In Norwegen wurden 44 Rehkitze mit Sendern markiert.
Nach 60 Tagen waren 21 zur Beute von Füchsen geworden.
Davon 4 weibliche und 17 männliche Kitze.
Weitere Untersuchungen kamen zu folgendem Ergebnis:
Für Füchse muss die Insel Jöa deshalb in den Sommermonaten ein kulinarisches Paradies sein. Die Insel liegt an der Westküste Norwegens und entspricht einem annähernd idealen Rehwildlebensraum: Der Flickenteppich aus Feldern, Viehweiden, Hecken und Waldstücken bietet bei mildem Klima Äsung im Überfluss. Doch geht in diesem Rehhimmel der Meister Reineke als roter Teufel um. Norwegische und schwedische Wildforscher haben dort das Schicksal von Rehen von der Geburt bis zum Ende des ersten Lebensjahres verfolgt. Die Kitze wurden für die ersten zwei Lebenswochen mit einem zarten, elastischen Halsband mit einem winzigen Sender markiert, das später gegen ein größeres, dehnbares Halsband mit einem etwas größeren Sender ausgetauscht wurde. So verfolgten die Forscher in Norwegen innerhalb von 18 Jahren (1986 bis 2004) das Schicksal von 836 Kitzen und konnten gegebenenfalls auch die Todesursache feststellen.
Dabei wurden alle Kitze von Füchsen erbeutet! Andere Todesursachen wurden nicht festgestellt. Eine Mosaiklandschaft aus Feld und Wald ist eben auch für Füchse attraktiv. Vor allem, wenn dort leichte und ergiebige Beute zu machen ist. Denn die Art und Weise, wie Kitze Feindvermeidung betreiben - bewegungslos eingerollt, weitgehend ohne Eigenwitterung und in ihrer Fleckendecke gut getarnt, wird als Überlebensstrategie dann zum Bumerang, wenn viele Kitze im selben Gebiet dasselbe tun. Denn dann lohnt es für den Jäger, sich auf diese leichte, ergiebige Beute vorübergehend zu spezialisieren.
Auch in anderen guten Rehwildlebensräumen mit hohen Dichten fanden die Forscher heraus, dass die meisten Kitze, die den Sommer nicht überleben, von Füchsen erbeutet werden.
In einem anderen Untersuchungsgebiet in Norwegen kamen 42 Prozent der markierten Kitze nicht durch den Sommer. 64 Prozent davon wurden von Füchsen erbeutet. In einem sehr guten Rehwildhabitat in Schweden überlebte die Hälfte der 354 markierten Kitze die ersten zwei Monate nicht. 85 Prozent davon - insgesamt also 150 Kitze - gingen auf das Konto der Füchse. Entsprechend ändern sich in diesen guten Rehwildbiotopen die Überlebensraten der Kitze, wenn die Fuchsdichten variieren.
Rehkitze in großer Zahl verwandeln ein Fuchsrevier allerdings nur für einige wenige Wochen in ein Schlaraffenland. Füchse machen sich kurzfristig sehr gute Nahrungsquellen länger nutzbar, indem sie Verstecke für ihre Beute anlegen. So vergraben die skandinavischen Rotröcke zunächst mehr oder minder viele der erbeuteten Rehkitze.