Pacht-/BGS-Preise und Jägerdichte im Dreiländereck HE, NDS, TH

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Ich habe mal eine ganz blöde Frage mit regionalem Bezug. Ich bin hier vor einer Weile zugezogen; hatte vorher in Niedersachsen gewohnt und auch gejagt. Dort eigentlich auch nie Probleme gehabt, jagdlichen Anschluss zu finden. Aber hier in Nordhessen verzweifle ich so langsam aber sicher. Die Jäger, die ich bisher hier getroffen habe und die nicht selbst Pächter waren, sind fast immer auch Jagdgenossen und alles scheint voll besetzt zu sein. Der "Druck" der revierlosen Jäger aus dem Umkreis muss groß sein, denn jedes Jahr sind sämtliche Jagden beim Forst quasi binnen Minuten nach Erscheinen auf der Homepage ausgebucht.

Wenn man Begehungsscheine beim Forst will, muss man sich, auf persönliche Vorstellung hin, dann jahrelang auf eine Warteliste setzen lassen, öffentlich angeboten werden sie schon gar nicht. Ich kenne das aus anderen Bundesländern ganz anders und viel transparenter. Hin und wieder werden mal im Netz Begehungsscheine angeboten, die aufgerufenen Hegebeiträge bewegen sich dann aber eher im hohen(!) vierstelligen Bereich (zzgl Wildbret und Revierarbeit natürlich). Ich verstehe, dass wir hier je nach Lage wirklich attraktive Rotwildjagden haben, die sicher nicht billig in der Pacht sind, und ich hatte mich auch schon mit dem Gedanken getragen, vielleicht einfach selbst ein kleines Niederwildrevier mit SW zu pachten, wenn sich etwas anbietet. Aber bei Kursen von z.B. 14€/ha zzgl. Wildschaden als Mindestgebot für ein reines Waldrevier im Naherholungsgebiet mit starkem Besucherverkehr, Rehwild und SW als Wechselwild bin ich einfach raus, wenn man dann noch Fahrt- und Jagdbetriebskosten dazu rechnet. Wie hoch wird üblicherweise auf sowas geboten; 20, 30, 40€/ha? Ist eine ernst gemeinte Frage, weil ich gar keine Ahnung bzgl. der Region hier habe.

Das soll auch wirklich keine Klage über die Verhältnisse sein; ich freue mich für Waidwerk und Wild, wenn die Jagd funktioniert, und die Infrastruktur (Schießstände) ist sehr gut. Ich möcht's nur verstehen, da ich hier in den entsprechenden Themen, auch aktuelleren, meist von Pacht- und BGS-Preisen lese die selbst in Gegenden mit mehr städtischem Einzugsgebiet deutlich unter dem liegen was hier aufgerufen wird. Viele Pächter in der Gegend kommen von weit her; treiben die die Preise wirklich so stark nach oben? Hat die Region einfach besonders viele Jäger bei knappem Revierangebot? Oder ist das der normale Trend und ich sollte mich einfach damit abfinden, dass ich sehr, sehr tief in die Tasche greifen muss?
 
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Westwood

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Oder ist das der normale Trend und ich sollte mich einfach damit abfinden, dass ich sehr, sehr tief in die Tasche greifen muss?
Zur angefragten Region kann ich wenig sagen da ich aus einer anderen Ecke der Republik bin.
Allgemein geht der Trend, zumindest in meiner Ecke, dahin das wirklich utopische Preise für Jagden aufgerufen werden die dieses Geld eigentlich wirklich nicht Wert sind.

Wir haben in ein paar Jagden um meinem Heimatort Preissteigerungen von mehreren 100% bei Neuverpachtung, nicht weil die Ecken so attraktiv sind sondern weil die Leute, die sich die Eifel nicht leisten können, zu uns kommen und einfach blind auf Reviere bieten.

Vergangene Woche saß ich zufällig mit jemandem zusammen der auch hier in der Ecke pachtet, selbst hat der gute Mann 160 Km einfache Fahrt ins Revier...

Als er mitbekam das ich auch Jäger bin kamen wir natürlich ins Gespräch, ich hab erstmal nichts davon verlauten lassen das ich ein eigenes Revier habe und irgendwann kamen wir auf das Thema Begehungsscheine...
2600€ Rehwild 2/2, davon 1 mehrjähriger Bock, 1 Jährling, 500Kg Schwarzwild, alles weitere nach Absprache und extra abgerechnet.
Keine Kühlmöglichkeit, keine Jagdhütte, 50 Arbeitsstunden im Jahr.
Da hab ich schon recht dumm geguckt....
 
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Zur angefragten Region kann ich wenig sagen da ich aus einer anderen Ecke der Republik bin.
Allgemein geht der Trend, zumindest in meiner Ecke, dahin das wirklich utopische Preise für Jagden aufgerufen werden die dieses Geld eigentlich wirklich nicht Wert sind.

Wir haben in ein paar Jagden um meinem Heimatort Preissteigerungen von mehreren 100% bei Neuverpachtung, nicht weil die Ecken so attraktiv sind sondern weil die Leute, die sich die Eifel nicht leisten können, zu uns kommen und einfach blind auf Reviere bieten.

Vergangene Woche saß ich zufällig mit jemandem zusammen der auch hier in der Ecke pachtet, selbst hat der gute Mann 160 Km einfache Fahrt ins Revier...

