Jagdfieber

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Hürsch schrieb:
kuno schrieb:
Und das meint der gemeine Hürsch beurteilen zu können?
Das sprech ich dir schlicht und einfach ab, das hast du nicht im Kreuz.

So Typen wie dich sprech im Ansatz an, die zusätzliche Lektüre ein paar deiner Beiträge verstärkt das nur.

Ich sag ja, du übernimmst dich. Ganz gewaltig sogar.
 
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Sir Henry schrieb:
Habe mir das alles durchgelesen.
Mir scheint es, dass es in allererster Linie an der Schießausbildung mit der Kugel mangelt.
Bisher berichten die JJ dass sie hauptsächlich Rehwild, das ja mit der Kugel bejagt wird, erlegt oder vor lauter Emotionen auch nicht erlegt haben.

Interessant ist, dass das Schießen mit Schrot diese Gemütserschütterung (fast) nicht auslöst und vor allem dann nicht, wenn auf sich bewegende Ziele geschossen wird. Schon auf einen sitzenden Fuchs oder Hasen wird gemuckt was es Zeug hält.

Die JJ sind prüfungsbezogen ausgebildet und müssen mehr oder weniger selbst rausfinden, wie sie am besten schießen und treffen.
Schießen ist eine Kopfsache und das bedarf am Anfang einer Ausbildung, die diese an sich verständliche Hemmschwelle des Tötens"entblockt". Diese Hemmunghat sich in uns, und damit auch dem Jäger, zunehmend aufgebaut, weil in aller Regel Tiere deren Fleisch er isst, nicht selbst töten muss.
Der Kleintierzüchter denkt sich nichts, wenn er ein Huhn oder eine Taube köpft oder ein Kaninchen "betäubt".
Und wenn der Bauer seinem Bullen oder Kalb über das glatte Fell streicht, wenn der Viehwagen kommt, dann berührt es ihn auch, schon weil er eine zeitlang für dess Wohl besorgt war.

Wenn der Jäger ein Stück Wild erlegt, das ihn weder hört noch sieht noch riecht (simpel ausgedrückt) dann sollte er so schmerzlos und schnell wie möglich erlegen. Die Jagd ist die einzige Tötungsart, wo das Wild nicht vorher betäubt ist.

Um das so weit wie nur möglich zu erreichen, bedarf es einer psychologischen "Schulung" und einer Schießausbildung, die das dem JJ vermittelt, umso mehr, als auf lebende Ziele geschossen wird.
Der Sportschütze versichert sich Mental-Trainern und schießt auf die Scheibe. Jäger denken, sie brauchen sowas nicht und das meinen von sich alte wie junge.

Der @kuno drückt es zwar ziemlich derb aus, hat aber im Prinzip recht.
Jagdfieber ist zu mindestens 50% pure Schussangst, sonst würden mehr Jäger auf dem Schießstand zeigen, dass sie wenigstens auf die Scheibe gut treffen. Auch hier trifft es alte wie junge. Wer das bekämpfen will, braucht kompetentes Coaching, denn das bloße Verschießen von teuerer Munition bringt nicht weiter.

Muss dieses Thema hier gerade mal hoch holen. Das kann ich leider nicht stehen lassen. Du versuchst hier glaube ich deine eigenen Gedanken als Tatsachen zu verkaufen. Leider hast du was die Psyche mit dem Schießtraining zutun hat vollkommen unrecht.
Schießen auf Zielscheiben ist eben nur das, man schießt auf Pappscheiben. Das hat nichts mit realem Schießen auf Lebewesen zutun. Die "Hemmschwelle zum Töten" wird durch das Schießtraining nicht durchbrochen. Das Training macht einen sicherer im Umgang mit der Waffe. Punkt.
Das Töten muss jeder selbst lernen, da kann ihn keiner an die Hand nehmen. Und selbst wenn die Scheibe geformt ist wie ein Bock und dazu noch hübsch bemalt, es bleibt eine Scheibe und hat keinen Einfluss auf die Psyche!

Und zu den Hemmungen; die hat auch der Kleintierzüchter, aber eben nicht mehr nach dem hundertsten Huhn. Hemmungen zu töten sind nicht anerzogen weil wir alle bei Aldi einkaufen, es sind natürliche Barriere die immer schon bestanden haben.

Das wollte ich hier abschließend noch mal gesagt haben!
 
A

anonym

Guest
Wingman schrieb:
Das Töten muss jeder selbst lernen, da kann ihn keiner an die Hand nehmen. Und selbst wenn die Scheibe geformt ist wie ein Bock und dazu noch hübsch bemalt, es bleibt eine Scheibe und hat keinen Einfluss auf die Psyche!

