Hallo, möchte mich mal kurz wieder einklinken. Bin momentan mit einer beruflichen Sache zu beschäftigt, um viel von mir geben zu können.
Ich habe in den beiden Büchern (Rosenberger 2007 und Kneubühl 2004), die mir in dieser Frage zur Hand sind, leider nur sehr wenig zur "Geschosswirkungsphysik" gefunden. Der dort benutzte Begriff der Wirksamkeit von Geschossen (nach Kneubühl S. 141 "die Energieabgabe pro Wegeinheit als Funktion der Eindringtiefe") ist grundlegend, scheint mir aber durchaus nicht allgemein bekannt bzw. akzeptiert zu sein.
das liegt daran, dass allgemein mehr Werbung als wundballsitische Abhandlungen gelesen werden...
die meisten glauben ja auch an GEE und die Dämmerungszahl, ohne zu verstehen wie sie funktionieren und was sie eigentlich bedeuten...
die Leute glauben nur sie hätten sie verstanden... fürs Marketing reicht das aus... denn nun kann man die Leute beeinflussen...
ich kann dir versichern, dass Leute wie Kneubuehl/Sellier jede dieser Werbebotschaften und einfachen Wirksamkeitskriterien betrachtet und auf ihre Unzulänglichkeiten hin untersucht hat... siehe zB Buch 'Wundballistik' wo diesem ein ganzes Kapitel gewidmet ist, um die angehenden Wundballsitiker zu warnen und auf den richtigen Weg zu führen...
am Ende wird festgetsellt und begründet, dass nur die Wirksamkeit = zerstörtes Volumen = Energieeintrag E'ab als sinnvolles Maß für eben Wirksamkeit dienen kann... und sowas wie KnockDown Power und Kampfunfähigkeit nicht direkt über das Geschoss beschrieben werden kann...
nur liest das wie man sieht kaum einer... man liest lieber die leichter Kost der selbsternannten "Praktiker", die den Leuten einreden Impuls wäre ja sehr wichtig und Co. ... wie wir sehen glauben das dann auch die meisten ohne zu wissen was das in Wirklichkeit bedeutet... und sie verteidigen dieses "Wissen" dann auch im Lichte der unumstösslichen Wirklichkeit bis aufs Messer...
da hilft nur die Fehler der Werbung aufzeigen und Anhand der Realität zeigen was passiert... und, mit etwas Glück, kappiert auch der Letzte wie es in Wirklichkeit ist...
du hast es erkannt und bist jedenfalls auf dem richtigen Weg...
Abgesehen davon: Die Schwierigkeit fängt erst danach an, weil sich die physikalischen Größen, von denen diese wegabhängige Energieabgabe abhängt, über den Weg durch dasMedium ändern. Ich nehme an, dass die Gleichung mit E`ab = ... diese Wegabhängigkeit ausdrücken soll. Gehe aber auch davon aus, dass nicht alle wissen, was der kleine Strich in Gleichungen bedeutet.
man kann es ja sagen und wiederholen...
E'ab ist die pro Strecke ans Zielmedium abgegeben Energie die in zerstörerische Arbeit umgesetz wird... allgemein bezeichnet man dies dann auch als das "Verletzungspotenzial" da ja jedes Medium auf unterschiedliche Energieeinbringung unterschiedlich reagiert... potenziel führt mehr Energieeintrag jedoch immer zu potenziel schwereren Verletzungen...
Die Sache ist natrülich stark abhängig nicht nur von sich wegabhängig und gegenseitig beeinflussenden Variablen wie v, p und C, sondern auch vom Geschoss selbst. deshalb hatte ich vorgeschlagen, die Diskussion erst mal auf die Energieabgabe einer Stahlrundkugel zu beschränken. Gibt es eigentlich eine vollständige Differentialgleichung der wegabhängigen Energieabgabe? Wenn ja, wo? Wenn nein, warum nicht?
mach dir doch selber aus der E'ab-Gleichung eine Gleichung über den gesamten Weg... musst ja nur für finite kleine Wegstrecken alle E'ab aufaddieren und du hast was du willst...
Ich besitze eine Abhandlung von F. Avcin, dem Erfinder des ABC, aus den 60er Jahren (erschienen in der WuH 16/1967). In dieser Abhandlung, die ziemlich mathelastig ist (gab es wahrscheinlich vorher und nachher niemals wieder in einer Jagdzeitschrift), nähert sich A. dem Problem durch die Forderung, dass die Leistung des Geschosses über seinen Weg konstant gehalten werden soll. Von dort begründet er die Eigenschaft seines Idealgeschosses, den Geschosskopfdurchmesser progressiv anwachsen zu lassen: (Einschuss = 100%, Mitte der Einschusskörperhälfte = 130%, Körpermitte = 170%, Mitte der Ausschusskörperhälfte = 270% und Ausschuss theoretisch unendlich). Ist jemandem bekannt, wer sich sonst noch mit dieser Frage - mathematisch-physikalisch - beschäftigt hat?
eigentlich jeder... ist sozusagen der heilige Gral der Geschosskonstruktion...
nur leider ist dieses dann doch Wunschdenken... zwar wäre es schön ein Geschoss zu haben, welches über die gesamte Wegstrecke im Ziel eine gleichmäßige E'ab-Abgabe hat... nur in dem Masse wie es langsamer wird muss die Querschnittsbelastung proportional abnehmen... und irgendwann ist dann auch mal keine Energie mehr da zum abgeben...
schau dir die E'ab-Formel an... damit kannst du die selben Überlegungen anstellen wie Avcin... sehr interessantes Gedankenexperiment... bisher ist leider keiner auf ein solches Geschoss gekommen...