Feldhasenhege

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Servus,

Mich würde interessieren welche Möglichkeiten es gibt den Hasenbesatz zu steigern bzw. Zu fördern?

Welche Möglichkeiten gibt es neben einer intensiven Raubwildbejagung?


Freue mich auf eure Antworten!

Gruß

Michi
 
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Eine intensive Raubwildbejagung ist zumindest schon mal ein guter Vorsatz. Auch einer den du direkt umsetzen kannst. Auf viele andere Umstände hast du leider keinen bis wenig Einfluß.
Als ich im Jahr 2002 in ein neues Revier kam, strotzte das von Raubwild, Hasen fast gen 0. Ich habe manchmal auf dem Morgenansitz bis zu 3 Füchse erlegt. Das haben alle anderen Mitjäger ebenfalls getan. Nach etwa 3 Jahren zeigten sich erste Erfolge. Intensive Raubwildbejagung ist zumindest schon mal ein Anfang.
 
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Schließe mich meinem Vorredner an.
Zusätzlich einige Altgrasstreifen stehen lassen und nicht alles vor der Ernte runtermulchen. Äsungsflächen anlegen, mit Klee, Kohl usw. diese erst spät anlegen, ca. Ende Mai, dann stehen sie im Herbst gut da und vor allem Markstammkohl, Furchenkohl etc, bieten im Winter Äsung und Deckung.
Zusätzlich Schonung, statt Hasen zu jagen, lieber Fuchsdrücken veranstalten.

WMH
 
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1. Rabenkrähe und Fuchs richtig, richtig scharf bejagen - letzteren wo immer möglich mittels Fallen- und Baujagd.

2. Wenn irgendwie möglich Deckung (Brachflächen, Altgrasstreifen, Hecken) erhalten bzw. schaffen, Wildäcker mit Marktstammkohl / Streuobstschnitt im Winter.

3. Auf alles andere hat man leider keinen/kaum Einfluss. Es sei denn Du kannst den Bauern überzeugen mehr Winterweizen und Raps und weniger Mais anzupflanzen...
 
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Und ja: der Hase reagiert bei Überbejagung sehr empfindlich...

Kann ich nur bestätigen.
Bei unserem 1250 Ha Niederwildrevier (reines Feldrevier)
Bejagen wir keinen Fleck 2x, lieber 2 Jahre Pause.

Unsere Strecke liegt so bei 60 Hasen bei der einen Treibjagd im Jahr .

Straffe Raubwildbejagung mit Betonrohrfallen und Flinte ist bei uns das ganze Jahr.
Besonders den unerfahrenen Jungfüchsen stellen wir stark nach.
Krähen schießen wir ca. 150-200 pro Jahr, hab aber das Gefühl sie werden jährlich mehr.

Ein Ehemaliger Landwirt ist bei uns Mitjäger und stellt 4 seiner Äcker als Wildäcker
zur Verfügung.

Mein Mitpächter hat dieses Jagdrevier seit rund 25 Jahren und hat pi mal Daumen ca. 16.000 Hecken Büsche und Bäume gepflanzt.



Ich schätze einige der Foristi sind bei mir schon durchs Revier gefahren .;-)
 
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Welche Möglichkeiten gibt es neben einer intensiven Raubwildbejagung?

Noch intensivere Raubwildjagd. That's it.
Wurde ja eh hier schon von meinen Vorpostern gesagt, Fuchs und Krähe in erster Linie und bitte nicht auf die Wiesel vergessen, wenn im JG erlaubt! Die kleinen Räuber nehmen alles was nach Maus aussieht, also natürlich auch die jungen Hasen. Und nachdem die Wieseldichte meist extrem hoch ist, reichts schon wenn ein Wiesel nur einen ein-zwei Hasen im Jahr erwischt um die Hasendichte spürbar zu senken

Als Beispiel eine Revierfläche, auf der wir 2010 zum Raubwildjagen begonnen haben 140ha, ca. 70 ha Wald 70 ha Wiese. Beides am Stück. Nur zweil kleine Hecken:
Bejagd werden alle 2 Jahre nur 44 ha Wald, welche an die Wiese grenzen. (gezählt wird auf den 70 ha Wiese) (je mehr Hasen vorkommen desto höher steigt auch die gewollte Erlegungsrate um die Dichte zu senken)
2009: 5 Hasen (gezählt wurden 32, möglicherweise lags an der Witterung)
2011: 19 Hasen (gezählt 56)
2013: 36 Hasen (gezählt 90)
2015: 49 Hasen (gezählt 106)

2014: im ungejagten Jahr wurden 117 Hasen gezählt, was zur Folge hatte, dass wir enorm viele verendete Hasen fanden... Deshalb haben wird uns entschieden zu versuchen mit nicht mehr als 60 Hasen auf unserer Referenzfläche ins Frühjahr zu gehen.

