Jagen am Ostkap Teil I

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Wie versprochen, möchte ich einen hoffentlich nicht zu langen Bericht über unsere Gruppenjagd am Ostkap mit Stöger-Jagdreisen liefern,
evtl. in mehrern Raten, weil wir ja zu acht waren und es eine Menge zu erzählen gibt.

Angefangen hatte es mit einer wahren Reisetortur, Abflug mit LH von Frankfurt nach München, aus zwei Stunden Aufenthalt wurden schließlich fünf, dann weiter nach Kapstadt, dort über sieben Stunden verbummelt, weiter nach Port Elizabeth und dann nochmal knappe zwei Stunden mit dem Bakkie zur Farm. Insgesamt waren wir inkl. Anfahrt nach Frankfurt 33 Stunden unterwegs und dementsprechend geschlaucht...

Natürlich gab es gleich noch Abendessen, lecker! Die Lodge und die Zimmer gefielen uns allen, aber alle wollten auch schnellstmöglich ins Bett und morgens um fünf war jeden Tag die Nacht schon wieder vorbei.

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Am nächsten Morgen wurden wir den Jagdführern zugeteilt, alle hatten ihren eigenen bis auf unsere zwei weiblichen Jungjägerinnen, Schwestern, die zusammen jagen wollten. Und dann ging´s schon raus. Im Gegensatz zu Namibia ist die Gegend wunderschön grün und hügelig, bestens geeignet, Gegenhänge nach Wild abzusuchen, und so lief die Jagd dann auch zum großen Teil. Ausnahme war das Stalken auf Bless- und Springbock, denen einige von uns teils bis zu 15 Kilometern nachlaufen mussten, bis sie zum Schuß kamen. Ansonsten entdeckte man das gewünschte Wild und ging es dann an.

Mein Jagdführer, ein junger Bure von 26 Jahren, war zusammen mit seinem schwarzen, doppelt so alten Tracker eine Klasse für sich. Die beiden bilden seit sechs Jahren ein Team und gingen sehr liebevoll miteinander um (generell war das Verhältnis der PH mit ihren Trackern tadellos!). Innerhalb von drei Tagen hatte ich sechs verschiedene Wildarten erlegt (vier waren im Paket enthalten), der Großteil davon Rowland-Ward-Trophäen. Bei unseren vier Afrikaneulingen ging es ähnlich fix, nach durchschnittlich 3-4 Tagen hatten sie ihre 4 gebuchten Abschüsse getätigt und konnten sich nun aussuchen, was sie sonst noch reizen würde. Tatsächlich am schwierigsten gestaltete sich bei fast allen die Jagd auf ein Wild, das auch in Namibia von den meisten Jägern nicht geachtet oder gewürdigt wird: Der Ducker!
Mir ist es bei meiner nun 5. Afrikareise immer noch nicht vergönnt gewesen, einen zu erbeuten, dafür hatte meine Holde mehr Glück mit Diana, sie erlegte den Stärksten:

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Bei mir lief es nach den ersten 4 Tagen etwas holpriger, ich wollte unbedingt zwei, drei Tage zusammen mit meiner Frau jagen, hatte ihr auch einen Bergriedbock als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk vermacht, und so richtete sich der Hauptaugenmerk auf diesen und den Ducker, der in ihrem Paket enthalten war. Ich selber wollte noch ein Stück erlegen, angedacht war Warzenkeiler, Ducker oder Steinböckchen. Nach einer vierstündigen Pirsch in einem abwechslungsreichen Gebiet, bekannt für gute Riedböcke, war es dann soweit: Die Holde beschoss einen im Schatten eines Busches im Gegenhang dösenden Bock auf 200m, leider knapp überschossen. Der Bock sichert herüber, dreht sich und will langsam ins Dickicht wechseln, da folgt Schuß zwei und der trifft, der Bock geht herunter.
Wir warten eine Zigarettenlänge, dann gehen wir langsam hinüber. Mein PH reicht mir die Büchse mit der Bitte zu schießen, falls der Bock nochmal hoch wird.
Anscheinend traut er der Holden nach dem Fehlversuch nicht mehr zu 100 Prozent; aber das geht natürlich gar nicht, es ist ihr Bock und so gebe ich die Büchse weiter und erkläre dem PH, dass sie mit freihändigem Schießen vertraut ist aufgrund unserer Drückjagden. Kurz vor dem Bock wird dieser dann tatsächlich nochmal hoch und versucht, hangaufwärts zu entkommen, kommt aber nicht weit, weil Frau nicht lange fackelt und ihm den Fangschuß anträgt.
Eine spannende Jagd ist zu Ende mit einem ansprechenden Bergriedbock:

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Riedböcke sind außergewöhnlich mit ihren nach vorne gebogenen Hörnern und die Jagd auf sie gehörte zum Spannendsten, was wir erleben durften!

