Jagd - Töten - Emotionen, wie ist das bei euch?

A

anonym

Guest
Vorweg erwähnt, ich bin leidenschaftlicher Jäger, habe mit 19 meinen Schein gemacht, jetzt bin ich 32. Bin mit Jagd gross geworden und quasi immer begeistert dabei gewesen, seit ich 6 Jahre alt war.

Jagd ist meine Leidenschaft, keine Frage, also weit mehr als ein Hobby.

Nun habe ich im Laufe der Jahre allerdings eine Veränderung in mir wahrgenommen. Wenn ich vor wenigen Jahren noch voller Jagdfieber war, die Passion wirklich exzessiv ausgeübt habe, kommen mittlerweile auch vermehrt andere Empfindungen in mir hoch. Mitgefühl mit dem Geschöpf, die Bewusstheit ein Leben zu nehmen tritt verstärkt auf.

Bitte nicht falsch verstehen, ich jage für mein Leben gern, nur im Laufe der Jahre ist das Töten schon fast zur mit leicht traurigen Empfindungen verbundenen Notwendigkeit geworden. Früher habe ich eine erfolgreiche Jagd deutlich euphorischer empfunden.

Wie ist das bei euch? hat sich da auch emotional etwas verändert, je länger ihr jagd?
 
G

Gelöschtes Mitglied 7846

Guest
Waidmanns Heil @eichenlaub80
eichenlaub80 schrieb:
....
Wie ist das bei euch? hat sich da auch emotional etwas verändert, je länger ihr jagd?
"Jagd ist Leben nehmen, um Leben zu ermöglichen"

Egal aus welchem Blickwinkel betrachtet....

Einerseits, da Wild ein hochwertiges Lebensmittel dar stellt, und andrerseits weil Wildreuktion für insgesamt gesunde Bestände steht.

Ich habe noch kein Stück erlegt, mit dem ich nicht ein gewisses Maß an Mitgefühl hatte.

Momentan hadere ich sehr stark mit mir selbst in Bezug auf Sommerfuchsbejagung :25:

Insofen kann ich Deine Emotionen durchaus nach empfinden.
 
A

anonym

Guest
Keine Frage, bin absolut bei dir mit sachlicher Argumentation. Hochwertiges Lebensmittel, gesunde Bestände, etc.

Nur emotional regt sich da bei mir in letzter zeit einfach vermehrt ein Gedanke, wie..."das höchste Gut ist das Leben, du nimmst es zwar aus unwiderlegbaren Gründen, aber das grösste Bedürfnis eines jeden lebewesens ist es zu leben..."

Wer hat als Kind mit dem LG von uns nicht mal einen Spatzen erlegt...?! Mittlerweile könnte ich mich für sowas einfach nur selbst ohrfeigen...

Töten aus Spass, davon distanziere ich mich ganz vehement.

Aber dennoch schön/beruhigend zu lesen, dass ich mit solchen Empfindungen (deine Jungfüchse) nicht alleine bin...

Früher hab ich seltenst einen Fuchs laufen lassen...mittlerweile widerstrebt es mir sie zu schiessen, um sie zu entsorgen...(gut, ich hab ne reine Waldjagd, aber dennoch...)
 
G

Gelöschtes Mitglied 7846

Guest
eichenlaub80 schrieb:
Keine Frage, bin absolut bei dir mit sachlicher Argumentation. Hochwertiges Lebensmittel, gesunde Bestände, etc.
Alles im Leben hat seinen tiefern Sinn.

Sollte zumindest so sein...

eichenlaub80 schrieb:
Nur emotional regt sich da bei mir in letzter zeit einfach vermehrt ein Gedanke, wie..."das höchste Gut ist das Leben, du nimmst es zwar aus unwiderlegbaren Gründen, aber das grösste Bedürfnis eines jeden lebewesens ist es zu leben..."
ich laufe gerade wieder Gefahr etwas zu schreiben, was in seiner Konsequenz endgültig klingt..

