Jägerehre

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Eins vorweg: ich bin kein Traditionalist und kein Brauchtumsfanatiker. Ich bin einfach nur ein begeisterter Jäger dem die Jagd Freude bereitet. Und ich möchte nicht als Moralapostel oder Besserwisser auftreten.

Nun zum Eigentlichen: In der Diskussion über die "Einladung" zur Gesellschaftsjagd im NP Eifel, fiel mir auf, dass da sehr oft Brauchtum (Streckenlegen und -verblasen,...) mit der Ehrbezeugung für das Wild gleichgesetzt wird.
Ich für meinen Teil bin da sehr skeptisch. Die Achtung und Ehre gegenüber einer Kreatur (gleich ob Mensch oder Tier) habe ich für die Lebenden. Den Toten gedenke ich.
Achtung gegenüber Wild bezeuge ich dadurch, dass ich nach dem Grundsatz jage: Füge dem Tier keine unnötigen Qualen und Leid zu. Und nach diesem Grundsatz jage ich.
Und wenn ich doch mal eine Einladung zur Gesellschaftsjagd annehme, werde ich sehr oft davon überzeugt, dass es wohl viele "Jäger" gibt, die dies nicht beherzigen.
Wenn ich beim Anblick einer mit Brenneke zerschossenen Geiß höre: "Ich musste doch schiessen, weil...." dann schwillt mir der Kamm. Oder die führende Bache fällt auf einer 5m-Schneise nur weil die Frischlinge 10 Sekunden später ankamen.
Nun gut, ich will hier keine Grundsatzdiskussion über das Thema Treibjagd anzetteln. Zurück zur Achtung vorm Wild. ich habe schon mit Tränen in den Augen bei einem Bock gestanden dem ich beide Hinterläufe durchschossen hatte und ihn abnicken musste. Danach hatte ich einige recht unruhige Nächte. Und wenn, das sage ich hier mit aller Deutlichkeit, mir sowas nichts mehr ausmacht, höre ich mit der Jagd auf. Ich bin ganz gewiss kein Weichei, aber den alten Spruch: "Was Du nicht willst was man dir tut, das füge keinem anderen zu." Und dies beherzige ich auch auf der Jagd. Tradition, Brauchtum und alte Weisheiten sind ein Stück unserer Kultur, d.h. aber nicht, dass man sie bedenkenlos und unkritisch umsetzen sollte, getreu dem Motto: "Das haben wir schon immer so gemacht"! Was meint die Jagdgemeinde dazu? Bin mal gespannt.
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A

anonym

Guest
WeiHei Saarjäger,

ich halte sehr viel von Brauchtum und Tradition!
Gerade z.B. das Verblasen der Strecke ist meines Erachtens gut dazu geeignet, dass Jäger und Jagdbeteiligte, in deinem Sinne, in Achtug vor der Kreatur, in sich gehen und nachdenken.
Natürlich sollte Brauchtum nicht zur Show verkommen, die Gefahr wird von Tag zu Tag größer!
 
A

anonym

Guest
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Rehfelder:
WeiHei Saarjäger,

Gerade z.B. das Verblasen der Strecke ist meines Erachtens gut dazu geeignet, dass Jäger und Jagdbeteiligte, in deinem Sinne, in Achtug vor der Kreatur, in sich gehen und nachdenken.
!
<HR></BLOCKQUOTE>

Also erfahrungsgemäß hat das Strecke legen eher schon immer der Ehrung der Erleger gedient. Sowie der hinter vorgehaltenener Hand, geflüsterten Kommentierung über Art der Schüsse, über den Schützen und über die versammelte Jagdgesellschaft überhaupt. Das war vor 30 Jahren so und ist heute genauso.. es wird nigendswo so viel geheuchelt, wie bei der Grabrede und bei der Strecke.

Olaf
 
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@Rehfelder

Ich wollte nicht damit zum Ausdruck bringen, dass ich nichts von Brauchtum und Tradition halte, aber: es darf nicht zum Selbstzweck werden. Ansonsten würde man heute noch jeden aus dem Wald jagen, der ein Stück hängend aufbricht und anschließend mit WASSER ausspült.
 

doa

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Ich stimme Euch beiden zu, weil ich keinen richtigen Widerspruch erkenne.
Das Geschöpf achten heißt waidmännisch jagen, wie im ersten Posting geschrieben.
Beim Streckenlegen und verblasen kann und sollte man sich nochmal mit dem Ablauf des Geschehens auseinandersetzen und ggf. etwas lernen. Das der Begriff "die letzte Ehre erweisen" ziemlicher Schwachfug ist, weil der zu ehrende es nicht mehr erlebt, ist klar.
Aber die Trauerfeiern bei den Menschen oder das "feiern" bei der Jagd dient eben immer mehr den Lebenden.
 