Was will ich damit sagen: Die Hegemaßnahmen für Hasen können zwar neben der Raubwildjagd beginnen, müssen aber nicht. Wir haben Grünlandwirtschaft auf den Wiesen, nur 5 ha Acker und der Wald besteht zu 80 % aus Fichtenkulturen, welche in den letzten Jahren zum Mischwald umgebaut werden...
Zu glauben mit Hilfe von Hegemaßnahmen die Zeit- und Arbeitsintensive Raubwildbejagung hintanstellen zu können, ist ein Trugschluss. Man mag dadurch vielleicht die biologische Tragfähigkeit eines Habitats erhöhen, dies hat aber auch eine höhere Raubwilddichte zur Folge, welche deine Bemühungen schlicht und einfach weg frisst.

Am "einfachsten" ist, du nimmst Geld in die Hand (ohne dem gehts nicht) besorgst dir ordentliche Fallen, organisierst dir alles so, dass du das Ganze routiniert und strukturiert machen kannst und dann wirsd du auch Erfolg haben. Dazu betreibst du noch Baujagd und alle anderen Jagdarten, welche zur Raubwildjagd geeignet sind. (Aber ohne Fallen wirds kaum gehen...)
Der Arbeitsaufwand wird dann noch immer größer sein, wie wenn du einmal im Jahr einen Wildacker anpflanzt oder einmal im Leben eine Hecke setzt, es wird auch teurer sein, aber das Resultat wird dich entschädigen.
Wenn du das Raubwild "unter Kontrolle" hast (das wird nie sein, aber wenn du glaubst jz passts) dann kannst du mit Hegemaßnahmen anfangen in dem du zB. Ackerrandstreifen mit Wildkräutern einsäst. Wildackerflächen pflanzt. Deckung durch breite, nicht strukturierte Hecken schaffst. Mit deinen Bauern redest, damit sie Zwischenfrüchte einsäen und diese erst nach dem Winter umbrechen. Weniger produktive Flächen pachtest und dort selber, auf Niederwild abgestimmte Pflanzenmischungen einsäst...

PS.: Aber bedenke: Zuerst kommt nicht gefressen werden, dann erst schöner wohnen... (hab ich von idjmd im Forum :D)
 
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Vielen dank für die informativen Antworten!

Hätte mir nicht gedacht dass auch Krähe und Wiesel soviel Schaden beim Hasen anrichten!


Freue mich auf weitere Beiträge von erfahrenen Jägern!


Gruß



Michi
 
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:thumbup::thumbup::thumbup: an alle Vorredner

Anbei mal meine persönliche Ansichten!!! Beziehen sich "nur" auf Niederwildreviere

Wenn man keine Eigenjagd hat dann ist guter Kontakt mit den Jagdgenossen sehr wichtig. Diese geben gerne mal Hinweise wo zb nen Fuchs rumlauft, Landwirte rufen an bevor Sie Gras mähen, Erlauben das aufstellen von Fallen, etc. Wenn es optimal läuft kann man auch beides verbinden, zb eine Falle beim Bauern aufstellen dessen Hühner vom Fuchs geholt werden. Der gemeinsame Jagderfolg schafft beste Voraussetzungen für weitere Zusammenarbeit. Einfach mal bei den Leute nachfragen wo der Schuh zwickt: manch Landwirt hat Probleme mit Krähen, die die Siloballen zerstören, andere mit Fuchsen und ihren Hühnern, andere mit Rehwild welches die Rosen verbeißen, oder nen Marder in der Scheune. Überall können wir helfen.