Was musst Du tun, wenn das größte Bedürnis jedes Lebewesens befriedigen willst?

eichenlaub80 schrieb:
Wer hat als Kind mit dem LG von uns nicht mal einen Spatzen erlegt...?! Mittlerweile könnte ich mich für sowas einfach nur selbst ohrfeigen...
ist Geschichte... Du änderst es nicht, also solltest Du Dich damit auch nicht belasten.

eichenlaub80 schrieb:
Töten aus Spass, davon distanziere ich mich ganz vehement.
keine Frage... das muss auch so sein!

eichenlaub80 schrieb:
Aber dennoch schön/beruhigend zu lesen, dass ich mit solchen Empfindungen (deine Jungfüchse) nicht alleine bin...
Ich kann auch nicht aus meiner Haut :12:

eichenlaub80 schrieb:
Früher hab ich seltenst einen Fuchs laufen lassen...mittlerweile widerstrebt es mir sie zu schiessen, um sie zu entsorgen...(gut, ich hab ne reine Waldjagd, aber dennoch...)
Mir stellt sich die Frage, ob der Letzte unserer 5 Feldhasen schutzwürdig ist, wenn in der Nachbarjagd alljährlich die Treibjagden stattfinden und Hasen erlegt werden...

Wie viel ist das Gelege eines Bodenbrüters wert, wie sehr werden solche Gelege durch Jungfüchse bedroht und ausgelöscht?

Macht der Jungfuchs wirklich so viel mehr kaputt, als es der Landwirt mit 5 mal mähen im Jahr schafft?

Das sind, zugegebenermaßen, vielleicht auch Fragen, die sich in einer reinen Waldjagd nicht so direkt stellen werden.

Andrerseits brüten auch im Wald bestimmte Arten am Boden, werden auch im Wald Junghasen gesetzt..
 
A

anonym

Guest
@ Gipfl: Über die Sinnhaftigkeit der Jagd brauchen wir ja nicht reden...da ziehen wir am gleichen Strang...und brauche ich ja keine Argumente pro meiner Leidenschaft, mich interessiert einfach die emotionale /gewissensseite...

Warum ändert sie sich? Liegts am älter werden? An der Veränderung/Entwicklung der eigenen Vorstellungen/Werte?

Positiv wäre ja die Begründung..."Man wird mit zunehmendem Alter weiser."

Wäre auch schön, wenn das Leben an sich, mit zunehmendem Alter an Wert gewinnt...egal ob Maus oder Mensch...

Vielleicht etwas philosophisch, aber ich hab lang überlegt ob ich mich "outen2 soll mit diesem Thema... :23:

Was die Hasen im Wald bei mir betrifft...sie sind da, ich dürfte auch welche schiessen, aber den letzten hab ich glaub ich vor 4 Jahren erlegt, eben aus genannten Überlegungen...mir ists mittlerweile lieber ich kann sie beim Ansitz beobachten...

Ich gebs zu...letztes Jahr wollte ich einen schiessen. Mir kam auch einer passend aufm Ansitz...als ich ihn dann ca. 10 Minuten beobachtet hatte, wie er sich seines lebens beim ersten Schnee erfreut hat und rum gesprungen ist wie ein geiler Bock in der Disco...ich habs nicht übers Herz gebracht ihn zu erlegen...ich hatte die Waffe an der Wange... :17:
 
G

Gelöschtes Mitglied 7846

Guest
eichenlaub80 schrieb:
@ Gipfl: Über die Sinnhaftigkeit der Jagd brauchen wir ja nicht reden...da ziehen wir am gleichen Strang...und brauche ich ja keine Argumente pro meiner Leidenschaft, mich interessiert einfach die emotionale /gewissensseite...
....

Vielleicht etwas philosophisch, aber ich hab lang überlegt ob ich mich "outen2 soll mit diesem Thema... :23:
@eichenlaub80,
Du outest Dich mit diesem Thema, ich mich mit meinen Antworten darauf :26:

(Bis soeben 43 Zugriffe, wir sind aber noch unter uns :12: )

Du wirst Deine Antworten für Dich persönlich wohl oder übel selber finden müssen...