Für den Moment mache ich mal Pause, der Hund fordert sein Recht, später geht es weiter!
 
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So, und nun Teil II:

Aus den Paketangeboten von Mpunzi Safaris hatte ich mir eines ausgesucht, das aus Nyala, Kudu, Buschbock und Ducker bestand. Der Ducker ist wohl obligatorisch in allen Paketen enthalten; nachdem ich erfuhr, dass Mpunzi das Xhosa-Wort für Ducker ist, erschloß sich mir auch der Sinn. Kudu wollte ich keinen (ich habe schon zwei), den tauschte ich gegen ein Weißschwanzgnu, dazu kamen noch Impala und Springbock.

Mit meinem Guide hatte ich unglaubliches Glück; ständig ein Spektiv dabei, so dass er tadellos ansprechen konnte auch über weite Entfernung und ich tatsächlich wirklich gute bis überdurchschnittliche Trophäen bekam. Aber auch die Kollegen (schließt immer das weibliche ein ;)) konnten sich nicht beklagen, alle waren sehr bemüht um uns und jagdlich erfahren, selbst der Junior des Inhabers, der meine Frau führte, mit seinen grade mal 18 Jahren verfügte schon um einen reichen jagdlichen Erfahrungsschatz und war für sein Alter sehr reif.

Am ersten Tag erlegte ich Blessbock und Nyala:

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Meine Guide Andrew mit seinem Tracker Ace, der Nyala lief uns auf der Heimfahrt vom Blessbockabschuß quasi über den Weg. Vier, fünf Nyaladamen querten die Pad und wo die sind, ist ein Bock nicht weit. Also weiter gefahren, gestoppt, zurückgepirscht und siehe da, ein starker Bulle! (Oder Bock bin mir nicht so ganz klar, wo die Grenze dazwischen verläuft, wahrscheinlich Bock bei Gazellen und wenn´s größer wird Bulle).
Vierbein aufgestellt, 270 m, verweigert, weil es mir zu weit war, zumal zwischen Nyalas und uns mehrere Büsche waren, die als Sichtschutz dienen konnten. Wir pirschten uns dann doch auf 180 m an und der Bulle lag im Schuß; eine wundervolle Antilope, wobei die Damen noch graziler und schöner sind.

Tag zwei brachte ein besonderes Erlebnis, die Jagd auf einen Bergriedbock!
Dafür fuhren wir mehr als eine Stunde in eine dafür bekannte Property mit grünen Hängen und Rinderweiden. Und wieder war auf meine Mannschaft Verlass: Schon nach 10 min sah Andrew einen guten Bock, den wir anpirschen konnten. Hinter einem Busch in Stellung gegangen, richteten wir den Zielstock ein; doch irgendwas hatte der Bock mitbekommen und wurde aus seinem Lager in der Wiese hoch: Schneller Schuß und er brach zusammen.
Am Stück angekommen, konnte mein Guide es nicht glauben:
Da lag ein wirklich alter Herr, wie er ihn noch nie gesehen hatte mit prächtiger Trophäe:
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Danach hielten wir Ausschau nach einem Buschbock, einem Wild, das bei allen hoch im Kurs stand. Nach über einstündiger Ausschau an einem vielversprechenden Platz trat dann tatsächlich ein guter Bock aus, der ebenfalls nach Schußabgabe am Platz blieb:



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Wie bereits bemerkt, arbeiteten meine Guides sehr effektiv und ich begann mich zu fragen, was ich die restlichen 5 Jagdtage noch anstellen sollte, wenn das so weiterging...

Tag drei brachte frühmorgens ein wenig Verwirrung; es sollte auf Weißschwanzgnu gehen, nur hatte anscheinend der Eigner der dortigen Lodge plötzlich Preisvorstellungen, die nicht mit dem vorher verabredeten Preis zu vereinbaren waren (Zitat Andrew: total crazy...).
Letztendlich klappte es doch, allerdings war die Jagd kein Ruhmesblatt und nach 10 min zu Ende: Eine Gruppe Gnus stand im Eingangsbereich auf einer Grasebene, schnelle Pirsch teils auf den Knien und das war´s dann schon; Treffer hochblatt dem hohen Gras geschuldet, mit Fangschuß; hierzulande würde man dem Stück einfach seine Zeit geben, dort gehen alle PH lieber auf Nummer sicher.