Um am Hasenbesatz irgendwas zu ändern ist Raubwildbejagung das wichtigste. Alle anderen Masnahmen nutzen nicht viel wenn das Raubwild die Oberhand hat.
- Fallenjagd - hiermit kann man allen Fleischfressern nachstellen (auch jene von denen man dachte man hat sie nicht im Revier (z.B. Waschbaer)). Das Beste an der Falle, sie fängt 24/7. Wippbetonrohrfallen sind optimal (zugegeben ich habe noch nicht alle Fallentypen ausprobiert aber ein Trend ist trotzdem zu erkennen). Von Jahr zu Jahr wird versucht die Fallenjagd auszubauen und immer mal wieder neue auszuprobieren. Fallenjagd ist auch der einzige legale Weg den Katzenbesatz zu verringern (beim Tierheim abgeben).
- Ansitz - vor allem auf Jungfuchs (auf frisch gemaehter Wiese, gedroschenes Getreide, etc). Am Bau ziehe ich die Jungfuchsfalle vor. Bei Ansitzen auf anderes Wild geht Raubwild immer vor (auch wenn ich auf Sauen Ansitze (gilt nur im Niederwildrevier)).
- Baujagd (hier arbeiten wir zurzeit dran)
- Zum Raubwild zähle ich jetzt auch mal die Krähen. Grade beim den Junghasen schlagen diese zu. Wer schonmal einen Junghasen ohne Augen, halb aufgefressen aber noch lebend gesehen hat freut sich über jeden neuen Kraehenjager. Hier ist die Lockjagd mit dem freundlichen Lockbild das Optimum. Ansitze an Schlafbäumen lohnen sich hauptsächlich auf Elstern.
- Treibjagd - Gerne liegt der Fuchs im Senf oder Raps. Leises Angehen und einen Schützen auf dem Rückwechseln haben schon so machen Jagdkönig gekürt Wer Füchse auf der Treibjagd schießen möchte, darf sich nicht viel bewegen und stellt sich nen halben Meter in den Senf. Fuchs spring wo er am meisten Deckung hat (gerne in Richtung Graben) oder wo er eine Lücke in der Schützenkette sieht. Wenn der Hasenbesatz keine Treibjagd zulässt können stattdessen Fuchsjagden organisiert werden. Jungjäger / Jäger ohne Jagdmöglichkeit freuen sich sehr über solche Jagden (am besten vom Hegering organisiert) und diese sind meist auch bereit durch die Brombeeren zu klettern um die Füchse raus zu drücken Wer sich dabei gut anstellt wird dann noch zur Kraehenjagd eingeladen (Win / Win Situation).

Neben der Bejagung von Raubwild ist das Biotop der zweite große Punkt um die Hasenbesätze zu verbessern. Hier ist man jedoch sehr auf die Hilfe der Landwirte angewiesen oder auf einen dicken Geldbeutel.
Wiesen, vor allem extensive genutzte Weiden (Rinder / Pferdewiesen die nicht gemäht werden) sind optimal. Altgras streifen sind auch super für Hasen. Wer die Möglichkeit hat Wildäcker anzulegen sollte dies tun. Jedoch nicht unbedingt in Straßen nähe (sonst steigt die Wildunfallrate grade beim Rehwild, vor allem bei Klee / Luzerne Wildäckern). Wer jedoch überlegen muss: nehme ich das Geld in die Hand für einen Wildacker oder für eine Falle der sollte immer die Falle nehmen. Wildäcker sollten meiner Meinung nach immer mehrjährig angelegt werden. (das ist meist schwierig) Spätestens nach fünf Jahren müssen unsere Landwirte diese umbrechen (sonst wird es als Grünland eingetragen (riesen Wertverlust)). Wir haben auch festgestellt das es dem Niederwild mehr nützt wenn man den Landwirten überzeugt (ggf. mit Geld) nicht bis zum Graben / zur Straße / zur Waldkante zu pflügen sondern lieber einen /zwei / optimal mehrere Meter ungefluegt und ungespritzt zu lassen. Diese sind dann unsere "Wildäcker".

