Tja, ob Forst und Wild geht? Ich würde sagen es ginge grundsätzlich schon...aber im Moment kenne ich eigentlich kein Revier in dem das auch umgesetzt wird.
Warum ist das so? Nüchtern betrachtet ist für einen Waldbesitzer der ein gutes Betriebsergebnis mit seinem Produkt Holz erreichen will, Schalenwild mit Ausnahme des Schwarzwildes ganz einfach ein Schädling. "Deshalb kann es für Förster nie wenig genug Wild im Wald geben" (O-Ton eines Forstamtsleiters aus Rlp) und genau deshalb wird inbesondere in den Landesforsten ein ziemlicher Feldzug geführt, der weit (!) davon entfernt ist, als vorbildliche Jagdausübung bezeichnet werden zu können.
Mich stören daran mehrere Dinge. Erstens ist es m.E. falsch wenn Landesforstverwaltungen ausschließlich ihre betriebswirtschaftlichen Zahlen im Kopf haben. Normalerweise verweisen sie bei jeder roten Ziffer ihrer Bilanzen darauf, dass Wald ja noch soooo viel mehr als nur der reine Wirtschaftsfaktor wäre. Beim Wild hört dieser Gedanken des Gemeinnutzens aber auf. Schade eigentlich, denn nur der Landesforst hätte es in den Händen die Situation in vielen Bereichen zu entspannen (ich denke da insbesondere an diese unsägliche idiotische Einteilung der Waldflächen in verschiedene Rotwildgebiete).
Des Weiteren ärgert einen diese ziemlich brutale Vorgehensweise. Da wird auf Teufel-komm-raus geschossen, aber doch irgendwie ziemlich plan- und ziellos. Da kann einem vor der Jagdzeit weder jemand sagen wieviel da ist, wieviel geschossen werden soll, noch weshalb überhaupt wieviel geschossen werden soll. Ich kenne das eigentlich immer nur so, dass wenn der erste Plan erfüllt ist, der nächste aus der Schublade gezogen wird und locker flockig nachbeantragt wird. Das ist für mich
keine nachhaltige Wildbewirtschaftung. Mir fehlt da jegliche Behutsamkeit im Umgang mit der Natur, wenn wöchentlich eine Wagenkolonne mit 80-120 Schützen aus ganz Deutschland, Holland und Belgien sich in den Wald quält, um richtig Strecke zu machen. Insbesondere möchte man fast lachen, wenn ein rheinland-pfälzischer Forstbeamter meint, dass er seinen Wildbestand nachhaltig nutzt. Das z.B. in Forstämtern wie dem Soonwald überhaupt noch Rotwild vorkommt ist nicht eine Folge der ach so vorbildlichen Jagd dort, sondern eine Folge davon, dass es dort vereinzelt Gemeindejagden gibt deren Pächter den Abschuss nebenan dadurch ausgleichen, dass sie züchten wie verrückt...und bevor es jetzt hier jemand einwendet: Nein, die Förster würden nicht behutsamer jagen, wenn auch in diesen Gemeindejagden mehr erlegt würde. Siehe hierzu das Zitat oben!
Und was mich als letzten Punkt stört ist, dass eigentlich nirgendwo mal Alternativen zum Abschuss genannt werden. Das wird m.E. völlig verdrängt. So kenne ich kein Forstamt mit Rotwildvorkommen in dem die Nachtjagd nicht ausgeübt wird. Manchmal wird darauf verwiesen, dass keine Jagdgäste zur Nachtjagd rausgehen. Das die Förster, Waldarbeiter oder zumindest die 10-15 Pirschbezirksinhaber von Halb- bis Vollmond jede Nacht draußen sitzen wird dabei nicht erwähnt... :roll: Was ich auch vermisse ist die richtige Anlage von Wildäsungsflächen, Jagdruhezonen usw.. Da wird immer großspurig behauptet das bringe nichts. Meistens hat man es weder versucht, noch hat man sich mit dem Thema überhaupt befasst. Da bringe ich mal das Thema Binger Wald ins Spiel. Da bezahlen die Revierpächter, das Forstamt, die Gemeinden usw. einen Widbiologen, der ein Gutachten zur Lösung des Rotwildproblem abgeben soll und befolgen dann allesamt nicht eine einzige Empfehlung. Die Revierpächter, weil sie keinen Bock haben irgendetwas von ihren Freiheiten abzuknapsen und das Forstamt, weil es keine Lust hat auch nur ein Stück weniger schießen zu dürfen...na hurra...
Um zum Ausgangspunkt zurückzukommen. Forst und Jagd ginge, aber eben nur dann wenn die Privaten mal verstehen, dass es auch bissl weniger Wild sein könnte und wenn sich die Landesforste mal dazu herablassen würden ein bissl weniger die Keule zu schwingen und mal nach Alternativen zu dieser primitiven Methode des bumm-um (an der sich ja auch hier im Forum einige extrem aufgeilen können) zu suchen. Solange die beiden vorgenannten Voraussetzungen nicht erfüllt werden, gibt es nur Wald oder Wild. Da züchten die einen und cullen die anderen...mit allen negativen Nebenerscheinungen die beide Extreme haben.