, es gibt ausgedehnte Naturverjüngungsflächen, das Gelände ist stark zerklüftet und obendrein feucht. Eine stark befahrene Bundesstraße bildet die längste Reviergrenze, so dass der Einsatz freilaufender Hunde ausgeschlossen ist. Die Treiber haben einen harten Job zu verrichten.
Das Wetter ist gut, knapp Null Grad und leicht sonnig ist es an diesem Morgen. Man kennt sich, die Jagdgesellschaft besteht aus Jagdnachbarn und Hundefreunden. Die Begrüßung ist herzlich, die Freigabe entsprechend. Mit Ausnahme führender Bachen ist alles frei, was der Jagdschein hergibt und Strecke ist ausdrücklich erwünscht.
Ich komme auf eine kleine, recht hohe Kanzel an einer Rückegasse; hinter mir ein Wall aus Brombeeren und Sträuchern, dann fällt der Hang rasch ab in ein Buchenaltholz, in das ich allerdings weder richtig hineinsehen noch schiessen kann. Vor mir rechts und links die alte Rückegasse. In den Furchen tiefe, eisverkrustete Pfützen; dazwischen hohes Hartgras, verkrustet mit gefrorenen und wieder angetauten Schneeresten. Ich fluche beim Angehen und hole mir feuchte Hosenbeine. Links vor mir eine Dickung, vielleicht 100 m lang, 30 m tief, rechts direkt vor mir eine Freifläche mit Setzlingen im Verbissschutzmantel, daneben wieder Gestrüpp mit ein paar Birken und Fichten. Hinter allem läuft der Fahrweg. Die Kanzel ist eng, die seitlichen Fenster bessere Schiesscharten; auch dass lässt mich leise murren.
Ich richte mich ein: Sitzkissen, Fernglas, eine Flasche Wasser und Munition zum Nachladen werden plaziert. Dann lade ich meine SR 30 mit dem TMR in 8x57 IS, drehe das 2,5-10 Varipoint auf kleinste Vergrößerung und justiere den Leuchtpunkt. Ich rauche und beobachte den küselnden Rauch, als ich ein Rascheln höre. Das muss direkt hinter/unter mir sein und ein Blick aus dem Rückfenster zeigt mir eine Geiß, die fast am Fuße der Leiter in den Brombeeren auftaucht. Sie zieht 2-3 Schritte vor und ihr folgen zwei ganz schwache Kitze. Vorsichtig gehe ich in Anschlag. Es geht nur der Schuss aufs Haupt und viel Zeit bleibt auch nicht. 2, 3 Schritte weiter und das Gestrüpp verschluckt sie. Also vergewissere ich mich, dass die Auflage passt, steche ich ein, hole tief Luft und ziehe ganz ruhig ab. Es reisst das hintere Kitz von den Läufen, die anderen Rehe springen ab. Der Schuss war sofort tödlich, aber das Kitz schlegelt lange; nur langsam weicht das Leben. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis es ganz ruhig liegt. Ich rauche und gehe mit mir zu Gericht. Kopfschüsse sind für mich nicht leicht; ich habe ein schlechtes Gewissen und rechtfertige mich damit, dass a) kein anderer Schuss möglich war, b) der Schuss passte, c) das Kitz sehr schwach war (6 KG) und d) Strecke gewünscht war.
Das nahende Hopp-Hopp der Treiber holt mich in die Realität zurück. Sie drücken vor mir von links nach rechts durch die Dickung und melden "Saulosung, die dampft noch". Kein Schwein rührt sich und die Treiberwehr zieht durch. Eine Stunde vergeht und es ist ca. halb 12 als der Pächter mit dem DD am Strick und ein baumstarker Treiber von hinten durch das Buchenaltholz den Hang herauf kommen. "Waidmannsheil" und Waidmannsdank", sie bleiben auf der Rückegasse stehen, wir rauchen zusammen und unterhalten uns kurz über den bisherigen Verlauf. Es sind wenig Schüsse gefallen; nachher liegen 2 Rehe, ein Fuchs und der Keiler.
Und das kam so: Kaum haben sie sich verabschiedet und der Pächter wenige Schritte in die Dickung gemacht, sehe ich ihn in seinem roten Feuerwehrmatel durch die Luft fliegen und höre seinen Schrei : "SAU!!!". Eine einzelne, große schwarze Sau bricht direkt vor mir aus dem Unterholz auf die Freifläche. Ich bin im Anschlag, kann aber nicht schiessen, da dort der andere Treiber steht, an dem sie vorbei nach rechts flüchtet, auf die Rückegasse. Gewehr einziehen, rechts aus der Schiessscharte raus, mitziehen und raus ist der Schuss. Ich erwische die Sau ganz am Rand der Rückegasse, als sie mit einem Satz in die Brombeeren bricht, um im Wald zu verschwienden. Der Schuss ist zu tief, beide Vorderläufe kriegen was ab, sie bricht vorne ein und geht mit der Hinterhand schiebend weiter. Nach einigen Meter habe ich freie Sicht und kann einen Schuss schräg von hinten aufs Haupt antragen; sie kommt nicht weiter, hat aber das Haupt noch oben und erhält von einem Schützen, der auf einem DJ-Bock im Buchenaltholz steht den Fangschuss von vorne aus Haupt. Puh, das hätte auch schief gehen können, aber so ist alles gut und die Freude groß. Das Schwein steckte die ganze Zeit vor mir in der Dickung und wäre der Pächter nicht buchstäblich draufgetreten, wäre es einfach liegen geblieben.
Das war also mein 1. Keiler und Jagdkönig war ich auch. Am meisten habe ich mich über die ehrlich gemeinten Glückwünsche der Jagdfreunde gefreut.
Hier kommen jetzt (hoffentlich) die Bilder::
Euch allen bei dieser Gelegenheit einen guten Rutsch, Gesundheit und viel Waidmannsheil im neuen Jahr!
doc