Jagdjournalismus - Qualitätssicherung durch Praktiker für die Praxis

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Habe grad einen faulen Tag. Die Brut ist zum Bogenschiessen, die Hunde mitgefahren, die Frau nicht da. Räume auf und mir fällt die WH Ausgabe 1/22 in die Hand. Auf Seite 22 sieht man dann einen Jäger mit gezücktem Abfangmesser auf eine vom Hund gestellte Sau zu rennen. Der HT wird von der Bache grad geworfen. Action pur!

Aber nun kommt es. Bilder brennen sich ein, gerade bei jungen unerfahrenen Jägern und ich frage mich, warum man das im Artikel nicht herausstellt, dass dieses Verhalten extrem gefährlich ist, das Messer zu zücken, bevor die Sau fixiert ist, was schwieriger ist, weil eine Hand nicht frei ist und der HF noch auf sein Messer achten muss.

Ich würde bevorzuge, wenn die Redakteure bei der Auswahl solcher Bilder den Fehler klar benennen, die Selbstgefährdung des HF benennen, den Verstoß gegen die UVV erklären, die Gefährdung der Hunde aufzeigen.

Fachlich gute Praxis zu vermitteln, ist ein Baustein des Erhalts weidgerechten Handwerks.

Ich werde es künftig in meine Belehrung einbauen, dass die Durchgeher und andere HF klare Anweisung haben, das Messer erst zu zücken, wenn die Sau am Boden fixiert ist. Das hat für mich die gleiche Qualität wie jagen mit Stecher und Abpraller und gefährdet auch die Hunde, denn oft sind es nicht nur die eigenen am Stück.
Das sehe ich nicht so.
Was soll dieser permanente erhobene Zeigefinger?
Was kommt als nächstes?
Triggerwarnung, Achtung in diesem Heft werden tote Tiere gezeigt.
 
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Das sehe ich nicht so.
Was soll dieser permanente erhobene Zeigefinger?
Was kommt als nächstes?
Triggerwarnung, Achtung in diesem Heft werden tote Tiere gezeigt.
Der Vorwurf des erhobenen Zeigefingers verfängt nicht, denn allein eine kontroverse Sicht der Dinge bringt Fortschritte. Es lebt der Journalismus ja genau von dieser Kontroverse.
 
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Homeoffice. Dem Oberlehrer in mir juckt es in den Fingern….

Tagesmotto - Wider den Bildungsverfall

Habe zum Frühstück die WuH Sonderausgabe mitgenommen. Der Doppelpack. 56/57…mit CD…ist ein USB-Stick nicht besser? Ich bin der letzte in der ganzen Familie, der an seinem Laptop noch ein Laufwerk kat.

Los gehts! Hab es mit wohligem Grusel die Bilder und Texte genossen. Huuuuiiii. Da geht es ab.

1. Die Unterzeile zur Schlagzeile „in 6 Wochen fit für die Drückjagd vs. Seite 14. Spalte 2 „Das Basistraining beginnt 6 Monate vor den ersten Jagden.“ —- prüft niemand mehr, was dem Leser an logischen Brüchen zugemutet wird? Uhrzeit, Kalender, Grundschule

2. S. 58 - „Im Folgenden zeigen wir die wichtigsten Treffer und die damit verbundenen Schusszeichen beim Schalenwild anhand von Fotos, die auf Bewegungsjagden aufgenommen wurden. Diese Bilder zeigen Tierleid. Das ist in diesem Fall aber notwendig, da Zeichnungen die Situation nicht praxisgerecht abbilden können.“ Abgesehen, dass es nicht notwendig sondern maximal erforderlich ist, musste ich mir die Tränen schon ein wenig doller verkneifen…. Zum einen lachend, über die hier gezeigte Naivität, zum anderen vor Trauer, über den Wissenstand in der Redaktion, denn man kann seit vielen Jahren mit Bildbearbeitungsprogrammen Fotos so wandeln, dass wie ein Bild aussehen, auf das niemand mehr leiden muss, wenn er jagdpornografische Bilder sieht. Weder das Tier noch der Autor, noch das weiche Publikum und ich auch nicht. Das wäre doch echt nett und für alle von Vorteil. Außerdem muss ich heute auf dem Weg ins Revier zur DJ-Vorbereitung überlegen, ob ich es in die Ansage mit aufnehme. Ungefähr so: Liebe Jagdfreunde, bitte denkt dran, Tierleid zu vermeiden und vor allem dort, wo es notwendig war, welches zu erzeugen, damit auch der schlampigste von Euch lausigen Schützen mal auf Stück Wild anbacken und Funken reißen konnte, über solches zu kommunizieren, es sei denn, es ist unvermeidlich, darüber zu reden. Die hübsche Psychologin ist in Treiberwehr 3 eingesetzt. Das sind die schwierigsten Stände. Sie leistet Beistand auch ambulant, damit ihr nicht geknickt zum Nachsuchenkoordinator gehen müsst. Der Kellerschlüssel wiederum kann bei mir geholt werden, wenn Schulze mit Meier lachen gehen will, wenn der eine dem anderen erzählt, wie verdutzt Kunze geglotzt hat, als der vermeintlich sicher erlegte Erntekeiler wieder aufstand und verschwand. Es schont Kunze und den Keiler. Ein Jagdgericht mit Verurteilungen wegen angetanem Tierleid findet nicht statt, da das Tierleid im Wald hinreichend groß war und nicht wiederholt werden soll. Es schont den dicken Wirt und die junge Aushilfe an der Theke, die schon beim Gehacktesigel schwache Knie bekommt….“ ich glaub, so mach ich das.