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Nach dem Mittagessen in unserer absolut stylischen Unterkunft sollte es auf Impala gehen.
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Das soll es für heute gewesen sein, morgen folgt Teil III.
 
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Toller Bericht, schon mal vielen Dank für den ersten Teil!
Ich bin auch gespannt mehr über das Jagdgebiet zu erfahren, auch wie es sich (abgesehen von der Vegetation) von Farmen in Namibia unterscheidet.
 
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Teil III

Bei besagtem Mittagessen sollten wir erfahren, wie gefährlich die Jagd nicht nur auf Büffel, die im Gebiet vorkamen, sondern auch auf Antilopen sein konnte. Einer der Kameraden, Stammtischkollege von mir und Afrikaneuling, war mit Guide und zwei Treckern auf Jagd, als sie einen passenden Ducker sichteten. Schießstock aufgestellt, anvisiert, Kugel knapp hinters Blatt angetragen, da stürmt der kleine Kerl geradewegs auf die Gruppe zu :oops:
Da die Situation sich dementsprechend unübersichtlich gestaltete, wagte der Schütze aus Sicherheitsgründen keinen zweiten Schuß, sondern entschloss sich, die Sache auf deutsche Weidmannsart zu erledigen. Mit den Worten "Ich zeige euch jetzt mal, wie man das in Deutschland macht" zog er sein Messer, brachte das Tierchen zu Boden und fing es ab. Dabei kniete er sich auf Hinterläufe und Hals des Stücks. Nach dem letzten Zucken wollte er sich erheben, da hebt der Kleine den Kopf und verpasst ihm einen Stoß in den Unterschenkel, wobei das eine Horn nicht nur einen Cut, sondern ein Loch in seinen Unterschenkel fabriziert... :eek:
Das war es dann allerdings, der Ducker verendete.

Allen Afrikajägern sei also ans Herz gelegt, dass die Kleinantilopenjagd neben den Big Five absolut zum Dangerous Hunting zu zählen ist! Und hier der Mörderducker samt Erleger:

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Noch in Jahrzehnten werden hierzulande Sagas über einen deutschen Weidmann gesungen werden, der mit einem Ducker auf Leben und Tod kämpfte... :ROFLMAO:

Hier ein Bild einer fabelhaften Pferdeantilope, der Erleger war dementsprechend überglücklich:
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Bei mir sollte es mit einem Impala weitergehen, wir fuhren dazu in eine Property, wo wir noch nicht gejagt hatten. Hügeliges Gelände wie eigentlich überall, Busch wechselte sich mit freien Flächen ab. Nachdem meine Jagden meist unspektakulär verlaufen waren, der Rest der Truppe jedoch bislang ausreichend zu Fuß unterwegs war, machte ich Andrew klar, dass ich es diesmal etwas anstrengender wünschte, sprich pirschen wollte. Es folgte das übliche Procedere: Top on the hill und die Gegend abglasen und siehe da, einige hundert Meter weiter stand ein Trupp Impala im Gebüsch mit einem passenden Bock dabei.
Andrew, die faule Socke, gibt zu bedenken, dass wir über die Hälfte der Strecke durchaus mit dem Wagen fahren könnten...
Abgelehnt, ich möchte mich wenigstens einmal etwas bewegen und antworte, dass wir spätestens in einer halben Stunde am Stück sind. Also laufen wir zu zweit los, Ace bleibt zurück und dirigiert uns über Sprechfunk durch´s unübersichtliche Gelände. Nach exakt 22 min sind wir in Schußweite, der Trupp ist noch da, hat uns wohl aber mitbekommen und sichert von einer kleinen Anhöhe zu uns runter, der Bock scheint reif zu sein. Vierbein aufgestellt, Entfernung 160 m, Schuß und der Bock liegt am Platz. Tatsächlich ein reifes Stück:


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Zurück in der Lodge vermeldet auch die Holde einen Jagderfolg:

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Ende des dritten Teils...
 