A

anonym

Guest
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von OlafD:


Also erfahrungsgemäß hat das Strecke legen eher schon immer der Ehrung der Erleger gedient. Sowie der hinter vorgehaltenener Hand, geflüsterten Kommentierung über Art der Schüsse, über den Schützen und über die versammelte Jagdgesellschaft überhaupt. Das war vor 30 Jahren so und ist heute genauso.. es wird nigendswo so viel geheuchelt, wie bei der Grabrede und bei der Strecke.

Olaf
<HR></BLOCKQUOTE>

WeiHei Olaf,
sicher hast du nicht ganz unrecht!
Ich hoffe doch aber, du kannst dich an die Eine oder Andere Jagd erinnern, wo, wenn es denn auch "richtig" gemacht wurde, ein wenig "Feierlichkeit" in der Luft lag und
auch für die "Gulaschschützen" ist es bestimmt eine Erinnerung!
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von OlafD:
Also erfahrungsgemäß hat das Strecke legen eher schon immer der Ehrung der Erleger gedient. Sowie der hinter vorgehaltenener Hand, geflüsterten Kommentierung über Art der Schüsse, über den Schützen und über die versammelte Jagdgesellschaft überhaupt...
<HR></BLOCKQUOTE>

Deine Meinung, Olaf,...ich schließ mich Rehfelder`s Aussage an! Aber auch das was Saarjaeger sagt ist richtig: Lebendes Wild ist keine Übungsscheibe. Aber andersrum hat das wenig mit Tradition zu tun.
 
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Servus,

guter beitrag Saarjäger!

auf die Gefahr hin hier gewaltig anzuecken:

einen großen Teil des sogenannten Brauchtumsbrimboriums gab es vor dem dritten Reich nicht und wurde nach den glücklicherweise nur 12 Jahre währenden Tausend Jahren auch noch im Rahmen der Selbstzweckvermehrung weiter und weiter verstärkt und verselbständigt.

Man kann auch ohne allzuviel Brauchtum respektvoll mit der Natur umgehen.

Wenn mir danach ist nehme ich das Horn mit, wenn mir danach ist kann ich auch einmal einen Bruch brechen. Ich lasse mich aber nicht in irgendwelche Dinge einspannen.

Als Jungjäger ist man (ich auch) eher dabei mächtig viel "Brauchtum" zu betreiben, man will ja ein ganz besonders toller Jäger sein.Da bettet man den Bock auf Fichte bricht Ihm einen gewaltigen Bruch der nächsten (5 km entfernten) Eiche.

Mit der zeit entspannt sich das, zumindest bei mir. Sicher ist es schön eine große Jagd mit zig Stücken Rotwild stilvoll an der Strecke zu beenden. Man sollte aber immer prüfen, ob die Sache noch stilvoll ist oder schon lächerlich wird.

Wie in fast allen Bereichen der jagd ist auch in diesem bereich nachdenken und Entspannung angesagt.

Es wird wahrscheinlich nicht zu umgehen sein, sich mal zu erkundigen was unsere Altvorderen vor Frevert und dem dicken Herrmann tatsächlich geübt haben. Immerhin ist auch der Fürst Pless noch nicht so lange tot...

Die innere Einstellung zur Beute und zur Natur zählt. Die Bereitschaft das Tierschutzgesetz zu achten ist wichtiger als korrekte Kleidung, die richtige Baumart für einen letzten Bissen und der ganze Rest.