Wer die Möglichkeiten hat kann Hecken auch sehr einfach sehr Niederwild freundlich machen. Hier aber immer vorher die Eigentümer fragen. Viele Hecken sind unten viel zu Licht, umknicken hilft da schon. Dazu gibt es hier im Forum einige gute Beträge Bitte Suchfunktion bemühen Um es der Luftwaffe nicht zu einfach zu machen sollten keine hohen Bäume in Hecken sein (optimal, leider meist nicht realisierbar / werden oft als Brennholz verkauft)

Die meiste Aufmerksamkeit bezüglich des Biotop benötigt das Niederwild im Winter. Stichwörter hier sind Aesung und Deckung. Zwischenfrüchte können da schon reichen und sind dem Landwirt auch leicht zu verkaufen. Man sollte dann jedoch darauf achten das vielleicht nicht nur Monokulturen (also nur Raps) angebaut wird sondern eine Mischung. Diese Zwischenfruchtmischungen werden dank des Greeings immer öfters in unserer Gegend (das einzig Positive das die Grüne Regierung gemacht hat aus Sicht der Jäger) angepflanzt.

Hasenzählen ist auch eine gute Idee um eine generelle Idee zu haben wie es im Revier überhaupt aussieht. Ein Trend (von Jahr zu Jahr) lässt sich dran gut ableiten. Wir zählen jetzt 3 mal im Jahr (Frühjahr, zwei Wochen vor und zwei Wochen nach der Jagd). Anhand der Zählung wird mit entschieden wie viele Hasen freigeben werden.

Wer auf sich gestellt ist und sich trotzdem wirklich ums Niederwild kümmern möchte ist mindestens 3 mal in der Woche im Revier. Wer das nicht schafft sollte sich trotzdem nicht entmutigen lassen. Egal wie klein der Einsatz auch ist. Jeder Einsatz fürs Niederwild ist besser als keiner. Die Erfolge sind jedoch proportional zum Arbeitsaufwand --> wer viel tut hat nen guten Niederwildbesatz. So schön sich die Theorie jetzt vielleicht auch anhören mag, die Praxis sieht natuerlich etwas anders aus. Man muss sich damit abfinden das manche Reviere mehr Potential haben als andere (mehr Sandböden, etc). Soll heißen nicht jedes Revier hat die Möglichkeit 100 Hasen / 100 ha zu haben. Für manche Reviere sind 30 Hasen / 100 ha schon viel. Egal welches Revier man jedoch hat, wer sein Niederwild pflegt wird auch belohnt.

Sauen tun dem Niederwild auch nicht gut. Mein Ziel ist die Sauen aus dem Feld / Schilfstreifen / kleinen Feldgehölze fernzuhalten, das tut nicht nur dem Geldbeutel gut (wildschaden) sondern auch dem Niederwildbesatz.

Ansonsten bleibt nur noch zu sagen, dass man die oben aufgefuehrten Punkte nicht unbedingt also Arbeit ansehen darf sondern als Verguengen und Herrausvorderung.

In diesem Sinne
Waidmansheil
 
Registriert
21 Nov 2005
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PS.: Aber bedenke: Zuerst kommt nicht gefressen werden, dann erst schöner wohnen... (hab ich von idjmd im Forum :D)


Das dürftest du in der Signatur von @Marterhund gelesen haben, der Werner Kuhn (bei einem Vortrag in Erfurt?) zitiert hat.
Allerdings hat Werner diesen Satz zwar geprägt, stammen tut er aber nicht von ihm ;-).

Trotzdem richtig. :thumbup:
 
Registriert
22 Nov 2015
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3.139
Ich habe wirklich Verständnis für meine Berufskollegen, wenn man mit solchen Maschinen aufs Feld oder die Wiese muss.

Die Betriebe werden aufgrund des wirtschaftlichen Drucks immer größer, längere Schönwetterperioden sind oft Mangelware und viele Betriebe haben selbst gar keine Maschinen mehr.
Da kommt der Maschinenring oder der Lohnunternehmer mit der größten möglichen Ausstattung an PS und Arbeitsbreite.

Nur gut finden im Bezug auf das Wild / Lebewesen in diesen Lebensräumen tu ich das bestimmt nicht... :no:

Gerade das Ernten in der Nacht hat der :twisted: erschaffen!
Was hier im Mähdrescher oder Rübenorder seine ewige Ruhe findet, will ich gar nicht genau wissen...
 

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