Promillo und Varminter zäumen das Pferd vom falschen Ende auf.
Fest steht, dass Hornissen in Deutschland auf der roten Liste der bedrohten Tiere stehen, den allgemein Schutz von wildlebenden Tier- und Pflanzenarten nach § 41 BNatSchG geniessen. Darüber hinaus stehen sie seit 1.1.1987 in der Anlage 1 der Bundesartenschutzverordnung und genießt zusätzlich den weitergehenden Schutz des § 42 BNatSchG, Verstöße dagegen sind Owis. Hornissen als Ungeziefer zu bezeichnen zeigt, dass derjenige von der Lebensweise dieser Tiere keine Ahnung hat.
Fest steht auch, das ein Hornissennest auf einer Kanzel eine Belästigung darstellt, dass eine "besetzte" Kanzel bis zum Spätherbst in der Regel nicht zu benutzen ist und die Hornissen die Kanzel nicht besenrein hinterlassen. Ich habe das selbst zwei Jahre hintereinander mitgemacht, das an der Rückwand der Kanzel, nach unten offen, und die ganzen Abfälle (Nahrungsreste, Kot, Urin) sind auf das mit Teppichboden benagelte Sitzbrett gefallen und haben diesen so richtig schön durchsifft. Die Kanzel wurde eh nur im Herbst/Winter benutzt, den Teppich konnte man austauschen, insofern hielt sich der Schaden in Grenzen. Ich hab die Tür offen gelassen und ab und zu mal das Treiben von unten beobachtet. Einmal bin ich hochgestiegen und hab sie fotografiert, ohne gestochen zu werden.
Als die Kanzel erneuert wurde, habe ich das Sitzbrett so gebaut, dass man es herausnehmen und hochkant in die Kanzel stellen kann, falls nochmal Hornissen bauen sollten. Die möglichen Einschlüpfe wurde aber auch ziemlich dicht gemacht.
Was also tun? Kanzeln abdichten, mögliche Anbringungstellen von Nestern mit dünnem Stoff betackern, Kupfer oder Buchenholzteer wurde genannt (ich weiß nicht, ob es gegen Hornissen hilft, ein Versuch schadet aber nichts), bei Vorjahresbefall einen Nistkasten für Hornissen bauen (Anleitung im Internet) und diesen in der Nähe der Kanzel aufhängen und einen Rest des alten Nestes hineinlegen sind einige Möglichkeiten.
Eine Kontrolle aller gefährdeten Kanzeln jetzt um diese Jahreszeit, wenn die Nester noch klein sind, ist auch hilfreich. Sollte man dann ein Nest entdecken, ist das Risiko, gestochen zu werden, verschwindend gering, da das Volk noch nicht sehr stark ist und eine Umsiedlung relativ einfach ist. Wenn sie nichts kaputt machen können und man bis zum Herbst auf die Kanzel verzichten kann, ist es auch denkbar, diese stillzulegen, ein laminiertes Schild an die Leiter (Vorsicht, Hornissennest, nicht Kanzel besteigen!) und gut ist es. Das könnte sogar helfen, unliebsame Kanzelbenutzer vom Aufbaumen abzuhalten, man sollte dann nur wissen, auf welchem Sitz tatsächlich Hornissen sind. Bei Fledermäusen wird das ja auch gemacht.
Sollte ein Nest vorhanden sein, und man traut sich die Umsiedlung selbst nicht zu (Angst oder mangelnde Kenntnis), dann kann man sich an einen Imker oder an andere Profis wenden, die die Umsiedlung vornehmen. Selbstverständlich sollte die Aktion aber dokmentiert und der örtlichen Presse zugeleitet werden, dann hättet ihr mal zu Recht positive Publicity. Naturschutz hört weder beim jagdbaren Wild noch bei den Wirbeltieren auf.
Noch ein Satz zu den Allergikern: Sicherlich ist es nicht schön, wenn jemand gegen Wespen- oder Hornissenstiche allergisch ist, das kann im Extremfall tödlich enden, wie ich es im Bekanntenkreis erlebt habe. Das rechtfertigt aber keinen Vernichtungsfeldzug gegen diese Tiere, sondern erfordert vom Allergiker (sofern er von seiner Allergie weiß) eine gehörige Portion Eigenverantwortung. Dazu gehört, dass man die passenden Medikamente mit sich führt, dass man Hochsitze vor dem Aufbaumen beobachtet, an der Leiter rüttelt (Hornissen machen ganz schön krach und den Flugbetrieb übersieht man auch nicht) und wenn man Hornissenbesatz feststellt, dann geht man halt woanders hin.
Sollte der Jäger nichts von seiner Allergie wissen (dazu gehörte auch der oben erwähnte Bekannte), hat er sowieso schlechte Karten, denn zum gestochen werden bedarf es keines Hochsitzes. 99,9 % meiner Wespenstiche habe ich abbekommen, als ich Pirschwege freigemacht habe und in ein Erdnest getreten bin.