3. Es sind wieder viele Bilder drin, die authentische Szenen zeigen, wo von der Topografie her niemals Kugelfang gegeben sein kann. Das wird auf den Seiten 50 bis 55 gut erklärt und bebildert. Eine Triggerwarnung erfolgt wie beim Tierleid allerdings nicht. Aber im Rest des Heftes spielt es dann keine Rolle, ob DJ-Situationen ohne Kugelfang dargestellt werden. Sehr schön ist das Foto unten links auf Seite 42 zu sehen. Plattes Land, bis zur Hecke sind es 70m….auf der Seite davor hat man auch seine Freude an der Werbung ohne Kugelfang und der Szene drüber. Auweia.
Jeder Hund wird besser ausgebildet, denn in der Ausbildung der Vierbeiner lautet ein Grundsatz, immer und überall Situationen zu vermeiden, in denen der Hund einen Fehler erlernen könnte.
Wir merken uns: Kein Redakteur ist für sein Bild verantwortlich. Jeder Schütze muss selber lernen, schädliche Fotos zu ignorieren, aus seinem Hirn zu löschen und positiv zu denken.

4. Und wer dann den Drilling auf Seite 74 zu den für eine Drückjagd ungeeigneten Waffen sortiert, der scheint nur in Revieren zu jagen, auf denen Raubwild zur Drückjagd nicht bejagt wird oder der Mann mit dem einen Gewehr nichts mehr zählt oder der Einstecklauf mit der kleinen Kugel fürs Reh noch nicht bekannt ist.

5. Und noch einer obendrauf, da ich heute morgen mit den Tiefbohrern unterwegs war, um zu erkunden, in welcher Tiefe der gewachsene Boden für ein Bauwerk zu finden ist.
Gewachsener Boden ist Lockergestein unterschiedlicher Herkunft. Durch Verwitterung entstanden. Damit ist es als Kugelfang nicht bzw. nur sehr bedingt geeignet in weiter Entfernung. Die Laubstreu ist auch kein geeigneter Kugelfang. Staunässe in Moorböden nimmt diesen auch die Eignung als Kugelfang. In vielen Waldflächen außerhalb der Norddeutschen Tiefebene und anderen Sandergebiete, liegen direkt unter und in der Streu ein Haufen Steine. Es ist nicht einfach, eine Drückjagd so zu organisieren, dass sie effektiv ist und sicher.

6. Das Bild vom Gefahrenbereich für Hunde ist unter dem vorgenannten nicht korrekt, ja geradezu gefährlich. Warum? Es wird einerseits korrekt erklärt, dass man am besten gegen einen Hang schießt. Es ist korrekt, dass es hinter dem Stück Wild einen Gefährdungsbereich hat, in dem ein jagender Hund Gefahr läuft, von Geschossteilen und Sekundärgeschossen verletzt zu werden.
Es ist nicht korrekt, wenn wie dargestellt ein Hund, der 20 m hinter dem Stück läuft, nicht gefährdet wäre. Gerade, wenn man gegen einen Hang schießt, sind in diesem Steine zu erwarten. Auch viele Endmoränenzüge sind voller Steine. Ein Geschossrest, der auf einen solchen Stein trifft, kann ein weiteres Mal abgelenkt werden und den Hund treffen. Also Obacht! Ein Jagdfreund hat genau das schon geschafft. Kiefer des Hundes durch. Krallen weg. Alles gut verheilt. Lange her. Nur einmal erlebt. Aber das reicht aus.

Ich schlage vor, öfter enger eingegrenzte Themen in die Sonderhefte zu nehmen und diese dafür differenzierter zu behandeln. Die sehr konträren Sichtweisen auf viele Dinge hier im Forum machen es doch vor.

Feuer frei! Ich habe vorgelegt.

Das Video muß ich auch noch ansehen, bevor die Kinder es mit mir ansehen müssen, denn die erste Drückjagd beginnt ja bald und es sind weder 6 Wochen noch 6 Monate Zeit….😉

Weidmannsheil
A.
 

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