Präzision 98er in .243 Winchester - Lauf ausgeschossen?

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Hallo Zusammen,

es gibt zwar schon einige Threads zu diesem Thema, aber ich habe noch keine gute Antwort gefunden. Deshalb eröffne ich mal einen neuen Thread.

Ich habe von einem älteren Jäger einen 98er Repetierer (Hersteller Frankonia, Modell Favorit) in .243 Winchester (Mündungsdurchmesser 15mm) mit EAW Schwenkmontage, neuerem S&B Glas, Kombiabzug und seitlicher 3-Stellungssicherung erworben (sehr günstig: < 500 Euro). Das Gewehr sah aus wie neu, der Lauf ist blank und der Verkäufer meinte – somit glaubhaft – sehr wenig damit geschossen zu haben. Ich wollte mir damit eine schöne schlanke Pirschbüchse zusammenstellen. Also kam der Standardschaft runter und ein sehr schöner und schlanker Maserschaft (großes Lob an Schäfter Thomas Roth in Bischofsheim an dieser Stelle) mit Plastiksystembettung drauf. Die Waffe sieht jetzt annähernd aus wie eine Kesslerin.

Der Vorbesitzer gab mir noch 4 Packungen Geco 6,8g TM mit, womit die Waffe auch eingeschossen war. Die Schussleistung fand ich nicht besonders berauschend (4-6 cm Streukreis aus dem Gestell). Der Originalschaft lag etwas an und das Geco Geschoss ist für die üblichen Dralllängen der 243 wahrscheinlich auch zu lang und zu schwer. Deshalb habe ich beim neuen Schaft die Plastikbettung machen lassen und mich als Wiederlader freudig auf die Suche nach einer passenden Ladung gemacht.

Langer Rede kurzer Sinn – ich bin nach einigen Versuchen mit dem als präzise geltenden Barnes TSX in 85 grains sehr verunsichert, ob ich das noch hinbekomme. Die Streukreise sind weiterhin viel zu groß. Mittlerweile denke ich, dass der Lauf ausgeschossen ist, obwohl er blank erscheint.

Zum Hintergrund: Mit einer anderen Waffe erreiche ich Streukreise unter 15mm, handwerkliche Fehler schließe ich deshalb hier mal aus, auch an der Waffe klappert nichts und der Schaft liegt nicht an. Alle Versuche habe ich mit den im selben Gewehr einmal verschossenen Geco-Hülsen durchgeführt, mal voll-, mal teil- und zuletzt nur Halskalibriert, Zünder immer CCI 200 (Magnum-Zünder habe ich noch nicht probiert, CCI 250 hätte ich auch noch da), Vitakraft N150 und zuletzt Norma MRP. Mit der Setztiefe habe ich noch nicht viel probiert, immer die CIP Maße (=68,5 mm Gesamtlänge), die Geschosse sitzen dabei etwa 1mm vor den Zügen. Ich habe es bei beiden Pulvern mit der Ladeleiter versucht. Entgegen der Ausführungen des bekannten Herrn M. kletterten die Schüsse jedoch nicht, sondern landeten ziemlich unsystematisch auf der Scheibe - mit gutem Willen vielleicht als Bogen zu beschreiben (erst Mitte, dann unten rechts, dann oben rechts, aber immer wieder Ausreißer). Die am engsten zusammen liegenden Ladungen habe ich dann mal als Serie geladen, aber unter 3-4 cm Streukreis kam ich damit bisher nicht. Für die Jagd reicht das zwar, aber zufrieden bin ich damit nicht und denke daher schon an Lauf- und Kaliberwechsel (auf 6,5x55) aufgrund der Erfahrungen mit dieser Kombination.

Daher meine Fragen:

1. Wie kann ich mit Sicherheit feststellen, ob der Lauf ausgeschossen ist?
2. Was kosten ein Laufwechsel und welches Fabrikat empfehlt ihr (ich dachte an den 98er Standardlauf von Lothar Walter mit den selben Laufkonturen)?
3. Gibt es bestimmte Geschosse, die ich noch probieren sollte, im Sinne von „damit schießt auch die letzte Plempe noch genau“? Es könnte ja sein, dass der Lauf das TSX einfach nicht mag. Welche anderen Komponenten sollte ich ggf. probieren?
4. Was können noch Fehlerursachen sein? Wie würdet ihr verfahren? Ich habe den Anspruch, damit unter 2cm auf 100m treffen zu können.

Besten Dank und Waidmannheil,
Der Jägermeister
 
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Ich würde den Lauf erstmal chemisch reinigen! Hat bei meiner K95 .243 Wunder gewirkt. Besonders wenn du auf Kupferlinge umsteigst und noch die ganzen alten Ablagerungen drin sind. Nur so ne Idee... :)
 
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Schon mal den Lauf chemisch gereinigt? Das ist ja eine schnelle Patrone und Tombakablagerungen sind dann schon nach verhältnismäßig wenigen Schüssen da.