Pfüads Euch

[ 27. November 2003: Beitrag editiert von: Bratljaga ]
 
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Der Mensch braucht Rituale! Eines dieser Rituale ist das Streckelegen. Und jeder Jäger erlebt dieses Ritual anders: Dem einen ist bewußt, dass er nur Beute nach Hause bringen kann, wenn er vorher tötet ( so leicht fällt es gar nicht ), der andere denkt wehmütig oder reumütig oder sonstwie über sein Handeln nach. egal wie, aber er denkt nach !! Andere quatschen zischelnd über das Verhalten dieses und jenes Jägers, über die Qualitäten derselben und sonstigen Schmonzes. Jeder benutzt die Rituale, und jeder anders.Ich möchte sie nicht missen, es hilf mir immer wieder, Sinn und Unsinn meines Tuns zu überdenken. Auch Abbitte zu tun, wenn es mal wieder zu übereifrig oder unkonzentriert oder ungenau zuging, hilft mir das Ritual = Brauchtum "Strecke legen".
Und dankbar sein kann ich in dieser auch besinnlichen Minute, dass ich jagen darf und kann und das das Jagdglück mir hold war.

Weit vor diesem Ritual steht aber die Achtung vor der Kreatur beim Anstellen, Ansprechen, konzentriert Schiessen oder eben Finger-gerade-lassen, Nachsuchen. Und manchmal folgt dann die tiefe Enttäuschung über eigene Unvollkommenheit, und oft die Freude über gute gelungene Jagd.

Dazu gehört dann auch der korrekte Umgang mit dem treuesten Jagdgefährten, dem Hund.

Vieles wäre noch aufzuzählen, lassen wir es mal bis hierhin. Achtung vor Mensch und Tier im Leben und im Tod sollte uns auszeichnen.

Gruss und Weidmannsheil
Dilldapp
 
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Verkehrt ist das ja nicht, was Olaf da sagt. Sollte aber meiner Meinung nicht so sein. Jeder sollte für sich wissen wieviel Brauchtum er brauch. Ich nehm gern eine Extraportion! Und normalerweise wird auch jeder doof angeguckt, der beim Strecke verblasen dumm rum erzählt. Oder man sieht ihm vorm Jagdgericht.
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A

anonym

Guest
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Meschede:


Deine Meinung, Olaf,...ich schließ mich Rehfelder`s Aussage an! Aber auch das was Saarjaeger sagt ist richtig: Lebendes Wild ist keine Übungsscheibe. Aber andersrum hat das wenig mit Tradition zu tun.
<HR></BLOCKQUOTE>


Jep meine Meinung und beobachtung.
Brauchst nur mal gucken wie sich oft der Bruch an den Hut gestopft wird.. oder wie beim Halai , die leute mit der Ziagrette im Hals und den Händen in der Kiepe schon von einem bein auf das andere trampeln.. weil sie entweder in die Kneipe oder nach hause wollen.. und wieviele beim Halai wirklich ihre kopfbedeckung ab nehmen für das gestreckte wild und den schützen?

Aber traditionsbewußt mit der wumme den bruch abholen.

Olaf
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von OlafD:

Jep kann ich, aber das waren die Jagden mit zwei drei guten Freunden, wo echte Freude über den Erfolg des anderen da war.
<HR></BLOCKQUOTE>

Vor allem beim Schüsseltreiben war diese Freude groß!
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Bratljaga:

Sicher ist es schön eine große Jagd mit zig Stücken Rotwild stilvoll an der Strecke zu beenden.

[ 27. November 2003: Beitrag editiert von: Bratljaga ]
<HR></BLOCKQUOTE>

Warum nur bei Rotwild ? Für mich zählt jedes Stück Wild, egal ob Fuchs, ob Reh, ob Hirsch etc.
Also auch für alle stilvoll Strecke legen.

Oder ?

Gruss
Dilldapp
 
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28 Apr 2003
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salve saarjäger

ich finde es gut wenn jäger sich bemühen tiere möglichst schmerzlos zu töten.
ein schlechtes gewissen, wenn das mal nicht möglich war ehrt meiner meinung nach den jäger.

wie ehrt oder achtet man ein (wild)tier?
ich als nichtjäger sehe da 3 punkte

1.wie gesagt möglichst schmerzloses töten
2.beachtung des naturschutz, also keine tierart ausrotten oder zu stark dezimieren, jagdso gestalten, dass die ganze natur, also auch pflanzen und käfer.... von dem tun des jägers profitiert
3.kein tier ohne vernünftigen grund töten,
also das tier nutzen, dem schöpfer, der natur oder dem tier für den guten braten oder den pelz dankbar sein.

gruss
nils
 

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