Weswegen es bei uns auch verboten ist sportlich auf "Mannscheiben" zu schießen... :21: Und das selbst in den Disziplinen bei denen es international so üblich ist da sie aus diversen polizeilichen oder militärischen Übungen hervorgegangen sind!
Und Behörden vermehrt dazu übergehen auf Filme zu schießen. (Jäger auch, nebenbei bemerkt.)



Und zu den Hemmungen; die hat auch der Kleintierzüchter, aber eben nicht mehr nach dem hundertsten Huhn. Hemmungen zu töten sind nicht anerzogen weil wir alle bei Aldi einkaufen, es sind natürliche Barriere die immer schon bestanden haben.

Die natürliche Barriere ist: ICH HABE GRADE KEINEN HUNGER. :wink:
Niemand muss bei uns noch Hungern. Hättest Du wirklich welchen würdest Du sogar versuchen einen Hasen mit den Händen zu fangen.
Heute muss der Kopf mit Blick aufs große Ganze die Sache ersetzen. Massentierhaltung und Co., Verbiss-Schäden und was der Dinge mehr sind.
Jagdtrieb im Sinne von Beutemachen ist ebenso ganz natürlich. Und wird - um mal bei dem erwähnten Discounter zu bleiben - von den meisten mit dem Aldi-Angebotsprospekt "befriedigt".
 
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Barry07 schrieb:
Sir Henry schrieb:
Jagdfieber ist zu mindestens 50% pure Schussangst.....
Das behauptest du immer wieder, aber deshalb wird des Argument nicht besser. Wenns die Schussangst gäbe, müssten die Schrotschützen ebenso darunter leiden, aber ich kenne keinen Jäger, der beim Schrotschuss ein Problem hat. Schussscheue Hunde scheuen bei Flinten- und bei Büchsenschüssen. Die haben Schussangst...

Ich halte eben Nachlese bei den inzwischen gemachten Outings.

Schrotschützen haben auch Schussangst nur wird die beim Schuss auf bewegte Ziele weniger wahrgenommen.
Wer bei WT-Schießen nicht auf die weiterfliegende Scheibe, sondern dem Schützen ins Gesicht schaut, kann dann immer noch die "heile Taube" fliegen sehen.
Auf Schrot wird vor allem beim aufgelegten Schuss gemuckt.
Wenn man hier liest, was an Füchsen und ähnlichen Schrotzielen davon läuft, sollte man mal in dieser Hinsicht weiterdenken.
Nachdem 36 g immer 36g sind, sei empfohlen, seinen Schrotlauf mit FLG einzuschießen und dann Streukreise nach Kugelmanier versuchen zu erreichen.
Sehr belastend das ganze und der Rückstoß wird nach 20 aufgelegt geschossenen Brennekes weit schmerzhafter empfunden, als 50 Schuss mit einer 8x57 oder was ähnlichem.

Warum mucken so viele Jäger - auch alte !!! - auf die Scheibe?
Hier muss man nicht das Jagdfieber bemühen, sondern ganz einfach das Erkennbare als den Grund dafür hernehmen, nämlich Schussangst.

Wer so schießt und trifft, wie es mehrfach beschrieben wurde,
dass die Schussmöglichkeit schon zu einer Anspannung führt,
die sich aber beim Blick durch das Zfr wieder abbaut und den
Schuss verantwortbar macht - der hat sich im Griff.
Das aber ist seltener als vermutet und da es vielen Jägern ganz
ähnlich geht, werden die zurecht gebastelten Ausreden für einen
Fehl-oder Schlumpschuss nur zu gerne geglaubt.

Übrigens:
Der obige "grüne Absatz" vom @Gletscherpris ist so verkehrt gar nicht.
Wer mit dickem Wurschtbrot in der Kanzel hockt, jagt nicht wie der
Eskimo oder Buschmann.

Und dem @Hürsch wünsche ich geriatirsch alles Gute, wenn sich in meinem Alter jagdlich so betätigen kann, wie es mir möglich ist.
Nachdem es wettermäßig besser und die Verwertung möglich ist,
an 2 Tagen 4 Rehe erlegt. War natürlich Zufall und Schüsse waren ins Ziel gezittert.

Dem @Skoman seinen Anmerkungen kann ich noch am ehesten folgen. :28:
 
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Glaub mir Schussangst hatte ich noch nie, trotzdem hat es mich beim letzten Bock ganz schön gebeutelt.
Das heißt ja nicht, daß er nicht trotzdem den Schuss da hatte wo er hin gehört.
 