Andererseits kenne ich auch zwei Fälle wo fabrikneue Favoriten mit dem kompletten Sortiment 30-06 eines gut sortierten Händlers nicht zum Schießen zu bringen waren. Kann also auch an der Waffe an sich liegen.
 
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Ich habe den Lauf vor den Versuchen mit dem TSX gründlich mit RoblaMil gereinigt.Da kam auch einiges raus. Danach immer trocken mit BoreSnake und neulig noch einmal mit RoblaMil. Insgesamt sind jetzt vieleicht 30 Schuss mit dem TSX raus.

Da der Lauf mit bloßem Auge echt gut ausschaut, denke ich, da ist nicht mehr viel rauszuholen mit Reinigung?
 

JMB

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An einen ausgeschossenen Lauf mag ich auch bei der .243 (so sie nicht exzessiv geschossen wurde) nicht glauben, selbst Übergangskegel halte ich bei einer "normal" genutzten Jagdwaffe für unwahrscheinlich.
Der gut sortierte BüMa kann das mit entsprechenden Lehren aber überprüfen.

Meine Vorgehensweise wäre
- Lauf chemisch reinigen (sind evtl. Nickelplatierte Geschosse verschossen worden? Dann sieht der Lauf nicht nach Kupfer aus und das Zeug lässt sich mit den üblichen Mitteln auch nicht so gut entfernen)
- Bettung / Laufanlage prüfen (haste ja schon gemacht)
- Montage/Optik auf m.o.w. sichtbare Fehler prüfen (Steht die Montage unter Spannung? Ggf. ZF überprüfen lassen)

Beim Wiederladen würde ich folgendermaßen vorgehen:
- deutlich unterschiedliche Geschosse (Form, Gewicht, Material) probieren
- deutlich unterschiedliches Pulver probieren (also nicht von N130 auf N135, sondern gleich auf N140, etc.)
- statt CCI 250 Magnum würde ich eher BR2 oder Federal Match probieren
- Patronenlänge variieren (nicht immer schießen die an den Übergang gesetzten am Besten), probier mal 1-2 mm kürzer


Wenn's wirklich ein neuer Lauf wird, dann nicht "einen Standardlauf", sondern Standardkontur (wenn Du keinen dickeren magst), aber mit "Matchbehandlung" IIRC bietet Lothar Walther das auch "standardmäßig" an.


WaiHei
 
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Du könntest vielleicht auch noch mal KS versuchen, das hat bei mir am besten geschossen.
 

JMB

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Jägermeister77 schrieb:
Ich habe den Lauf vor den Versuchen mit dem TSX gründlich mit RoblaMil gereinigt.Da kam auch einiges raus. Danach immer trocken mit BoreSnake und neulig noch einmal mit RoblaMil. Insgesamt sind jetzt vieleicht 30 Schuss mit dem TSX raus.
30 Schuss können ohne Zwischenreinigung (chemisch!) schon zu viel sein für engste Streukreise.
Wie hast Du genau gereinigt?
Bronzebürste und Patches/Filze im Wechsel oder Lauf verstöpselt und "über Nacht" einwirken lassen?
Die wechselweisen Schichten von Tombak und Verbrennungsrückständen (Carbon Fouling) können sehr hartnäckig sein.
Jägermeister77 schrieb:
Da der Lauf mit bloßem Auge echt gut ausschaut, denke ich, da ist nicht mehr viel rauszuholen mit Reinigung?
S. Nickel weiter oben!


WaiHei
 
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Wieviele Schuss machst du denn wenn du da testest, und wer hat dir gesagt das du das TSX nehmen sollst?
Wie schaut das Schussbild nach 3 Schuss aus?

Versuch mal die Sierra Geschosse, billig und gut.

Eine .243Win fordert vom Wiederlader viel Geduld, man sollte dabei möglichst nicht an eine 6PPC denken.
Und Finger weg von sinnlosen 5 Schuss Steukreisen, erst recht bei heissen Patronen, Leute ihr gehts damit jagern und nicht auf einen Bewerb.
 
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Nur mit patches. Ich habe solange neue verwendet und mit RoblaMil getränkt bis keine Verfärbung beim Durchziehen mehr kam.

Danach dann noch ein paar Mal mit trockenen patches.

Wie geht das genau mit dem über Nacht wirken lassen? Ist das RoblaMil da nicht zu aggresiv? Sollte man den Lauf danach ölen um Korrosion vorzubeugen und dann später nochmal trocken durchziehen?
 
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@ skolopender

Ich mache einzelne Schüsse und lasse die Waffe dann wieder auskühlen (= größer 1 Min Pause zwischen den Schüssen). Die Ladeleitern habe ich mit jeweils 10 Schuss gemacht, dabei 0,5 grs. Schritte in der Ladung. Zuletzt habe ich jeweils 5 Schuss einer Ladung abgegeben und komme damit auf Streukreise von 3-4 cm. Die ertsen Schüsse sitzen dabei nicht enger zusammen als die letzten.