Als er mitbekam das ich auch Jäger bin kamen wir natürlich ins Gespräch, ich hab erstmal nichts davon verlauten lassen das ich ein eigenes Revier habe und irgendwann kamen wir auf das Thema Begehungsscheine...
2600€ Rehwild 2/2, davon 1 mehrjähriger Bock, 1 Jährling, 500Kg Schwarzwild, alles weitere nach Absprache und extra abgerechnet.
Keine Kühlmöglichkeit, keine Jagdhütte, 50 Arbeitsstunden im Jahr.
Da hab ich schon recht dumm geguckt....
50 Arbeitsstunden? Beim Angelverein haben wir sechs und jede nicht geleistete wird mit 20€ nacherhoben. Aber 50? Gilt da Kirren schon mit rein oder wirklich reine Arbeitseinsätze on top zu dem schon satten "Hegebeitrag"?
 
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….dann hättest du ca. 270kg Fleisch.
Bei einem durchschnittlichen Preis von 17.50€/kg (manches teurer, manches preiswerter) hättest du 4725€. Wenn du das selbst machst/kannst und wenn du natürlich diese Strecke schaffst.
So ein Angebot hatte ich auch mal, da hätte jeder für 4500€ so um die 15 Stück Wild schiessen dürfen, meine ich, leider hätte es dann aber auch eine Anzahl Begeher 10+ in überschaubarem Revier gegeben. Eckdaten über Preis und Wild hinaus schon wieder verdrängt.

Da schiess das erstmal. Reine Abzocke am Ende. RLP; Nähe Nürburgring
 
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So ein Angebot hatte ich auch mal, da hätte jeder für 4500€ so um die 15 Stück Wild schiessen dürfen, meine ich, leider hätte es dann aber auch eine Anzahl Begeher 10+ in überschaubarem Revier gegeben. Eckdaten über Preis und Wild hinaus schon wieder verdrängt.

Da schiess das erstmal. Reine Abzocke am Ende. RLP; Nähe Nürburgring

Naja, diese Pauschalangebote gibt es hier auch (theoretisch, sind aber nie frei) vom Forst und ich würde sagen dass das schon vergleichsweise attraktive Konditionen sind, wenn man Zeit hat und viel Wildbret isst/Familie versorgt und vielleicht noch ein Händchen für Direktvermarktung hat.

Hier begegnen einem von privat z.B. Begehungsscheine (unentgeltlich) Rehwild 2/2 + SW und exklusive Wildbret für zwischen 2000 und 10000€, je nachdem ob noch Rotwild vorhanden ist und Arbeitseinsatz, und dann sind mitunter 5-10 Begeher im Revier. Das mag auf die Breite gesehen jetzt übertrieben klingen, aber solche Reviere gibt es wirklich. In einer dünn besiedelten, strukturschwachen Region.

Es gibt aber auch etliche Reviere (man lernt ja Leute kennen auf dem Land...) die Pächter von außerhalb haben, keine Begeher und auch kein Interesse daran; Bejagung findet dann quasi nicht statt, zum Ärger der Leute vor Ort. Fallwild liegt dann im Hochsommer auch schonmal zwei Wochen kurz vorm Ort und die Anwohner zucken mit den Schultern und man hört Aussagen wie "die Jagd ging vor 4 Jahren an jemanden aus NRW, den hab ich aber noch nie hier gesehen".
 
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Gibt es wirklich Leute die 10.000€ für nen Begehungsschein bezahlen?!

Nun, es gibt hier genügend Leute, die bezahlen 2000€ und mehr für befristete Jagderlaubnisse über vier Wochen (Sammelansitze) auf Rehwild und eventuell SW, also ja, mit Sicherheit.

Ist sicher regional extrem unterschiedlich, ich konnte mir das auch mit meinem jagdlichen Werdegang aus "Dorfjagden" in Niedersachsen nicht vorstellen.
 
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Das machen die Leute, die gar nicht mehr wollen. Warumsoll man im Revier das ganze Jahr arbeiten? Gar keine Zeit dafür, einmal im Jahr richtig krachen lassen, fertig.
 
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Das machen die Leute, die gar nicht mehr wollen. Warumsoll man im Revier das ganze Jahr arbeiten? Gar keine Zeit dafür, einmal im Jahr richtig krachen lassen, fertig.

Ja, das wird so sein. Ein aktuelles Modell von Hessenforst in der Region: Je 4 Ansitze für 4 Jäger (Ansitze, nicht Jagdtage!) auf Rehwild und Schwarzwild. Also im Grunde ein kurzes Jagdwochenende für eine kleine Gruppe. Kein Wildbret inklusive. 1300€. Wird sicherlich Leute geben, vielleicht Freunde, die sich nur ein, zwei Mal im Jahr sehen, die dann sowas buchen und den Rest des Jahres die Büchse im Schrank stehen lassen.

Für das Geld hab ich schon in Bayern zwei Wochen Familien(jagd-)urlaub im Juni gemacht, mit Ferienwohnung für vier Leute und freier Büchse...

Zunehmend scheinen das aber nun auch private Pächter als Geschäftsmodell zu entdecken.
 
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Das kannste in den Forsten billiger haben. Der Sammelansitz auf Reh und Sw kostet(e) im Bundesforst Lausitz ca. 170€

Zunehmend scheinen das aber nun auch private Pächter als Geschäftsmodell zu entdecken.

Nachfrage schafft Angebot. Ist ja leicht verdientes Geld.
 
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