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Ist doch o.k. und wie wars beim letzten
Kitz, Geiß oder Bock??
oder einem anderen Stück Wild ???
Hängt es vom Wild oder von den Umständen ab?
Oder gar von der Trophäe?
Hat dir das Erlebnis was gebracht oder warst du "stolz" auf was dabei?
Wie viele machen hier mit?
Wieviele getrauen sich nicht zu outen?
Fragen über Fragen.
 
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Da sich ja noch nichtmal die Wissenschaft einig ist was Jagdfieber denn nun eigentlich ist, können ja auch hier nur Vermutungen angestellt werden.

Ich hatte es bisher sehr unterschiedlich. 2x habe ich am ganzen Körper gezittert und so schnell geatmet das ich schon fast hyperventiliert habe. Da hatte ich aber beide male nur gehört das was ganz in der Nähe des Sitzes ist, gesehen habe ich zunächst nichts. Auch hatte ich keine Angst vor dem Schuss oder fühlte mich nicht vorbereitet. Ich glaube es war mehr der Beutetrieb. Das ich jeden Moment eine potentielle Beute vor mir haben könnte. Wäre jedenfalls mein Erklärungsansatz.
Die letzen Male wo ich einen Bock und/oder Schmalreh vor mir hatte, fühlte ich bloß die durchschnittliche Aufregung die sich aber außer einem erhöhten Puls auf nichts auswirkt und die Schüsse waren jedes mal da wo ich sie haben wollte.
 
C

Chavin

Guest
Ich kenne aus eigener Erfahrung eine sog. "Soziale Phobie", die von den Symptomen und vielleicht auch ein wenig von den Ursachen her dem Jagdfieber ähnlich ist.

Die Geschichte in Kurzform: Als ich noch die Schule besucht habe, war ich vor und während Referaten immer sehr nervös. Das ist ja zunächst nicht unnormal, bei mir hat es aber immer extremere Züge angenommen, sodass ich vor Zittern den Zettel nicht mehr ordentlich halten und nicht einmal mehr aufrecht stehen konnte. Das Ganze hat sich mit der Zeit auf weitere Lebensbereiche erstreckt. Alleine mir beim Essen zuzuschauen hat gereicht, dass meine Hände zu zittern anfingen. Irgendwann war es so schlimm, dass ich einen Arzt konsultiert habe. Der war aber irgendwie ein wenig überfordert und hat mir eine Schachtel Lorazepam (angstlösendes Betäubungsmittel) nach der anderen verschrieben. Das Zeug hat super gewirkt, es hatte aber sehr unangenehme Nebenwirkungen, sodass ich schließlich zum Psychiater und darauf zu einer Psychologin gegangen bin.

Ich weiß bis heute nicht so recht, was sie tatsächlich gemacht hat, dass es sich zunehmend verbesserte. In erster Linie lief das aber so ab, wie man es sich bei einer Psychologin vorstellt: Quatschen. Zwar nicht auf einer Couch, aber der Rest hat gestimmt. Und jetzt kommt auch das Jagdfieber ins Spiel. Ich habe verschiedene Entspannungsübungen gelernt (z.B. PMR - Progressive Muskelrelaxierung), die ich im Ernstfall kurz vor der "bedrohlichen" Situation anwenden konnte. Außerdem wurde ich auch direkt mit der Angst konfrontiert, indem ich vor dem Praxisteam referieren musste. Ich denke, sowohl die PMR (gibt es zuhauf im Internet), als auch die regelmäßige Konfrontation dürften beide auch zur Bekämpfung des Jagdfiebers beitragen. Vielleicht ist es ja genau der gleiche Teufelskreis wie bei der Sozialen Phobie: Das Jagdfieber rührt, könnte ich mir vorstellen, nicht nur von der Angst unmittelbar in der Situation, sondern auch von der Angst, dass das Jagdfieber überhaupt erst aufkommt. Dadurch besteht gewissermaßen eine "Angst vor der Angst", die sich immer weiter hochschaukelt.

Ich bin natürlich kein Psychologe, aber ich stelle mir das doch recht ähnlich vor, von dem ausgehend, was man so liest. Jedenfalls war bei mir die Therapie sehr erfolgreich - ich brauche keine Tabletten mehr und die Therapie ist auch abgeschlossen. Klar gibt es noch "brenzlige" Situationen, aber ich habe gelernt, damit umzugehen. Und genauso kann man es sicher lernen, mit dem Jagdfieber umzugehen, auch wenn man es vielleicht nie ganz wegbekommt. In diesem Sinne wünsche ich auch allen viel Erfolg, die unter dem Jagdfieber leiden.