Unlängst hatten wir doch so einen ähnlichen Thread.
In dessen Verlauf hat sich aber eine, leider sehr sehr tragische, mögliche Ursache heraus kristallisiert....

eichenlaub80 schrieb:
...
Positiv wäre ja die Begründung..."Man wird mit zunehmendem Alter weiser."
...

Kann Dir wer geben?

Eigentlich nur ein alter Mensch, der so eine Entwicklung hinter sich gebracht hat..

Also ich eher nicht, sorry :mrgreen:

Und wenn Du keinen Hasen essen willst, musst Du ihn auch nicht erschiessen (erlegen kommt ja wohl nicht in Frage, da der Sinn dazu fehlt).
So ein Hase im Wald stellt keinen Schädling dar.

"Unsere" Spargelbauern sehen das im Feld naturgemäß anders..

Na gut, dann sollen sie doch die Hasen selber erlegen.
 
A

anonym

Guest
Unlängst hatten wir doch so einen ähnlichen Thread.
In dessen Verlauf hat sich aber eine, leider sehr sehr tragische, mögliche Ursache heraus kristallisiert....

:14: :14: :14: Weder den Trööt kenn ich noch kann ich mir was unter der "tragischen Ursache" etwas vorstellen...klär mich mal bitte auf...gern auch via PM...

Was ich versichern kann...weder ich noch jemand in meinem Umfeld sind gegen Jagd...(sowas würde ich nicht dulden... :18: :18: :18: ) auch bin ich der Meinung dass Vegetarismus eine therapiebedürftige Erkrankung ist...

mehr tragische Ursachen fallen mir grad nicht ein...

@ Rannvi: Bin da auch absolut dabei, mir gehts lediglich um die Änderung der dabei auftretenden Empfindungen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 7846

Guest
eichenlaub80 schrieb:
Unlängst hatten wir doch so einen ähnlichen Thread.
In dessen Verlauf hat sich aber eine, leider sehr sehr tragische, mögliche Ursache heraus kristallisiert....

:14: :14: :14: Weder den Trööt kenn ich noch kann ich mir was unter der "tragischen Ursache" etwas vorstellen...klär mich mal bitte auf...gern auch via PM...
Du hast ja den Thread öffentlich erstellt, da brauchts keine PM :26:

Diesen Thread hier habe ich angesprochen:

viewtopic.php?f=48&t=84557


eichenlaub80 schrieb:
...
mehr tragische Ursachen fallen mir grad nicht ein...

@ Rannvi: Bin da auch absolut dabei, mir gehts lediglich um die Änderung der dabei auftretenden Empfindungen.
Als ob Deine Gedankengänge, Deine Empfindungen, für einen Jäger nicht schon tragisch genug wären :26:

Ganz offensichtlich hast Du die Schwelle von "Beute machen zu müssen" in Richtung "Beute machen zu dürfen" überschritten..

Und wenn das mal nicht auch seinen besonderen Wert hat....
 
A

anonym

Guest
Den Faden les ich mir Morgen mal durch...danke für den Link.

Habs nur mal grad angelesen...zum dortigen Anfang...:

Mein ehemaliger Förster hat zum Ende seiner Dienstzeit die Jagd mit selbiger beendet. Er war immer leisenschaftlicher Jäger, ist auch heute noch "jagdlich" tätig, auch im Luchsmanagement, aber seine Waffen hat er alle verkauft. er sagte...er könne einfach kein Tier mehr töten...

Für heute erstmal genug...bin nach jagdlich durchgemachter nacht total k.o...


Erlegt habe ich nichts, aber der Anblick war allesentschädigend...Enten, Bekassine, Eisvogel, im Morgennebel, 3 Graureiher, Geiss mit 2 Kitz und Bock, Geiss mit Kitz...

Gute Nacht und Waihei!
 
