Mongolicus schrieb:
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Und wo hast du deine "Weisheit" her?
Mongolicus
Zum einen aus jahrelanger praktischer Arbeit, zum anderen aus ebensolanger Beschäftigung mit den Erkenntnissen Anderer.
Zum -kleinen- Teil auch aus den Ergebnissen des durch den LJV RLP angestossenen und aus Mitteln der JAG finanzierten Niederwildprojektes: " Eine Aussage zum Einfluß der Prädatorenbejagung ist...nicht möglich" Wild&Hund Heft 11/09, Seite 31
Der "Flaschenhals" bei den Waldhühnern sind die (fehlenden) Lebensraumrequisiten. Eine Stabilisierung oder noch besser ein Anstieg der Bestände unserer 3 Waldhuhnarten kann es nur geben, wenn die Lebensraumbedingungen verbessert werden. Erst dann spielt die Abundanz von Prädatoren eine entscheidende, weil
evtl dann die Prädation der limitierende Faktor
wird
Die -nicht neue (1946), aber bis heute anerkannte- Sichtweise von P. Errington nimmt in der Diskussion eine - meiner Meinung nach- wichtige Stellung ein:
Individuen, die gezwungen sind, in für sie suboptimalen Habitaten zu leben, sind eher prädationsexponiert als in optimalen Strukturen lebende Artgenossen. Da die biologische Fitness von den Bewohnern suboptimaler Habitate als niedriger einzustufen ist, sollten die Verluste (auch durch Prädation) dieser Individuen nicht so gravierend sein. Der Eingriff erfolg also im Wesentlichen in den sog. Doomed surplus, den "totgeweihten Teil" der Population.
Natürlich gibt es auch Arbeiten, die mittels Räuberausschlußverfahren eine ansteigende Abundanz der Waldhühner nachweisen (Lindström e.a., Marcström e.a.) Diese Wirkung war aber nur vorübergehender Natur, nachdem sich die
künstlich gesenkte Räuberdichte wieder auf den natürlichen Stand einreguliert hatte, waren die Effekte wieder vorbei. Gleiches gilt auch für die div. Spittler-Arbeiten, die stellenweise höhere Abundanz von Hasen nach Tollwutzügen beschreibt.
Der Grundtenor aller mir bekannten seriösen Arbeiten zum Räuber-Beute-Verhältnis bei den Waldhühnern zeigt, daß ein Ansteigen der Populationen über Lebensraumgestaltung erfolgen muß (wie das geht, liest der Interessierte z.B. bei Lieser in Ecology of Birds, Band 16 1994; Suchant in Schriftenreihe der LFV, Band 78 usw. nach.
Verschneidet man die erhobenen Zahlen der an den Balzplätzen im Schwarzwald gezählten Auerhahnen (auch vor Beginn der Biotoppflegemaßnahmen!!!) [FVA Freiburg, Suchant e.a.] mit den Fuchsstrecken, zeigt sich, ein sehr deutliches Ansteigen der Fuchstrecken (als Hinweis auf steigende Abundanz), während im gleichen Zeitraum die Zahl der Hahnen im Wesentlichen gleichgeblieben ist (Abbildung hierzu bei Kaphegyi im Tagungsband der intern. Auerhuhntagung 1997 in Oberprechtal)
Verfechtern der segensreichen Wirkung einer Prädatorenbejagung seien auch die Ergebnisse von Breitenmoser's Projekt "Jungfuchs und Tollwurt im Kanton Solothurn; Abschlußbericht 1995" ans Herz gelegt:
auf einer Fläche von 150 km² sollte der Anteil der Jungfüchse durch Fang und Abschuß deutlich reduziert werden. Obwohl die beteiligten Jäger durch Schulungen und ausreichendes Zur-Verfügung-stellen von Reusenfallen hinreichend vorbereitet wurden, konnte ein Eingriff in auch nur annähernd ausreichendem Umfang nicht erzielt werden. Gleiche Ergebnisse zeigt auch Debbie: Rabies control of terrestrial wildlife by population control 1991.
Prädation gehört meiner Ansicht nach zu den normalen und natürlichen Faktoren, die auf eine Population einwirken und diese auch gesund zu erhalten vermag. Prädatorenregulation hat noch keine Art oder Population gerettet, Lebensaumverbesserungen hingegen schon. Im passenden Lebensraum können Prädatoren keine zerstörerische Wirkung ausüben, im suboptimalen Lebensraum sind die Prädationsverluste nicht vernatwortlich für die Situation der Art.
Was ganz Anderes:
Würde man Annhemen, daß Prädatorenbejagung eine Erholung der Waldhuhnbestände zur Folge hätte, wie dies "Varminter" unterstellt, hätten die Jäger als angebliche Naturschützer eindeutig versagt, da sich dieser Effekt trotz aller Fuchsjagd nirgends eigestellt hat.