Waidmannsheil

p.s. Wem das Jagdfieber sehr zu schaffen macht, kann ja selbst mal beim Psychiater vorbeischauen - ist keine Schande, auch wenn es in unserer Gesellschaft leider stark stigmatisiert ist.
 

hdo

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Jagdfieber läuft imho auch über das vegetative Nervensystem. Da gibt es auch unterschiedliche Veranlagungen- muss man so akzeptieren.
 
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hdo schrieb:
Jagdfieber läuft imho auch über das vegetative Nervensystem. Da gibt es auch unterschiedliche Veranlagungen- muss man so akzeptieren.


Wenn in uns noch ein ganz klitzekleines Fünkchen unserer jagenden Vorfahren verhanden sein soll, dann müsste sich das in hochkonzentriertem Verhalten im Anblick einer potenziellen Beute äußern.

Wenn das anders ist und uns die Aufregung übermannt, dann sind wir zur Jagd eigentlich unfähig geworden.

Wir wissen weder wie eine Katze oder ein Tiger sich in ein paar Millionen von Jahren weiter ententwickelt haben.
Wir kennen nur deren heutiges Verhalten.
Wir wissen auch nicht, ob es uns als Art in paar Millionen von Jahren überhaupt noch gibt.
Aber bezogen auf das heutige Verhalten von Katze und Tiger und uns "zivilisierten" Menschen, hebt sich deren konzentriertes Verhalten von unserem "aufgeregten" beim Beutemachen doch recht deutlich ab.
Und dabei haben wir heute doch Schusswaffen, die dem schwächsten Schwächling das Beutemachen erleichtern. Vielleicht ist die Furcht vor der eigenen Waffe doch zu beachtlich.
 
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Dass sich das Verhalten recht schnell ändert und dann genetisch fixiert werden kann, zeigen unsere Vorstehhunde:
Das (sichere) Vorstehen, das in die Vorstehrassen hineingezüchtet wurde, ist der vorzeitige Abbruch des Einspringens zum Fangen - siehe Fuchs beim Mäuseln, der das Einspringen auch ausführt.

Das Jagdfieber muss also keine "Untauglichkeit zur Jagd" signalisieren, sondern ist wahrscheinlich nur, dass vermehrt Adrenalin ins System geschüttet wird, weil die Jagd so "geil" ist.
:29:
 

hdo

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@ Sir Henry,

durch das adrenerge System (v.a. sympathisches System) wird der Jäger erst zu Höchstleistungen befähigt!
Steigender Blutdruck, höchstmögliche Sauerstoffsättigung- absolute Konzentration und Fixierung auf die Beute.
Ein paar Hundert Tausend Jahre musste der Jäger wohl damit rechnen ziemlichen körperlichen Einsatz bringen zu müssen wenn es galt große Beute zu machen. Das geht nur mit maximaler Sauerstoffversorgung von Muskulatur und Gehirn.

Wenn nun heute einer völlig cool und entspannt auf dem Sitz hockt und ohne jede Regung und ohne erhöhten Puls Wild erlegt wie eine Maschine, dann ist das wohl eher eine evolutionäre Anpassung an moderne schießtechnische Begebenheiten... :12:
 
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Also das mit der "Anpassung" habe ich doch einige Zweifel :17:
Warum treffen z.B. die "coolen" sowohl auf die Scheibe als auch auf Wild besser,
als die "uncoolen" die es auf dem Stand nicht abkönnen, wenn Ihnen jemand über die Schulter schaut
und die steif und fest behaupten auf der Jagd besser zu treffen als auf dem Stand. :?: :25: --------- :mrgreen:
 
A

anonym

Guest
Mit Krachlatten jagen ist ja auch per se eher unnatürlich, da bräuchte es dann auch keine Angst mehr vor der eigenen Donner-Rückschlagbüchse. :12: :12: :12:
 

hdo

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Warum treffen z.B. die "coolen" sowohl auf die Scheibe als auch auf Wild besser,
als die "uncoolen" die es auf dem Stand nicht abkönnen, wenn Ihnen jemand über die Schulter schaut ...

Konzentration geht auch mit Adrenalin im Blut. Jagd ging früher mit Adrenalin im Blut besser als ohne. Heute würde es besser ohne gehen.
Ich gehöre noch zum Mensch V1.0, der genetisch noch nicht angepasst ist.
 

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