Das Problem mit der Akzeptanz in der Bevölkerung ist schwieriger anzugehen; ich denke, Otto Durchschnitt und Eva Ímmerdabei kennen in der Tat den Unterschied zwischen Pistole und Revolver nicht, sehen aber täglich in den Nachrichten das Profil der Kalashnikovs oder Stoners und würden diese Verknüpfung eher herstellen, als bei HAen à la Sauer 303....
In j e d e m F a l l ist eine Negativverknüpfung im Spiel, erstens das Töten als etwas, das man nicht tut, zweitens mit dem, was man täglich im Fernsehen sieht, dem bösen Krieg.
Um solcherlei Unfug nicht noch zu fördern, halte ich es für sinnvoll, wenn jagdlich zu nutzende Selbstlader nicht aussehen, wie Stoners oder Kalashs und der Jäger selbst n i c h t daherkommt, wie ein perfekt eingekleideter Kommandosoldat......Freiheit bedeutet keineswegs, alles tun zu dürfen, was man denn will, vielmehr nicht das tun zu müssen, was man nicht will - diesen feinen Unterschied zu erkennen, ist unendlich wichtig.
Ich bin mal in jungen Jahren morgens im Sommer in Jeans,rotem Polo und mit umgehängter Hk SL-7 zur Pirsch. Pistole war ebenfalls offen getragen dabei. Hund blieb daheim. Eine etwa 40jährige joggende Anwohnerin,die mir begegnete und trotz "guten Morgen" wortlos weiterjoggte,rief später die Polizei,weil sie einen Terroristen im Wald gesehen haben wollte.
Ein anderes Mal,wieder in Jeans,aber mit grünem Polo,gleicher Bewaffnung,jedoch Jagdhund an der Seite,traf ich mehrere Erholungssuchende,die mich aber alle sofort als Jäger erkannten.
Ich denke,die sog. einfache Landbevölkerung,welche eher,nicht zuletzt durch eine höhere Zahl Jäger in den eigenen Reihen, mit der Jagd an sich und dem Anblick von Jägern aus ihren Reihen vertraut ist, vermag mehrheitlich sehr gut einzuordnen,wen sie da vor sich hat: einen "normal" ausgerüsteten Jäger,wie er ihnen vom Anblick her vertraut ist,oder einen Spezi bzw Sonderling,bei dem verschiedene Merkmale nicht so recht auf das Ihnen vertraute Bild eines Jägers passen wollen. Überhaupt spielt der persönliche Kontakt zwischen den Einheimischen und den Jägern in ländlichen bzw abgelegen Regionen eine große Rolle - ohne solchen Kontakt genießt man als dort Jagender gar kein Vertrauen.
Dort,wo man mich kennt,hätte ich wahrscheinlich keine großen Hemmungen,mit einem AR auf die Pirsch zu gehen. Ich würde aber wahrscheinlich nicht soweit gehen,einen Camo-Anzug dazu zu tragen und dazu vielleicht eine Glock im Oberschenkelholster nebst 33er Ersatzmagazinen in der separaten 5 teiligen Magazintasche. Erstens würde ich das schlicht und ergreifend nicht mögen,so "kampfmäßig" ausgerüstet zur Jagd zu gehen-ich brauche das ganze Zeug nicht,um ein Stück Wild nach herkömmlicher Art zu erbeuten. Und zweitens möchte ich mich nicht so ausgerüstet anderen Personen präsentieren müssen,da ich vermute,dass unwissende Unbeteiligte mit einem solchen Outfit anderes als Jagd verbinden könnten,was ich allen und zuletzt der Polizei ersparen will.
Dass ich das dürfte,wäre mir noch lange kein hinreichender Grund,das auch zu tun. Die praktischen Vorteile eines HA (schneller 2. und 3. Schuss) schätze ich sehr,den weitergehenden Vorteilen eines AR (Präzision,Anbaumlglichkeiten,Variabilität) stehen aber gleichzeitig auch Eigenschaften gegenüber, die ich als nachteilhaft empfinde (Sturmgewehr-Aussehen,Gewicht,ergonomische Besonderheiten). Insofern verstehe ich nur schwer,warum manche im AR das vollkommene Jagdgewehr sehen - als Sportgerät ist es natürlich von sehr hohem Unterhaltungswert und in der heutigen Zeit,wo die meisten Zivilsten nicht mehr beim Militär gedient haben,kann ich es gut nachvollziehen,dass auf den 50m-Schiessständen vieler Dörfer,wo früher hauptsächlich KK- und Vorderladerschützen an Wochenenden anzutreffen waren, nun samstags nachmittags und sonntags vormittags Schiesssportbegeisterte zum Teil mit,aber zum Teil auch ohne Ehrgeiz,also just for fun, munter mit ihren ARs salvenweise ihre Munitionsvorräte verfeuern.
Von daher würde ich meinen: klares ja zur Jagd mit HA,aber das ganze mit Bedacht und vielleicht einer gesunden Portion Selbstbeschränkung bzw Bescheidenheit.