Die "Tragik der Allmende" (englisch: Tragedy of the Commons) ist ein Konzept aus der Wirtschafts- und Umweltwissenschaft, das von Garrett Hardin 1968 populär gemacht wurde. Es beschreibt das Dilemma, das entsteht, wenn mehrere Individuen ein Gemeingut (Allmende) nutzen, ohne dass die Nutzung reguliert wird. In einem solchen System führt das rationale Verhalten der Einzelnen häufig zur Übernutzung und Zerstörung des gemeinsamen Gutes.
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Eigenschaften der Allmende
Ein Allmendegut hat zwei zentrale Merkmale:
1. Nicht-Ausschließbarkeit: Niemand kann von der Nutzung ausgeschlossen werden. Alle haben Zugang.
2. Rivalität: Die Nutzung durch eine Person verringert die Verfügbarkeit für andere.
Typische Beispiele sind:
Natürliche Ressourcen wie Wälder, Fischbestände, sauberes Wasser oder Weideland.
Kulturelle oder soziale Ressourcen wie öffentliche Plätze oder Luftqualität.
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Wie entsteht die Tragik der Allmende?
Das Problem tritt auf, wenn Individuen versuchen, den eigenen Nutzen zu maximieren, ohne die Auswirkungen auf die Gemeinschaft zu berücksichtigen. Die zentrale Logik ist:
Für die Einzelperson ist der Gewinn aus der Nutzung des Gemeinguts privat, während die Kosten (z. B. Übernutzung oder Zerstörung) auf die Gemeinschaft verteilt werden.
Individuen haben keinen direkten Anreiz, sich zurückzuhalten, da sie denken, dass ihr Beitrag zur Übernutzung nur gering ist.
Das führt zu einer Übernutzung, die das Gemeingut am Ende zerstört. Dies wird durch folgende Dynamik veranschaulicht:
Beispiel: Ein gemeinsames Weidegebiet (Allmende) für Bauern.
Jeder Bauer möchte möglichst viele Tiere auf der Allmende weiden lassen, um seinen Ertrag zu maximieren.
Je mehr Tiere weiden, desto mehr wird die Allmende belastet.
Wenn jeder Bauer rational handelt, wird die Weide übernutzt, bis sie nicht mehr tragfähig ist und alle Bauern langfristig verlieren.
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Ursachen der Tragik
Die Tragik entsteht durch das Fehlen von Mechanismen, die das Verhalten der Nutzer regulieren:
1. Kein Eigentum: Da die Allmende niemandem gehört, fühlt sich niemand direkt verantwortlich.
2. Kurzfristiger Nutzen vs. langfristige Kosten: Individuen priorisieren kurzfristige Gewinne und ignorieren langfristige Schäden.
3. Trittbrettfahrerproblem: Einzelne hoffen, dass sich andere einschränken, während sie selbst das Gut weiter nutzen.
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Beispiele in der Realität
Überfischung: Fischbestände in internationalen Gewässern werden übermäßig genutzt, weil kein Land allein zuständig ist.
Klimawandel: Die Atmosphäre als gemeinsames Gut wird durch CO₂-Emissionen belastet, da Länder oft zögern, ihre Emissionen zu reduzieren.
Abholzung: Wälder werden abgeholzt, weil der kurzfristige Profit für Einzelne (z. B. Holzverkauf) den langfristigen Schaden überwiegt.
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Lösungsansätze
Um die Tragik der Allmende zu verhindern, braucht es Mechanismen, die individuelles Verhalten steuern und kollektiven Nutzen fördern:
1. Privatisierung: Wenn ein Gut privat verwaltet wird, hat der Eigentümer einen Anreiz, es nachhaltig zu nutzen.
Beispiel: Privatwald wird oft besser gepflegt als ein öffentlicher Wald.
2. Regulierung: Regierungen oder Gemeinschaften können Regeln festlegen, um die Nutzung zu beschränken.
Beispiel: Fangquoten in der Fischerei.
3. Gemeinschaftliche Verwaltung: Nutzer organisieren sich selbst und schaffen kollektive Vereinbarungen.
Beispiel: Elinor Ostrom zeigte in ihrer Forschung, dass lokale Gemeinschaften oft effektive Lösungen entwickeln, wie das Management von Bewässerungssystemen.
4. Nutzergebühren: Durch Gebühren oder Steuern wird die Nutzung begrenzt.
Beispiel: Mautgebühren reduzieren Verkehrsstaus auf Straßen.
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Fazit
Die "Tragik der Allmende" zeigt, dass individuelle Handlungsmaximierung in einem System mit unbegrenztem Zugang zu einem Gemeingut oft zur Zerstörung des Gutes führt. Um dies zu verhindern, müssen Regeln, Anreize oder Eigentumsrechte eingeführt werden, die nachhaltiges Handeln fördern.