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Unglaubliche Vielfalt an Wild, toll! Und schöner Bericht! Habt ihr auch mal von diesen Tierarten gekostet? Kann man das Geschmackserlebnis beschreiben für jemanden, der noch keine Antilope gegessen hat? Schmeckt Warzenschwein wie heimisches Schwarzwild? Und vielleicht hab ich es überlesen: Konntet ihr eure Waffen mitnehmen, oder eher one man-one gun vor Ort geliehen? Sorry für die vielen Fragen, aber das wäre echt auch was für mich.
 
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Teil IV

Aber es gab ja nicht nur Wild, sondern auch Haustiere auf der Lodge:
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Die Gottesanbeterin ist einfach niedlich! :love:

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Für mich stand am 4. Tag nur noch ein Wild auf der Liste, ein Springbock.
Erlegen wollten wir ihn auf in dem Gebiet, auf dem meine Frau ihren Bergriedbock geschossen hatte; auf dem Gelände der Farm erstreckten sich neben den bereits erwähnten Hügeln auch weite Grasebenen, auf den Impalas, Zebras und eben Springböcke standen.
Hauptproblem dabei: Die fehlende Deckung...
Wieder hielten wir auf einer leichten Anhöhe und glasten die Ebene ab, fanden bald eine gemischte Gruppe und Andrew und ich versuchten unser Glück, Frau und Tracker blieben im Bakkie, um uns gegebenenfalls zu unterstützen. Wir folgten dem Trupp eine Zeitlang, kamen aber nicht wirklich heran. Während der Verfolgung stießen wir auf eine Vierergruppe Böcke, die unter dem einzigen Baum der Umgebung dösten, bestimmt einen knappen halben Kilometer entfernt. Durch leichte Senken im Gelände kamen wir näher, dann ging es hundert Meter auf allen Vieren; als ich meine Knie schmerzhaft spürte, dachte ich mir: Junge, langsam wirst du zu alt für den Scheiß...
Schlußendlich waren wir auf etwas über 200 Meter heran, mehr ging nicht. Andrew bereitete den Zielstock vor, Waffe drauf, durchgesehen und an mich übergeben, aber:
Mist, er ist einen Kopf größer, viel zu hoch eingestellt, ich sehe nur Himmel! Nehmen sollte ich den zweiten von links; nach Korrektur des Stocks hatte ich einen Bock glasausfüllend im Zielfernrohr, wußte aber jetzt nicht, ob es tatsächlich der richtige war. Also zum Fernglas gegriffen und damit die Gruppe verscheucht, sie hatten die kleine Bewegung bemerkt. :(

Mein Guide packte etwas angefressen zusammen und stapfte davon, ich bemühte mich, Schritt zu halten, aber so was kommt halt vor bei der Jagd und manchmal hat es auch sein Gutes. Während ich ihm hinterher renne, stoppt er plötzlich und legt sein Glas auf den Stock; bei ihm angelangt, sehe ich auch eine Dreiergruppe Böcke in einer leichten Senke. Andrew flüstert: "Der linke Bock ist sehr gut" Geduckt geht es noch etwas voran bis auf 170 Meter, dann die bekannten Abläufe: Schießstock, Waffe, Zielaufnahme. Der Bock schaut nach links, ich visiere ihn an und denke an den momentan böigen Wind, aber ich halte aufs Blatt und lasse fliegen. Der Bock ruckt zusammen, dreht sich, um den beiden Kameraden zu folgen und ich sehe mittig Darmschlingen heraushängen; ca. 20 cm zu weit hinten getroffen, evtl. durch den Wind, aber tödlich allemal. Dann höre ich nur "repeat and shoot"; der Bock hat allerdings Fahrt aufgenommen und fliegend Schießen auf 200 m tut not. Vorhaltemaße für Springböcke kenne ich nicht, also pi mal Daumen, Schuß und keine Reaktion, dann flüchtet er leicht schräg von uns weg und ich lasse ihn in meinen Schuß hineinlaufen, aber vorerst wieder ohne Zeichnen. Dann endlich nach 30 Längen wird er langsamer und läßt sich nieder, gottseidank!

Langsam gehen wir ihn in einem kleinen Bogen an, um aus dem Wind zu kommen und 50 m vor ihm, wir sehen ihn grade so, wird er tatsächlich nochmal hoch und zieht langsam weg.
Diesmal muss es klappen und mein Fangschuß setzt der Jagd ein Ende.

Als wir denn betrachten können, sind wir beide froh, die ersten beiden Springbockgruppen verpasst zu haben, denn was da liegt, war bestimmt der Beste von allen:

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Zu bemerken ist für die Namibiaerfahrenen, dass die Kapspringböcke von der Trophäe her nicht so stark werden wie die Kalahariverwandten.

