NEIN, es gibt eben KEINE Sachzwänge in der Hobby-Freizeit-Jagd. Es gibt den Zwang zu Verantwortung und zwar auch politisch. Das schließt v. a. MIT EIN, dass man dem Erwerb bzw. Besitz von Waffen und unmengen gefährlicher Munition im Wege von Online-Kursen und Schnellstausbildungen ENDLICH einen Riegel vorsetzt.
Ja, schon klar, in welche Richtung das läuft: Es bedeutet, daß man die Jagd nur in die Hände einer möglichst kleinen Anzahl von ihrer Lebensgeschichte oder dem Geld der Eltern privilegierter Menschen geben solle.
Und möglichst nur diese sollten dann Zugang zu Waffen haben.
Wir hatten das schonmal. "Feudalismus" nannte sich das.
Fertig gedacht enthält das dann Implikationen, die bestimmt auch für Dich, lieber Anthas, einen Platz OHNE Jagderlaubnis und Waffen bereithalten.
Mir mach besonders dieses Demokratieverständnis Angst. Ich habe so viele liebe Menschen innerhalb der Jagd kennengelernt. Auch Menschen, die vom Leben nicht lieb behandelt wurden und die sich die Jagd gerade so leisten können. Wer gibt mir das Recht, Menschen in weniger begüterten Verhältnissen "auf Verdacht" eine geringere Chance auf ehrenhafte Jagdausübung zu unterstellen?
Woher sollte ich die moralische Überlegenheit nehmen, jemandem, der eben unter Sachzwängen steht, die ja in der realen Welt existieren, eine größere Affinität zu irregulärer Gewaltanwendung zu unterstellen?
An welchem Rechtstitel macht das halt? Soll dann auch nur noch derjenige zu Chlorhaltigen Reinigungsmitteln bekommen, der ein Eigenheim hat? Und wie ist es mit einem Ingenieursstudium? Es gibt kaum ein gefährlicheres Wesen in dieser Welt, als ein gut ausgebildeter Ingenieur mit einem schlecht ausgebildeten Charakter.
Dank meiner gründlichen Ausbildung könnte ich Dinge ohne Waffe anstellen, gegen die ein Schulhofmassaker wie ne aufwärmübung wirkt. Aber mein Herz hängt nunmal am egalitären Rechtsstaat. Dem besten, den es je auf deutschem Boden gab.
Und eben dieser Rechtsstaat hat ein Herz für Gleichheit, für alle Klassen, Stände, Eigentumsverhältnisse...
Sorry, ich schweife ab. Aber es ist am ende eine rechtsphilosophische Frage. Am ende hastDu, Anthas, die wichtigste Frage aufgestellt: Nämlich, ob man einer bestimmten Gruppe derer, die eine Jägerprüfung bestanden haben, eine höhere Moralität für sich reklamieren können.
Erst dann kommt die Frage, welche Parameter dann zur Unterscheidung führen.
Anthes schlug soeben vor, die Zeit, die man neben dem Broterwerb für die Jagd erübrigen kann, als Parameter zu nehmen: Wer viel Zeit hat, keine kranken Angehörigen versorgen kann oder will, wer eine perfekte oder keine Ehe führt, der soll das Privileg bekommen.
Wer bietet ein anderes Kriterium an? Gehalt? Grundbesitz? Religion? Herkunft?
Nein, Anthes, ich habe nur EINEN Versuch gestartet, Deine Implikationen weiterzudenken. Du wolltest DAS sicher nicht sagen. Ich unterstelle Dir nur gute, aufrichtige Absichten. Aber es war leicht, zu zeigen, wohin dieser Ansatz führen kann.
Um was ich jetzt Bitte:
Kein Shitstorm. Sondern zeige mir, wo ich mich irre. Aber bitte mit den Mittel logischer Herleitung.
wirklich lieber Gruß
Hrodgar