D

Der fromme Metzger

Guest
@eichenlaub
Das ist eine vorübergehende Phase, die Dich im Leben wahrscheinlich noch öfter heimsuchen wird. Ab 40 wird's übrigens noch schlimmer. Wie's mit 70 ist könnte Dir Sir Henry sagen.
Letztlich ist es einfach nur das Erkennen, das zum Leben auch Schmerz, Krankheit, Elend, Angst und Sterben gehört. Als junger Mensch weiß man das einfach noch nicht.


Was kannst Du machen?
- Weitermachen. Die rationalen Gründe sind Dir ja bewusst.
- Dir altergemäße Regeln auferlegen. Z.B. (und wirklich nur als unverbindliche Beispiele), den Sommerfuchs schonen, oder wie Gipfl, den Fuchs auch mal schonen, weil's wegen Nachbarrevier eh nix bringt, auf Lammbraten oder Kalbsfilet verzichten, usw. usf.
Eben die vielen Dinge, die für Dich rational nicht wichtiger sind, als Leben zu nehmen. Wenn Dir aber z.B. Lammbraten wichtiger ist, als das junge Tierleben, dann solltest Du auf den Lammbraten nicht verzichten. Ob das Lamm 1 Monat, 6, 12 oder 36 Moante alt wird, ist im Angesicht der Ewigkeit letztlich auch wurscht.
 
Registriert
25 Dez 2006
Beiträge
5.348
werde nachdenklicher und versuche gewisse Themen tiefer zu ergründen und zu erkennen das ich nichts weiß
man hinterfragt dann auch mal die Auswirkungen seines Handelns
ich versuche natürliche Abläufe zu imitieren auch wenn mir dieses selber nicht gefällt
 
A

anonym

Guest
Moin,

da ich mit der Weile auch zur Ü 60er Klasse gehöre kommen mir einige Gedanken nicht ganz unbekannt vor.
Alles kann aber nichts muß, damit kann ich zur Zeit ganz gut leben. Man wird zwar ruhiger, aber ohne Jagd geht nicht.

In dem Sinne

Rehfelder
 
Registriert
13 Feb 2008
Beiträge
780
Ich gehe zur Jagd, weil ich Beute machen will,
nicht um zu töten als Selbstzweck - na na - bei Krähen schon.
Das Töten sollte aber für das Tier möglichst schmerzfrei sein,
deshalb übe ich das Schießen auf dem Schießstand
- nicht auf lebendes Wild.
....und beim Wild möche ich den Überschuß abschöpfen -
nicht das letzte Exemplar einer seltenen Art erlegen.
Wenn ich nicht mehr töten mag,
muß ich in konsequenterweise auf Fleischverzehr verzichten und Veganer werden,
alles andere ist idealistisch verbrämter Selbstbetrug.
P. :)
 
A

anonym

Guest
HenryStutzen schrieb:
Ich gehe zur Jagd, weil ich Beute machen will,
nicht um zu töten als Selbstzweck - na na - bei Krähen schon.
Das Töten sollte aber für das Tier möglichst schmerzfrei sein,
deshalb übe ich das Schießen auf dem Schießstand
- nicht auf lebendes Wild.
....und beim Wild möche ich den Überschuß abschöpfen -
nicht das letzte Exemplar einer seltenen Art erlegen.
Wenn ich nicht mehr töten mag,
muß ich in konsequenterweise auf Fleischverzehr verzichten und Veganer werden,
alles andere ist idealistisch verbrämter Selbstbetrug.
P. :)

Vielleicht verstehe ich auch deinen Post nicht ganz richtig, aber mit der ursprünglichen Fragestellung kann ich ihn nur schwer verbinden...

Ich halte selbst weder etwas von Vegetarismus noch von Veganismus, aber es mit töten gleich zu setzen und zu sagen, wer nicht töten will soll auch kein Fleisch essen, finde ich ein wenig übertrieben.

Die Zeiten, wo eigenes töten zum Nahrungserwerb das überleben sicherte sind vorbei. Ich kann es verstehen, dass manche (die meisten) Menschen dies nicht selbst tun wollen und lieber ihr Schnitzel beim Metzger kaufen.

@ all others: es beruhigt mich zu lesen, dass ich mit solchen Gedankengängen nicht allein zu sein scheine...
 

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