Als sich Andrew den Bock näher ansieht stellt er fest, dass ich ihm flüchtig schießend die Nase rasiert habe (das war der zweite Schuß gewesen) und als er ihn umdreht, findet er auch den dritten Schuß tiefblatt, aber der Bock wollte es wohl nicht wahrhaben; vier Treffer, wieder ein Beweis für die Schußhärte des afrikanischen Wildes!

In diesem Zusammenhang fiel mir eine Aussage Kai-Uwe Denkers ein:
"Wenn ich für den Rest meines Lebens nur noch eine einzige Wildart jagen dürfte, würde ich mich für den Springbock entscheiden".

Am nächsten Tag verließ mich mein Guide, er hatte eine andere Verpflichtung und ich jagte fortan mit der Holden, was ich schon weiter oben beschrieben habe, und mit ihm ging mein Jagdglück.

Alles in allem waren aber alle 8 Teilnehmer unserer Gruppe hochzufrieden, zusammen haben wir insgesamt 45 Stück Wild erlegt, darunter auch ein Buschschwein und eine kleingefleckte Ginsterkatze.
Die Unterkunft war sehr schön, die Lodge ebenso, das Essen fantastisch, aber zuviel, die Umgebung der ausgehenden Regenzeit geschuldet sehr grün und die sanft hügelige Umgebung hat es uns allen angetan. Gastgeber und Veranstalter waren sehr um uns bemüht; wenn mal was nicht klappte (was Wunder in Afrika), wurde umgehend Abhilfe geschaffen.

Von den PH habe ich viel gelernt, übers Ansprechen der Spezies, die ich noch nicht kannte und auch deren Alter, was ein besonderes Kapitel darstellt. Anscheinend weiß man inzwischen auch in Afrika, dass sich der deutsche Weidmann besonders altes Wild wünscht (getreu dem Zielalter fürs Rotwild mit 12 Jahren) und kommt diesem Ansinnen gerne nach:
Alt, sehr alt, zwölf oder dreizehn Jahre... ;)

Tatsächlich liegt das Alter der wirklich reifen Trophäenträger zwischen sieben und acht Jahren, ein höheres Alter ist eine Seltenheit, mit Ausnahme von Keilern, Büffeln und evtl. Gnus.
Reif wird eine kleinere Antilope oder Gazelle mit zwei oder drei Jahren; die größeren mit vier, spätestens fünf und mit acht Jahren geht es rapide abwärts.
Da die großen Spezies wie Büffel, Roan oder Sable eingekauft und ausgesetzt werden (aufgrund der Größe der Properties kann sich da kein selbsterhaltender Bestand etablieren), wissen die Betreiber sehr genau um das tatsächliche Alter ihres Wildes; ein Sable, der acht Jahre erreicht hatte, wurde uns solange angeboten (allerdings zu einem fantastischen Preis), bis sich mein Kusseng erbarmte; lt. Lodgebetreiber werden sie nicht älter und zeigten schon dementsprechende Anzeichen wie knochige Hüften, so dass sie den nächsten Winter wohl nicht überstehen würden. Ausnahmen gibt es natürlich immer, siehe mein Bergriedbock, der lt. PH mindesten 10-jährig ist.

Wer in Südafrika jagt, sollte sich auch im Klaren darüber sein, dass er im überwiegenden Teil des Landes in Gattern jagen wird, die im Schnitt kleiner als namibische Farmen sind, nach meiner Schätzung zwischen 3000 und 5000 ha im Ostkap, selten größer. Und auch bei den herdenbildenden Antilopen muss mit Entnehmen und Einsetzen eingegriffen werden, um einen gesunden Gesamtbestand zu erhalten; aufgrund besagter Gattergröße bestünde sonst die Gefahr einer genetischen Verarmung.

Dennoch waren es wunderschöne Tage mit fantastischen Jagden und Trophäen sowie abwechslungsreicher Landschaft, allemal eine Empfehlung wert! Vor allem die Pirschgänge hatten es allen angetan; in Namibias Dickbusch im Norden leider viel zu selten möglich.