Ich würde ansonsten gerne beim TSX oder einem anderen Kupfergeschoß bleiben, da ich mit der wildbretschonenden Wirkung sehr zufrieden bin. In meinem alten Drilling schaffe ich mit dem 140 grs. Tipped TSX Streukreise um 2 cm ohne lange probiert zu haben. Deshalb dachte ich, dass Geschoss taugt auch für die 243. Wäre evtl. das KJG einen Versuch wert? Das schießt aus meiner 9,3 wirklich Loch an Loch.

Gruß,
Der Jägermeister
 
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das mit den Sierra hab ich dir geraten um zu schauen ob die Kanone zumindest mit den billigen Geschossen schiesst, bevor du teure Geschosse verschiesst.

schau mal ob die Mündung ordentlich ist, und das du kein Öl im Patronenlager hast, ich würd auch schauen ob das ZF vielleicht nicht einen Fehler hat und mal ein anderes probieren.
 
A

anonym

Guest
skolopender schrieb:
Wie schaut das Schussbild nach 3 Schuss aus?
3 Schuss sind kein Schussbild, sondern reiner Zufall. Man lasse die Finger von solchen sinnlosen Minigruppen außerhalb von reinen Ladungstests (um Laboierungen auszusondern, die von vornherein nicht viel treffen).

Carcano
 

JMB

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Jägermeister77 schrieb:
Nur mit patches. Ich habe solange neue verwendet und mit RoblaMil getränkt bis keine Verfärbung beim Durchziehen mehr kam.
NUR mit Patches geht's schlecht.
Die Verbrennungsrückstände werden vom Robla nicht so gut gelöst; die "angeweichten" Rückstände werden dann mit einer Bronze- (nicht Messing- und schon gar nicht Stahl-!) bürste weiter gelockert und mit einem Patch aus dem Lauf geschoben, dann wieder Bürste mit Robla usw.
Ist im Henke-Katalog (Henke-online de) ganz gut beschrieben.

Jägermeister77 schrieb:
Wie geht das genau mit dem über Nacht wirken lassen? Ist das RoblaMil da nicht zu aggresiv? Sollte man den Lauf danach ölen um Korrosion vorzubeugen und dann später nochmal trocken durchziehen?
Man verstöpselt das Patronenlager mit einem passenden Stöpsel, Hülse mit in die Apotheke nehmen oder so was:
Chamber Plug
Auf richtige Größe achten (eine Größe für .243 bis 9,3x62) und Ersatz-O-Ringe gleich mitbestellen)
Dann fixiert man die Waffe senkrecht und füllt den Lauf bis über die Mündung (Oberflächenspannung) mit Robla.
Bei den derzeitigen Temperaturen ca. alle 2 Std. etwas Robla nachträufeln (gleich noch ein paar Spritzen und Nadeln aus der Apotheke mitbringen), da das Zeug verdunstet und dann nicht mehr bis zur Mündung steht!
Da wo kein Robla mehr ist kann es zu Korrosion kommen, deshalb nachträufeln.
Nach 6 bis 12 Std die Brühe in einen Kunststoffbecher abgießen (zuerst mit Spritze mit Nadel absaugen, dann kann man gefahrloser kippen)
Oft kommt die Brühe dann ziemlich blau wieder raus.
Danach noch mal Bronzebürste und Patches.

Das Robla muss natürlich vollständig raus.
WD40 o. Bremsenreiniger, danach ein Hauch Öl.


WaiHei
 

JMB

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carcano schrieb:
3 Schuss sind kein Schussbild, sondern reiner Zufall. Man lasse die Finger von solchen sinnlosen Minigruppen außerhalb von reinen Ladungstests (um Laboierungen auszusondern, die von vornherein nicht viel treffen).
100% ACK!
So mache ich das (v.a. bei "deftigen" Kalibern und teuren Geschossen) auch:
3-Schuss-Gruppen können auch mit 5 Schuss nicht mehr kleiner werden, wenn also der Streukreis von 3 Schuss nicht befriedigt, dann wird das auch mit 5 Schuss nicht der Fall sein.
Andererseits kann man so mit 15 Schuss 5, statt nur 3 Labos einer ERSTEN Prüfung unterziehen.
Was mit 3 Schuss gut aussieht wird mit mehreren! 5-Schuss-Gruppen verifiziert.


WaiHei
 
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1. Du hast noch nichts zur Dralllänge gesagt. Was hast du gemessen?

2. Die .243 ist wohl ziemlich diffizil. Ich hab ein halbes jahr gebraucht um auf Streukreise konstant unter 25mm (5 Schuß) zu kommen.

Merkwürdigerweise schießen bei meinem 98er gut:
75gr und 87gr Hornady SpirePoint und 105gr Speer RN
Sonst: von spottbillig bis sauteuer -> nicht vernünftig zum Fliegen zu bringen!

Das 96gr KS RWS Fabrikladung geht grad noch für die Jagd neben dem 105gr Speer.

Hülsen: Sako und RWS, max 51,0mm , jeweils mit CCI BR2

Verschiedene Ladungen mit R904 und R905. Erfolg brachte in erster Linie die Variation der OAL.

Teddy
 

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