Zum Abschluss noch einige Erlegerfotos sowie Bilder aus dem Addo-Elephant-Park, dem wir zum Abschluß unserer Reise einen Besuch abstatteten. Neben den sprichwörtlichen Elefanten ist die Besonderheit des Parks, dass er nur das Wild beherbergt, das zur Zeit der Ankunft der Weißen dort auch tatsächlich endemisch war. Demgemäß fehlen z. B. Springböcke und Impalas. Und das soll es nun auch gewesen sein und ich hoffe, nicht zu ausführlich oder ermüdend geschrieben zu haben...

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Buschschwein

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Abnormer Buschbock

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Wunderschöne Heuschrecke, wer den Namen kennt, bitte melden!
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Ziehende Streifengnus

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Prächtige Rappenantilope

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Springböcke in einer für die Gegend typischen Landschaft

Bilder vom Nationalpark in Teil V
 
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Teil V

Tiere aus dem Nationalpark

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Die dürfen natürlich nicht fehlen...

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Guter Hartebeestbulle

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Daggaboy

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Der beste Keiler der Reise!

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Hunger!

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Meerkatzen gab es auch

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Schakal kann immer kommen...

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Das müssten dem weißen Hintern zufolge Bunteböcke sein; sind die Kälber immer weiß?

Edith meint, dass das letzte Bild in Teil IV natürlich Impalas zeigt... 🙈
 
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Toller Bericht, schon mal vielen Dank für den ersten Teil!
Ich bin auch gespannt mehr über das Jagdgebiet zu erfahren, auch wie es sich (abgesehen von der Vegetation) von Farmen in Namibia unterscheidet.
Die Gegend kannst du in Teil IV, letztes Bild mit den Impalas, am besten sehen.

Auf den Farmen/Lodges werden zum Teil Ziegen und Schafe gehalten; im Gegensatz zu Namibia viel weniger Rinder. Alles in allem ist die Jagd wesentlich professioneller ausgerichtet als die Farmjagd in Namibia, nicht ganz so gemütlich und familiär und die Berufsjäger top ausgebildet.
 
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Unglaubliche Vielfalt an Wild, toll! Und schöner Bericht! Habt ihr auch mal von diesen Tierarten gekostet? Kann man das Geschmackserlebnis beschreiben für jemanden, der noch keine Antilope gegessen hat? Schmeckt Warzenschwein wie heimisches Schwarzwild? Und vielleicht hab ich es überlesen: Konntet ihr eure Waffen mitnehmen, oder eher one man-one gun vor Ort geliehen? Sorry für die vielen Fragen, aber das wäre echt auch was für mich.
Also Warzenschwein habe ich noch nie gekostet; in Namibia bekommen das die schwarzen Arbeiter auf der Farm und ich denke, dass das in Südafrika nicht anders sein wird. Es gibt einfach zu viele anderen Arten, die gut schmecken.

Waffenmitnahme nach Südafrika ist ein Kapitel für sich, wesentlich umständlicher als nach Namibia und ich würde davon abraten. Nach den jetzigen Erfahrungen hatten die PH alle Top-Waffen, jeweils eine in .308 oder 30.06, sogar eine 7x64 war vorhanden und dazu ein stärkeres Kaliber wie etwa 300. win mag. Zudem hatten alle sehr gute Zielstöcke, alle mit Schaftauflage.
Vernudelte Waffen habe ich keine gesehen.
 
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Wie bekommt man die Trophäen nach Hause?
Das müssen doch bei 45 Stück gigantische Kosten sein.
 
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Hallo,

schöner Bericht. Kann ich nur bestätigen, Louw und sein Team haben saubere Arbeit geleistet.
Flugreisen in Südafrika sind schon etwas besonderes. Waffenmitnahme nach Namibia - immer ja -, nach Südafrika würde ich sie nie mitnehmen.
Noch knapp 2,5 Monate, dann bin ich wieder in SA. Ich freue mich.
 
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Habt ihr auch mal von diesen Tierarten gekostet? Kann man das Geschmackserlebnis beschreiben für jemanden, der noch keine Antilope gegessen hat? Schmeckt Warzenschwein wie heimisches Schwarzwild? Und vielleicht hab ich es überlesen: Konntet ihr eure Waffen mitnehmen, oder eher one man-one gun vor Ort geliehen?
Zahlreiche Antilopen schmecken vorzüglich. An erster Stellen stehen wohl Eland und Oryx, dann Kudu, Impala, Springbok, Buschbock und weitere.

Warzenschwein kann man nicht mit Schwarzwild vergleichen, aber es ist echt lekker. Meine Frau machte daraus öfters Gulasch, dazu Kartoffelbrei und Gemüse.
 

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